Blüthner 37866 - Rettungsversuch wagen?

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altfluegelist

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Hallo!

Nachdem mein Stingl mit Wiener Mechanik wieder ordentlich spielt, ist mir ein neues Bastelprojekt zugelaufen. Ein Blüthner Flügel mit Patentmechanik.
Leider ist der Zustand nicht sehr gut, der Flügel wurde vermutlich 91 das letzte mal gewartet und steht seit dem in einem Haus mit Holzheizung und entsprechenden Temperaturschwankungen.

Ausser ein paar Rissen im Resonanzboden, war auch der Stimmstock, bzw. das Fach für die Mechanik im argen. Um die Mechanik heraus zu bekommen, musste ich oben mit der Hobel ausgewölbtes Holz entfernen. Ich dachte, der Stimmstock wäre hin, allerdings hat sich herausgestellt, dass es sich um eine von unten aufgeleimte Platte handelt, die sich teilweise gelöst hat. Meines Wissens nach sind bei so alten Flügeln noch keine Schichtplatten im Stimmstock verbaut worden, oder?

Meine Hoffnung war jedenfalls gering. Die Mechanik und die Hämmer sehen allerdings noch sehr gut aus, wohl sehr wenig bespielt ... In so fern hab ich jetzt angefangen den Flügel auf 440Hz zu ziehen und ein paar mal grob zu stimmen, um zu sehen ob der Stimmstock das ausshält.
Ein paar Wirbel mit 3. Register sitzen locker, scheinbar hilft aber sie etwas weiter einzuschlagen. Ansonsten scheint er die Stimmung zumindest kurzzeitig zu halten.

Das Haus wird nun bald abgerissen, und der Flügel muss entweder gerettet werden, oder wird mit abgerissen ...

Soll ich ihn rausholen? Gibt es Tricks zum Flicken von Stimmstock oder Resonanzboden, ohne dass man Saiten und Gussrahmen rausnehmen muss?
Die Mechanik würde mich reizen, hab bisher nur Wiener Mechanik reguliert, aber ist es den Aufwand wert?

Ich mach demnächst mal ein paar Photos und stelle sie ein ...

LG,

Boris
 
Laut Merz-Liste also 1893/1894 gebaut. Mein Lehrer hatte in seinem Unterrichtszimmer vor etwa vier Jahrzehnten einen gut gewarteten Blüthner stehen, der ein rundes Jahrzehnt älter war und sich für (spät-)romantisches Repertoire ausgezeichnet eignete. Meist nahm er an diesem Platz, während der Student/Privatschüler an einem 1924 gebauten Bechstein spielte. Im Gegensatz zu den Instrumenten im Privathaus des Hochschulprofessors und zwischenzeitlichen Rektors lassen diese Schilderungen hinsichtlich des Innenlebens allerlei Ungutes erahnen. Aber warten wir die angekündigten Bilder vom Innenleben ab... .

LG von Rheinkultur
 
Hier einige Detail Bilder ...
 

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Hmm, hat meiner auch und steht stabil auf 440.
 
Gibt es Tipps für den Stimmstock? Warum hat der sich unter dem "3. Register" so gewölbt, dass ich hobeln musste um die Mechanik ausbauen zu können? Kann man den ev wieder verfestigen? Ich hatte mal eine spezielle Kombination aus Epoxy und Verdünnung, mit der hat man sogar recht morsches Holz wieder fest bekommen. Macht sowas sinn um den alten Stimmstock zu stabilisieren?
 
Wenn Du mit angestemmt die Gußplatte meinst, so bedeutet dies, daß die Gußplatte bereits am Stimmstock endet.

Ja, ich beziehe mich auf die Anmerkung von @agraffentoni. Trotzdem bin ich nicht sicher, ob ich es "optisch" verstanden habe.

Wenn ich das Foto richtig deute, endet die Gussplatte am Stimmstock (grüner Pfeil), also wäre das gestemmt. Dass Teile des Gussrahmens (die Streben bzw. Stege - wie nennt man das?) sich über dem Stimmstock befinden (roter Pfeil) hat demnach nichts damit (gestemmt) zu tun, richtig?


