Die Sonaten von Alexander Skrjabin

relevant ist zusätzlich noch, dass der in seiner Herleitung dominantische "mystische Akkord" keine dunkle mollgetrübte Färbung aufweist, sondern eindeutig so eine Art strahlende Durqualität hat (also eine helle, leuchtende "harmonische Farbe") - selbst die krass dissonanten Tremoli der 10. Sonate haben diese "helle", "durartige" Klangqualität. Kurzum: düster ist das berühmte Klangzentrum nicht, auch nicht schrill oder grell.

Wenn Scriabin im Spätwerk düstere Klänge braucht, dann wird oft die None im P-Akkord tiefgestellt (Also: c-b-e, fis-a-des)
Öfters wird der Akkord in den oberen Regionen durch die Quinte ergänzt, was für die verwendete 'Tonleiter' interessante Möglichkeiten eröffnet.
Zum Erkennen des Klangzentrums ist das Dominant-Element Grundton-Septime-Dezime (also in C: c-b-e) häufig nützlich. Dieser Dezimengriff ist sehr häufig, insbesondere mit darunter gestelltem Tritonus. In den ganz späten Werken gibt's dann auch noch die vermollte Variante (in C mit es statt e)!
 
Zitat von Troubadix
Diese Sonate ist die mit Abstand am häufigsten gespielte Sonate des späten Skrjabins und die einzige der letzten Sonaten, die man ruhigen Gewissens zum Standardrepertoire zählen kann. Demzufolge liegen auch viele Einspielungen der Sonate vor. Allerdings kommt meiner Meinung nach keine an Horowitz heran. Bei ihm bekommt man wirklich Angst, wenn er das Böse marschieren lässt.
Ich halte die Horowitz-Aufnahme nicht für die beste Wahl der 9. Sonate. Er übertreibt es ein wenig mit der nervösen Komponente dieser Musik. Die Spannung des Stücks gipfelt in einem enorm wuchtigen Höhepunkt, auf den sich alles hin entwickelt. Bei einem ersten Spielen könnte man meinen, ''alla marcia'' ist bereits der Gipfel, ist aber nur ein weiterer Abschnitt auf dem Weg. Die den Höhepunkt tragende Linie liegt schließlich in der linken Hand, unterstützt durch die nervösen virtuosen Figuren in der rechten Hand. Eine gute Interpretation unterstützt die transparente Entwicklung des Stückes dahin und gestaltet den Höhepunkt kontrolliert und nachvollziehbar. Hier versagt Horowitz meines Erachtens. Es klingt bei ihm so, als wäre die Exstase, um Skriabins Vokabular zu verwenden, bereits vorher erreicht. Richter (Warschau Recital) macht es ähnlich, aber weniger extrem. Ich kenne sicherlich nicht alle Aufnahmen, eine vollends gelungene kann ich bisher nicht erkennen, der Referenzstatus wurde wohl auch ofiziell noch niemandem attestiert. Ugorsky scheint bisher die plausibelste Interpretation geliefert zu haben. Es setzt den Gipfel der Spannungskurve an die richtige Stelle. Der Clou des Stückes ist wohl der Umstand, dass die langfristig aufgebaute Spannung schließlich in nur vier Takten zusammenbricht. Die Wahrnehmung eine Stückes, dessen Spannungskurve auf Erreichen einer Exstase konzipiert ist, wird essentiell von der Ausgestaltung derselben beeinflusst. Wer einmal die 9. Sonate sich eingeübt hat, weiß, dass die Beherrschung dieses Abschnittes eine Menge an Zurückhaltung erfordert, um für Zuhörer verständlich zu bleiben. Diese Schwierigkeit bleibt auch nach Überwindung aller übrigen Hürden erhalten. Skriabin geht hier definitiv an die Grenzen dessen, was ein Mensch am Klavier klanglich ausrichten kann. Vielleicht überschreitet er sie auch. Das merkt man daran, dass eine Saite gerissen ist.
Übrigens: Außermusikalische Diskurse, zu denen Skriabin mit seinen Bezeichnungen anregt, mögen die Phantasie des Spielers beflügeln, die Spielweise im Kleinen beeinflussen, sind aber - soweit sich der Komponist nicht selbst dazu klar geäußert hat - zumeist rein spekulativ. Sie beziehen sich häufig auch auf die sehr persönliche mystische Weltsicht des Komponisten. Derartige Spekulationen darüber sind meiner Meinung nach für die Interpretation und Wahrnehmung obsolet, nichtsdestoweniger sind sie unterhaltsam. Da die meisten Hörer ohnehin den Notentext niemals sehen werden, musikalische Umsetzungen dieser Bezeichnungen nicht rückübersetzbar sind, sind diese Bezeichnungen im Notentext ansonsten eher vom theoretischem Interesse. Diese meinige Position in dieser Frage ist sicherlich streitbar.
 
