Bundesverfassungsgericht

Es kann also niemand für etwas bestraft werden, was als "Lärm" im Sinne von Immissionen gar nicht zu werten ist.

Mir scheint, Nachhilfekurse in den Regeln der historischen Aufführungspraxis und dem angemessenen bzw. unangemessenen Gebrauch von Pedal und rubato sind für Polizeibeamte ab jetzt unverzichtbar. Der Grat zwischen hoher Kunst und Lärmbelästigung kann manchmal sehr, sehr schmal sein.
 
Der Streit über die Orgelmusik ist interessant. Über die Vorstellung, direkt neben einer Kirche wohnen zu können, ohne Orgelmusik hören zu müssen, braucht man nicht lange zu diskutieren. Aber die Ansichten des Kantors sind auch nicht ohne! Die Orgel gilt zwar als Königin der Instrumente, wurde aber nicht demokratisch gewählt, wie das so bei Monarchen üblich ist...
 
Die Orgel gilt zwar als Königin der Instrumente, wurde aber nicht demokratisch gewählt, wie das so bei Monarchen üblich ist...

!!!!!!!

:D

...und da werde ich manchmal wegen Ironie gescholten... :D

herrlich formuliert!!!

Gruß, Rolf

nur nebenbei zur Info aus uralten barbarischen Zeiten:
aber manchmal kam es schon vor, dass man den König wählte: ein historisch belegter Fall ist die Erhebung des adeligen "Witigis" zum König der italienischen Ostgoten, welcher nach dem Versagen der Nachfahren des Theoderichclans vermutlich von den "optimates" der gotischen Kriegerkaste zum König gewählt wurde (was aber Byzanz juristisch korrekt als Usurpation interpretierte und so den casus belli anwenden konnte und auch prompt den Feldherrn Belisar nach Italien schickte)
 
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...die Erhebung des adeligen "Witigis" zum König der italienischen Ostgoten, welcher nach dem Versagen der Nachfahren des Theoderichclans vermutlich von den "optimates" der gotischen Kriegerkaste zum König gewählt wurde (was aber Byzanz juristisch korrekt als Usurpation interpretierte und so den casus belli anwenden konnte und auch prompt den Feldherrn Belisar nach Italien schickte)

Das war ja auch nur optimatekratisch.
 
Klavierüben abends nach 18.30

Hallo zusammen,
man kann doch tatsächlich sämtliche Einschränkungen für Musiker noch toppen:

Heute sprach mich der Vermieter an, ein andere Mieter über uns habe sich beschwert, weil ich abends nach 18.30, wenn er von der Arbeit himgekommen sei, noch geübt habe.:o:confused:
Ich soll auch nicht morgens üben, nicht zu den Ruhezeiten.:evil:
Habe widersprochen, gibt aber natürlich Ärger.

Oh, ich bin richtig ärgerlich, gelobt sei der Tag, an dem wir in ein freistehendes Haus ziehen!
 
scherzando historico


hallo,

ein ganz besonderer Fall...

man bedenke: Verden an der Aller, jener Ort, welcher während der Sachsenkriege traurige Berühmtheit erlangte... Karl der Große ließ dort zahlreiche heidnische Sachsen enthaupten...

...nicht ganz von der Hand zu weisen, dass sich so eine späte Rache des altsächsischen Heidentums (als genius loci) so artikuliert...

:D:D

Gruß Rolf

nett auch:
"Wenn Kirchenmusikdirektor Tillmann Benfer dort oben dann "Tutti" spielt, also alle Register zieht, kommen an der Grundstücksgrenze von Elisabeth Beckmann laut Gutachten noch 52 Dezibel an. Damit werden die Grenzwerte eingehalten, befindet Richter Stefan Koch bei der Urteilsverkündung. Die Klage habe auch deshalb keine Chance, weil die Musik in einer Kirche "ortsüblich" sei. Überdies sorgten in der Nachbarschaft im Kernbereich der Stadt Kneipen und Straßen mehr als die Kirche für Lärm, hieß es schon beim ersten Gerichtstermin im Oktober. Den Einwand, dass der Dom weder eine Musikschule noch ein Konzertsaal sei, ließ Koch nicht gelten: "Zum Orgellernen braucht man eben Orgeln - und die befinden sich traditionell in Kirchen."
(aus "evangelisch.de")

sowie:
"Anwohnerin muss Orgelmusik einer Kirche hinnehmen
Grenzwerte werden eingehalten - Grundsatz der Religionsfreiheit
Solange die Musik einer Orgel unterhalb der Grenzwerte bleibt, kann sich eine Anwohnerin dagegen nicht wehren, auch wenn sie die Musik als penetrant empfindet und ihr "speiübel" wird. Dies geht aus einem Urteil des Landgerichts Verden hervor.

Der Verdener Dom macht einer pensionierten Lehrerin schwer zu schaffen. Sie wohnt neben dem Dom und fühlt sich durch die Orgel- und Chormusik, die nach draußen gelangt, schwer gestört. Penetrant und deprimierend sei das. Daher klagte sie auf dem Zivilrechtsweg gegen die nach ihrer Meinung zu laute Kirchenmusik.

