Auslösung Abstände

ChristianN

ChristianN

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Hallo,

ich habe ein Schimmel 120S. regelmäßig gestimmt, (mit Silentautomatik), ca. 15 J. alt. Nun war vor ein paar Monaten ein neuer Stimmer da und hat gesagt, er könne auf diesem Instrument nicht leise spielen und das liege an der Auslösung. Mir kam das Klavier schon immer "schwergängig" vor und leise Töne sind oft weggeblieben. Das habe ich bisher auf meine Technikmängel geschoben, da ich keinen Vergleich habe.

Als Ingenieur habe ich mich kundig gemacht und nachgemessen, Auslösung: Bass: 18mm , Mitte: 10-12mm, Diskant: 8mm

Dann habe ich mir ein Auslöseeisen besorgt und die Auslösung auf 1-2 mm in allen Lagen vorgestellt, eine Fleißarbeit, ging aber recht gut. Das Klavier spielt nun völlig anders, viel besser, es kommen auch die leisen Töne. Das Silentsystem ist mir ab sofort egal, funktioniert sowieso nicht ordentlich wenn's mehr Töne gleichzeitig werden. Ausbauen will ich es aber nicht, damit ich es notfalls beim VK mit anbieten kann (natürlich mit dem Hinweis man müsse es neu einstellen).

Einen Moderator habe ich auch und der soll auch unberücksichtigt bleiben. Ich will also das Klavier optimal einstellen unter Verzicht auf Moderator und Silentsystem. Ich habe schon festgestellt, dass ich nicht alle Hämmer so nah an die Saite stellen kann, weil einige Hämmer dann das trommeln anfangen. Die habe ich dann erstmal etwas weiter eingestellt.

Frage an die Profis: Gibt es sowas wie die "offiziellen" Auslöseweiten ? Oder wenigstens Regeln wie man das korrekt einstellt ?

Grüße
Chris

p.s. Langfristig wird ein Klavierbauer das ordentlich regulieren, aber bis der kommt interessiert's mich einfach selber. Ich lerne gerne dazu :001:
 
Äh... was genau meinst Du mit "auf 1-2mm in allen Lagen vorgestellt"??
 
Ich meine, dass im Bass, Mitte und Diskant die Hämmer alle 1-2mm vor der Saite auslösen. Ich habe irgendwo gelesen, dass man für die 3 Register aber leicht unterschiedliche Auslöseabstände einstellt, im Bass größer im Diskant kleiner ???
 
Micha schrieb hier etwas von 3mm im Bass und 2mm sonst, wenn Du keinen Moderator hast bzw. verwendest.
1mm scheint zu knapp.
OK, Danke, dann stell' ich nochmal nach.
Wolltest Du nicht 'nen Steinway-Flügel kaufen?
Richtig, aber nachdem mich gestern der dritte Transporteur frustriert hat bin ich (wieder) im Modus "ratlos", was absolut nicht heißt, dass der Plan ad acta gelegt ist. Mehr dazu gleich im anderen Thread...
 
Zum Abschluss berichte ich noch wie es weiterging mit meiner Auslösung am Schimmel.

Ich habe mir ein Werkzeug besorgt um die Auslösung selber einzustellen. Das habe ich dann auch gemacht und dann haben etliche Töne das Trommeln angefangen, die musste ich dann wieder etwas zurückstellen. Meine Diagnose war, dass den trommelnden Tönen eine weitere Korrektur der Einstellung fehlt. Das Klavier hat nach meiner Operation völlig ungleichmäßig gespielt.

Also habe ich einen fähigen Klavierbauer bestellt. Der hat dann gesagt, dass meine Einstellung gar nicht so schlecht war, aber eben die Auslösung eine der ersten Einstellungen ist, weil sie einige andere Einstellungen beeinflusst. Er hat etwas die Auslösung stellenweise noch korrigiert. Seine Maße waren übrigens 3,5mm im Bass und 2,5mm sonst, allerdings unter der Maßgabe, dass es "funktioniert", also nicht mit dem "Messschieber".

