Bach Präludium WTK, Bd. 1, BWV 846, Nr. 1, C-Dur, welche Akkorde sind das?

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Debbie digitalis

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Hallo miteinander,

da ja nun eine längere Periode der Schulferien und damit auch Musikunterrichtsferien (zumindest für uns in NRW) begonnen hat, habe ich in meiner letzten Klavierstunde neben den üblichen Hausaufgaben auch noch einiges mitbekommen, was ich mir mal anschauen kann, wenn ich eben noch mal etwas Zeit zusätzlich habe.

da zur Zeit bei mir drei von vier Kindern mit Jugendreisen unterwegs sind und auch die Belastung durch den job gerade mal erträglich ist, habe ich mich also mal an die Fleissaufgaben gesetzt. O.g. Präludium ist ja wirklich nicht schwer, hört sich aber sehr gut - und m.E. teilweise sogar ziemlich modern an.

Daher kam ich auf die Idee, mal zu bestimmen, welche Akkorde bzw. Umkehrungen davon in jedem Takt des Präludiums zerlegt und gespielt werden.
Da ich mich in Harmonielehre sehr wenig auskenne, ist das mich als Spätanfänger eine gute Übung. Es kann durchaus sein ,dass das, was ich da mühsam ermittelt habe, gar nicht stimmt! Jedenfalls wäre ich für eine Rückmeldung von einem Mitglied dankbar, der diesen Notentext vorliegen hat und sich mit Akkorden gut auskennt.

Also hier sind jetzt mal meine Akkord-Deutungsversuche für die erste Seite des Stücks (wenn es sich um Umkehrungen eines Grundakkords handelt, habe ich das nicht extra erwähnt):

1. Takt: C-Dur
2. Takt: dm7
3. Takt: G7
4. Takt: C-Dur
5. Takt: a-moll
6. Takt: D-dur
7. Takt: G-dur
8. Takt: C7
9. Takt: am7
10. Takt: D7
11. Takt: G-Dur
12. Takt: C°7 (Grundlage vermind. Akkord von cis aus drei Terzschichten???)
13. Takt: dm
14. Takt: D°7 (vermind. Akkord von d aus drei Terzschichten???)
15. Takt: C-Dur
16. Takt: F7
17. Takt: dm7

Stimmt das so in etwa???

Vielleicht hat ja jemand mal Lust, das nachzuprüfen???


LG

Debbie digitalis
 
Also hier sind jetzt mal meine Akkord-Deutungsversuche für die erste Seite des Stücks (wenn es sich um Umkehrungen eines Grundakkords handelt, habe ich das nicht extra erwähnt):

1. Takt: C-Dur
2. Takt: dm7
3. Takt: G7
4. Takt: C-Dur
5. Takt: a-moll
6. Takt: D-dur
7. Takt: G-dur
8. Takt: C7
9. Takt: am7
10. Takt: D7
11. Takt: G-Dur
12. Takt: C°7 (Grundlage vermind. Akkord von cis aus drei Terzschichten???)
13. Takt: dm
14. Takt: D°7 (vermind. Akkord von d aus drei Terzschichten???)
15. Takt: C-Dur
16. Takt: F7
17. Takt: dm7

Stimmt das so in etwa???

Hallo Debbie digitalis,

das sieht schon recht gut aus, würde ich sagen. In T. 8 und T. 16 wäre noch ein "maj" hinzuzufügen, da es sich um die große Septime handelt. Also: Cmaj7 bzw. Fmaj7. Mit den aufeinandergeschichteten Terzen bei den verminderten Akkorden hast du recht, aber es spielt dabei keine so große Rolle, bei welcher Terz man mit der Schichtung anfängt. Zum Beispiel in T. 12: Ob du sagst "Von cis aus drei Terzschichten" oder "von g aus drei Terzschichten" kommt aufs selbe raus.

Ich würde die verminderten Akkorde in T. 12 und 14 anders bezeichnen. Es sind in beiden Fällen Dv's, also Dominantseptnonakkorde ohne Grundton. Jetzt wäre die Frage interessant, auf welchen (nicht vorhandenen) Grundton sich diese Dv's beziehen. Vielleicht hast du Lust, das noch herauszufinden. Da ein Dv einen dominantischen Charakter hat, solltest du beachten, was danach für ein Akkord kommt, da dieser höchstwahrscheinlich die Dominantspannung des Dv auflöst.