G.png
 

Warum hat der sich unter dem "3. Register" so gewölbt
Gute Frage. Was genau hat sich denn gewölbt? Das Teil oberhalb der Mechanik oder der Boden unterhalb der Mechanik? Oder die Mechanik selbst?

verhindern, dass der Stimmstock durch die Zugkräfte der Saiten nach oben kippt.
Bei mir enden die Streben bereits vor dem Stimmstock. Daher nennt man "das Stück Holz" vor dem Stimmstock laut Micha auch "Kämpfer", weil er ständig gegen den Zug nach oben kämpft. Bei mir hat sich der Kämpfer um ca. 5 mm nach oben gewölbt. Evtl. hat sich der Kämpfer auch bei dem Blüthner verzogen? Aber warum dann nach unten?
Dem stimme ich auf laienhafte Weise zu.
 
Ja, ich beziehe mich auf die Anmerkung von @agraffentoni. Trotzdem bin ich nicht sicher, ob ich es "optisch" verstanden habe.

Wenn ich das Foto richtig deute, endet die Gussplatte am Stimmstock (grüner Pfeil), also wäre das gestemmt. Dass Teile des Gussrahmens (die Streben bzw. Stege - wie nennt man das?) sich über dem Stimmstock befinden (roter Pfeil) hat demnach nichts damit (gestemmt) zu tun, richtig?


Den Anhang 61870 betrachten
Ist die Längststrebe welche als Vertärkung zum Stimmstock dient.

Man könnte hier im Grunde genommen den Vorläufer der gefensterten Platte sehen, nur daß die gefensterte Platte den Stimmstock völlig umrandet.
 
Gibt es Tipps für den Stimmstock? Warum hat der sich unter dem "3. Register" so gewölbt, dass ich hobeln musste um die Mechanik ausbauen zu können? Kann man den ev wieder verfestigen? Ich hatte mal eine spezielle Kombination aus Epoxy und Verdünnung, mit der hat man sogar recht morsches Holz wieder fest bekommen. Macht sowas sinn um den alten Stimmstock zu stabilisieren?
Ich bin mir nicht sicher ob es tatsächlich der Stimmstock war - wie @Peter schon anmerkte, könnte es sich dabei um den Kämpfer handeln - dieser muß bei einigen Flügeln abgeschraubt werden um die Mechanik raus zu bekommen.

In diesem Falle scheint er aber mit dem Stimmstock verleimt zu sein.

Das die Mechanik nicht rausging, kann auch an der Mechanik selbst gelegen haben, daß die Hämmerchen einfach mal zu hoch eingestellt waren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie konnte man eine so verstellte Mechanik in den Flügel hineinbekommen?
Die verstellt sich von ganz allein.

Möglich daß die Stifte der Stoßzugen nimmer so recht gängig waren und dadurch die Hammerköpfe nicht mehr so recht runtergingen - kommt häufiger bei alten Patentmechaniken vor.

Und schau Dir mal die Mechanik an - da ist überhaupt keine Schnabelluft mehr.
 
Piano Lang in Aaachen hat auf seiner Seite auch Interessantes zur Regulierung der Blüthner Patentmechanik, dies sollte man durchaus beherzigen.

Vorraussetzung ist natürlich, daß alle Achsen und Stifte gängig sind, dies müßt man vorerst sicherstellen, ansonsten bringen Regulierversuche nix.


Bezüglich Schnabelluft würde ich allerdings schon einen viertel mm empfehlen.
 
Sorry, habe mich länger nicht gemeldet. War unterwegs und musste Platz im Keller machen für den Flügel, und hatte auch beruflich viel zu tun ...

Bezüglich der Wölbung. Es ist das holz über der Mechanik. Ich hätte es laienhaft als Stimmstock bezeichnet. Oder als Ein Holz, was unter dem Stimmstock aufgeleimt ist. Unter der Mechanik ist alles Eben. Die Mechanik selbst hat zwar an ein paar stellen geklemmt, aber das war nicht das Problem.
Ausser Stechbeitl und Hobel hab ich keinen anderen Weg gefunden, sie heil raus zu bekommen...

Ein paar Schrauben gibt es ja oben im Stimmstock, vielleicht muss man da was nachziehen ...
Warum es sich nach unten gewölbt hat ist mir komplett unklar! Mein Stingl hatte das auch, aber lange nicht so schlimm, da konnte man die Mechanik noch raus bekommen und zum rein bekommen hat schmirgeln gereicht.

Danke für den Tipp mit Piano Lang, ich werd nachher mal schauen. Vermute fast, das sind die Videos die ich schon angeschaut habe ;-)

Der nächste Schritt ist aber erstmal das Ding zu mir in den Keller zu bekommen ...
 

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