Auswendig lernen einzelner Stellen durch harmonische und theoretische Reflexion

ohne es jetzt mit Sicherheit beweisen zu können, aber deine Schlüsse sind etwas fehlerhaft bzw. unvollständig.

Meiner Meinung nach findet man in dem ersten Takt bereits eine normale Kadenz, die von g-moll (über kurzes Dur) zur Subdominante c-moll über die Dominante D-Dur wieder nach g-moll zurückführt.
So kann man auch die Art der Chromatik bzw. Tonleitern erklären. Ich würde es mir nicht mit Halbtönen und Ganztönen einprägen. Diese resultieren ja logischerweise aus der Harmonik. Klar: in diesem Fall links die Tonleiter ist natürlich und vielleicht eine Hilfestellung beim Spielen...

Aber der Mitte des 2. Taktes, wo wieder c-moll erreicht wird, kommt eine Art Sequenz ins Spiel, die etwas komplizierter ist (C7 nach F-Dur, dann 2 Mal D7 nach g-moll - G7 nach NICHT C-, sondern A-Dur!! (Doppeldominante zu G), d-moll, A-Dur...). Mach dir einfach mal klar, wo Spannungen herrschen und wie diese aufgelöst werden. Das ist eine Art Gefühlssache - mit den reinen Noten- und Harmoniebegriffen könnte ich es mir glaube ich nicht so einfach merken.

LG
 
Meiner Meinung nach findet man in dem ersten Takt bereits eine normale Kadenz, die von g-moll (über kurzes Dur) zur Subdominante c-moll über die Dominante D-Dur wieder nach g-moll zurückführt.
nichts anderes steht in meiner Analyse.

So kann man auch die Art der Chromatik bzw. Tonleitern erklären. Ich würde es mir nicht mit Halbtönen und Ganztönen einprägen. Diese resultieren ja logischerweise aus der Harmonik.

Ich bin aber auf micks Vorschlag eingegangen, die Harmonik hier mal außer Betracht zu lassen und habe versucht, den KONTRAPUNKT zu analysieren. Mehr nicht.
 
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Den Kontrapunkt der chromatisch absteigenden Tetrachorde in den ersten eineinhalb Takten findest du exakt so in vielen Werken des gesamten Barock - es ist ein Musterbeispiel für die kontrapunktische Behandlung des Passus duriusculus. Ein Beispiel in der Klaviermusik ist die 6. Invention von Bach (in der Dur-Variante). Ich kann momentan nicht nachsehen, in welchen alten Lehrbüchern das als Lösung aufgeführt ist, weil ich mich zu Orchesterproben gerade am A... der Welt befinde. Wenn ich mich richtig erinnere, steht dazu was im "Gradus ad Parnassum" und ebenfalls im "Vollkommenen Kapellmeister", evt. auch in der Generalbassschule von Mattheson. Ich kann das erst nachsehen, wenn ich wieder zuhause bin.

Was den Schluss der Passage angeht, haben wir hier eine Sequenzbildung, die ebenfalls auf chromatischen Tetrachorden beruht - diesmal halt aufwärts: E-F-Fis-G und A-B-H-C. Als Kontrapunkt verwendet Mozart erst einen engen Chiasmus, der aus zwei Seufzermotiven besteht (beinahe das B-A-C-H-Motiv!), dann ein Variante davon, die ebenfalls aus zwei Seufzermotiven entsteht (Fis-G-F-E) und den Rahmen der kleinen Terz nicht überschreitet. Soweit alles "normal". Ungewöhnlich ist, dass Mozart das zweite Sequenzglied auf der letzten Note (C) um einen Halbton zu Cis erhöht und dieses dann um die Hälfte verlängert. Ich würde nicht behaupten, dass das
klingt, aber es ist in gewisser Weise eine Modulation mit dem Holzhammer. Hier ganz sicher ein toller Kunstgriff, weil es den Ausdruck der Verzweiflung vom bis dato Introvertierten (Seufzer, Suspirationes) ins Extrovertierte steigert (damals höchste verfügbare Note f''' als langer, schwerer Vorhalt, in vermindertem Intervall zum Basston).

In gewisser Weise ist diese Passage der Fantasie eine Vorübung zum Don Giovanni - dort hat Mozart den Passus duriusculus sehr häufig als Stilmittel eingesetzt. Manchmal mit fast identischem kontrapunktischen Verlauf wie in dieser Stelle der Fantasie - siehe z.B. Sextett Nr. 19, T. 61ff.

Bis dahin erstmal, Genaueres frühestens in 10 Tagen. :blöd:
 
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OK, im Prinzip ist klar:Je mehr theoretisches Hintergrundwissen vorhanden, desto mehr Verknüpfungen im Gehirn sind möglich und der Lernerfolg steigt...