Grüße von
Fips
 
Hallo Debbie digitalis,

Mit den aufeinandergeschichteten Terzen bei den verminderten Akkorden hast du recht, aber es spielt dabei keine so große Rolle, bei welcher Terz man mit der Schichtung anfängt. Zum Beispiel in T. 12: Ob du sagst "Von cis aus drei Terzschichten" oder "von g aus drei Terzschichten" kommt aufs selbe raus.

Ich würde die verminderten Akkorde in T. 12 und 14 anders bezeichnen. Es sind in beiden Fällen Dv's, also Dominantseptnonakkorde ohne Grundton. Jetzt wäre die Frage interessant, auf welchen (nicht vorhandenen) Grundton sich diese Dv's beziehen. Vielleicht hast du Lust, das noch herauszufinden. Da ein Dv einen dominantischen Charakter hat, solltest du beachten, was danach für ein Akkord kommt, da dieser höchstwahrscheinlich die Dominantspannung des Dv auflöst.

Grüße von
Fips

Hallo Fips,

danke auch für deine Antwort hier zu. Ich bin ja schon mal froh, dass ich die meisten Akkorde richtig erkannt habe. Allerdings sind mir die Akkorde in Takt 12 und 14 doch noch etwas rätselhaft.

Habe mal alles dazu gelesen, was zu den Akkorden dieses Stücks angeboten wurde und bin hoffentlich schon mal ein bißchen schlauer.

Takt 12 z.B.:

hier wird in der ersten Takthälfte die Tonfolge g b e g cis e g b
gespielt. (Die zweite Takthälfte ist dann eine Wiederholung der ersten).

Du hast ja gesagt, dass es sich um ein Dominantseptnonenakkord mit fehlendem Grundton handelt. So wie ich mittlerweile weiß, wird ein solcher aus den Tönen 1, 3, 5, 7 und 9 der Tonleiter der Dominante gebildet. Die Dominante zu C-Dur wäre ja G. Wenn ich aus der G-Dur-Tonleiter solch einen Akkord bastele, erhalte ich aber nicht die richtigen Töne.

Es klappt nur wenn ich von A-Dur ausgehe: Dann erhalte ich die Tonfolge
a cis e g b. (Das b aber auch nur, wenn ich den neunten Ton wieder erniedrige, hinten habe ich dann keine große, sondern eine kleine None.)

Von dieser Tonfolge ist a der Grundton, kann ich weglassen, da bei Nonen Grund- und Quintton weggelassen werden können. Also müsste es sich um ein A7b9 handeln. Aber das ist doch nicht der Domantseptnonenakkord zu C-Dur, sondern zu D-Dur??

Analog wäre in Takt 14 der Akkord G7b9 zu finden, wobei ebenfalls der Grundton g fehlt.

Also Akkord offenbar bestimmt, aber warum er jetzt an dieser Stelle erscheint ist mir doch noch nicht so klar.

LG

Debbie digitalis
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Debbie digitalis,

du hast das alles wunderbar erklärt. :) Nur noch ein paar Kleinigkeiten wären zu beachten.

Du hast ja gesagt, dass es sich um ein Dominantseptnonenakkord mit fehlendem Grundton handelt. So wie ich mittlerweile weiß, wird ein solcher aus den Tönen 1, 3, 5, 7 und 9 der Tonleiter der Dominante gebildet. Die Dominante zu C-Dur wäre ja G. Wenn ich aus der G-Dur-Tonleiter solch einen Akkord bastele, erhalte ich aber nicht die richtigen Töne.

Du hast vollkommen recht, nur dass in diesem Fall nicht die Dominante zur Grundtonart gemeint ist, sondern die Dominante zu dem Akkord, der im Takt danach folgt. Der Dv zur Grundtonart wäre in der Tat ein G-Dur-Sept-Non-Akkord ohne den Grundton G. Aber hier ist es ein Sept-Non-Akkord ohne Grundton (=Dv) zu dem d-Moll-Akkord in Takt 13. Die Dominante von d-Moll ist A-Dur, so wie du es ja dann auch geschrieben hast:

