Auftritte: Wie bekommen wir bessere Pianos/Stimmungen?

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hanspetter

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15. Feb. 2016
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Hallo allerseits!

Hier ein Problem, dass fast jeden, der am Piano öffentlich auftritt, betrifft, ärgert und frustriert:

Wie können wir erreichen, dass (auch einfachste) Veranstalter aller Art (u. a. Hotels, aber auch Altersheime, Schulen, Kirchen...), die Pianospiel vor Publikum aufführen lassen, die Qualität der Pianos und ihrer Stimmungen zeitgemäß entscheidend verbessern?

Dafür möchte ich hier Tipps sammeln: Gibt es dazu Veröffentlichungen, Internetverlautbarungen...?

Hintergrund:
Während die anderen Musiker sich i. d. R. für 10-50 Tds. Euro Weltklasseinstrumente leisten können, die sie bei jedem Auftritt dabei haben, die sie bestens kennen und natürlich auch optimal stimmen -
hat der auftretende Klavierspieler i. d. R. - gemessen am topregulierten Konzertflügel mit allen Differenzierungsmöglichkeiten - minderwertige bis miserable Instrumente zu bedienen, die er oft nur unzureichend kennt und die oft deutlich-skandalös verstimmt sind.

Ich bin überzeugt, dass es diese schlechte Piano-Qualität ist, die zu der häufigen Unterscheidung und Abwertung "Solist (anderes Instrument, Sänger) - Klavierbegleiter" führt!

Seit Jahrzehnten beobachte ich eine direkte Proportionalität "Qualität des Pianos, seiner Stimmung - Spielqualität - Wirkung, Erfolg beim Publikum"!

Die Ausrede, der Laie merke nicht, ob das Klavier gut oder verstimmt sei, lasse ich nicht gelten!

Zumindest wenn beim selben Auftritt auch andere Instrumente/Sänger mitwirken, ist der Klavierspieler durch sein mangelhaftes Instrument (stark) gehandicapt!
Beleg: Selbst von einfachen, jüngeren Klavierschülern höre ich oft, dass sie ungern oder gar nicht auf Digitalpiano auftreten, weil schon sie spüren, wie sehr dies ihre Qualität in den Boden drückt...

Auch dazu bitte ich Euch um Tipps, Erfahrungen... - vielleicht ergeben sich daraus auch separate Umfragen?!

Gruß H.
 
Das ist eine Frage des Veranstalterbudgets: Klaviere pflegen und stimmen lassen kostet Geld. Die meist voellig ueberforderten "Veranstalter", also sagen wir die Leitung eines Altersheimes, hat von Klavieren keine Ahnung, ein Minibudget, wenn ueberhaupt. Das Klavier wird allerhoechstens einmal jaehrlich gestimmt, weil das irgendwo zu lesen ist, dasz es so sein musz. Dann "wird schon alles passen".
Gegenmasznahme: Klavier vorher anschauen und Auftritt ablehnen, falls es nicht gut genug ist bzw. nicht in einen angemessenen Zustand versetzt wird. Das reduziert die Auftrittsmoeglichkeiten drastisch. Dann kann man sich die Stimmung selbst zahlen :-D, wenn man einmal in 5 Jahren auftritt.
Im Ernst: Ich halte das fuer Laien eine von Fall zu Fall zu entscheidende Frage. Im Altersheim sind die Bewohner vielleicht froh, ueberhaupt einmal Abwechslung zu bekommen und etwas am Klavier vorgetragen zu bekommen. Ich spiele auch nicht wie ein Weltklassepianist. Die Kunst ist, aus einem suboptimalen Instrument etwas zu machen.
Einmal habe ich sogar auf einem Instrument gespielt, das so verstimmt war, dasz ich teilweise andere Tasten genommen habe als "dastehen", damit es nicht so haeszlich klingt. Das war natuerlich nur fuer ein paar Bekannte. Es war trotzdem ein netter Abend. Bei einem (pseudo)oeffentlichen Auftritt haette ich natuerlich abgesagt.
Vor ein paar Monaten habe ich mich auch ueber die Stimmung geaergert, die ich peinlich fuer die Gastgeberin fand, obwohl das Publikum sehr zufrieden war. Haben die alle keine Ohren?

