Baute Breitkopf und Härtel auch Klaviere? Und bildete G.J. Schiller aus?

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17. Aug. 2009
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Hallo,

Als Verlag ist Breitkopf und Härtel uns freilich allen bekannt. Nun las ich mir aber gerade, anhand eines Fadens auf PianoWorld, die Webseite vom Klavierhersteller Schiller (Schiller Piano Co.) durch - und dort steht, dass der Gründer, Gustav Johann Schiller, anscheinend beim Leipziger "Premiumklavierbauer" Breitkopf und Härtel ausgebildet wurde. (Wobei die Webseite von "Breikopf :D & Hartel" spricht...)

Weiß jemand näheres zum Klavierbau bei B&H?

Und existiert die Firma Schiller wirklich ununterbrochen von 1884 bis heute? Auf der Webseite sieht man nämlich, dass Strunz-Resoböden, Langermechaniken, Delignitstimmstöcke, Klinkewirbel, Röslaudraht, Renner- und Abelhämmer und BASF-Lackierungen verwendet werden, und mit modernen Robotern in einer "asiatischen" Fabrik zusammengebaut werden.

War Gustav Joh. Schiller überhaupt ein renommierter Klavierbauer, und haben die modernen Schillerklavier überhaupt noch irgendwas mit ihm zu tun?

Gruß,
Mark
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Von 1807 bis 1872 hat B & H in Leipzig Klaviere und Flügel gebaut und den Ruf von Leipzig als Klavierbaustadt im 19.Jh. (Blüthner, Irmler, Feurich, Schimmel, Hupfeld/Zimmrmann....) maßgeblich mit geprägt.
 
Hallo,

im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe in der Sammlung Beurmann steht ein spielbarer Halbkonzerter aus den späteren Produktionsjahren von B&H. Könnte mir vorstellen, dass der demnächst in der gerade laufenden Konzertreihe sogar bespielt wird, ebenso wie der Steinway von 1871 letzte Woche (Brahms) und der Broadwood aus den 1850ern (Schumann) mitte Dezember.
Clara Schumann soll den Instrumenten von B&H übrigens sehr zugetan gewesen sein.
 
Herzlichen Dank!

Buhuhu Gubuhuhu, den Wikipedia-Artikel hatte ich vor'm Posten sogar kurz überflogen, aber ausgerechnet die Stelle überlesen, wo der Klavierbau angesprochen wird...

OK, gelernt hat Schiller also bei einem Profi... Aber über seine Firma finde ich praktisch nur die Informationen auf der Webseite von Schiller Piano Company.
 
Ich kenne Schiller nur ale eine Submarke von Blüthner aus dem und für v.a. den chinesischen Markt. Nachzulesen z.B. hier.
 
Schiller, eine schillernde Person. Die Berliner Pianofabrik hatte die Bezeichnung: Johannes Schiller. Einen Gustav findet man in keinem der Nachweise. Möglicherweise war der unbekannte Gustav Schiller bei Breitkopf & Härtel, aber auch dort bleibt der Gustav unbekannt.
Der junge Johannes Schiller aus Passenheim/Ostpreußen „zog als junger Tischler nach Berlin, arbeitete dann auch vorübergehend in Düsseldorf und Hannover, bis er wieder durch einen Zufall bei der Firma Hartmann in Berlin, anfangs der 70er Jahre Stellung fand“. (ZfI Bd. 48/7, S. 304). Im Jahre 1880 baute er in Berlin sein erstes Klavier und meldete 1884 „sein Gewerbe an als Pianobauer“.
Neun Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ist J. Schiller in Berlin-Frohnau, Ludolffingerweg 44 nachweisbar.
Ernst Schiller, der Seniorenchef des „bekannten Berliner Klavierunternehmens“, starb 1954.
„Ab 1977 wird die Marke vom damaligen VEB Pianofortefabrik Sangerhausen hergestellt.“ (H. Henkel)
Im „Altlas der Pianonummern“ (Jan Großbach) werden die Nummern (Nr. 76789) bis 1991 angeführt.
Die Firmenchronik von J. Schiller wurde im „Europiano“, 2010/4 veröffentlicht.
Viele Grüße
D. Gocht
 
Danke, Dieter, für die reichhaltigen Informationen! Zwischen den Zeilen ist ersichtlich, wie "ununterbrochen traditionsgebunden" die heutigen Schillerklaviere wirklich noch sind...
 