Es klappt nur wenn ich von A-Dur ausgehe: Dann erhalte ich die Tonfolge
a cis e g b. (Das b aber auch nur, wenn ich den neunten Ton wieder erniedrige, hinten habe ich dann keine große, sondern eine kleine None.)
Genau. Beim Dv sind Septime und None immer die kleine Septime bzw. None. Denn nur so ergibt sich ein geschlossener Kreis aus kleinen Terzen. (Übrigens wird ein Dominantseptnonakkord ohne Grundton nicht aus den Tönen 1, 3, 5, 7 und 9 gebildet, sondern nur aus den Tönen 3, 5, 7 und 9, denn die 1=Grundton fehlt ja.)
Ein Dv besteht also aus vier Tönen (3, 5, 7, 9), die jeweils eine kleine Terz voneinander entfernt sind. Zum Beispiel G-Dur: 3=H, 5=D, 7=F, 9=As. Von As eine kleine Terz nach oben ergibt wieder das H (genau genommen Ces, aber auf dem Klavier ist das dieselbe Taste), der Kreis ist also geschlossen.

Also müsste es sich um ein A7b9 handeln.
Ja, fast. Ein A7b9-Akkord enthält auch den Grundton, ist also kein Dv. Aber wenn du den Grundton weglässt, dann wird es ein Dv und der steht bei Bach in Takt 12.

Aber das ist doch nicht der Domantseptnonenakkord zu C-Dur, sondern zu D-Dur??
Nein. Es ist - wie gesagt - der auf A-Dur basierende Dv zu dem in Takt 13 folgenden d-Moll. A-Dur kann ja die Dominante sowohl zu D-Dur als auch zu d-Moll sein.

Analog wäre in Takt 14 der Akkord G7b9 zu finden, wobei ebenfalls der Grundton g fehlt.
Ja, so wie oben. Hier ist es der Dv zur Grundtonart C-Dur, denn in Takt 15 folgt ein C-Dur-Akkord. Du kannst spaßeshalber in Takt 15 mal einen c-Moll-Akkord spielen (also Es statt E). Das passt auch gut, denn es gilt dasselbe wie oben: ein dominantischer Akkord kann sich sowohl zum Dur-Akkord als auch zum Moll-Akkord auflösen.

...aber warum er jetzt an dieser Stelle erscheint ist mir doch noch nicht so klar.
Das müsstest du Bach fragen. ;) Der Akkord wird eben als Gestaltungsmittel eingesetzt im Sinne von "Spannung & Auflösung". Der Dv erzeugt eine Anspannung, die sich jeweils im nachfolgenden Akkord auflöst.

Grüße von
Fips
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Fips7,

vielen dank für diese lange und ausführliche Antwort!

Da habe ich was die Akkordbildung betrifft ja wieder eine ganze Menge dazu gelernt! Ich wusste z.B. grundsätzlich nicht, dass der Dv vom Akkord des nachfolgenden Taktes wieder aufgelöst werden muss und man daher dort den passenden Grundton findet.

Unklar ist mir jetzt eigentlich nur noch eine Sache:


Takt 12:

hier ist ein Dv (d.h. Dominantseptnonakkord ohne Grundton) bestehend aus der Tonfolge cis e g b enthalten.

Hätte diese Tonfolge den Grundton noch dabei, dann wäre es ein kompletter Dominantseptnonenakkord und man würde ihn A7b9 nennen.


Wie nenne ich aber den hier vorliegenden Dv bestehend aus cis e g b??
Für diesen muss es doch auch eine Akkordbezeichnung geben??
Wird dann an das A7b9 noch ein Zusatz angebracht, der darauf hinweist, dass der Grundton fehlt oder gibt es dann wieder eine ganz andere Bezeichnung??

Takt 14:
Hier gilt die gleiche Frage analog:

Wie wird der aus G7b9 entspringende Dv bezeichnet?

Ich habe eigentlich eine recht ausführliche Akkordtabelle, in der für jeden Grundton alle daraus möglichen Akkorde verzeichnet sind. Für den Ton A finde ich da aber nur Akkorde, bei denen der Ton a auch wirklich im Akkord enthalten ist.

Müsste ich die Dvs jetzt woanders suchen??


LG

Debbie digitalis
 
Ich wusste z.B. grundsätzlich nicht, dass der Dv vom Akkord des nachfolgenden Taktes wieder aufgelöst werden muss und man daher dort den passenden Grundton findet.