Richter: Auch bevor die Frau an dem Dom zog, wurde dort musiziert
Das Landgericht Verden wies ihre Klage jedoch ab. Die Lärmgrenzwerte würden nicht überschritten. Außerdem habe die Frau gewusst, worauf sie sich einlasse, als sie 1972 neben den Dom zog. Bereits zu diesem Zeitpunkt sei im Dom musiziert worden.

Religionsfreiheit
Ihr Argument, die Kirchenmusik habe seit 2003 deutlich zugenommen, ließ das Gericht nicht gelten. Der Dom bilde das Zentrum religiösen Lebens und daher gelte der Grundsatz der Religionsfreiheit."
Landgericht Verden; Urteil vom 18.11.2009
[Aktenzeichen: 7 O 162/09]
 
Hallo zusammen,
man kann doch tatsächlich sämtliche Einschränkungen für Musiker noch toppen:

Heute sprach mich der Vermieter an, ein andere Mieter über uns habe sich beschwert, weil ich abends nach 18.30, wenn er von der Arbeit himgekommen sei, noch geübt habe.:o:confused:
Ich soll auch nicht morgens üben, nicht zu den Ruhezeiten.:evil:
Habe widersprochen, gibt aber natürlich Ärger.

Oh, ich bin richtig ärgerlich, gelobt sei der Tag, an dem wir in ein freistehendes Haus ziehen!

Gibt es zum Mietvertrag nicht eine Hausordnung? Dort würde ich umbedingt mal nachsehen, was für Hausmusik geregelt ist.
 
In unserer Musikschule darf auch nur noch bei geschlossenen Fenstern gespielt werden, da ansonsten ein Nachbar, der auf der anderen Straßenseite wohnt, regelmäßig die Polizei holt. :(
 
Das ist nicht das gleiche, wie Hausmusik.

Mag sein, ich finde es trotzdem unmöglich. Oft muss in einem stickigen Zimmer gespielt werden, weil nicht mal für 5 Minuten ein Fenster geöffnet werden darf.
Und sooo laut hört man das Musizieren bei diesem Nachbarn auch wieder nicht - wenn überhaupt.

Interessieren würde mich trotzdem einmal die Rechtslage in diesem Fall.
 

Violapiano,
wenn ich das so lese, dann kommen mir meine Nachbarn richtig moderat vor. Ich kann laut Hausordnung eigentlich bis 22 Uhr üben, habe mich auf Wunsch aber bereit erklärt, nur bis 21 Uhr zu spielen. Vermutlich ist es von Vorteil, dass das Digi nicht so laut ist wie ein echtes Instrument. Wenn ich hier ein Klavier hätte, sähe es vermutlich anders aus. Ha! Endlich einen positiven Aspekt am Digi gefunden. :rolleyes:

Richter: Auch bevor die Frau an dem Dom zog, wurde dort musiziert

Hier wäre eine Dativschwäche ausnahmsweise einmal von Vorteil... :p

Grüße von
Fips
 
"Dativschwäche":D habe ich hier zum ersten Mal gehört, ob das sowas ist Leghastenie?:)

Apropos Kirche: nicht nur die Orgel, vor allem auch die Glocken machen einen Lärm! Ich habe viele Jahre an einer Kirche gewohnt. Aber selbst daran gewöhnt man sich.

Gibt es zum Mietvertrag nicht eine Hausordnung? Dort würde ich umbedingt mal nachsehen, was für Hausmusik geregelt ist.

Ich glaub im MV steht nix, außer den üblichen Ruhezeiten, die ich immer einhalte. wie schon öfter gesagt, recht haben und bekommen ist leider oft zweierlei. Im Zweifelsfall müsste man es auf einen Streit ankommen lassen.

Ich habe beschlossen, meine Stunde am Flügel täglich durchzuziehen, sonst wird die mir irgendwann ganz streitig gemacht.
Habe heute zum ersten Mal kategorisch abgelehnt, mich auf die Forderung, nach 18.30 nicht mehr zu üben, einzulassen und darauf hingewiesen, dass ich stets Ruhezeiten einhalte und morgens früh schon nicht mehr spiele.

Es ist schon ein Dilemma.... ich hab zwar noch ein digi, aber das ist nicht die wahre Freude. Und außer den Fingersätzen und Noten kann man dran wenig lernen.

Das Schlimmste ist meiner Meinung nach, dass man eben nicht mehr undbefangen und mit Freude übt, wenn man weiß, dass sich die Nachbarn ständig gestört fühlen.
 
Das Schlimmste ist meiner Meinung nach, dass man eben nicht mehr undbefangen und mit Freude übt, wenn man weiß, dass sich die Nachbarn ständig gestört fühlen.

Genau so gehts mir auch. Ich habe mich in der Vergangenheit auch schon ähnlich geweigert, allen Forderungen von Nachbarn nachzukommen (gelegentlich habe ich sogar absichtlich das Gegenteil getan, also z.B. besonders laut das Precipitato von Prokofiev gespielt...*hust*...ich Bösewicht :twisted: ). Aber der Spaß am Üben war danach trotzdem irgendwie beeinträchtigt, weil ich eben immer wusste, dass andere sich davon gestört fühlen.