Ich kenne nur die "alten" J.Schiller Klaviere... und die gefallen mir sehr gut :)

LG Georg
 
Hallo,
ich habe folgende Geschichte im Netz gefunden:

Frohnau und die Schiller-Pianos
Es ist noch nicht lange her, dass zwei Männer in der Stolper „Krummen Linde” ein Glas Bier auf ihre Urgroßväter leerten, die im Jahre 1903 einen wichtigen Kaufvertrag abgeschlossen hatten. Der eine dieser Urgroßväter war der Kammerherr Werner von Veltheim, der geschichtsbewussten Frohnauern wohl bekannt ist. Er hatte nämlich am 10. Dezember 1907 einen weiteren wichtigen Kaufvertrag abgeschlossen, diesmal mit dem Fürsten Donnersmarck, und damit das Land verkauft, auf dem in den folgenden Jahren Frohnau entstand.

Und wer war nun der andere Urgroßvater? Es war Johannes Schiller, Gründer einer Piano-Fabrik, die sich schnell einen guten Ruf erwarb und im Laufe ihres Bestehens ungefähr 54 000 Klaviere und Flügel gebaut hat. Schiller hatte die „Piano- u. Flügelfabrik” bereits 1884 gegründet, allerdings nicht auf Veltheim-Land, sondern in der Stadtmitte von Berlin in der Nähe des Rosenthaler Platzes. Die Klavier- und Flügelproduktion florierte, und das, obwohl die Konkurrenz groß war. Am Ende des 19. Jahrhunderts gab es gut 200 Pianofabriken und -handlungen in der Hauptstadt, darunter so klangvolle Namen wie Carl Bechstein und Julius Blüthner.

Doch Schiller verdiente so gut, dass er 19 Jahre nach der Gründung seiner Fabrik den erwähnten Kaufvertrag abschließen und einen Teil der Produktion nach Neubrück an der Havel verlagern konnte. Als Werner von Veltheim dem Fürsten Donnersmarck ein Optionsgebiet zur Erweiterung der Gartenstadt Frohnau einräumte, dessen westlicher Teil bis an die Havel reichte, musste er einen Teil des Geländes ausnehmen, denn der gehörte bereits dem Pianofabrikanten. Für die 20.000 Quadratmeter hatte Schiller übrigens 20.000 Goldmark bezahlt, also eine Goldmark pro Quadratmeter.

In den im Berliner Adressbuch geschalteten Anzeigen hieß es nun: „Dampfsägewerk Neubrück bei Hennigsdorf, Fabrikation von Pianos, Stutzflügeln und Kunstspielpianos.” In Neubrück wurde das Holz zurechtgeschnitten, das man für die Gehäusefertigung der Instrumente brauchte. Es kam aus Ostpreußen und wurde bis an das Neubrücker Werksgelände geflößt. Der Firmenchef fuhr zur Auswahl der Bäume jedes Jahr selbst nach Ostpreußen, wo er sich gut auskannte, stammte er doch aus dem ostpreußischen Passenheim bei Allenstein.

Er war am 8. November 1884 geboren worden, hatte eine Lehre zum Möbeltischler anschließend eine weitere zum Klavierbauer bis hin zum Meister absolviert. In seiner Geburtsurkunde stand in der Rubrik Religionszugehörigkeit etwas Merkwürdiges: Dissident. Heute wird das Wort meist im politischen Sinne benutzt. Doch hier hatte es noch seine ursprüngliche Bedeutung nämlich: außerhalb einer staatlich anerkannten Religionsgemeinschaft Stehender. Schillers Familie gehörte einer Freikirche an, der Brüdergemeinde. Wer bei ihm arbeiten oder lernen wollte, musste zwar nicht unbedingt dieser Richtung angehören, aber doch wenigstens christlichen Bekenntnisses sein.

Für die Werksangehörigen, die wegen der (teilweisen) Verlagerung der Produktion von Berlin nach Neubrück umziehen mussten, ließ Schiller auf dem Fabrikgelände ein Haus mit 22 Wohnungen bauen, das sogenannte Schillerhaus. Während des Ersten Weltkrieges brannte ein Teil der Fabrikanlagen ab, der Südflügel des Hauses wurde beschädigt. Aber nicht nur das. Das Feuer erfasste auch die bis zu zehn Jahre zur Trocknung lagernden Holzvorräte, ein herber Verlust. Auch die Inflationsjahre machten der Firma schwer zu schaffen.