Der Dv muss nicht unbedingt vom Akkord im nachfolgenden Takt aufgelöst werden, sondern überhaupt vom nachfolgenden Akkord, egal ob dieser noch im selben Takt steht oder im nächsten. Aber das gilt jetzt auch nur, wenn man sich beim Komponieren genau ans Lehrbuch hält. In der Wirklichkeit haben das sicher viele Komponisten so gemacht, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass in genauso vielen Fällen ein Dv nicht unmittelbar aufgelöst wird, sondern in komplizierteren Zusammenhängen steht. So einfach ist das also nicht, besonders ab der Romantik ist da Vorsicht geboten. In Bachs C-Dur-Präludium werden die Dv's in Takt 12 und 14 allerdings wirklich lehrbuchmäßig aufgelöst.

Dass ein Dv aufgelöst werden "muss", liegt übrigens einfach daran, dass er ein dominantischer Akkord ist. Und der drängt in der klassischen Harmonielehre grundsätzlich seiner Auflösung entgegen.

Unklar ist mir jetzt eigentlich nur noch eine Sache:


Takt 12:

hier ist ein Dv (d.h. Dominantseptnonakkord ohne Grundton) bestehend aus der Tonfolge cis e g b enthalten.

Hätte diese Tonfolge den Grundton noch dabei, dann wäre es ein kompletter Dominantseptnonenakkord und man würde ihn A7b9 nennen.


Wie nenne ich aber den hier vorliegenden Dv bestehend aus cis e g b??
Für diesen muss es doch auch eine Akkordbezeichnung geben??
Wird dann an das A7b9 noch ein Zusatz angebracht, der darauf hinweist, dass der Grundton fehlt oder gibt es dann wieder eine ganz andere Bezeichnung??

Takt 14:
Hier gilt die gleiche Frage analog:

Wie wird der aus G7b9 entspringende Dv bezeichnet?

Ich habe eigentlich eine recht ausführliche Akkordtabelle, in der für jeden Grundton alle daraus möglichen Akkorde verzeichnet sind. Für den Ton A finde ich da aber nur Akkorde, bei denen der Ton a auch wirklich im Akkord enthalten ist.

Müsste ich die Dvs jetzt woanders suchen??

Mir ist aufgefallen, dass ich selber im letzten Beitrag eine wichtige Unterscheidung nicht deutlich gemacht habe. Wir bringen hier nämlich zwei verschiedene Dinge durcheinander:
  • Die Bezeichnung "A7b9" bezieht sich auf die Tonart eines Akkords. Sie zeigt in diesem Fall an, dass der so bezeichnete Akkord ein A-Dur-Sept-Non-Akkord ist. Da eine Sept und eine kleine None im Akkord enthalten sind, ist so ein Akkord fast immer dominantisch, - aber das wird durch die Bezeichnung "A7b9" nicht automatisch ausgesagt.
  • Die Bezeichnung "Dv" hingegen sagt nichts über die Tonart aus, sondern bezeichnet die Funktion eines Akkordes. "Dv" bedeutet, dass es ein spezieller Dominant-Akkord ist. Wenn ich "Dv" sage, dann kann das ein auf G-Dur basierender Dv, aber auch ein auf A-Dur oder jeder anderen Tonart basierender Dv sein. Mit "Dv" ist aber mit ausgesagt, dass der Akkord ein Dominant-Sept-Non-Akkord ohne seinen Grundton ist, - in welcher Tonart er auch immer steht.
Was jetzt deine Frage nach der korrekten Bezeichnung eines A7b9-Akkordes angeht, wenn dieser ohne Grundton steht (was ihn funktionsharmonisch betrachtet zu einem Dv macht), so bin ich im Moment überfragt. Vielleicht wird das Fehlen des Grundtones gar nicht extra angegeben. In diesem Fall hättest du von Anfang an recht gehabt und ich hätte dich mit meinem "Ja, fast" in meinem letzten Beitrag eher verwirrt als informiert. :?
In solchen tonartbezogenen Akkordbezeichnungen sind die Jazzer immer recht gut. Vielleicht können die sich hier mal einschalten.