Es gibt mindestens 2 Horowitz Aufnahmen der 9. Sonate. Die eine (etwa 1953) entstand kurz vor seiner großen Konzertpause und ist extrem schnell, ziemlich hysterisch aber im Zusammenfassen der Form und natürlich technisch sensationell.
Die spätere Aufnahme von 1965 ist wesentlich mehr an Details und einem vielfältigen Klang interessiert!
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt mindestens 2 Horowitz Aufnahmen der 9. Sonate. Die eine (etwa 1953) entstand kurz vor seiner großen Konzertpause und ist extrem schnell ziemlich hysterisch aber im Zusammenfassen der Form und natürlich technisch sensationell.
Die spätere Aufnahme von 1965 ist wesentlich mehr an Details und einem vielfältigen Klang interessiert!
Danke für den Tipp. Ich habe in meinem Archiv nachgesehen und mir beide Aufnahmen noch einmal angehört. Tatsächlich schlägt die zweite Aufnahme die frühere um Längen. Es handelt sich dabei um das Carnegie-Concert, jene Aufnahme, die Horowitz nachträglich ediert hat, um wenigstens einen gravierenden Fehler zu überspielen (bei Schumann). Es fällt z.B. auf, dass die Triller, die hier eine Rolle spielen, die weit über bloße Verzierungen hinausgehen, angemessen zu hören sind. Sie sind in der früheren Aufnahme so schlecht gespielt, dass es dafür einen besonderen Grund geben muss. Ich vermute, dass Horowitz dort sehr großes Lampenfieber hatte, auch denkbar: Die Spannungsentwicklung des Stückes gleicht einer reversiblen Gehirnwäsche. In jungen Jahren steht man nicht unbedingt immer so leicht über den Dingen. Ferner fällt auf: Das Ausbruchsmoment innerhalb einer Phrase, dass schon beim jungen Skriabin ein Stilmerkmal ist, wird von Horowitz auch in der zweiten Aufnahme übertrieben. Er bringt den Höhepunkt einer Phrase teilweise mit maximaler Kraft und dann noch staccato. Damit erreicht er vielleicht, dass auch der Schläfer im dritte Parkett aufwacht. Wenn Horowitz ordentlich zulangt, macht er das mitunter ohne Pedal und mit mehr Einsatz der rechten Hand im Gegensatz zu seinen Kollegen, bei denen das mehr basslastig und nicht so abgehackt klingt. Das ist eine Stileigenschaft, die mir bei Horowitz immer wieder unangenehm auffällt. Die Tempi sind in der zweiten Aufnahme auch stark verändert. Nach alla marcia folgt keine nennenswerte Tempobeschleunigung. Er dreht aber die Lautstärke richtig auf, so dass ihm bei der Darstellung des Höhepunktes nichts weiteres übrig bleibt zur Steigerung der Spannung als eben die Erhöhung des Tempos. Hier übertreibt er. Der Höhepunkt ist klar markiert durch die plötzliche starke Temposteigerung, aber eigentlich kaum verständlich. Interessanterweise folgen auf alla marcia noch einmal Trillerfiguren. Die meisten Pianisten sehen darin nur einen Übergang zu der pianistischen Pyrotechnik, die dann folgt. Sie spielen einfach darüber hinweg (Richter eingeschlossen). Wenn ich dort angekommen bin, erzeugen diese Triller ein Gefühl der Schwerelosigkeit. Daher dehne ich die Stelle. Das gedrosselte Tempo gibt dann für den weiteren Verlauf ganz andere Möglichkeiten, noch einmal ''richtig aufzudrehen''. Horowitz überdreht Tempi und Ausdruck deutlich, aber nicht mehr so stark, wie in der ersten Aufnahme. Anders ausgedrückt: Horowitz nutzt die volle dynamische Bandbreite von ppp bis fff, aber zu oft und zu offensichtlich. Das ist möglicherweise auch dem Versuch einer Anpassung an eine eine Zeit geschuldet, in der Skriabin noch nicht so bekannt war. Das Publikum war ein anderes als das heutige. Die anderen Aufnahmen, von Richter, Ogdon, Lettberg, bis etc.: Sie klingen alle sehr unterschiedlich, nur scheint sich niemand an Horowitz zu orientieren. Die neunte von Skriabin ist nach aller subjektiven und objektiven Ästhetik bei Ugorski sehr angemessen gelungen. Um nicht missverstanden zu werden: Horowitz gehört sicher zu den besten Pianisten seiner Epoche. Es liegt in der Natur der Sache, dass bei der hohen Anzahl an veröffentlichten Schallplatten von Horowitz der eine oder andere Flop dabei ist. Wenn man an Skriabin interessiert ist, lohnen sich Aufnahmen unterschiedlicher Pianisten. Die Ergebnisse innerhalb einer CD sind extrem heterogen, von sehr gelungen bis völlig unverständlich. Und noch etwas: Skriabin gewinnt enorm durch die moderne Aufnahmetechnik.
 