Es dauerte bis 1923, dass sie sich wieder aufrappelte und die Pianoproduktion einen neuen Aufschwung nahm. Im Südflügel des Schillerhauses wurde im Souterrain ein Betsaal für die Brüdergemeinde errichtet. Von den Pianos und Flügeln ging ein nicht unerheblicher Teil ins Ausland, besonders in die USA und nach Südamerika. Dabei halfen staatliche Subventionen, denn durch den Export sollten Devisen in die Kassen des Deutschen Reiches gespült werden, die der Rüstungsindustrie den Einkauf kriegswichtiger Erze und Metalle ermöglichen sollten.

Im Bombenkrieg der vierziger Jahre erschien der Standort im Berliner Zentrum besonders gefährdet, so dass sich Schiller entschloss, seinen Warenbestand auf das Neubrücker Grundstück zu schaffen, um ihn vor den Bomben zu schützen. Doch diese Rechnung ging nicht auf. Bei dem Angriff vom 26. November 1943 wurde ein britisches Flugzeug von der Flak getroffen und warf daraufhin seine Bombenlast ab, die zum größten Teil auf dem Schillerschen Fabrikgelände niederging. Man zählte 89 Magnesiumstabbrandbomben, die das Sägewerk und einen Teil der übrigen Fabrikgebäude zerstörten. Das Wohnhaus aber konnte gerettet werden.

Mit diesem Haus, das auch während der DDR-Zeit trotz seiner Nähe zum Sperrgebiet bewohnt wurde und bis in unsere Tage als Wohnhaus dient, ist ein typisches Kriegs- beziehungsweise Nachkriegsgeschehen verbunden. Nachdem Frohnau in der Nacht zum 22. April 1945 von der Sowjetarmee weitgehend kampflos genommen worden war, verlagerte sich die Front an die Havel. Ziel war es, bei Ketzin den Ring um Berlin zu schließen und die solchermaßen eingekreiste Hauptstadt zu erobern. Da die Wehrmacht die Havelbrücken gesprengt hatte, geriet der Vormarsch der Sowjets ins Stocken. Vom Hof des Schillerhauses aus beschoss russische Artillerie das von den Deutschen gehaltene westliche Havelufer. Gegen Abend des 22. April gelang es den Sowjets, nicht zuletzt mit Hilfe der Schillerschen Holzvorräte, eine Behelfsbrücke zu bauen und die Havel zu überqueren.

Die Bewohner des Schillerhauses, elf ältere Männer, 27 Frauen und 17 Kinder und Jugendliche, wurden von einem russischen Offizier aufgefordert, die Kampfstätte zu verlassen und sich auf den Weg ins bereits eroberte Frohnau zu machen. Nach einer abenteuerlichen Flucht mit gefährlichen Situationen und allerlei Anfeindungen besonders durch die ehemaligen „Fremdarbeiter” (Zwangsarbeiter) gelangte die Gruppe schließlich nach Frohnau, wo sie in den Häusern der beiden Fabrikbesitzer im Ludolfingerweg und in der Rüdesheimer Straße sowie bei dem Geschäftsführer Rudolf Brockhaus im Maximiliankorso Unterschlupf fanden. Niemand war verwundet worden. Allerdings durften die Neubrücker nicht in Frohnau bleiben. Man schickte sie zurück zum Schillerhaus, wo sie um den 8. Mai herum eintrafen.

Das alles musste Johannes Schiller nicht mehr erleben. Er war bereits am 10. Dezember 1927 gestorben. Die Pianofabrik hatten zwei seiner vier Söhne, nämlich Wilhelm und Hans Schiller übernommen. Und diese zogen in den dreißiger Jahren nach Frohnau, Wilhelm in die Rüdesheimer Straße und Hans in den Ludolfingerweg. Sicher mochten die beiden Brüder den idyllischen Vorort, doch vor allem spielten praktische Gründe eine Rolle. Einerseits kam man von Frohnau mit der S-Bahn schnell in die Innenstadt, und andererseits war es nicht sehr weit bis nach Neubrück, so dass man es leicht mit dem Fahrrad erreichen konnte. Nicht dass die Fabrikbesitzer kein Auto gehabt hätten, doch von solcherlei modernen Gefährten machte man damals eher sparsamen Gebrauch.