Grüße von
Fips
 
Was jetzt deine Frage nach der korrekten Bezeichnung eines A7b9-Akkordes angeht, wenn dieser ohne Grundton steht (was ihn funktionsharmonisch betrachtet zu einem Dv macht), so bin ich im Moment überfragt. Vielleicht wird das Fehlen des Grundtones gar nicht extra angegeben. In diesem Fall hättest du von Anfang an recht gehabt und ich hätte dich mit meinem "Ja, fast" in meinem letzten Beitrag eher verwirrt als informiert. :?
In solchen tonartbezogenen Akkordbezeichnungen sind die Jazzer immer recht gut. Vielleicht können die sich hier mal einschalten.

Grüße von
Fips

Hallo Fips7,

nochmals danke für deine ausführliche Antwort! Und wieder mal einiges daraus in Sachen Harmonik dazu gelernt!

Allerdings braucht man beim KLavierspielen ja auch nicht die Kenntnis sämtlicher möglicher Akkordbezeichnungen, da wir ja auch mit der linken Hand nach Noten (und nicht nach Buchstaben-Zahlen-Kürzeln) spielen.

Dennoch interessiert es mich, wie die Akkorde auch ausserhalb der Notation mit den Akkordbezeichnungen benannt werden, da ich zuerst Gitarre (in erster Linie klassisch, später auch ein wenig in Richtung Jazz) gelernt habe, und auch von meinem (nun nicht mehr) Keyboard spielenden Sohn noch eine ganze Menge schöner Noten habe, zu denen es nur die Melodiestimme und die Akkordbezeichnungen gibt. Aus solchem Notenmaterial könnte man ja auch für das Klavierspiel Nutzen ziehen, wenn man wüsste, was sich hinter all den Akkordbezeichnungen verbirgt. Die gängigen Akkordbezeichnungen kenne ich ja mittlerweile, aber es gibt da noch einiges, was mir noch nicht so klar ist.

Und dazu gehören Fälle wie Takt 12 und 14 !

Also frage ich jetzt mal in die Runde: wo sind pianomobile, fred, bachopin und co., wenn die überhaupt so einen Faden lesen. Die könnten es doch bestimmt erklären!??!

Ausserdem habe ich mir ja auch erst die erste Hälfte des Präludiums akkordtechnisch vorgenommen. Die zweite kommt in den nächsten Tagen dran - und da gibt es bestimmt auch noch einige zweifelhafte Harmonien!:rolleyes:

LG

Debbie digitalis
 
Hallo miteinander,

mittlerweile habe ich mir auch die zweite Hälfte des Bach-Präludiums BWV 846, Nr. 1 in C-Dur akkordtechnisch vorgenommen.

Zur ersten Hälfte, die ja mittlerweile weitgehend geklärt ist, resümiere ich noch mal meine Erkenntnisse wie folgt:

1. Takt: C-Dur, Grundstellung
2. Takt: dm7, 3. Umkehrung
3. Takt: G7, 1. Umkehrung
4. Takt: C-Dur, Tonika
5. Takt: a-moll, 1. Umkehrung
6. Takt: D7, 3. Umkehrung
7. Takt: G-Dur, 1. Umkehrung
8. Takt: Cmaj7
9. Takt: a-moll7
10. Takt: D7, Grundstellung
11. Takt: G-Dur, Grundstellung
12. Takt: A7b9 ohne Grundton
13. Takt: d-moll, 1. Umkehrung
14. Takt: G7b9 ohne Grundton
15. Takt: C-Dur


So und jetzt kommt's nämlich die Akkorde, die ich für die zweite Hälfte ermittelt habe,
wenn die denn mal stimmen!

16. Takt: Fmaj7
17. Takt: d-moll7
18. Takt: G7, Grundstellung
19. Takt: C-Dur, Grundstellung
20. Takt: C7
21. Takt: Fmaj7
22. Takt: As7b9, ohne Grundton ???
23. Takt: fm6b5 gibt es so was???
24. Takt: G7
25. Takt: C-Dur
26. Takt: G7sus4 (d.h. G7 mit Quartvorhalt) ???
27. Takt: G7
28. Takt: D7b911, ohne Grundton, gibt es so ein Monstrum????
29. Takt: C-Dur
30. Takt: G7sus4
31. Takt: G7
31. Takt: C7
33. Takt: F-Dur
34. Takt: G7
35. Takt: C-Dur


Akkordtechnisch blicke ich ja nun einigermaßen durch, wie Akkorde gebildet werden. Allerdings sind mir die funktionsharmonischen Zusammenhänge noch ziemlich rätselhaft.
Was darf/kann/soll/muss/könnte in der Kadenz warum wohin???