Danach hat er die Schnabelluft an den Piloten eingestellt, weil er befunden hat, dass der Nachdruck OK ist. Damit ist dann das Trommeln Ton für Ton verschwunden. Das war die entscheidende Einstellung, an die ich mich nicht mehr rangetraut hatte.

Abschließend hat er noch den Fang bei einigen Tönen angepasst. Das geht tatsächlich nur durch gefühlvolles Verbiegen der Fänger. Danach war das Spielgefühl bereits absolut einheitlich. Soviel zur Neu-Regulierung.

Dann habe ich auf das kleine Es am Übergang zwischen Mitte und Bass hingewiesen, das grausam gescheppert hat und an dem sich schon einige andere Stimmer ohne Erfolg die Zähne ausgebissen hatten. Er hat festgestellt, dass der Hammer leicht verschoben ist und außerdem schräg auf die Saiten trifft. Ersteres hat der durch "Verschieben" der Hammermechanik und letzteres durch schräges Abziehen des Hammerfilzes gelöst. Nun geht der Ton zum ersten Mal seit ich dieses Klavier habe ohne klangliche Einbußen. Und weil er schon da war hat er auch noch einigen knallenden Tönen eine "piano"-Intonation mit seinen Nadeln verpasst.

Das Klavier spielt wie neu, absolut einheitlich. Ich hätte nicht im Traum gedacht, dass man da hinkommen kann, wenn man weiß was man tut ! Die 2h waren gut angelegtes Geld.

Fazit: Nur mal eben die Auslösung verstellen ist nicht ausreichend, weil man den Rest dann mitverstellt und auch neu regulieren muss. Einfähiger Klavierbauer holt noch enorm was aus dem Instrument, das lohnt sich also absolut.

p.s. Wer den Kontakt zu dem im Großraum Nbg ansässigen Klavierbauer/Stimmer haben will, möge mir eine PM schreiben.
 
@ChristianN Freut mich sehr.

Man kann hier Empfehlungen offen schreiben, nachdem es auch meine war - hier der Link:

Martin Münch
 
Ich hatte ein ähnliches Problem wie du bei 5 Tönen in der mittleren Lage im Übergang vom Bass, die bei leichtem Anspielen gern mal wegblieben...
Hab mich immer über mich geärgert, dass mir das beim Kauf und Anspielen letztes Jahr nicht aufgefallen war. Gestern war dann der Klavierstimmer da und es lag tatsächlich auch am eingebauten Silentsystem! (Nicht an meiner Unaufmerksamkeit bei so einer wichtigen Frage)

Bei 4 Tönen hat er das jetzt sehr verbessern können, nur ein Ton ist jetzt noch ein echter "Problemton", da müsste man jetzt wohl ein Eckchen von diesem Dämpfer des Silentsystems (oder wie das heißt?), das die Auslösung stört, absägen und es dazu nochmal ausbauen.

Ich freue mich jetzt aber erstmal an der Verbesserung der anderen 4 Töne und hoffe, mir jetzt keine komische Spielweise beim e anzugewöhnen....

Muss mal mit dem Klavierbauer reden, von dem ich das Klavier gekauft habe, was wir da machen können.

Aber an alle, die sich beim Kauf ein Silentsystem einbauen lassen, der Tipp: vor Ort nochmal mit dem eingebauten System probespielen, besonders leise Töne zwischen G und g probieren und dann gleich vor Ort ggf. nochmal anpassen lassen!
 