Mit dem Kriegsende hatte die Pianofabrik des Johannes Schiller aufgehört zu existieren. Sein Sohn Hans verdiente sein Geld bis ungefähr 1965 mit dem Verleih von Klavieren. Trotz des Endes der Produktion sind Schillerklaviere bis heute ein Begriff. Von den erwähnten 54 000 Pianos und Flügeln sind schätzungsweise noch zwei Drittel vorhanden. Und auch im Internet werden sie angeboten. Bei Ebay ist zum Beispiel eins für 1890 Euro zu haben.

Das Schillerhaus aber besteht weiter. Vor dem Betsaal, der übrigens nach Kriegsende für politische Schulungen benutzt wurde, steht heute ein Schaukasten, in dem ein Plakat verkündet: „Christliche Versammlungen in Hennigsdorf und Neubrück. Auch Sie sind herzlich eingeladen.” Die 22 Wohnungen sind alle vermietet. In einer von ihnen hat der eingangs erwähnte Urenkel des Firmengründers sein Büro, in dem – natürlich – ein Schillerpiano steht. Wohnen tut er allerdings in Frohnau.


Der Link dazu:
Frohnau und die Schiller-Pianos - Klaus Pegler
 
Vielen Dank für die weitere Information!

(Nur wie um alles in der Welt gründet man in seinem Geburtsjahr eine Pianofabrik?)
 
...hat mich auch gewundert - aber seinerzeit war alles besser - da waren die Gummistiefel noch aus Holz :)
 

Hat noch jemand weitere Hinweise zu J. Schiller?
Aus gegebenem Anlass suche ich möglichst viele Informationen über diese Klaviere.
Insbesondere die 1920er und 1930er Jahre.
 
Soeben habe ich einen weiteren Artikel gefunden:

Quelle: Märkische Allgemeine, Neue Oranienburger Zeitung, 06.01.2010
Klavierbau mit Wasseranschluss Historie Die Schillersche Pianofabrik in Neubrück nahm vor gut 100 Jahren die Produktion auf / 1943 von Bomben zerstört

Bis nach Amerika wurden die Klaviere exportiert, die die Schillersche Pianofabrik in Neubrück bei Hennigsdorf produzierte.

Von Carsten Dräger

HENNIGSDORF Die Stahlproduktion und der Schienenfahrzeugbau sind die Industriebranchen, die Hennigsdorf weit über die Region hinaus zu einem hohen Bekanntheitsgrad verholfen haben. Sie bestimmen bis heute maßgeblich die Struktur des Wirtschaftsstandortes im Speckgürtel Berlins. Im Zuge der rasanten Industrialisierung zu Beginn des vorigen Jahrhunderts entstanden jedoch viele weitere Firmen, von denen manche nicht mehr existent und schon fast in Vergessenheit geraten sind.

Wer weiß zum Beispiel noch, dass sich im Hennigsdorfer Ortsteil Neubrück ehedem die Betriebsstätte einer renommierten Berliner Pianofabrik befand? Es dürften sich wohl lediglich einige noch lebende Zeitzeugen und historisch Interessierte daran erinnern. Im Jahre 1904 hatte die „Schillersche Pianofabrik“ am Standort Hennigsdorf die Produktion aufgenommen.

Der Firmengründer Johannes Schiller stammte aus Ostpreußen. Zunächst ließ er in der Rosenthaler Straße inmitten Berlins einen Produktionsbetrieb errichten. Von dort aus erfolgten die Geschäftsführung des Unternehmens sowie die Endfertigung, die abschließende Qualitätskontrolle, die Ausstellung und der Verkauf von Klavieren und Flügeln.

Von besonderer Bedeutung für die Fertigung dieser Musikinstrumente war die Qualität des zur Weiterverarbeitung verwendeten Materials. Johannes Schiller reiste im März eines jeden Jahres in seine ostpreußische Heimat, um in den dortigen Wäldern das geeignete Holz selbst auszuwählen und zu ordern. Im Spätherbst und Winter wurden die ausgesuchten Stämme geschlagen und auf dem Wasserweg bis an ihren Bestimmungsort in Hennigsdorf geflößt.

Johannes Schiller hatte sich inzwischen im nördlichen Umfeld Berlins nach einem geeigneten Standort am schiffbaren Wasser umgesehen, an dem er ein Holzlager und ein Sägewerk zu errichten gedachte. Seine Wahl fiel auf ein unbesiedeltes Terrain am östlichen Havelufer, das sich in der Nähe des bereits 1506 erstmals urkundlich erwähnten und später zu einem Gasthaus erweiterten Neubrücker Zollhauses befand.