Braucht mir jetzt keiner erklären, wüsste nur gerne, ob die von mir ermittelten Akkorde stimmen.

Die Bachanalyse, auf die in diesem Faden verwiesen wurde (terradrummica.de/bachanalyse.html) war zwar ganz witzig und hilfreich; allerdings bin ich mit den funktionsharmonischen Erklärungen nicht immer klar gekommen. Wie die Akkorde für jeden Takt heißen, wurde dort auch nicht immer gesagt. Ausserdem weiß ich nicht, was ein Orgelpunkt ist, auf den mehrfach verwiesen wurde. Schließlich vermeldete der Autor, als es um die Analyse der zweiten Seite ging, dass "jetzt bald Feierabend sei und dass er sich nun erst mal noch einen Gin-Tonic holen wolle" - danach stimmten, soweit ich das sehe und beurteilen kann, die Taktbezeichnungen nicht mehr ganz und die Erklärungen hinkten immer einen Takt hinterher....:D

Trotzdem war es eine sehr nette und ausführliche Hilfe, aber akkordtechnisch sehe ich dennoch nicht ganz klar, was die zweite Hälfte (ab Takt 16) betrifft!:)


Kann und will irgendjemand hierzu etwas sagen???
:rolleyes:
Oder soll ich dieses Problem besser in die Jazz-Ecke stellen??:confused:

Liebe Grüße

Debbie digitalis
 

Ausserdem weiß ich nicht, was ein Orgelpunkt ist, auf den mehrfach verwiesen wurde.
Ein Orgelpunkt ist im Endeffekt nichts anderes als ein auffällig lang dauernder Ton in einem Musikstück, üblicherweise in der Bassstimme. Konkret hier in diesem Präludium ganz auffällig ist zum Beispiel der Orgelpunkt im Bass von Takt 24 bis 31. Da ist der Basston nämlich durchgehend ein G. Das wird zwar all halben Takt neu angeschlagen und ist somit zwar kein einzelner lang gehaltener Ton, dennoch merkt das Ohr eindeutig, dass hier Takteweise im Bass nur ein Ton liegt und somit kann man das gut als Orgelpunkt bezeichnen.

Zum Rest kann ich leider nichts sagen, da ich von Akkordanalysen relativ wenig Ahnung habe.
 
Ein Orgelpunkt ist im Endeffekt nichts anderes als ein auffällig lang dauernder Ton in einem Musikstück, üblicherweise in der Bassstimme. [...]
Bei strenger Auslegung dürfte aber nur ein in der tiefsten Stimme "auffällig lang dauernder Ton" als Orgelpunkt benannt werden.
Wenn er mehrmals angeschlagen wird, kann man das auch (repetierender) Orgelpunkt nennen.

Jedenfalls hab ich das so gelernt.

lg marcus
 
Hallo DonBos und Marcus,

danke für die Info!

Jetzt weiß ich wenigstens in etwa, was ein Orgelpunkt ist (hat offenbar mit der Orgel selbst wenig zu tun!:D).

Liebe Grüße

Debbie digitalis
 
Mit der Orgel hats in sofern was zu tun, dass so ein Orgelpunkt bei einer Orgel natürlich seine Wirkung viel besser entfalten kann als beim Klavier. Wenn am Klavier ein Ton im Bass über Takte gehalten wird ohne ihn frisch anzuschlagen und obendrüber die anderen Stimmen munter weiterlaufen, dann verklingt der Orgelpunkt selbst recht schnell und wird bald gar nicht mehr gehört. Bei der Orgel aber verliert ein angeschlagener und gehaltenere Ton ja nach dem Anschlag nicht an Lautstärke und klingt nach z.B. 10 gehaltenen Takten immer noch gleich stark wie zu Beginn. Deshalb finden sich solche Orgelpunkte natürlich überaus häufig bei Orgelstücken, während sie bei Klavierstücken eher selten sind.
 
Eine Frage...
Handelt es sich im 2. Takt wirklich um ein d-moll7 Akkord, oder doch eher um eine IV mit 6 un Quinte im Bass, also F-Dur6. Bei d-moll hab ich einfach das Problem, dass es sich dann halt einfach nicht um eine Kadenz handelt, Bei F-Dur hätte man die Kadenz!
Vieleicht liege ich auch falsch, aber ich habs immer so gedeutet!
 
