hallo,
:) der Vollständigkeit halber in diesem durch Zellteilung oder Abspaltung entstandenen Faden ein Selbstzitat:
"ich kann mich nicht erinnern, dass zumindest ich irgendwo "behauptet" hätte, der komplette Beethoven müsse in der Romantik angesiedelt werden. Ich habe lediglich darauf verwiesen, dass einige seiner Spätwerke stilistisch in die Romantik gehören.
ich erkenne keinen sinnvollen Grund, Beethoven auf ein flach-planes Ettikett wie "Wiener Klassik, sonst nix" zu reduzieren.
spaßeshalber:
mich hat manche stilistische bzw. epochenmäßige Einschätzung bei IMSLP sehr gewundert - bzgl. Beethoven ist dort zu finden:
Sonate op.2 Nr.3 "classic"
Sonate op.53 "romantic"
Sonate op.111 "romantic"
... sicher sind diese Einteilungen nicht der Weisheit letzter Schluß - ich würde die Waldsteinsonate noch nicht zur Romantik zählen: eher wie eine musikalische Variante von Klassizismus (was man nicht mit dem oft mißverstandenen Ettikett "Klassik" verwechseln darf)
auch wenn ich mich wiederhole: Beethoven passt einfach nicht in nur eine einzige Schublade - es sei denn, an der Schublade ist folgender Zettel angeheftet: "genialer Komponist"
und geniale Komponisten können und dürfen durchaus "Entwicklungen" durchmachen, ja das geschieht doch einigen, die an der Wende von einer zur anderen Stilepoche lebten:
- Gluck hat nicht nur streng "barock" komponiert, z.B. in seinem Orpheus klingt manches sehr "klassisch"
- Skrjabin fing als virtuoser "Chopinnachfolger" sehr spätromantisch an, wandelte sich dann zu einem sehr originellen "Neutöner", der sein eigenes atonales System entwickelte
- Schönberg setzte sich ebenfalls anfangs mit Tonalität und spätromantischer Chromatisierung auseinander ("verklärte Nacht"), komponierte auch tonale Lieder, um sich später in Ablehnung gegen die übersteigerte Harmonik der Tristanachfolge zu wenden, und komponierte dann zunächst frei atonal, bis er auch exemplarisch in seinem theoretisch fundierten 12-Ton-System komponierte.
innerhalb der Barockmusik gab es übrigens Gezänk um den "italiänischen Styl" - das hinderte aber weder Bach noch Händel, sowohl diesen als auch den dagegen gestzten Stil einzusetzen und in beiden genial zu komponieren :)
Gruß, Rolf