Das Fabrikgelände und ein eigens errichtetes Wohnhaus entstanden auf einem etwa zwei Hektar großen Grundstück, welches sich vor der Brücke linksseitig der Bahnstrecke von Hennigsdorf nach Heiligensee befand. Johannes Schiller zahlte dem Rittergutsbesitzer Freiherr Werner von Veltheim aus Schönfließ eine Goldmark je Quadratmeter, eine Menge Geld zur damaligen Zeit.

Nach dem Grundstückserwerb entstanden in den Jahren 1903/1904 die Fabrik mit Holzlager, Sägewerk sowie Gehäusefertigung und das sogenannte „Schillerhaus“, ein nach dem Besitzer benanntes Wohnhaus mit 22 Wohnungen. Für die Facharbeiter, die von Berlin nach Neubrück umziehen mussten, wurde somit eine neue Heimstatt geschaffen.

Im Kellergeschoss des etwa 1906 erbauten Südflügels, der 1916 mit einem Teil der Fabrikanlagen ein Opfer der Flammen wurde, ließ Johannes Schiller, der Anhänger der Freikirchlich-Christlichen Brüderbewegung war und nur Arbeiter christlicher Konfession beschäftigte, beim Wiederaufbau eigens einen ab 1930 genutzten Betsaal einrichten.

Zusätzlich zu dem Brand bereiteten der Erste Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise dem Unternehmen arge wirtschaftliche Probleme. Doch Johannes Schiller gab nicht auf. Trotz aller Widrigkeiten war der Wiederaufbau des Standorts Neubrück 1923 geschafft. Die Pianofabrik konnte sich wieder konsolidieren und erfuhr einen neuerlichen Aufschwung. Insgesamt fertigte sie um die 54 000 Klaviere und Flügel, von denen ein beträchtlicher Teil exportiert wurde. Selbst in die USA und Argentinien wurden die begehrten Instrumente per Schiff geliefert.

Der Zweite Weltkrieg beschwor für die Firmenstandorte in Berlin und Neubrück einiges Unheil herauf. Der Warenbestand wurde wegen der ständigen Bombenangriffe von Berlin nach Neubrück ausgelagert. Aber auch auf Neubrück fielen Bomben, als eine von der Fliegerabwehr getroffene Maschine eines britischen Bomberpulks am 26. November 1943 gegen 22.30 Uhr ihre Bombenlast abwarf: 89 Phosphor- und Magnesiumstabbrandbomben zerstörten das Sägewerk und einen Teil weiterer Fabrikgebäude. Das Wohnhaus blieb diesmal verschont.

Die „Schillersche Pianofabrik“ bildete jedes Jahr Lehrlinge aus, die nach dem Erwerb des Gesellenbriefes übernommen wurden. Sie sorgte also selbst für geeignete Fachkräfte. Die Lehrzeit für einen Klavierbauer betrug damals vier Jahre. Während im ersten Lehrjahr in Neubrück eine Grundausbildung im Tischlerhandwerk und im Sägewerk anstand, erfolgte ab dem zweiten Lehrjahr die Ausbildung in der Berliner Endfertigung. Als Gesellenstück musste ein komplettes Klavier angefertigt werden.
 
Danke, Dieter, für die reichhaltigen Informationen! Zwischen den Zeilen ist ersichtlich, wie "ununterbrochen traditionsgebunden" die heutigen Schillerklaviere wirklich noch sind...

Die "heutigen" Schillerklaviere haben demnach nichts mit J. Schiller zu tun. (...Mit dem Kriegsende hatte die Pianofabrik des Johannes Schiller aufgehört zu existieren...)

Wer noch weitere Informationen sucht, kann diese auf der folgenden Seite in Erfahrung bringen:

Bund Deutscher Klavierbauer
(Startseite*- bdk-piano.de)
Hier kann man aus kompetenten Fachzeitschriften Näheres erfahren.

Ich möchte an dieser Stelle dem Forum (insbesondere Dieter Gocht) für die Hilfe bei meiner Recherche danken.
Es ist zwar etwas vom eigentlichen Thema (J.G. Schiller) entfernt, aber ich glaube, daß zumindest für die Verwechslung der Schiller Klaviere dadurch etwas mehr Licht in die Thematik gekommen ist.
 

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