@Triangulum
Herzlich willkommen im Forum! Offenbar bist du ein Profi...
Ich würde mich freuen, wenn du ein paar Worte über dich selbst schreiben würdest!

Neugierig? Nein, interessiert:001:
 
@Triangulum
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Neugierig? Nein, interessiert:001:
Da ich nicht weiß, wer was mit persönlichen Infos macht, ziehe ich es vor, komplett in der diffusen Dunkelheit der Webanonymität zu verbleiben.
Nur soviel: Es gilt die Vorgabe von Schönberg: Man muss für jeden einzelnen gespielten Ton begründen können, warum man ihn so spielt, nach Gefühl reicht nicht. Außerdem: Rubato-Spiel ist nicht kontraindiziert! Im Grunde ist damit alles gesagt.
Existiert irgendwo eine Welte-Mignon Aufzeichnung von Skriabin's 9.er? Bei Google wurde nichts angezeigt.
 
Ich wage mich mal in den Kreis der Profis und Könner hinein.
;-)

Existiert irgendwo eine Welte-Mignon Aufzeichnung von Skriabin's 9.er? Bei Google wurde nichts angezeigt.

Nach seinen selbst gespielten Werken habe ich vor längerer Zeit Ausschau gehalten und diese Informationen gefunden (die Du wahrscheinlich auch schon entdeckt hast). Demnach hat er sie leider nicht aufgenommen.

Auf dieser CD mit Aufnahmen Skrjabins ist sie auch nicht enthalten.

Die neunte von Skriabin ist nach aller subjektiven und objektiven Ästhetik bei Ugorski sehr angemessen gelungen.

Das liegt aber doch (mutmaßt eine Laiin) auch daran, dass er sich – im Vergleich zu seinen Kollegen – am meisten Zeit lässt, oder? Zwischen der Interpretation von Richter und Ugorski liegen mehr als 2 ½ Minuten. Die Dauer der beiden Aufnahmen von Horowitz sind auch unterschiedlich lang, wenn auch deutlich weniger auffällig als bei der erstgenannten.
 
