Chopin: 3. Scherzo

  • Ersteller des Themas Pianojayjay
  • Erstellungsdatum

Pianojayjay

Pianojayjay

Dabei seit
17. Mai 2013
Beiträge
6.472
Reaktionen
6.992
Und hier mein 1. Versuch des 3. Scherzo von Chopin. Auch hier weiss ich, was noch ansteht. Der Wettbewerb war einfach zum probieren da, ich wollte ein Ziel haben, wann ich das Scherzo, an dem ich sehr lange geübt habe, das erste Mal testen möchte. Insbesondere in die letzten zwei Seiten muss noch etwas mehr Klarheit rein, den Schluss kann ich um einiges langsamer spielen. Ich finde es interessant was sich alles ergibt, wenn man sich das erste mal selber hört....

 
Hallo Pianojayjay,

zuerst: Ich habe Kissin einmal alle Scherzi hintereinander spielen hören. Dieses war das einzige, nach dessen letztem Akkord er einen tiefen Schnaufer gelassen hat, sich über die Stirn gestrichen hat und einige Zeit gebraucht hat, bis er aufstand. Das Stück ist also auch für Profis eine Herausforderung. Ich habe daher höchsten Respekt davor, dass du dieses schwere Stück als Amateur spielst, dennoch gibt es noch viel zu tun.

Bereits in der Einleitung verzerrst du ohne jeden Grund das Tempo. Das wird dann bei den parallelen Oktaven im ersten Abschnitt richtig deutlich. Meiner Meinung nach beginnst du die zu langsam und führst sie zu unstetig fort, wodurch sich deren Wirkung nicht entfalten kann. Die Differenzierung der Akkorde im choralen Abschnitt finde ich nicht gut. Die Akkorde klingen viel zu hart. Erst ab der pp-Passage im zweiten Choral-Abschnitt klingt das besser. Die Riesel-Passagen klingen dagegen, abgesehen von Unsicherheiten, schon ganz ordentlich.

den Schluss kann ich um einiges langsamer spielen.

Wenn du mit "Schluss" die gesamte Coda meinst so finde ich, dass du das Tempo schon sehr weit am unteren Limit ansetzt. Noch langsamer würde ich das auf keinen Fall spielen, eher deutlich schneller. Das finde ich auch wichtig, damit das ganze Stück rund wird.

Viele Grüße!
 
Danke dass du es dir ganz angehört hast! Als ich mit dem Stück begonnen habe hätte ich nicht gedacht, dass es so schwer ist. Klar habe ich noch Arbeit vor mir aber ich wollte unbedingt jetzt, etwa sechs Wochen vor Warschau, den ersten Versuch wagen. Ich habe mich bei den ersten Chorälen zu sehr auf die "Riesel-Passagen" versteift. Ich hatte vorher nur zwei Minuten an dem Flügel zum probieren und fand ihn beim einspielen nicht optimal vom Klang und Anschlag her. Daher habe ich mir während des Spiels viele Gedanken gemacht. Als es dann recht ordentlich geklappt hat, bin ich entspannter geworden. Ich denke das hört man auch. Der Beginn der Coda darf auf keinen Fall langsamer werden, völlig klar. Ich meinte jedoch eher den aufsteigenden Lauf ganz am Ende. Der darf meines Erachtens dich langsamer sein, dann wird er sauberer. Wie gesagt, erster Versuch! Ich hätte vor sechs Monaten nicht gedacht dass ich das Stück überhaupt angehen würde, meine Lehrerin sagte ich solle es machen....

VG!
 
Ich hatte vorher nur zwei Minuten an dem Flügel zum probieren und fand ihn beim einspielen nicht optimal vom Klang und Anschlag her.
...staccato-presto Oktaven ungleichmäßig, stark verlangsamt und obendrein in dickem Pedal zu spielen, ist aber kein Heilmittel bei solchen Bedingungen... ;-) bei sämtlichen Oktaven gibt es noch einiges zu üben. (üb die Doppeloktaven eine Weile ganz ohne Pedal und versuch, sie staccatissimo zu spielen)

der allererste Choralton ist ein as, das über zwei Takte lang dauert: dieses as muss durchklingen.
 
Guter Tip, werde es mal probieren!
 
Zwar aus voellig unberufenem Munde, aber weil ich Rolfen nur zustimmen kann: Oktaven staccato und leicht. Ich glaube, es huelfe auch, vor allem die "zwei" und die "drei" leicht zu spielen (aber nicht schneller, oder ungleichmaeszig!), damit die Taktschwerpunkte besser herauskommen, der ganztaktige Puls spuerbar wird (ich sage jetzt absichtlich nicht, die "Eins" betonen!). Mir fehlt ganz allgemein die Eleganz, auch wenn das Scherzo daemonisch ist.
Ich verstehe auch nicht, wieso Du den Schluss "langsamer" spielen willst, aber das Tempo schwankt generell unmotiviert.
Es klingt alles sehr "angestrengt". Leg das Scherzo vielleicht eine Woche (zwei Monate waer besser, aber das geht jetzt nicht) weg, dann neu ueben.
Jannis
 
Ihr seid echt klasse ;) werde das alles beherzen, in zwei Wochen dann ;)
 
Lieber Jeremias,

man sieht, wie viel Du schon an dem Scherzo gearbeitet hast! Das ist sehr beachtlich.

