Bericht: gestern war nun das Schülerkonzert......

Hallo zusammen,

also ich habe mir gerade das Video mal angeschaut.
Zuerst wollte ich es auf gar keinen Fall ansehen, aber irgendwie hat die Neugier gesiegt.

So, mal abgesehen davon, dass man sich ja selber meistens nicht so klasse findet, wenn man sich auf einem Film sieht, oder womöglich noch sprechen hört (was hier zum Glück nicht der Fall war), kam mir mein Spiel in der Erinnerung tatsächlich viel schlimmer vor, als es jetzt auf dem Video war.
Gestern war ich noch geneigt, meinen Part rauszuschneiden, bevor ich eine DVD davon für die anderen brenne.

Natürlich habe ich gepatzt und zwar gewaltig, aber in meiner Erinnerung hatte ich das komplette Stück ruiniert. Auf dem Video habe ich die ersten 2 Drittel des Stücks gar nicht so schlecht hinbekommen. Nur im letzten Drittel da bin ich total rausgeflogen, habe die Hände von der Tastatur genommen (und beinah laut Sch**** gerufen) und dann irgendwo, wo ich dachte ab hier weiss ichs wieder, neu angefangen - mitten drin.

Naja, trotzdem ändert das aber nichts an der Entscheidung, das Vorspielen erst mal gaaaanz weit nach hinten zu schieben in meinen Zukunftsplänen!!

Liebe Grüsse und Danke für die "Anteilnahme"
Astrid


Die Entscheidung, das Vorspielen etwas "zurückzuschieben", ist wohl richtig so.
Ich denke, du solltest besser selber entscheiden, wann du mit dem Vorspielen beginnst, aber verschiebe es nicht zu lange, denn den Stressfaktor beim Vorspielen solltest du verlieren.
Stress beim Musizieren ist schlecht, schreibt Chang (falls du ihn kennst;) ).
Aber ob du uns dein Video nun zeigst oder nicht, ist gleichgültig, oder?
NOBODY IS PERFECT;) :D
 
Hallo Astrid,

willkommen im Club, ich darf Dir versichern, dass andere auch ab und zu gewaltig "ins Klo" greifen. Zum Beispiel erst gestern ich. Habe öffentlich eine Sängerin zum Csardas aus der "Fledermaus" begleitet und diesem feurigen Paradestück einen donnernden Schlussakkord verpasst, der mit der Grundtonart nur sehr entfernt etwas zu tun hatte........

Vor dem Csardas werde ich nun nie wieder Bammel haben, da es schlimmer niemals wird kommen können. Jedem Künstler blühen in seiner Laufbahn solche Unglücke und Du bist jetzt eine von denen, die davon ausgehen können, das Schlimmste vielleicht schon hinter sich zu haben. Es ist Dir halt direkt am Anfang passiert. Nach sämtlichen Wahrscheinlichkeitsgesetzen bist Du bei Deinen nächsten Vorspielen gegen derlei Schlamassel gefeit und der Fluch ereilt andere :-)

Du bist übrigens Klavierspielerin und keine Maschine. Danach solltest Du auch nicht streben. Hast Du denn die Passagen, die Du nicht verhauen hast, schön gespielt? Und seinen es auch nur einige Takte gewesen? Wenn ja, knüpfe daran an und hau kräftig rein :-)


Rosenspieß.

P.S.: beim Rest des Csardas' und bei den anderen Stücken war ich natürlich brillant ;-) :-)
 
Und wenn jetzt irgendjemand "Nein, mir nicht" sagt, dann lügt er.
Und ich sage trotzdem "nein, mir nicht". :) Allerdings habe ich nur als Kind und Jugendlicher vorgespielt. Ich wurde immer so vorbereitet, dass ich Spaß dran hatte, keinen Druck, keinen Stress (und es war auch nicht das Klavier). Dadurch war es so, als spiele ich nur für mich.
Heute würde das anders aussehen (zum Glück spiele ich nirgends vor): Ein Erwachsener macht sich selbst zu viel Druck. Man sollte sich einfach ein Beispiel an den Kindern nehmen, denen nichts zu peinlich ist und die über alles lachen können.
Wenn Du den Frust in Humor umwandeln und über Dich selbst lachen kannst, hast Du schon gewonnen. Musik machen sollte immer Spaß machen, egal ob mit oder ohne Fehler.
In diesem Sinne solltest Du auch keine Scheu wegen dem Video (nicht als Versagen, sondern als lustiges Erlebnis sehen) und vor dem nächsten Auftritt haben. Der kann nur noch lustiger oder noch besser werden.
 
Ein Erwachsener macht sich selbst zu viel Druck. Man sollte sich einfach ein Beispiel an den Kindern nehmen, denen nichts zu peinlich ist und die über alles lachen können.

