Die Perlen der Anfängerliteratur

Klafina

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Ausgehend von einem Zitat von @chiarina frage ich Euch einmal, liebe KL:

Habt Ihr "Perlen" in der Anfängerliteratur - Stücke, die Ihr mit allen Klavierschülern gerne macht, die Ihr besonders wichtig und ertragreich, aber auch schön und gelungen findet (aus der großen Liste der Anfängerliteratur und darüber hinausgehend)?
 
Spontan, wirklich ganz spontan: nein. Aber, ich merke, dass ich mir Stücke nur für einen bestimmten Schüler (als) "besonders" vorstellen kann. Fast schon so als, spielte es ein zweiter, er dieses dann entweihen.

ArdW: bestimmt eine gute Sammel- Thread Idee. Bin gespannt ob, und was man hier so herantragen wird. Sonst ist das alles immer über sämtliche Fäden, User und Jahre verstreut.
 
Man sollte insbesondere auch die Klavierschüler fragen, was ihnen besonders gefiel, was sie inspirierte und motivierte.
 
Liebe Klafina,

wie du schon sagst, ist der Bereich der Anfängerliteratur riesig und es ist sehr schwer, überhaupt eine Auswahl zu treffen.

Grundsätzlich richte ich die Stückauswahl nach den Vorlieben des Schülers und dem, was ich didaktisch für sinnvoll halte, also nach dem, was der Schüler aus meiner Sicht lernen sollte. Und das ist so unterschiedlich, dass es sein kann, dass bestimmte Stücke jahrelang nicht mehr von mir unterrichtet werden. Für mich als Lehrerin ist auch gerade die Vielfalt das Spannende - immer wieder Neues kennen zu lernen anstatt immer die gleichen Stücke zu unterrichten.

Trotzdem gibt es für mich ganz persönlich besonders schöne Stücke. Ich halte dabei den Bereich "Anfänger" bewusst niedrig - was "Anfänger" sind, wird auch hier im Forum äußerst verschieden interpretiert... . :-D

Unter den wunderschönen "24 kleine Stücke für Klavier" op. 39 von Kabalewski finde ich z.B. den kleinen "Walzer" (Nr. 13) absolut bezaubernd wie auch die "Kleine lustige Geschichte" (Nr. 14), "Galopp" (Nr. 18), und "Die Clowns" (Nr. 20).

Bei den Menuetten von Mozart liebe ich besonders aus dem Notenbüchlein für Nannerl das C-Dur und F-Dur-Menuett (K6) :

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,

dann das Menuett F-Dur KV 5:

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.

Bei Bachs "Kleine Präludien und Fughetten" fällt die Auswahl auch schwer. Besonders schön finde ich das d-moll-Präludium BWV 926, das F-Dur-Präludium 927, das e-moll-Präludium 938 und das c-moll-Präludium 999.

Bei Schumanns "Album für die Jugend" liebe ich alle ***-Stücke sowie die "Melodie", "Stückchen", die "Kleine Romanze", den "Knecht Ruprecht", die "Kleine Studie" u.v.a. Ich fürchte, generell bin ich jemand, der vieles liebt und eher selten sagt, "das mag ich nicht". Wenn, dann nur, weil ich mich an bestimmten Stücken wie z.B. der "Appassionata" überhört" habe in der Studienzeit. :D

O.k., weiter im Text. :)

Bei den "Musique d'enfants" op. 65 von Prokofieff mag ich sehr gerne die Nr. 8 "La pluie et l'arc-en-ciel". Auch die Nr. 10 "Marche".

Von Chatschaturjan liebe ich natürlich das "Andantino" und auch die "Etüde" aus "Bilder der Kindheit" und auch sehr den "Trauermarsch" aus "Klänge der Kindheit".

Für totale Anfänger sind wirklich alle Stücke in "Kleine Stücke für Klavier" von Gunter Kretschmer echte Perlen. Ich liebe diesen Band. Hier in einer Gesamtausgabe.