Das liegt aber doch (mutmaßt eine Laiin) auch daran, dass er sich – im Vergleich zu seinen Kollegen – am meisten Zeit lässt, oder? Zwischen der Interpretation von Richter und Ugorski liegen mehr als 2 ½ Minuten. Die Dauer der beiden Aufnahmen von Horowitz sind auch unterschiedlich lang, wenn auch deutlich wenige
Das ist sicherlich ein richtiger Aspekt. Das liegt aber vor allem an dem, was vor alla marcia passiert. Man kann das ausprobieren, wenn man mit das Thema bereits schneller angeht. Entscheidend ist die allgegenwärtige Kraft, die das Stück pausenlos vorantreibt, unübersehbar auch durch Scriabins Tempi vorgegeben. Man merkt auch bei Horowitz, das die Tempi sehr bewusst so gewählt sind, er wusste genau, was er er da tat. Bei Ugorski sind die Tempi nie extrem ausgereizt. Sein Spiel ist nicht so ultraexpressiv wie bei Horowitz. Auch nicht bei den anderen Sonaten, soweit ich das bis jetzt gehört habe. Er fokussiert mehr auf Klang und Melodielinie. Das sind zwei verschiedene Ansätze. Ich habe ihn einmal vor vielen Jahren im Konzert gehört. Da hat er sich offensichtlich über das Handyklingeln aus dem Publikum so geärgert, dass er Verzögerungen bei Mussorgski eingebaut hat, die ebenso nervten. Als Zugabe gab's dann Für Elise. Eigentlich wollte ich dieses Konzert aus meinem Gedächtnis streichen.
Auch andere neuere Aufnahmen sind eher auf Klarheit bedacht. Das Stück liegt darüber hinaus sehr gut in den Händen, was bei Scriabin nicht immer der Fall ist. Daher kann man einen weiten Bereich an Tempi ausprobieren ohne an technische Grenzen zu stoßen. Man kann dann zwei Minuten schneller sein oder langsamer: Wenn es gut gemacht ist, kann das eine wie das andere überzeugen.
Ich selbst bin hauptsächlich an der Spannungskurve interessiert. Man entwickelt mit der Zeit eine regelrechte Choreographie dafür. Logische Brüche sind unverzeihlich. Und natürlich an der Entwicklung des Klangs.
Als eine gute Aufnahme bezeichne ich per definitionem eine klar durchdachte, schlüssige und transparent umgesetzte, also nachvollziehbare Interpretation. Ferner muss nach subjektiver Erfahrung der Wunsch auf wiederholtes Hören entstehen. Eine solche Aufnahme gibt es noch nicht für die 9. Allerdings habe ich die Hamelin-Aufnahme noch nicht. Übrigens fehlt auch für die 24 Preludes, die hier ein eigenes Forum bilden, eine entsprechende Aufnahme.
Ich schweife nun etwas ab, ich habe gerade Zeit; Klarheit gibt es auch bei sehr schnellen Tempi. Z.B. die fis-moll Etude von Rachmaninoff in der irrwitzig schnellen Interpretation von Gavrilov. Man hört jeden einzelnen Ton. Alles Staccato. Viel mehr kann das menschliche Gehör zeitlich nicht auflösen. Als Großmeister seiner Zunft weiß er natürlich genau, wieweit er gehen kann, um nicht den Hörer zu überfordern und die Kritikergeduld überzustrapazieren. Leider hat er die Skriabin-Sonaten nie eingespielt.
Ich bedaure, das der Komponist dieses Werk nicht als Aufnahme hinterlegt hat. Wäre hochinteressant gewesen, was er sich konkret unter einer Exstase vorgestellt hat. Denn das Konzept birgt vielleicht einen Widerspruch. Ein Pianist, der am Ende in Exstase verfällt und gleichzeitig überzeugend spielt - wie soll das gehen. Letztlich ist dieses Stück dann doch der Triumph des Willens über die Exstase.
Dass jemand, der so etwas komponiert hat, ein brillianter Pianist gewesen sein muss, ist dringend zu erwarten.
 

Gavrilov hat die vierte Sonate und die cis-Moll Etüde eingespielt!
 
Gavrilov hat die vierte Sonate und die cis-Moll Etüde eingespielt!
Ein guter Hinweis, eine Lücke in meinem Archiv. Die Aufnahme kostet als CD mittlerweile über 80 €. Es existiert noch eine weitere Pressung bei EMI zusammen mit einigen Rachmaninoff-Stücken zum Schleuderpreis. Leider kann ich bei Amazon nicht einsehen, was genau darauf enthalten ist (Eminence). JPC hat nichts mehr gelistet. Die vierte Sonate ist eigentlich nicht einer meiner Studienziele. Nur noch die fünfte, später. Die cis-moll Etude, nun ja, die hat ja jeder fortgeschrittene Klavierspieler wohl hinter sich, obwohl man sie kaum im Konzert zu hören bekommt. Kurz bevor mein erster Klavierlehrer verstarb, habe ich sie zum Abschiedskonzert gespielt. Das ist maximal aufwühlende kraftvolle Musik. Gavrilov ist sicher der richtige Mann dafür. Ich kenne die Biographie dieses interessanten Pianisten nicht, habe mich aber gewundert, dass er dann zunehmend ins Barockfach seine Schwerpunkte verlagert hat.
 