Ich habe gerade folgendes gelernt:
rach_leicht.png

man kann die Entwicklung als Kadenz mit Chromatischen Zwischenschritten einprägen. Rein harmonisch ist es zwar glaube ich falsch (Vorzeichen stimmen nicht immer), aber ich merke mir z.B. die 2. Phrase der linken Hand als ces-moll, c-moll, des-moll - jeweils mit Vorhalten.
Das ist eine relativ einfach zu merkende Stelle in diesem Werk.

Das jedoch, ist für mich nur halb klar - ich habe es trotzdem irgendwie mit einigen Eselsbrücken eingeprägt:
rach_schwer.png

Ohne die Harmonien zu betrachten, habe ich die rechte Hand nur mit Hilfe der Chromatik memoriert.
Mit der linken Hand komme ich nicht ganz klar - ich habe mir eingeprägt, dass die obere Note der Sexten / Septimen eine Stimme bildet, welche einer Des-Dur Tonleiter entspricht. Die Harmonien sind mir zwar klar, jedoch nicht logisch - bis auf den Schluss natürlich.
Ich habe hier ziemlich lange gebraucht und bin auch am Klavier noch sehr unsicher, außer ich übe es täglich viele Minuten. Weiterhin ist mir nicht 100%ig bewusst, was genau noch im Kopf dabei abläuft.

Ich würde mich hier gerne bereits beim Memorieren / Lesen so sicher fühlen, wie bei der Stelle oben. Habt ihr einen Tipp?

LG, Joh
 
Die Stelle ist leider ziemlich unorthodox und - was die Stimmführung angeht - auf den ersten Blick sogar etwas unlogisch komponiert.

dass die obere Note der Sexten / Septimen eine Stimme bildet, welche einer Des-Dur Tonleiter entspricht

Vielleicht kannst du dir das einfacher merken, wenn du die Unterstimme enharmonisch so verwechselst, dass es nur noch Sexten sind - bis auf das erste Intervall bekommt man dann ausschließlich große Sexten, was den Denkaufwand verringert.

Bleiben noch die Bass-Auftakte. Da sie im Zusammenhang mit dem übrigen Material nicht logisch erscheinen (es werden scheinbar wahllos Akkordtöne gedoppelt, zum Teil sogar Leittöne, woraus sich dann merkwürdige Parallelen ergeben), stellt sich die Frage, ob die Basslinie evt. eine motivische Bedeutung hat? Jedenfalls ist sie als eigenständige Melodie verhältnismäßig einfach zu merken.
 
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Anmerkung. Wie korrekterweise angemerkt, geht es in diesem Thread um das Lernen ohne Klavier, was ich in meinem Beitrag hier übersehen hatte. Diesen werde ich überarbeiten und an passenderer Stelle wieder einbringen. Der Text zu diesem Beitrag wurde daher von mir hier gelöscht und ich gebe nur einen Tip daraus, der sich auch auf das Thema des Threads (Fadens) bezieht:

Versucht einmal, Noten, die ihr lernen wollt, selber zu aufschreiben. Dazu kann man ein Notenheft nehmen. Ich nutze dafür das Notensatzprogramm MuseScore. Dabei wähle ich einzelne Passagen oder kleine Abschnitte aus, die ich dann nach erfolgreicher Tun ausdrucken kann. Es geht mir nicht darum, das ganze Stück neu zu setzen, jedoch um Abschnitte, die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen.

Das eigenhändige Setzen von Noten für einen bestimmten Abschnitt ist ein Vorgang, der zumindest nach meiner Beobachtung zu einer noch deutlicheren Vorstellung des Notenbildes vor dem geistigen Auge führt. Man beschäftigt sich innerlich noch stärker mit den Details. Auch hier geht es nicht um das Memorieren jeder einzelnen Note, sondern um visuelle Bilder von Phrasen, die dann auch im inneren Ohr als Tonfolgen und Akkorde abrufbar sind.

Für den Lernvorgang besteht ein Unterschied, ob ich etwas lese oder ob ich es zusätzlich auch schreibe. Wohl sollte man dann auch dazu summen, vielleicht auch innerlich tanzen, ... )
 
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Klar, so hat jeder mal Stücke gelernt.

Ich habe diesen Faden jedoch eröffnet, um speziell das Lernen ohne Klavier nach sinnvoller Reflexion zu untersuchen...

LG
 
Klar, so hat jeder mal Stücke gelernt. Ich habe diesen Faden jedoch eröffnet, um speziell das Lernen ohne Klavier nach sinnvoller Reflexion zu untersuchen...

Das ist mir entgangen. Fehlende Aufmerksamkeit meinerseits... Ich werde meinen Beitrag daher löschen. Ist korrekt. Danke für den Hinweis.
 

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