August Förster Klavier

st_w

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13. März 2017
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Hallo,

nachdem ich vor einigen Jahren (2017) bereits an einem 0€ "Bastelklavier" (Anton Pappenberger) erste Erfahrungen mit der technischen Seite eines Klaviers machen durfte habe ich nach längerer Beobachtung des Gebrauchtmarkts nun ein neues 0€ Klavier gefunden, das technisch in passablem Zustand ist (soweit ich das mittlerweile beurteilen kann) und nicht zu weit weg. Es handelt sich um ein August Förster, Seriennummer 29548, also Baujahr zwischen 1910 - 1917 lt. Homepage. Es wurde nicht viel bespielt (und in den letzten 20 Jahren quasi gar nicht mehr), aber dennoch zumindest alle paar Jahre gestimmt, zuletzt 2021. Insbesondere die Stimmbarkeit war mir wichtig und auch ansonsten erschien mir der Zustand in fast allen Bereichen besser bzw. die Machart qualitativer als bei meinem ersten Klavier. Dass es quasi um die Ecke (7 km entfernt) abzuholen war, passte auch recht gut. Einzig das Äußere lässt etwas zu Wünschen übrig - Nussbaum gefiele mir zwar gut aber leider wurden die zwei Frontplatten irgendwann einmal ersetzt durch billige Spanholzplatten mit Fichtenoptik. Dennoch hab ich gleich zugeschlagen und mittlerweile steht das Klavier bei mir :-D

Ich habe sogleich mit einer Grundreinigung begonnen und alles einmal auseinandergenommen, gereinigt und wieder zusammengestellt. Ein paar Eindrücke dazu im Anhang.

Nun kommt jedoch der schwierigere Teil und ich bin noch nicht ganz sicher an was ich als nächstes arbeiten sollte bzw. was überhaupt zu tun ist. Ein paar Punkte auf meiner ToDo-Liste:
  • Stimmen: Grundsätzlich hielt sich die Stimmung relativ gut, aber dennoch muss es auf jeden Fall gestimmt werden. Ich denke ich werde mich unter Zuhilfenahme einer Stimmsoftware (z.B. PianoMeter, EntropyPianoTuner) dran versuchen
  • Regulierung: Das ist vermutlich der schwierigste Punkt für mich, da ich auch hinsichtlich spielerischem Laie bin und somit kaum Erfahrung habe wie sich Tastenanschlag, Repetition, etc. anfühlen sollte. Werde hierzu vermutlich die Literatur bemühen (hab mir die Reihe von Carl-Johan Forss und Pianos Inside Out von Mario Igrec vor längerem zu Gemüte geführt und würde das als Basis verwenden).
  • Intonation: trau ich mir nicht zu befürchte ich. Ein paar wenige Töne haben ein metallisches klirren, aber ich hätte keine Idee was man dagegen machten könnte?
  • Optik: einige Tastenbeläge sind gelblich und sollte man vermutlich mit H2O2 behandeln. Ich bin nicht sicher welches Material es ist - obwohl Struktur und Zweiteilung der Plättchen auf Elfenbein hinweisen würden denke ich eher dass es ein Imitat ist, bin aber nicht sicher wie ich das erkennen könnte? Ein Ersatz der Frontplatten mit originalgetreuen wäre auch wünschenswert, leider weiß ich nicht wie diese ausgesehen haben könnten. Ich beobachte auch den Gebrauchtmarkt weiter ob evt. ein Schrottklavier als Spender in Frage käme (mein Pappenberger wurde irgendwann schwarz lackiert obwohl es vermutlich auch nicht original schwarz zwar, hilft daher aber leider nicht). Rückwandstoff war schon sehr unansehnlich (und ohnehin nicht original, man konnte Überreste eines älteren Stoffbezugs sehen) und habe ich entsorgt. Welcher Stoff eignet sich hier als Ersatz?
Habt ihr Vorschläge wie ihr das angehen würdet, Tipps zu meinen obigen ToDos, Antworten auf meine obigen Fragen oder sonstige Hinweise oder Informationen zum Instrument?
Dann würd ich mich über eure Unterstützung sehr freuen :-)

Vielen Dank!
 

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Ein Försterklavier für 0 €? Herzlichen Glückwunsch!
Ich hatte mein halbes Leben lang ein sehr ähnliches und es war ein sehr stimmstabiles, gutes Instrument!

Meine Empfehlung: unbedingt einen erfahrenen Klavierstimmer holen. 4 Wochen nach Beginn der Heizperiode. Dann hält die Stimmung am besten.

Die Tasten sehen mir nach Elfenbein aus. Elfenbein wird - im Gegensatz zu Plastik - gelblich mit der Zeit. Man sieht auch deutlich die typische Struktur im Material. Also kein Imitat. So lassen, wie es ist. Immerhin ist irgendwann ein Tier dafür gestorben.
Ich erinnere mich, dass meines auch diese kleine sichtbare Fuge zwischen den Abschnitten hatte.
 