Hallo Peter,

ja, aber sobald die Kinder nicht mehr ganz klein sind, ist das auch vorbei.
Ein Mädchen, ich schätze sie auf 12-14 (bin da immer ganz schlecht im schätzen) war total frustriert, weil sie mit ihrem Auftritt unzufrieden war. Sie war sogar die ganze Woche vorher richtig krank, sodass sie fast gar nicht auftreten konnte (vielleicht wäre das mehr in ihrem Sinne gewesen?)
Und in dem Alter ist sie zwar evtl. schon in der Pubertät, aber für mich immer noch ein Kind.

Gerade bei Kindern habe ich oft das Gefühl, dass die Eltern den grösseren Ehrgeiz entwickelt haben und dann ihre Kinder wie vorführen. Dabei mögen die Kinder das je nach dem gar nicht. Und die Eltern sind dann soooo stolz.
Das muss nicht bei jedem Kind so sein, aber ich habe selber auch als Kind nicht gerne vorgespielt (Blockflöte allerdings) und eben dieses Mädchen am Samstag auch mit Sicherheit nicht.
Vor einem Jahr war es ein Junge der danach nur geheult hat.
Wo ist das dann noch Spass????

Liebe Grüsse
Astrid
 
Hallo, Astrid,

wenn die Kinder so reagieren, dann ist irgend jemand schuld. Entweder der Lehrer, der die Verantwortung für die mentale Vorbereitung hat, oder eben die Eltern, die zu Hause den Druck machen, das Kind müsse perfekt spielen.

Bei meiner Lehrerin ist das alles irgendwie zwanglos. Die Kinder freuen sich, sind auch aufgeregt, aber ein Verspieler wird einfach übergangen und der Applaus stolz entgegengenommen.

Sie sagt auch, wenn man sich verheddert, es ist eben "Künstlerpech".
(Künstler sind eh unberechenbar:D)

In diesem Sinne fühlt man sich auch beim Vorspiel, aufgeregt, geballte Konzentration, aber von Angst kann keine Rede sein. Ich hab mich bis jetzt immer drauf gefreut (bis auf das 1. Mal, als ich noch nicht wusste, wie es abläuft und auch mich selbst nicht einschätzen konnte in so einer Situation).

Klavirus
 
Da gebe ich Klavirus 100%ig recht!
Wenn nach so einem Vorspiel sogar Kinder gefrustet sind und es nach Astrids Schilderungen ja anscheinend nach jedem Vorspiel der Fall ist, dann muss ich unbekannterweise doch etwas Zweifel an der Lehrerin hegen.
Vielleicht mag dieser Zweifel auch ungerechtfertigt sein, aber der Verdacht liegt doch schon nahe.

Als Lehrer hat man die Aufgabe in erster Linie einmal für ein Vorspiel geeignetes Stück auszuwählen, d.h., nicht zu schwer, für den Spieler leicht zu bewältigen und für das Publikum musikalisch ansprechend.
Weiters ist die von Klavirus bereits angesprochene mentale Vorbereitung natürlich sehr wichtig. Kinder sprichwörtlich ins kalte Wasser zu stoßen, ist unzulässig - damit verdirbt man im schlimmsten Fall einem Kind sogar die Freude am Instrument. Und bei einem Erwachsenen verdoppelt sich diese Gefahr sogar auch noch.
Ich finde es schon eine Zumutung, dass Astrid überhaupt mit Kindern gleichzeitig auftreten musste und zeugt nicht gerade von der Feinfühligkeit der Lehrerin.
In meiner Musikschule machen wir immer wieder sog. "Erwachsenen-Workshops" (werden absichtlich nicht Konzert oder dergleichen genannt... ;) ). Bei diesen Workshops spielen alle Erwachsenen sich untereinander ein Stück vor und es gibt keine zusätzlichen Zuhörer - ausschließlich die Ehepartner, wenn sie es sich gar nicht ausreden lassen wollen.
Dort wird gepatzt und gemurkst nach allen Regeln der Kunst, aber es ist vollkommen egal - es haben alle wirklichen Spaß bei der Sache und freuen sich mit den anderen mit, wenn ein Stück besonders gut gelingt. Und genau darum geht es doch - um die Freude am Musizieren und auch am Vorspiel zu wecken und nicht Angst und Schrecken zu verbreiten!

@Rosenspieß:
Samstags war anscheinend kein guter Tag - mir ging es so ähnlich wie dir. Zwar kein Live-Konzert, aber eine CD-Aufnahme im Studio. Und ich bin über eine Stelle selbst nach fünfmaligem Einspiel einfach nicht drüber gekommen. Die anderen Musiker (4 Saxophonisten) waren schon etwas genervt von mir.... :???:

Aber naja, so ist es eben. Wie du schon sagtest - wir sind alle Menschen und keine Maschinen und da passieren eben Fehler. Und da sind Fehler, die "nur" beim Musizieren passieren doch wirklich die kleinsten Übel in dieser Welt.
 