Für ein bisschen weiter fortgeschrittene Anfänger sind sehr schön auch die "Nordic Piano Ballads" von Erland Sjunnesson. Z.B. der "Waltz in D-Min" ist etwa auf dem Spielniveau wie leichtere Stücke aus dem Jugendalbum von Tschaikowsky.

Aus letztgenanntem finde ich besonders schön den "Leierkastenmann", den "Lerchengesang", die "Süße Träumerei", das "Neapolitanische Tanzlied", die "Mazurka", "Die kranke Puppe", den "Walzer"... .

O je, ich würde noch ewig daran sitzen - das muss fürs erste reichen. :D

Generell ist es so, dass Geschmäcker sich unterscheiden und meine Lieblingsstücke nicht unbedingt die der Schüler sind. Zum zweiten muss man, um bestimmte didaktisch-methodische-technische-musikalische Dinge zu lernen, nicht ein bestimmtes Stück spielen. Wir haben das Glück, mit unserem Instrument eine riesige Auswahl an geeigneter Literatur zur Verfügung zu haben, so dass wir in Bezug auf den Unterricht und den Schüler sehr individuell agieren und auswählen können.

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich finde alles gut, was zum Vom-Blatt-spielen führt bzw. zum Improvisieren/Komponieren anregt, also Ideen und Bausteine liefert. Nur mühsam erlerntes Nachspielen macht genau betrachtet keinen Sinn, weil es Tausende von Stücken gibt. Das demotiviert, und man endet schlimmstenfalls wie ein Hilfloser im Regenwald.
 
Ich finde alles gut, was zum Vom-Blatt-spielen führt bzw. zum Improvisieren/Komponieren anregt, also Ideen und Bausteine liefert. Nur mühsam erlerntes Nachspielen macht genau betrachtet keinen Sinn, weil es Tausende von Stücken gibt. Das demotiviert, und man endet schlimmstenfalls wie ein Hilfloser im Regenwald.

Lieber ehenkes,

Improvisieren/Komponieren etc. und das Spielen von bereits vorhandener Literatur schließt sich doch nicht aus!

Bausteine liefern die Perlen der Anfängerliteratur, um beim Fadentitel zu bleiben, reichlich, aber in welcher Vollendung! Diese Bausteine sind eingebettet in wundervolle Musik, die es sich zu erkunden lohnt. Ich bezeichne das keinesfalls als "Nachspielen", es ist eher eine Entdeckungsreise, bei der man auch viel von sich selbst hineingibt. Wenn man schon lernt, sollte man doch gleich von den Besten lernen!

Zum zweiten ist ist die methodische Herangehensweise an ein Stück etwas ganz anderes als besonders schöne Stücke hier im Faden mal aufzulisten. Methodische Vielfalt ist bei der Erarbeitung angesagt und die kann z.B. darin bestehen, vom Klavierlehrer, bevor man das Stück überhaupt vor der Nase liegen hat, auditiv und improvisatorisch an Motive, musikalische Bausteine oder besondere technische Schwierigkeiten herangeführt zu werden. Da gibt es viele Möglichkeiten, die Kreativität sowohl von seiten des Schülers als auch des Lehrers erfordern.

Zum dritten: demotiviert es dich beim Lesen eines Buches, dass es Tausende von Büchern gibt, die du noch nicht gelesen hast? Oder motiviert dich der Inhalt und die Sprache des Buches vor deiner Nase, weiter zu lesen und genau dieses Buch zu lesen?

Liebe Grüße

chiarina
 
Und dann gibt es da noch den pubertären Schüler, der nach 6 Monaten Unterricht keinen einzigen Ton seiner Aufgaben ( die didaktisch orientiert sind, und zugleich seinen Geschmack berücksichtigen) geübt hat, dafür aber vollkommen begeistert "Skyfall" aus dem Internet heruntergeladen und daran herumgewurschtelt hat...oh Graus und Schreck...
 
Und dann gibt es da noch den pubertären Schüler, der nach 6 Monaten Unterricht keinen einzigen Ton seiner Aufgaben ( die didaktisch orientiert sind, und zugleich seinen Geschmack berücksichtigen) geübt hat, dafür aber vollkommen begeistert "Skyfall" aus dem Internet heruntergeladen und daran herumgewurschtelt hat...oh Graus und Schreck...

