crescendo und decrescendo

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newbie123

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Hallo

ich weiß das crescendo "allmählich lauter werden" und decrescendo "allmählich leiser werden" bedeutet. Im Notentext gibt es jedoch unterschiedliche Schreibweisen für crescendo und decrescendo.
In dem Stück das ich gerade spiele ist zum einen das Zeichen für crescendo, also diese Gabel verzeichnet und an einer anderen Stelle nur das Wort crescendo.
Dazu hätte ich Fragen:
Muss man bei der Gabel, nur und genau innerhalb des Bereichs der Gabel lauter werden?
Bis zu welchem Punkt bzw. innerhalb welchen Bereichs, muss man bei dem Wort crescendo allmählich lauter werden (bis zur nächsten Abkürzung der Anweisung der Tonstärke, also z.B. forte?)?

Und noch eine Frage zu den Abkürzungen der Tonstärke (also p, pp, mp, f usw.). Wenn diese Abkürzungen (ohne irgendwelchen Zusatz) im Stück verzeichnet sind, muss man dann abrupt ab diesem Punkt die jeweilige Tonstärke spielen?
 
Muss man bei der Gabel, nur und genau innerhalb des Bereichs der Gabel lauter werden?

Eigentlich Innerhalb des Bereiches. Aber ganz genau muss das nicht sein, hauptsache das Crescendo ist einigermaßen im richtigen Moment da, da kannst du auch auf dein Gefühl vertrauen. Irgendwann merkt man ja, wann ein Crescendo angebracht ist und wann nicht.

Bis zu welchem Punkt bzw. innerhalb welchen Bereichs, muss man bei dem Wort crescendo allmählich lauter werden (bis zur nächsten Abkürzung der Anweisung der Tonstärke, also z.B. forte?)?

Das kommt immer ganz auf den Zusammenhang an. Wenn du z.B. einen steigenden Lauf spielen musst und da das Wort "crescendo" steht, dann ist es wahrscheinlich, dass das crescendo sich auf diesen Lauf bezieht. also eine steigerung der lautstärke bis zum höchsten Punkt des Laufes.
Wie du schon meintest ist es aber auch oft so, adss nach dem crescendo "forte" steht. Also wird eine Lautstärkensteigerung bis zum Forte erwartet..

Aber wie oben schon gesagt: Vertrau auf dein Gefühl! Normalerweise merkt man, wenns nicht angebracht ist.

Und noch eine Frage zu den Abkürzungen der Tonstärke (also p, pp, mp, f usw.). Wenn diese Abkürzungen (ohne irgendwelchen Zusatz) im Stück verzeichnet sind, muss man dann abrupt ab diesem Punkt die jeweilige Tonstärke spielen?
Ja, normalerweise schon (wenn nicht noch ein crescendo o.ä. dabei steht). Es gibt ja oft auch "Ausbrüche", wie z.B. erst kommt pp und dann auf einmal ff...
 
Ich halte es für sinnvoller, mehr den Sinn des Ganzen zu erfassen als sklavisch den "Buchstaben des Gesetzes" zu folgen.

crescendo - decrescendo (bzw. die entsprechenden "Haarnadeln") heißt "wachsend - abnehmend". Ich bezweifele, daß es sich immer und in jedem Fall um eine Änderung von Lautstärke handelt. Zunächst einmal wird damit eine intensivere Veränderung des Spannungsbogens signalisiert. Die Intensivierung von Spannung braucht nicht immer mit bloßem Lautstärkezuwachs einherzugehen (es sei denn, man nimmt amerikanische Serienkrimis zum Maßstab). Manchmal ist es effektvoller, gar nichts zu tun und nur auf den melodischen Fluß zu vertrauen. Eine nahezu unmerkliche Beschleunigung oder Verlangsamung des Tempos können der gewünschten Charakter unterstreichen. (Man darf diese Tempo-Änderung allerdings nicht als solche wahrnehmen.)

Das Auftauchen der Zeichen gibt einen Hinweis, daß nun etwas geschieht. Aber man sollte deswegen nicht gleich in einen wilden Aktionismus verfallen.

Des weiteren: welche Lautstärkeschattierungen stehen auf dem Instrument zur Verfügung? Im Baßbereich naturgemäß mehr als im Diskant. Schon in der zweigestrichenen Oktave ist der Klangzuwachs nach oben hin stark eingeschränkt (und ein crescendo nur mehr Illusion).

Ich mißtraue denjenigen, die mit dem Zentimetermaß messen und apodiktisch den Anfangs- und Endpunkt eines Crescendos festlegen wollen. (Es gilt nicht der Buchstabe, sondern der Sinn.)

Die Crescendo-Nadeln suggerieren ein kontinuierliches Anwachsen der Lautstärke: der zweite Ton lauter als der erste, der dritte lauter als der zweite etc. Der daraus resultierende Klangeindruck ist oftmals "seelenlos". Sinnvoller scheint mir, den Lautstärkezuwachs primär auf die Akzenttöne zu beschränken, die unbetonten Strecken zunächst durchaus leise anzulegen und erst im weiteren Verlauf auch die unbetonten Teile in der Lautstärke etwas anzuheben.

Ein Crescendo über lange Strecken: zunächst behutsam angehen und erst gegen Ende hin aufziehen. Ähnlich bei dem Decrescendo nicht zu früh ins piano fallen.

Und zu guter Letzt: Es erscheint mir fraglich, daß der Schlußton eines Crescendos immer der "laute Paukenschlag" sein muß. Eine ausgewogen abgefederte Endung wirkt bisweilen Wunder.

Um es nochmals zu betonen: Das Ganze hier ist kein Regelwerk, sondern soll als Anregung dienen, wie man interpretatorisch an diese Spielanweisungen herangehen kann.
 
Schöne Antworten, danke.
 
Ich kann mich da ganz den Erklärungen von Tilliwilli und koelnklavier anschließen. Dynamik ist eine sehr subtile Angelegenheit, was in den Noten davon notiert ist, ist oft nur eine Andeutung, man muß dann schon aus dem Zusammenhang, aus dem Charakter des Stückes heraus die Vorstellug davon entwickeln, wie die jeweilige Vortragsanweisung umzusetzen ist.

Und nur zur Ergänzung: dort, wo keine dynamische Bezeichnung notiert ist, muß man natürlich trotzdem etwas machen. Überall in der Musik, im Großen wie im Kleinen, gibt es die crescendi und diminuendi. Es kommt fast überhaupt nicht vor, daß man 2 oder 3 aufeinanderfolgende Noten mit derselben Lautstärke spielt. Bei jeder Gruppe von Noten (auch wenn es nur 2 oder 3 sind) ist eine davon die wichtigere und die anderen führen (aktiv) darauf zu oder setzen (passiv) die Bewegung fort.
 

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