Astrid, Dein Beispiel in Ehren, aber genau daran sollte man sich eben kein Beispiel nehmen. Wenn ein Kind/Jugendliche/r heulend von der Bühne rennt und Angst vor Auftritten hat, dann ist das auf gut deutsch einfach nur bescheuert. Ob es nun am Lehrer oder dem Lerer oder beiden liegt oder das Kind einfach nur völlig falsch erzogen ist sei dahingestellt. Als Erwachsener jedoch muss man sich keinerlei Druck beugen, man hat es selbst in der Hand.
Wenn, dann fixiere Dich auf die Kinder, die trotz Patzer und Fehler mit einem strahlenden Lächeln von der Bühne gehen. Genau so ist´s richtig. Es ist (für Dich) ein Hobby, so sollte man es auch handhaben. Stell Dir vor, Du bist in einem Strickzirkel und Dir fällt ne Masche von der Nadel. Wäre das auch eine Katastrophe? Sicherlich nicht. Du würdest Dich kurz über die Schussligkeit ärgern, die Mache wieder holen und gutgelaunt weiterstricken, selbst unter Publikum.
 
Na ja, jetzt muss ich meine Lehrerin mal ein ganz kleines bisschen in Schutz nehmen.

Was soll sie denn machen, wenn ich die einzige Erwachsene bin, die sie unterrichtet? Ich hätte selber nein sagen müssen. Sie hat mich nicht gezwungen, hat es mir immer selber überlassen, ob ich teilnehme oder nicht. Und nach der Generalprobe war ich ja sogar noch recht zuversichtlich, weil ich da soooooo schlecht gar nicht gespielt hatte.

Und Kinder lassen sich manchmal von anderen Kindern anstecken.
Angeblich war es wohl so, dass das eine Mädchen letztes Jahr beim Konzert ein sehr schweres Stück sehr gut vorgespielt hat. Sie ist wirklich gut und begabt finde ich. Das hat alle anderen, die dabei waren, dazu inspiriert auch gaaaanz schwere Stücke auszuwählen für das nächste Konzert (eben das vom letzten Samstag). Ich denke, dass die Klavierlehrerin schon deutlich gemacht hat, dass die Stücke für ein Vorspiel eigentlich ein zu hohes Niveau haben, aber die Kinder hatte dann einmal der Ehrgeiz gepackt und da konnte sie nicht mehr viel machen, vielleicht.

Ich bin ja bei den anderen Schülern in der Stunde nicht dabei, also weiss ich natürlich nicht, was da abgeht.

Und es sind ja auch nicht immer alle, die so frustriert sind. Die anderen haben da mit einer Leichtigkeit gespielt, als würden sie das jeden Tag machen.
Das Mädchen, das so frustriert war letzte Woche, war ausgerechnet auch noch die grosse Schwester von der, die so gut gespielt hat. Das ist sicher auch nicht so einfach, wenn die "Kleine" besser gespielt hat.....

Liebe Grüsse
Astrid

P.S.: und am Freitag war Vollmond, der sich vielleicht auch noch ein bisschen auf den Samstag ausgewirkt hat und uns alle so negativ beeinflusst hat........
 
@ Peter:

aber ich mache mich doch nicht absichtlich nervös.
Selbst wenn ich weiss, dass ich das nur als Hobby mache und alles nur ein Spass ist, dann kann ich es nicht verhindern, dass ich eine gewisse Erwartung habe, die ich womöglich gar nicht erfüllen kann. Das kommt von selber, ich kann es nicht beeinflussen!!

Darum war meine Überlegung ja auch, gar nicht mehr vorzuspielen, da mir das nur den Spass, den ich bis jetzt noch habe, längerfristig verderben wird.

Ich werde immer nervös sein, meine Hände werden zittern, ich werde mich verspielen, und mich darüber so ärgern, dass das ganze keinen Spass mehr macht.

Als Kind kann man da leider manchmal nicht so frei entscheiden.

Liebe Grüsse
Astrid
 
Was soll sie denn machen, wenn ich die einzige Erwachsene bin, die sie unterrichtet?
P.S.: und am Freitag war Vollmond, der sich vielleicht auch noch ein bisschen auf den Samstag ausgewirkt hat und uns alle so negativ beeinflusst hat........

Bei uns an der Musikschule gibts extra Musizierstunden für Erwachsene. Das heißt auch nicht Vorspiel oder Konzert, denn damit hat es bei den allermeisten nichts zu tun!
Denn es können alle erwachsenen Schüler teilnehmen, vom 1.Jahr an, ob Anfänger, Fortgeschrittener oder Auffrischler.
Was man da teilweise zu hören kriegt, treibt einem schon zeitweise die Tränen in die Augen, und bei einer bestimmten Violine sitze ich jedes Mal (sie ist seit mind. 3 Jahren dabei) händeringend da und warte auf das "Ende". Aber mann reißt sich zusammen und applaudiert, man ist ja schließlich auch noch dran... Zwischendrin gibt jemand Witze oder Anekdoten zum Besten.
Erwachsene unter sich sind vielleicht toleranter, auch fühlt man sich da eher verstanden unter lauter "Anfänger-Oldies"?

...Vollmond find ich m.V. Quatsch...

Klavirus
 

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