Cembalo!

C

Castati

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19. Dez. 2007
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Liebes Forum,

neben dem Klavier höre ich bei barocker Musik auch gerne mal das Cembalo. Was mich interessieren würde, ist, ob man sich als Klavierspieler recht gut an ein Cembalo gewöhnen kann oder ob es vom Spielgefühl gänzlich anders ist. Wer von euch hat schonmal auf einem Cembalo gespielt und kann dazu was sagen?

Sind Cembali eigentlich generell (viel) günstiger als Flügel und falls ja, liegt das an der Bauweise?

Hier noch ein Link zu einer Scarlatti-Sonate (K517) gespielt auf einem Cembalo: http://www.youtube.com/watch?v=71iUAFFQ8ik - nicht perfekt, aber sehr gut.

Einen schönen Tag wünscht
Castati
 
Hallo Castati,
Der Unterschied ist dem eines Keyboards ohne gewichtige Tasten zum Klavier ähnlich.Zudem rasten die Tasten (bei dem Modell auf dem ich bisher gespielt habe) leicht ein.
Dynamikentfaltung ist in dieser Art schwer, manche sagen sogar gar nicht, möglich.Die Triller gehen für mich zwar nur langsamer, aber spielen sich angenehm, da du wenig falsch machen kannst :D
Der Klang gefällt mir aber auch sehr gut, wenn du dir eins holst, sind wirklich billiger als Klaviere, schnapp dir auch gleich Noten von Couperin, der klingt auf dem Chembalo klasse.
VG,
classican
 
Hallo Castati,

Das Anschlagsgefühl unterscheidet sich schn gewaltig. Wenn man längere Zeit auf einem Cembalo geübt hat, wird einem auch klar, wieso in "antiquierten" Klavierschulen soviel Wert auf Finger-"arbeit" gelegt wird. Mit Gewichtspiel aus dem Arm und Schwungbewegungen aus dem Handgelenk kommt man bei diesem Instrument nicht weit. In der Tat mußt Du beim Cembalo die Finger als "Hämmerchen"-Werk einsetzen.

Ich empfehle jedem, der sich ernsthaft mit dem Klavierspielen beschäftigen will, das Cembalo mit seinen Spieltechniken, Applikaturen (Fingersatzregeln) und Ausdrucksmöglichkeiten immer im Blick zu halten. Vieles - auch noch in der Wiener Klassik - wird erst verständlich, wenn man sich vor Augen hält, daß die Komponisten von der Geschichte diess Instruments noch nicht allzu weit entfernt waren.

Cembali für den Hausgebrauch sind schon recht preiswert zu erwerben. Für gute Instrumente ist nach oben keine Grenze gesetzt - mit der Besonderheit, daß man zum Teil viele Jahre warten muß, bis der Cembalobauer Zeit findet, sich an die Arbeit zu begeben.
 
Hallo,

ja unterschiedlich ist es schon.
Unterscheiden sollte man grundsätzlich Cembali in historischer Bauweise und den Rest aus dem 20. Jh., in Cembalistenkreisen "Panzer" genannt. Das macht auch in der Spielweise einen Unterschied. Ein historisches Cembalo hat meist ein schmaleres Stichmaß für die Tasten, d.h. ein Klavierspieler greift Intervalle erst einmal zu weit. Es gibt einen kleinen Druckpunkt, wenn der Kiel die Saite anreisst, ansonsten ist der Anschlag relativ leicht.
Wie gut man sich daran gewöhnt dürfte wohl unterschiedlich sein. Koelnklavier hat das Wichtigste schon geschreiben. Interessant ist es nicht nur darauf zu spielen, sondern auch mal etwas Unterricht zu nehmen bei einem Cembalisten. Die "alte Musik" hat zu vielen Dingen einen komplett anderen Zugang, sowohl musikalisch wie pädagogisch. Manchmal geradezu "anti"-Klavier. Ob man's mag ist die Frage, aber spannend ist es allemal.

Viele Grüße
Axel
 
Danke euch sehr für die interessanten Antworten!
 
Ich habe so ca. 2 Monate gebraucht um mich auf die engeren Tastenmaße einzustellen.
Jetzt (nach 2 Jahren Übung) kann ich jederzeit ohne Umgewöhnungsphase vom Klavier aufs Cembalo wechseln und umgekehrt.
 

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