Manchmal denke ich, dasz ich mich nicht so wichtig nehmen solle, meine eigene Vorbereitung ist viel wichtiger. Trotzdem gibt es natuerlich Grenzen.

Damit meine ich: Wir sind so verwoehnt von perfekten Pianisten, perfekten Aufnahmen, perfekten Klavieren, dasz wir uns gar nicht mehr trauen, Musik unter nicht perfekten Bedingungen zu machen. Dabei kommt es aber auf die Situation und Atmosphaere im Konzert an. Auch bei einem verstimmten Instrument kann man die Leute bewegen und ruehren, obwohl das nicht ideal ist.

Wenn jemand an Weihnachten schwer krank im Spital liegt, ich mit einem Digitalpiano anruecke und etwas spiele, weil ich die Person kenne, wir uns gern moegen, dann kann das viel wertvoller sein, als jedes Konzert eines Weltstars mit perfektem Konzertfluegel. Diesen Aspekt bitte nicht vernachlaessigen.

Viele Gruesze
Jannis
 

Hintergrund:
Während die anderen Musiker sich i. d. R. für 10-50 Tds. Euro Weltklasseinstrumente leisten können, die sie bei jedem Auftritt dabei haben, die sie bestens kennen und natürlich auch optimal stimmen -
hat der auftretende Klavierspieler i. d. R. - gemessen am topregulierten Konzertflügel mit allen Differenzierungsmöglichkeiten - minderwertige bis miserable Instrumente zu bedienen, die er oft nur unzureichend kennt und die oft deutlich-skandalös verstimmt sind.

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Also erstmal zu den 10-15 Tsd. Euro für Instrumente, wenn wir mit unserer Band spielen, hat unser komplettes Equipment vielleicht 15 Tsd. Euro (wobei ich keine Ahnung habe, was das Schlagzeug so kostet, also dafür vielleicht nochmal was drauf rechnen} gekostet, natürlich machen wir das nicht professionell, aber wir spielen sehr regelmäßig öffentlich und wir haben finanzielle Mittel, unsere teuerste E-Gitarre kostet um die 1200 €, die Akkustikgitarren 600-800 €. Die Gitarren, sowie das Schlagzeug sind Privat finanziert, lediglich Boxen, Mischpult,ein Großteil der Kabel etc. werden aus unserem Budget finanziert. Gestimmt sind unsere Instrumente trotzdem nicht immer perfekt:-D Das Stagepiano, dass einer spielen muss (ja ich nenne es bewusst so, weil es eigentlich keiner machen will) hat wahrscheinlich nicht mal so viel gekostet , wie die E-Gitarre, und es ist grausig...

Ich kann deinen Arger über verstimmte , schlecht spielbare Instrumente nachvollziehen, allerdings hast du das Problem schon ganz gut dargestellt, bei Transportablen Instrumenten, schaffen die Musiker diese selbst an, kümmern sich um Pflege und Wartung, natürlich tust du dies als Pianist auch, aber du kannst dein Instrument nicht mitnehmen.
Nicht jeder Veranstaltungsort hat die finanziellen Mittel und auch nicht das Hintergrund wissen Instrumente für 10/15 Tsd. Euro anzuschaffen und diese auch entsprechend warten zu , gerade wenn wir hier von kleineren Vernastaltern reden (Kirchgemeinden, Kommunen, Schulen, Altersheimen usw.). Außerdem ist das Gefallen von Instrumente und die Klangvorstellung sehr subjektiv ( Oben genanntes Stagepiano: ich bekomme die Krise wenn ich drauf spielen muss und da bin ich nicht mal ein akkustisches Klavier gewöhnt, unser Bandleiter findet es cool)
Das einzige was wir als Pianisten da wohl machen können, ist wie schon vorher geschrieben uns die Instrumente anzuschauen und ggf. abzulehnen. Bei "Wohltätigen Zwecken" (z.b. Konzerten in Kirchgemeinden o.ä) um Spenden für die Pflege der Instrumente bitten, haben wir im letzten Jugendgottesdienst auch getan, eine unserer Gitarren war in einer der vorherigen Proben kaputt gegangen und musste nun repariert werden, natürlich sehr ärgerlich.
 