Es wurde bisher gesagt, dass die Oktavenpassagen nicht rhythmisch genug sind und der Dreivierteltakt nicht hörbar ist. Das finde ich auch und ich weiß, dass dies technisch nicht einfach zu realisieren ist.

In Deinem Video fällt auf, dass Du jede Oktave als Impuls des kompletten Unterarms spielst (heißt: bewegtes Körperteil ist der Unterarm, bewegtes Gelenk ist der Ellenbogen, haltendes - da übergeordnetes - Gelenk ist die Schulter). Leider bleibt das Handgelenk sehr unbeweglich dabei und das hört man (live sicher noch mehr als auf der Aufnahme).
Die Umsetzung dieses Oktaventhemas gelingt möglicherweise leichter mit geworfenen Handtelleroktaven.
Bewegtes Körperteil ist dabei der Handteller, bewegtes Gelenk ist das Handgelenk und haltendes Gelenk ist das Ellenbogengelenk. Sagt Dir das was, also kennst Du diese Technik? Wenn ja, würde ich Dir das für diese Stelle empfehlen. Du kannst mit dem Unterarm weiterhin Akzente geben, aber eben nicht auf jede Oktave, sondern nur an den musikalisch sinnvollen Stellen. Wenn Du diese Technik noch gar nicht kennst, dann vergiss einfach, was ich schrieb, denn ich will Dich jetzt bewegungsmäßig nicht durcheinander bringen. Dann bleib lieber bei Deiner Technik, aber dann kannst Du vielleicht versuchen, die Schultern zu entspannen und das Handgelenk beim Spielen federn zu lassen.

Zum Thema Handtelleroktaven noch diese Videos:





Ein gutes Beispiel für die Technik, die Du anwendest, ist aber tatsächlich Rubinstein! Also es geht auch aus dem Unterarm, aber bei ihm bleibt das Handgelenk schön locker und die Schultern hängen frei.



Puh, aufregend dieser Sommer, nicht wahr?
Viel Kraft für die nächsten Wochen, wünsche ich Dir.

:ballon::musik:
 
Guten Morgen,
bezugnehmend auf meinen Vorposter kann ich nur sagen, dass eine aufrechte Haltung mit unverkrampften Schultern am Klavier langfristig Ruecken- und Schulterbeschwerden vorbeugen soll. Bei mir wird und wurde darauf immer sehr groszen Wert gelegt.
Ich bin jetzt aber sehr zoegerlich, sich bei irgendeinem "groszen Namen" aus der Haltung oder ueber einen Film "etwas von der Technik" abzuschauen. Bei Rubinstein, den ich uebrigens musikalisch sehr bewundere, erstaunen mich die groszen Bewegungen doch manchmal. Er kann es so, ist auch sicher flexibel dabei und es funktioniert. Ich versuche aber meist mit den Haenden viel naeher an den Tasten zu bleiben und sparsame Bewegungen zu machen. Pogorelich scheint Riesenhaende zu haben, auf jeden Fall finde ich, dass seine Finger oft verkrampft aussehen, aber er muss sie wohl "einrollen", weil er sonst gegen den Tastaturdeckel stoeszt?
Ich persoenlich halte es jedenfalls fuer Oktaven ueberhaupt nicht sinnvoll, sie einzeln mit jeweils einer "Auf-Ab-Bewegung" aus dem Handgelenk moeglichst noch mit eingeklemmtem Abstandshalter zwischen Daumen und kleinem Finger zu ueben. Das verhindert naemlich in fataler Weise die Entspannung zwischen zwei Anschlaegen. Auszerdem muss man ja noch die Versetzung zwischen zwei Doppeloktaven mit in die Bewegung integrieren. Ich habe jetzt dieses Scherzo nie gespielt (leider!), aber ich glaube, ich versuchte lieber die Versetzung mit dem Oberarm zu steuern und da die Oktaven durch "kurzes Greifen" jeweils "mitzunehmen" und alles in eine flieszende Bewegung zu integrieren. Aber moeglichst wenig "Auf-Ab", das die horizontale Bewegung stoert. Beim "Greifen" "prallt" dann die Hand automatisch etwas nach oben ab, aber so wenig wie moeglich, soweit wie noetig.
Wirklich Kopfzerbrechen, glaube ich, machten mir die Stellen ab Takt 573 (oder wars 473?) mit den groszen Spruengen links und den Laeufen rechts. Die liegen nicht so bequem und das zu koordinieren ist sicher nicht ganz trivial. Ich finde es jedenfalls sehr beachtlich so ein Stueck als Laie so darzubieten, und wuensche Jeremiasen viel Gelassenheit beim Ueben.
Es koennte auch helfen, laengere Abschnitte mit Gelassenheit und ohne groszes "Zutun" in emotionaler Hinsicht im Untertempo (aber nicht ganz langsam) zu ueben, Fehler zu registrieren und spaeter einfach auszubessern. Ueben mit dem Gefuehl noch Reserven zu haben, koennte Fortschritte bringen.
Jannis
 