Das ist jetzt aber keine Perle. Nicht einmal unter den Anekdoten.
 
Mir haben auch sehr gut die melodischen Übungsstücke op 149 von Diabelli gefallen. Gerade das vierhändige Spiel im absoluten Anfängerstadium hat meinem Sohn viel Spaß gemacht. Man lernt dabei, auf den anderen (und sich selbst!) zu hören;-)
 
die Diabelli-Stücke mag ich auch, obwohl ich sie bislang noch nie gespielt habe - ich höre sie nur manchmal, wenn ich (absichtlich) etwas früher zum KL komme und dann denjenigen zuhöre, die vor mir Unterricht haben.

Als Klavierschüler fand ich selbst bislang besonders lohnenswert:

J.C.F Bach: Solfeggio aus "Musikalische Nebenstunden am Klavier"
Händel: Sarabande und Variationen
F.Kuhlau: Op42/1 Thema aus österr.Volkslied mit 9 Variationen
J.S.Bach: Kleines Präludium BWV939
 

Keine Frage - jeder Schüler/jede Schülerin ist anders, Mitspracherecht sollte auch sein und penetrante Nichtüber/innen existieren gewiss auch. (Zu letzteren habe ich vor langer Zeit auch mal gehört.)

Trotzdem finde ich es interessant zu lesen, was KL denn für Präferenzen haben.

@chiarina - Mehrfachlike für Deinen tollen Beitrag!!

(Solltest Du mal Zeit und Lust haben, mach' ruhig weiter - ja, das Anfängerniveau geht ja bei uns im Forum bekanntlich bis zu den Goldbergvariationen.)
 
Man sollte insbesondere auch die Klavierschüler fragen, was ihnen besonders gefiel, was sie inspirierte und motivierte.
Aus Klavierschülersicht: Meine absoluten Lieblingsstücke sind die aus Bartoks „Für Kinder“. Man lernt viel als Anfänger, sie wachsen mit dem Können mit und mir machen sie auch heute noch Spaß. Daran erkennt man die wirklich guten Sachen.
@chiarina: Super, Deine Aufzählung. Vieles kannte ich gar nicht.
 
Wenn man schon lernt, sollte man doch gleich von den Besten lernen!
Da kann man nur zustimmen ...

demotiviert es dich beim Lesen eines Buches, dass es Tausende von Büchern gibt, die du noch nicht gelesen hast? Oder motiviert dich der Inhalt und die Sprache des Buches vor deiner Nase, weiter zu lesen und genau dieses Buch zu lesen?
Da gebe ich dir ebenfalls recht.

Ich wollte meinen Beitrag nicht so verstanden wissen, dass man nicht nachspielen soll, aber man kann die Entdeckungsreise auch übertreiben. Die richtige Balance macht es aus. Es ist wie beim Buch lesen. Man möchte auch selbst in der geübten Sprache sprechen und schreiben.
 
Man kann sich auch gleich ins Grab legen, schließlich gibt es noch ein paar Milliarden andere Menschen, und man wird sowieso sterben.
Das ist ein schwieriger Punkt. Hier kommt die Frage nach dem Sinn des eigenen Lebens und der Bedeutung westlicher Musik ins Spiel. Immerhin belegen Chinesen und Inder die Plätze 1 und 2 in der Weltbevölkerungsstatistik.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich möchte nur vorsichtshalber auf diesen Thread für Anfängerliteratur verweisen, der inzwischen ebenfalls eine Fülle an Vorschlägen bietet:
https://www.clavio.de/threads/klaviernoten-fuer-anfaenger.13277/

Gutes Material ist also zuhauf vorhanden.

Es ging mir eben nicht um eine Dopplung dieses Fadens! Ich und viele andere kennen den Klaviernoten- Faden seit Jahren und viele haben daran mitgewirkt.
Habe ich mich im Ausgangspost so unklar ausgedrückt? :konfus:
 
Nein, ich wollte ihn nur erwähnen. Nicht jeder kennt diesen interessanten Thread.
 
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