Eine Frage...
Handelt es sich im 2. Takt wirklich um ein d-moll7 Akkord, oder doch eher um eine IV mit 6 un Quinte im Bass, also F-Dur6.

hallo,
ich höre da auch eher F-Dur (Subdominante) als II (d-Moll) mit eindeutigem Moll-Klang - zudem könnte man den 2. Takt als doppelten Vorhalt zum 3. Takt auffassen, wenn man es nur akkordisch schreibt. Aber in diesem Praeludium erhält jeder Takt durch die inneliegende Wiederholung ein ganz eigenes Gewicht, sodass für das hören einfache kadenzierende Folgen oder harmlose Fortschreitungen (Modulation nach G-dur, kleine Sequenzen) gar nicht so leicht wahrnehmbar sind wund wohl auch nicht gleich wahrnehmbar sein sollen.

zum 28. Takt, der Debbie etwas Mühe macht:
das ist einfach nur der Orgelpunkt G unten, und über diesem die Doppeldominante D-Dur 7, allerdings als verminderter Septnonakkord (also ohne Grundton d) - bei Orgelpunkten sollte man diese liegenden (am Klavier erneut angeschlagenen) Töne nicht auf die darüber stattfindenden Fortschreitungen beziehen. Ein schönes Beispiel findet sich auch in Brahms Rhapsodie op.79 g-Moll.

Takt 22 lässt sich nicht sinnvoll auf As-Dur beziehen, auch hier versteckt sich die Doppeldomiante D als verminderter Septakkord

Takt 23 ist der einzige, dessen Sechzehntel keine Akkordbrechung bringen, sondern wie ein langsamer Schleifer einen Ton umspielen: hier ist eindeutig f-Moll die Harmonie, also die Subdominante als Mollakkord (das c von as-f-c wird quasi verziert)

Gruß, Rolf
 
16. Takt: Fmaj7
17. Takt: d-moll7
18. Takt: G7, Grundstellung
19. Takt: C-Dur, Grundstellung
20. Takt: C7
21. Takt: Fmaj7
22. Takt: As7b9, ohne Grundton ???
23. Takt: fm6b5 gibt es so was???
24. Takt: G7
25. Takt: C-Dur
26. Takt: G7sus4 (d.h. G7 mit Quartvorhalt) ???
27. Takt: G7
28. Takt: D7b911, ohne Grundton, gibt es so ein Monstrum????
29. Takt: C-Dur
30. Takt: G7sus4
31. Takt: G7
31. Takt: C7
33. Takt: F-Dur
34. Takt: G7
35. Takt: C-Dur

Hallo Debbie digitalis,

auch der zweite Teil deiner Analyse sieht schon gut aus. T. 17 kann man auf mehrere Arten deuten, wie Johann Bastian Seebach und Rolf schon geschrieben haben. Entweder als F-Dur mit hinzugefügter großer Sexte (=das D im Bass), oder als doppelter Vorhalt zu dem in T. 18 folgenden G7. Der doppelte Vorhalt betrifft dann die beiden Töne A und C in der rechten Hand in T. 17. Alle anderen Töne sind auch in G7 enthalten. Das D im Bass wäre also die Quinte des G7-Akkords. In T. 18 steht der Akkord dann in der Grundstellung und die beiden Vorhalte lösen sich in ihre Zieltöne G und H auf. Beides zusammen - Bass von der Quinte zum Grundton und die Auflösung der Vorhalte - gibt einen sehr spannungslösenden Effekt, - obwohl der G7-Akkord in T. 18 ja im Grunde durch die Septime selbst ein Spannungsakkord ist. Endgültig löst sich diese Spannung dann in dem reinen C-Dur-Akkord in T. 19.

Kleiner Nachtrag zum ersten Teil deiner Analyse: Man sollte den Akkord in T. 9 genauso deuten wie in T. 17. In T. 9 wäre es dann kein a-Moll7-Akkord, sondern ein C-Dur-Akkord mit hinzugefügter Sexte (das A im Bass) bzw. ein doppelter Vorhalt E/G zu D/Fis.

T. 22 hat Rolf schon benannt: Der Akkord bezieht sich auf D-Dur. Bezöge er sich auf As-Dur, müsste das Fis ein Ges und das A ein Heses sein. Aber hier ist es ein D-Dur-Sept-Non-Akkord ohne Grundton (funktionsharmonisch ein doppeldominantischer Dv).