@Herzton : oh ja, was ein spannender Sommer! Aber das scherzo ist das einzige Stück, was mir noch größere sorgen bereitet, aber ich wusste ja vorher, dass es noch Arbeit ist und da manchmal von objektiven Dritten Tipps kommen, die einem besser helfen als die des eigenen Lehrers, habe ich es hier eingestellt. Wichtig war mir auch es bis zu dem Tag auswendig zu haben. Das hat ja -auch wenn es auf den letzten Drücker war, letzten Samstag vor Freunden ging es noch nicht - gut geklappt.

Wie gesagt, ich lege es jetzt zwei Wochen weg und nehme mir dann die Zeit es nochmal in Ruhe durchzuarbeiten. Jetzt kommen in den kommenden 14 Tagen die 3. Ballade und die Polonaise op.44 unter das Seziermesser und werden vor allem in puncto Pedal nochmal bearbeitet. Dann spiele ich am 15.8. ein Hauskonzert vor Freunden in Köln, danke @Marlene! Ende August ist dann Konzert im Sauerland und dann geht es los...

@Herzton : wie weit bist du denn?
 
Gerade war Preisverleihung, gab ein schönes Diplom und nette Gespräche. Aber das beste: Da kam gerade eine Frau an, sie wollte unbedingt mit mir sprechen, ich sei ja der einzige deutscheTeilnehmer in der Kategorie gewesen, wo ich denn herkomme... Ja und mein Name... Ja, ihr Mann sei auch Perser... Ob ich denn ausgebucht sei oder ob ich Lust hätte nächstes Jahr in Geilenkirchen ein Konzert zu spielen, sie sei in einem Kulturverein :-D
 

Klingt gut, Jeremias, meinen Glückwunsch!

Ich war heute nach dem Probevorspiel im Biergarten und jetzt bin ich müde. Voran geht's also erst morgen wieder. Bei mir nimmt jetzt so die erste Runde langsam Gestalt an, ich komme da schon recht gut durch die Stücke. Danach habe ich noch sehr viele Gedächtnislücken. Leider. Und viele technisch schwierige Stellen, die ich noch nicht zufrieden stellend lösen konnte. Außerdem sind meine Interpretationen noch unausgereift und langweilig. Aber der Wettbewerb erfüllt auf jeden Fall seinen Zweck: ich übe sehr hartnäckig, was ich aufgrund der schönen Verlockungen des Sommers sonst nicht so getan hätte.

Grüße
 
Und hier mein 1. Versuch des 3. Scherzo von Chopin. Auch hier weiss ich, was noch ansteht. Der Wettbewerb war einfach zum probieren da, ich wollte ein Ziel haben, wann ich das Scherzo, an dem ich sehr lange geübt habe, das erste Mal testen möchte. Insbesondere in die letzten zwei Seiten muss noch etwas mehr Klarheit rein, den Schluss kann ich um einiges langsamer spielen. Ich finde es interessant was sich alles ergibt, wenn man sich das erste mal selber hört....

[M
EDIA=youtube]u10hgElmd6Y[/MEDIA]

aha!!! Wettbewerbe sind zum probieren und testen da, sehr interessant!:super::lol::lol::lol:
 
@Herzton : aber am Ende wird man immer fertig ;) ich finde es halt wichtig sich Zwischenziele zu setzen. Der Wettbewerb in Warschau ist halt nicht irgendeiner sondern neben van Cliburn das größte was wir erleben können. Ich denke, egal wie es läuft, wir können stolz sein, dass wir mit so viel Disziplin neben einem full time Job auf so ein Ziel hinarbeiten. Und ich freu mich auf die vielen schönen stunden mit euch!
 
Wir fliegen dann Sonntag zurück, bei mir gehts dann ab Montag rund und das WE darauf ist das Konzert in Düsseldorf ;)
 
Das fragen wir uns auch manchmal... Vor allem ist es aber auch wichtig, dass der Partner dahinter steht. Denn es ist nicht einfach von der wenigen gemeinsamen Zeit noch etwas an das Klavier abzugeben!
 

Zurück
Top Bottom