Meinst du, dann zieht es nicht so stark? - pardon, "sie"...

:mrgreen:


Grüße von
Fips
 
von violoapiano
Das Schlimmste ist meiner Meinung nach, dass man eben nicht mehr undbefangen und mit Freude übt, wenn man weiß, dass sich die Nachbarn ständig gestört fühlen.

Stimmt, aber man (du) sollte sich ein dickes Fell anschaffen!
Verwechsle ich dich - oder spielst du nicht auch Geige oder Bratsche? Was sagen die Nachbarn dazu?
Wenn meine Tochter Geige spielt, hört sich das nicht wesentlich leiser an als wenn sie auf dem Klavier klimpert. Sogar wenn sie Gitarre spielt (die meiner Meinung nach eines der leisesten Instrumente ist), höre ich das durch die Decke.

Mir fällt gerade dieses Smiley auf: :tuba: DIE macht "Lärm" ;) !
 
"Dativschwäche":D habe ich hier zum ersten Mal gehört, ob das sowas ist Leghastenie?:)

Dann würde es bedeuten "da tief Schwäche" :D

Ich glaub im MV steht nix, außer den üblichen Ruhezeiten, die ich immer einhalte. wie schon öfter gesagt, recht haben und bekommen ist leider oft zweierlei. Im Zweifelsfall müsste man es auf einen Streit ankommen lassen.
Immerhin etwas, worauf du dich berufen kanns.

Ich habe beschlossen, meine Stunde am Flügel täglich durchzuziehen, sonst wird die mir irgendwann ganz streitig gemacht.

Das wäre auch meine Sorge und die wird jedesmal neu angefacht, wenn ich Beiträge à la "kann ich mein Klavier leiser machen, damit ich meine Nachbarn nicht störe?" lese.

Das Schlimmste ist meiner Meinung nach, dass man eben nicht mehr undbefangen und mit Freude übt, wenn man weiß, dass sich die Nachbarn ständig gestört fühlen.

Das ist das Kernproblem, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Aber du hast anscheinend ein gutes Selbstbewußtsein und mit der Gewißheit im Hinterkopf, daß du dich im erlaubten Rahmen bewegst und auf Klavier nicht verzichten willst, legt sich das mit der Zeit. Und wenn man sich tatsächlich als Störenfried empfindet, muß man sich klarmachen, daß die Nachbarn jedenfalls keine Rücksicht auf das eigene Musizierbedürfnis nehmen wollen.

Trotzdem ist es natürlich besser, wenn man sich einigen kann und beide Parteien Verständnis für einander aufbringen.

PS: Kama, nachts hören manche Nachbarn praktisch alles, vor allem dann, wenn sie sonntags bis in die Puppen schlafen und dann versuchen, um 22:00 Uhr ins Bett zu gehen (solche Nachbarn habe ich).
 
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Frust-was nutzt das Verfassungsgericht?

liebe Clavioaner,
wie ich schon öfter schrieb, da gibt es verbriefte Rechte, da gibt es Urteile. Jedoch nützen sie in der Realität oft nicht so viiiieeeeel. Immerhin etwas, woraus man sich im Ernstfall berufen kann.
Trotzdem ist oft der Streit unausweichlich.

Mich macht es einfach krank, wenn ich nicht üben kann, zur Zeit ist es hier so, dass ich sehr an den Dingen, die mir so sehr wichtig sind, gehindert werde.

An wieder Bratsche spielen ist gar nicht zu denken, unter diesen Umständen.:(

Leute, was soll ich sagen, ich liebe einfach Musik und ich muss Musik machen, sonst macht es mich krank.
Ich glaube es gibt Menschen, die brauchen das wie die Luft zum Atmen, und ich gehöre zu denen.

Mich würde interessieren, ob es Anderen hier auch so geht, greift euch so eine Situation auch so an? Gibts noch Andere hier, die auch Musik machen müssen?
 
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Nachbarn fahren eine neue Strategie

Hallo zusammen,

da ich mir nun verbeten habe, mit die Zeiten eingrenzen zu lassen auf spätestens 18.30, frühestens 10.00 Uhr, Mittagszeit nicht, Abends nicht, morgens nicht...:confused: fahren die Mieter über uns nun folgende Strategie:

Wenn ich anfange zu üben, wird sofort oeben mit Krach machen gestartet. Seis Möbel hin und her rücken, Staubsaugen mit Möbel schieben, klopfen, hämmern....

Leute, es ist furchtbar. Habt ihr noch eine Idee?
Wir ziehen hier in einem Jahr aus, deshalb werde ich nicht mehr im großen Stil für Schalldämmung sorgen.
Schalldämmungsuntersetzer sind schon drunter, Teppich dito, Decke drauf.... das muss reichen. Die anderen haben mit sicherheit nicht halb so viel gemacht wie ich. Deren Klavier steht an der Wand ohne Schalldämmung...naja, sind ja auch die Vermieter unten im Haus.:confused:

LG
violapiano
 

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