Hallo,

nachdem ich vor einigen Jahren (2017) bereits an einem 0€ "Bastelklavier" (Anton Pappenberger) erste Erfahrungen mit der technischen Seite eines Klaviers machen durfte habe ich nach längerer Beobachtung des Gebrauchtmarkts nun ein neues 0€ Klavier gefunden, das technisch in passablem Zustand ist (soweit ich das mittlerweile beurteilen kann)
Ich finde auch, das es für den Preis gut da steht! Und qualitativ ist Förster sehr weit oben einzuordnen, macht bestimmt Spass das Projekt!

Nun kommt jedoch der schwierigere Teil und ich bin noch nicht ganz sicher an was ich als nächstes arbeiten sollte bzw. was überhaupt zu tun ist. Ein paar Punkte auf meiner ToDo-Liste:
  • Stimmen: Grundsätzlich hielt sich die Stimmung relativ gut, aber dennoch muss es auf jeden Fall gestimmt werden. Ich denke ich werde mich unter Zuhilfenahme einer Stimmsoftware (z.B. PianoMeter, EntropyPianoTuner) dran versuchen
Auch wenn ich Pianometer selbst habe und einsetze... ich würde ebenso dazu raten nach der Akklimatisierung und den ersten kleinen Arbeiten zumindest das erste mal eine Profistimmer dran zu lassen. Ein wirklich schön gestimmes Klavier motiviert viel mehr dann weiter zu machen! (Eigene Erfahrung...)

  • Regulierung: Das ist vermutlich der schwierigste Punkt für mich, da ich auch hinsichtlich spielerischem Laie bin und somit kaum Erfahrung habe wie sich Tastenanschlag, Repetition, etc. anfühlen sollte. Werde hierzu vermutlich die Literatur bemühen (hab mir die Reihe von Carl-Johan Forss und Pianos Inside Out von Mario Igrec vor längerem zu Gemüte geführt und würde das als Basis verwenden).
Die Videos von Piano Lang sind da sehr hilfreich, wie z.B. dieses: Auch ein altes Schätzchen

Ansonsten gerne mal durch mein (ähnliches...) Kriebel Projekt klicken, wenn du das nicht kennst.

Für das Spielgefühl wichtigste ist es als erstes die Klaviatur grade zu legen und die Schnabelluft einzustellen, das bekommt man als Laie problemlos hin!

Die schiefen Hämmer würde ich noch richten, und dann Stimmen lassen.

Und dann weiter einfuchsen....

  • Intonation: trau ich mir nicht zu befürchte ich. Ein paar wenige Töne haben ein metallisches klirren, aber ich hätte keine Idee was man dagegen machten könnte?
Intonieren ist was für Profis... es besteht die Möglichkeit Hammerköpfe nachhaltig zu töten...

ABER: Einzelne Töne weicher zubekommen bei einem hundert Jahre alten Klavier ist nicht mit 2 oder 3 Stichen abgehandelt... Bei meinen Schätzchen habe ich die Köpfe ganz schön mit dutzenden "misshandelt" bis überhaupt eine Klangänderung zu bemerken war... solange du nicht in den Scheitel stichst geht da nichts so schnell kaputt!

  • Optik: einige Tastenbeläge sind gelblich und sollte man vermutlich mit H2O2 behandeln. Ich bin nicht sicher welches Material es ist - obwohl Struktur und Zweiteilung der Plättchen auf Elfenbein hinweisen würden denke ich eher dass es ein Imitat ist, bin aber nicht sicher wie ich das erkennen könnte? Ein Ersatz der Frontplatten mit originalgetreuen wäre auch wünschenswert, leider weiß ich nicht wie diese ausgesehen haben könnten
Das würde ich GAR NICHTS machen! Die Patina ist doch schön... Tastenklappe immer auf lassen, dann vergilbt es nicht weiter und gut ist...

  • Rückwandstoff war schon sehr unansehnlich (und ohnehin nicht original, man konnte Überreste eines älteren Stoffbezugs sehen) und habe ich entsorgt. Welcher Stoff eignet sich hier als Ersatz?
Komplett überflüssig wenn das Klavier mit dem Rücken zur Wand steht, abmachen und weg damit.

Habt ihr Vorschläge wie ihr das angehen würdet, Tipps zu meinen obigen ToDos, Antworten auf meine obigen Fragen oder sonstige Hinweise oder Informationen zum Instrument?
Bei konkreten Fragen war das Forum hier immer sehr hilfreich, immer fragen, meistens gibts hier auch von Profis Antworten!
 
Danke schonmal für Eure Antworten! Es kommen sicher noch mehr Fragen zu dem ein oder anderen Thema :-)

Ich habe Euren Tipps zufolge gestern mit ein paar Regulierungsarbeiten begonnen und die Tastenhöhe ausgeglichen, Hämmer ausgerichtet sowie Halbgang (wie im Video) und die Schnabelluft kontrolliert.
Klaviatur und Schnabelluft schien schon relativ gut zu passen, da hab ich nur sehr wenige und kleine Änderungen vorgenommen.