T. 23 würde ich wie folgt sehen. Wie Rolf geschrieben hat, gehören in diesem Takt (anders als im Rest des Stücks, vom Schluss einmal abgesehen) nicht alle Töne zum Akkord, sondern es sind auch Durchgangstöne enthalten. Für Rolf sind diese zusätzlichen Töne das H und das D, die das C umspielen. Dadurch ergibt sich als Akkord die Moll-Subdominante f-Moll. Ich würde hingegen das C als Durchgangston zwischen H und D sehen. Zum Akkord gehören demnach As und F in der linken Hand & H und D in der rechten Hand. Also: As-H-D-F. Ich sehe diesen Akkord als G7 mit Sekund-Vorhalt (bzw. Non-Vorhalt). In T. 24 wird der Vorhalt aufgelöst, das As löst sich zum G auf.

Ab T. 24 liegt im Bass ein Orgelpunkt auf G, den ich je nach Takt in den Akkord mit einbeziehen würde oder nicht. In T. 28 steht über dem Orgelpunkt ein verminderter Akkord, dessen fehlender Grundton D wäre, funktionsharmonisch also ein auf der Doppeldominante basierender Dv (ähnlich wie in T. 22, nur mit anderer Verteilung der Töne). Die Doppeldominante löst sich in die Dominante auf. Deshalb würde ich die drei nachfolgenden Takte alle auf die Dominante beziehen und als Vorhaltakkorde deuten (T. 29-31). In T. 29 sieht es aus wie C-Dur, aber ich höre es als G-Dur mit Quartsext-Vorhalt (C und E als Vorhalte zu H und D). In T. 30 löst sich der Sext-Vorhalt auf (E zu D) und es ist jetzt nur noch ein Quart-Vorhalt. Zugleich kommt die kleine Septime hinzu, die aus dem G-Dur-Akkord einen echt dominantischen Akkord macht und dadurch das C-Dur in T. 32 vorbereitet (das dort auch zunächst wieder dominantisch ist). In T. 31 schließlich löst sich auch der Quartvorhalt auf (C zu H).

Ab. T. 32 liegt im Bass ein Orgelpunkt auf C.

Debbie, nachdem du dich bis jetzt hauptsächlich auf die Analyse der Tonarten konzentriert hast, könntest du jetzt zur funktionsharmonischen Analyse übergehen. Was hältst du davon?

Grüße von
Fips
 
T. 23 würde ich wie folgt sehen. Wie Rolf geschrieben hat, gehören in diesem Takt (anders als im Rest des Stücks, vom Schluss einmal abgesehen) nicht alle Töne zum Akkord, sondern es sind auch Durchgangstöne enthalten. Für Rolf sind diese zusätzlichen Töne das H und das D, die das C umspielen. Dadurch ergibt sich als Akkord die Moll-Subdominante f-Moll. Ich würde hingegen das C als Durchgangston zwischen H und D sehen. Zum Akkord gehören demnach As und F in der linken Hand & H und D in der rechten Hand. Also: As-H-D-F. Ich sehe diesen Akkord als G7 mit Sekund-Vorhalt (bzw. Non-Vorhalt). In T. 24 wird der Vorhalt aufgelöst, das As löst sich zum G auf.
Warum scheust du hier vor der Bezeichnung Dv zurück ?

lg marcus
 
Warum scheust du hier vor der Bezeichnung Dv zurück ?

lg marcus

Mann, bist du schnell, Alter!!! :D

Ich habe hier tatsächlich zurückgescheut vor der Verwendung des Begriffs "Dv". Und zwar aus folgendem Grund: Es kam mir so vor, als ob sich ein Dv wie jede Dominante in eine (Zwischen-)Tonika auflösen müsste. Aber in T. 24 kommt eben noch kein C-Dur, sondern erst noch einmal der aufgelöste G7-Akkord. Erst in T. 25 kommt dann die C-Dur-Tonika. Ich war mir nicht sicher, ob man einen Dv korrekterweise zu einem normalen Dominantsepakkord werden lassen kann, bevor die Tonika-Auflösung kommt. Deshalb habe ich einfach nur von einem Sekund- bzw. Non-Vorhalt gesprochen.

Grüße von
Fips
 

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