Bitte um Mikrofon-Tipps (Kugel) für Piano/Orgel

H

hanspetter

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Hallo, ich bitte Euch um Tipps:
Ich hab den mobilen Recorder Zoom H5 mit angeblich sehr gutem Mikro-Vorverstärker, 2 XLR-Eingänge, Phantomspeisung, gute Mikrokabel und bislang AB-Stereoschiene mit ca. 50-60cm Mikroabstand.
Es geht um Klassik, einen detaillierten, neutralen oder eher warmen Klang mit möglichst kompletter Tiefbassübertragung (bis 32 Hz, was leider das Zoom ab Werk automatisch zwingend schon abschwächt!), Stereoaufnahme, als Nachbearbeitung nur Pegelausgleich.
Aber meine alten, billigen Grossmembranmikros mit Nierencharakter reichen mir vor allem bei Orgelaufnahmen in Nullakustik nicht mehr aus.
M. W. sind Mikros mit Kugelcharakteristik da besser.

a) Welche Kugelmikros bis ca. 300 Euro je Stück könnt Ihr dafür empfehlen?
b) Ist denn bei Kugelmikros meine bisherige AB-Parallelordnung im Abstand von 50-60 cm sinnvoll? ggf. welche Alternative?
c) Wie würdet Ihr vorgehen, wenn bei einer Duoaufnahme die Querflöte zu laut, die Kleinorgel zu leise ist?
Ist das mit dieser AB-Anordnung zu machen oder müsste man die beiden Mikros einzeln positionieren?
Leider kann ich keinen Tontechniker finanzieren und Nachbearbeitung der Aufnahme ausser Pegelausgleich scheint für mich zu kompliziert...

Mit herzlichem Dank! H.
 
M. W. sind Mikros mit Kugelcharakteristik da besser.

Jein. Entscheidend ist das Wandlerprinzip. Nur Druckempfänger (vs. Druckgradientenempfänger) haben einen erweiterten Tiefbassbereich. Aufpassen bei Mikrofonkapseln mit umschaltbarer Richtcharakteristik. Diese sind meist mit Doppelmembran ausgestattet und können auch auf Kugel geschaltet werden, haben jedoch im Bass auch eine Absenkung.

mit möglichst kompletter Tiefbassübertragung (bis 32 Hz, was leider das Zoom ab Werk automatisch zwingend schon abschwächt!), Stereoaufnahme, als Nachbearbeitung nur Pegelausgleich.

Das muss man auch differenziert betrachten. Was willst du mit den Aufnahmen machen? Die wenigsten Leute haben Anlagen, die 30Hz oder gar noch tiefere Frequenzen sauber mit vollem Schalldruck wieder geben können. Gerade in akustisch schwierigen Räumen handelt man sich im tiefsten Frequenzbereich auch viel "Müll" bei der Aufnahme ein, den man eigentlich nicht nutzen kann. Die Aufnahme wird untransparent.

Wenn es um die Kompensation des Schalldruckabfalls geht, so kann man das auch mit Filtern erreichen, unter Beibehaltung der Nierenmikrofone. Nieren haben den Vorteil, dass sie in akustisch schwierigen Räumen den Direktanteil des Signals vergrößern und damit die klangliche Transparenz erhöhen können.

Ich nehme Kugeln sehr gern, aber lieber in akustisch guten Räumen.

a) Welche Kugelmikros bis ca. 300 Euro je Stück könnt Ihr dafür empfehlen?

Schau dich mal bei Rode oder Oktava um. Würde dir ein Set mit Wechselkapseln empfehlen, dann bist du flexibel. Z.B. sowas:

https://www.thomann.de/de/oktava_mk_012_msp6_matched_pair.htm
oder:
https://www.thomann.de/de/rode_nt_5.htm?ref=search_rslt_rode+matched+pair_154595_0
mit diesen Kapseln:
https://www.thomann.de/de/rode_nt450.htm?ref=search_rslt_rode+Mikrofonkapsel_197450_77

Wenn für dich ein gebrauchtes Mikro auch in Frage kommt, kann ich dir noch die MV692 mit M93 Kapseln von Mikrofontechnik Gefell empfehlen. Das sind sehr gute Mikros.

b) Ist denn bei Kugelmikros meine bisherige AB-Parallelordnung im Abstand von 50-60 cm sinnvoll? ggf. welche Alternative?

Die Mikrofonbasis hängt vom Abstand zur Schallquelle ab. AB immer nur parallel (Laufzeitstereophonie nicht mit Intensitätsstereophonie vermischen).

c) Wie würdet Ihr vorgehen, wenn bei einer Duoaufnahme die Querflöte zu laut, die Kleinorgel zu leise ist?
Ist das mit dieser AB-Anordnung zu machen

Man kann die AB-Mikros höher aufstellen, so dass die Flöte weiter weg ist und die Orgel trotzdem noch gut aufgenommen ist. Ob es geht, hängt von den räumlichen Möglichkeiten ab. Die Kugelkapseln dürfen auch beispielsweise nach oben zeigen, sie nehmen dann die von unten kommenden hohen Frequenzen weniger stark auf, was bei der Flöte vorteilhaft klingen kann. Ein Patentrezept zu geben ist schwierig, wenn man den Raum nicht kennt. Im Zweifelsfall kannst du die Flöte nur anders aufstellen, und ggfs. mit Stützmikrofon arbeiten. Da bräuchtest du allerdings einen Recorder mit mindestens drei Spuren. Oder du mischst das Signal vor Ort, das braucht aber etwas Geduld, bis es stimmig ist. Vor allem ist es ohne gute Lautsprecher-Abhöranlage sehr schwierig.
 
Mal von allem anderen abgesehen (eigentlich müsste man die Orge und den Raum kennen und dann noch Ahnung haben, um darauf zu antworten) würde ich die Querflöte möglichst unabhängig aufnehmen (also mit Niere, ziemlich direkt) und die Pegel später ausgleichen. Alternativ musste halt einen Standort für die Mikros finden, der in etwa dem Klangbild entspricht, was Du am Ende haben willst. Die Kugelcharakteristik macht es halt wegen der ganzen Rückkopplungen schwer.
Evtl. hilft das hier weiter, aber vermutlich nicht.


...oh, jensen war schneller und kompetenter :)
 
Es ist immer ein guter Ansatz, wenn mehrere Leute ein Problem beleuchten. :-)

Mit der Rückkopplung gibt es bei Aufnahmen keine Probleme. Die hast du nur bei Live-Übertragungen mit einer PA-Anlage. Da nimmt man dann keine Kugeln, sondern Niere oder Hyperniere.

In dem Link wird manches etwas verkürzt oder ungenau dargestellt. Z.B. stimmt es nicht, dass Kugeln keine Richtwirkung haben. Sie haben eine ausgeprägte Richtwirkung, aber nur bei hohen Frequenzen. Daher kann man über die Neigung der Mikrofone den Klang im Hochton regulieren (so eine Art "mechanischer Equalizer").
 
Nur mal zur Orgelfrage: wenn du am Zielort (z.B. Kirchenschiff vorderes Drittel etc.) aufnimmst und die Querflöte dort immer noch zu laut ist, solltest du die Orgel vielleicht doch anders registrieren. Ich nehme die Orgel eh immer im 2. Kirchendrittel auf, sonst klappert ja auch das Pedal so heftig in der Aufnahme. Das wären jetzt nur so ein paar Ideen, die man durch die Technik schnell mal vergisst...
 

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