Halbgang (Abheben der Dämper wenn der Hammer auf halbem Weg zum Anschlag ist) ist noch relativ ungleichmäßig bzw. oft zu früh. Das liegt wohl auch am Dämpferfilz, dem man das Alter schon anmerkt. Hier hab ich mal angefangen zu korrigieren, aber leider war meine Zange dafür sehr unpraktisch, da muss ich nach einem besseren Werkzeug schauen.

Beim Hämmer ausrichten hab ich festgestellt, dass eine Hammernuss bei der Achsenkerbe zersprungen ist (siehe Fotos). Das werde ich versuchen zu leimen und hoffe damit die schiefe Achse wieder gerade zu bekommen.

Manche Hämmer (insbesondere im Diskant) bewegen sich etwas träge, da passt vermutlich die Achsreibung der Hammerachse nicht. Stoßzungenachse hab ich im Zuge der Schnabelluft-Kontrolle auch beobachtet, scheint aber in Ordnung. Dämpferachse hab ich nicht kontrolliert (hier ist ohnehin eine recht starke Feder, da ist hat die Achsreibung wohl wenig Einfluss?), genausowenig die Achse vom Hebeglied (wüsste nicht wie ohne Ausbau und sah nicht wirklich Bedarf).


Bzgl. Tastenoptik habt ihr mich überzeugt und werde ich so belassen. Die restlichen optischen Probleme können warten, da ist mir das Innere deutlich wichtiger als das Äußere.

Bzgl. Rückwandstoff dachte ich der könnte helfen um Staub hinten im Klavier zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren. Denn wenn das nahe an der Wand steht kann mans vermutlich nur schwer aussaugen. Was mir auch gut gefallen hat ist die Idee zur Dämpfung im Kriebel-Thread: https://www.clavio.de/attachments/img-20210516-wa0001-jpeg.38035/

Soweit mal ein kleines Update
 

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Danke schonmal für Eure Antworten! Es kommen sicher noch mehr Fragen zu dem ein oder anderen Thema :-)

Ich habe Euren Tipps zufolge gestern mit ein paar Regulierungsarbeiten begonnen und die Tastenhöhe ausgeglichen, Hämmer ausgerichtet sowie Halbgang (wie im Video) und die Schnabelluft kontrolliert.
Klaviatur und Schnabelluft schien schon relativ gut zu passen, da hab ich nur sehr wenige und kleine Änderungen vorgenommen.

Halbgang (Abheben der Dämper wenn der Hammer auf halbem Weg zum Anschlag ist) ist noch relativ ungleichmäßig bzw. oft zu früh. Das liegt wohl auch am Dämpferfilz, dem man das Alter schon anmerkt. Hier hab ich mal angefangen zu korrigieren, aber leider war meine Zange dafür sehr unpraktisch, da muss ich nach einem besseren Werkzeug schauen.

Beim Hämmer ausrichten hab ich festgestellt, dass eine Hammernuss bei der Achsenkerbe zersprungen ist (siehe Fotos). Das werde ich versuchen zu leimen und hoffe damit die schiefe Achse wieder gerade zu bekommen.

Manche Hämmer (insbesondere im Diskant) bewegen sich etwas träge, da passt vermutlich die Achsreibung der Hammerachse nicht. Stoßzungenachse hab ich im Zuge der Schnabelluft-Kontrolle auch beobachtet, scheint aber in Ordnung. Dämpferachse hab ich nicht kontrolliert (hier ist ohnehin eine recht starke Feder, da ist hat die Achsreibung wohl wenig Einfluss?), genausowenig die Achse vom Hebeglied (wüsste nicht wie ohne Ausbau und sah nicht wirklich Bedarf).


Bzgl. Tastenoptik habt ihr mich überzeugt und werde ich so belassen. Die restlichen optischen Probleme können warten, da ist mir das Innere deutlich wichtiger als das Äußere.

Bzgl. Rückwandstoff dachte ich der könnte helfen um Staub hinten im Klavier zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren. Denn wenn das nahe an der Wand steht kann mans vermutlich nur schwer aussaugen. Was mir auch gut gefallen hat ist die Idee zur Dämpfung im Kriebel-Thread: https://www.clavio.de/attachments/img-20210516-wa0001-jpeg.38035/

Soweit mal ein kleines Update
Ob es geleimt hält.....kann, muss aber nicht.

Besser Du bestellst Dir neue Haselnüsse in passender Größe und wechselst die aus.

Für den Halbgang gibt es Halbganghaken, erfordert etwas Übung, aber Du kannst den Halbgang bei eingebauter Mechanik regulieren.

Nochmal zum bleichen: sollte man nur machen, wenn die Tasten widerlich Käsegelb sind.

Das bleichen mit Wasserstoffperoxyd zerstört die Elfenbeinstruktur und das Material wird weicher.

Des weiteren fällt 50% iger Wasserstoffperoxyd unters Sprengstoffgesetz und ist so ohne weiteres nicht mehr beziehbar.
 

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