Ich habe auch meine Erfahrung gemacht. Ich habe ein Kawai k200 gekauft. Man dachte, dass ich keine Ahnung hätte. Erst waren sämtliche Piloten zu hoch, sodass der Hammer nicht an der Rückfallleiste ruhen konnte. Desweiteren die Auslösung überall verschieden. Teilweise kamen Töne wie das c 1 gar nicht bei leichtem Anschlag das d1 e1 dan viel besser. Es wurde nicht viel Engagement in das Instrument eingebracht. Daher kam auch der günstigste Preis. Die Mechanik ist toll. Ich leide nur im Frankfurter Raum an Klavierstimmer bzw Intoneur
die sich bei günstigen Instrumenten nicht wirklich viel Mühe geben. Der Stimmer hatte einfach einmal alle Piloten runtergedreht und gesagt dass das erst einmal so gut wäre. Leider war dann Luft zwischen Stoßzunge und Hammernuss. Die Auslösung hat ihn gar nicht interessiert. Es ist halt kein Steinw. oder Bechtts. Wenn jemand im Raum Frankfurt Giessen einen motivierten Stimmer und Intoneur kennt, bitte ich um Info! Es geht nicht ums Geld, es geht um jemanden zu bekommen der Lust hat einen tollen Ton zu formen!
 
Mit Klaviertechnikern ist es wohl ähnlich wie mit klavierlehrer. Es gibt wenig gute. Und die Guten haben alle keine Zeit, weil sie sich auf Clavio tummeln.
 

Hallo,

ich habe ein Schimmel 120S. regelmäßig gestimmt, (mit Silentautomatik), ca. 15 J. alt. Nun war vor ein paar Monaten ein neuer Stimmer da und hat gesagt, er könne auf diesem Instrument nicht leise spielen und das liege an der Auslösung. Mir kam das Klavier schon immer "schwergängig" vor und leise Töne sind oft weggeblieben. Das habe ich bisher auf meine Technikmängel geschoben, da ich keinen Vergleich habe.

Als Ingenieur habe ich mich kundig gemacht und nachgemessen, Auslösung: Bass: 18mm , Mitte: 10-12mm, Diskant: 8mm

Dann habe ich mir ein Auslöseeisen besorgt und die Auslösung auf 1-2 mm in allen Lagen vorgestellt, eine Fleißarbeit, ging aber recht gut. Das Klavier spielt nun völlig anders, viel besser, es kommen auch die leisen Töne. Das Silentsystem ist mir ab sofort egal, funktioniert sowieso nicht ordentlich wenn's mehr Töne gleichzeitig werden. Ausbauen will ich es aber nicht, damit ich es notfalls beim VK mit anbieten kann (natürlich mit dem Hinweis man müsse es neu einstellen).

Einen Moderator habe ich auch und der soll auch unberücksichtigt bleiben. Ich will also das Klavier optimal einstellen unter Verzicht auf Moderator und Silentsystem. Ich habe schon festgestellt, dass ich nicht alle Hämmer so nah an die Saite stellen kann, weil einige Hämmer dann das trommeln anfangen. Die habe ich dann erstmal etwas weiter eingestellt.

Frage an die Profis: Gibt es sowas wie die "offiziellen" Auslöseweiten ? Oder wenigstens Regeln wie man das korrekt einstellt ?

Grüße
Chris

p.s. Langfristig wird ein Klavierbauer das ordentlich regulieren, aber bis der kommt interessiert's mich einfach selber. Ich lerne gerne dazu :001:

1-2 mm kann man schon bei einigen Instrumenten machen - aber wie schon bemerkt, Silent und "Nachbarnschoner "(Moderator) kann man dann vergessen.

Bei einigen Instrumenten kann es bei zu knapper Auslösung zum trommeln kommen, d.h. der Hammer kann dann bei einen Anschlag mehrmals anschlagen.

Der Baß sollte immer etwas mehr an Auslösung haben.

18-8 mm finde ich aber schon ein wenig arg.

Mit Silent könnt man schauen ob man mit 6-4- und 3 hinkommt.

Ist aber auch immer eine Frage des Silentsystemes.

Wo zu man allerdings mit Silentsystem ein "Nachbarnschoner" braucht, erschließt sich mir nicht.
 

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