und ich freue mich, dass Du sie Dir genommen hast. Vielen Dank dafür!
Da sind noch ein paar Minuten! Ich habe Lettbergs Verion und Sokolov noch einmal verglichen. Lettbergs Version ist sehr klar, bis auf die Passage vor alla marcia. Dort setzt sie massiv das Pedal ein und produziert einen gediegenen Klangteppich. Na ja, schon klar, warum sie das macht. Ich mache das anders. Sokolov, auch ein ausgefallenerer der interessanten Pianisten der Gegenwart, produziert eine Aufnahme, die genauso schlecht ist, wie die Horowitz-Aufnahme von 1953. Ich vermute, dass sie eine Parodie auf ebendiese darstellt. Sokolov lässt auch einmal den Triller komplett weg, der Flügel klingt wie ein verstimmtes Western-Klavier. Die Hörperspektive ist dermaßen subjektiv, wo hat da das Mikrofon gestanden? Ich rate ab. Sokolov hat kürzlich eine Version von Rameaus Rappel d.O. vorgelegt, die sich auf Referenzniveau bewegt, warum dann diese Aufnahme? Seine Konzerte sind zu empfehlen. Teilweise verblüffend, zu welchen funktionierenden Ergebnissen er kommt.
 
Meine liebste Aufnahme der neunten Sonate ist noch immer die mit dem Schwiegersohn von Scriabin dem unvergleichlichen Vladimir Sofronitzky.


Es gibt noch eine zweite Aufnahme mit ihm, die arg metallisch klingt und stellenweise auch etwas verwaschen klingt.
 
Falls sich doch noch einmal jemand hierher verirrt, hat er vielleicht Ideen für folgende problematische Stelle in der 9. eine Idee. Die erste betrifft im Takt 19 das f''. Mein Ringfinger reicht dort auch mit maximaler Dehnung nicht hin. Arpeggieren scheidet aus (geht zwar, klingt aber nicht). Man kann das f' als Vorschlag synchron mit dem Vorschlag im Bass spielen. Zeitweise spiele ich auch den gesamten Bassakkord als Vorschlag und spiele dann das f'' mit der linken Hand. Möglich wird das, weil das das Phrasenende ist, wo ich hier ein ritardando spiele, also genug Zeit habe. Das sind alles Behelfe, die nicht dem Urtext entsprechen.
Auf YouTube findet man noch eine Aufnahme (die älteste ): Anton Rhoden von 1918. Das ist wirklich bemerkenswert, wie langsam er startet. Scriabin ist im Notentext nicht über f hinausgegangen (auch in der 10. nicht mehr). Man ist also gemahnt, sich zu bremsen (obwohl alle fortissimo spielen). Die Orchestertranskription, die hier auch irgendwo eingefügt ist und die gut gelungen ist, setzt - in der Aufnahme jedenfalls - das textgetreu um. Das steigert allerdings dann die Dramatik zum Ende weniger. Vielleicht muss man das so sehen, wie Schönberg es einmal formulierte: Viele Wege führen nach Rom, nur nicht der Mittelweg. Wenn man Scriabin selbst am Klavier hört z.B. bei Op. 11/14, (mit 24 meine Favoriten) fällt auf, dass er die notierten Ausbrüche in mehreren Phrasen sehr zurückhaltend spielt. Diese Aufnahme ist ein Glücksfall. Die Interpretation klingt sehr flüssig, wie aus einem Guss. Die Interpretation von Komponisten bei ihren eigenen Werken ist so eine Sache. Man muss muss auch berücksichtigen, dass in Russland damals das Zeigen von Gefühlsregungen als äußerst unfein galt. Trotzdem hat mich das so beeindruckt, dass ich dieser Lesart erst einmal ungefähr folge. IMG_6295.JPG
 
Eine zweite Lösung könnte es sein (wenn das möglich sein sollte) das f'' mit dem 5. und das ges'' mit dem 4. darüber. Ds ergibt eine andere Handstellung.
 
Eine dritte Möglichkeit wäre es den ganzen Akkord links arpeggiert vorweg zu nehmen und das ges'' mit dem 3. Finger links anzuschlagen.
 
Scriabin ist im Notentext nicht über f hinausgegangen (auch in der 10. nicht mehr).
Sonate Nr. 10 Takt 221 hat die Anweisung fff:
Skrjabin Sonate 10 fff.png
(das ist ab dem mit crescendo erreichten forte in Takt 211 (puissant,radieux) auch kein Wunder, da ab hier die immer grellere Klangkulmination der Sonate mit den berühmten "Akkord/Cluster-Trillern" einsetzt, was sich eben weiter steigert bis zum fff)

((Vers la flamme Takt 129 ff))
 
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