Kann man das Instrument nicht einfach zum Vertragsbestandteil machen?
Das klappt doch mit der Farbe der Gummibärchen im Backstage auch.
 
Wie können wir erreichen, dass (auch einfachste) Veranstalter aller Art (u. a. Hotels, aber auch Altersheime, Schulen, Kirchen...), die Pianospiel vor Publikum aufführen lassen, die Qualität der Pianos und ihrer Stimmungen zeitgemäß entscheidend verbessern?

Kann hierzu keine generelle Aussage treffen.

Aus persönlicher Veranstaltersicht: Es gehörte zu meinem Job, hin und wieder Empfänge unterschiedlicher Art zu organisieren. Die kulturvollen Auftraggeber wünschten dazu einen kulturvollen Rahmen: G´fressa unn g´soffa wird erst nach widerspruchslos-kultiviertem Anhören musikalischer Darbietungen. :lol:

Ich pflegte zu diesem Behufe mich mit dem ortsansässigen Konservatorium in Verbindung zu setzen, das mir dann junge Künstlerinnen [sic] vermittelte. Grundbedingung war von Seiten des Instituts stets, dass das Instrument vor Ort gestimmt sein muss. Ohne diese Voraussetzung hätten die mir gar keine Pianistinnen vermittelt.
schulterzuck.gif


Dachte eigentlich, es sei selbstverständlich, so etwas im Vorfeld genau zu definieren.:konfus: Als Veranstalter habe ich doch ein wohlverstandenes Eigeninteresse daran, dass keine hardwarebedingten Unwägbarkeiten auftreten (es ist spannend genug, ob der Rest funktioniert - ob die Künstlerinnen überhaupt erscheinen oder irgendwo im Stau feststecken oder im letzten Moment absagen oderoderoder).
 
Wie können wir erreichen, dass (auch einfachste) Veranstalter aller Art (u. a. Hotels, aber auch Altersheime, Schulen, Kirchen...), die Pianospiel vor Publikum aufführen lassen, die Qualität der Pianos und ihrer Stimmungen zeitgemäß entscheidend verbessern?
Gesetzlich regeln lassen muss man das als Künstler nicht. Meist genügt der sogenannte "kleine Dienstweg" - bei der Buchung fragen, worauf man beim Auftritt voraussichtlich spielen wird. Ahnungslose Veranstalter kann man informieren über Anschaffungs- und Unterhaltungskosten von Flügeln und Klavieren - Beratungsresistenz ist schwieriger in den Griff zu bekommen. Auch der Hinweis auf die Behauptung, für so etwas sei kein Geld da, ist in den seltensten Fällen gleichbedeutend mit der ganzen Wahrheit. Sind die Bedingungen unzumutbar und keine zeitnahe Abhilfe, gibt es eben keinen Auftritt. So einfach ist das.

Im Ernst: Ich halte das fuer Laien eine von Fall zu Fall zu entscheidende Frage. Im Altersheim sind die Bewohner vielleicht froh, ueberhaupt einmal Abwechslung zu bekommen und etwas am Klavier vorgetragen zu bekommen. Ich spiele auch nicht wie ein Weltklassepianist. Die Kunst ist, aus einem suboptimalen Instrument etwas zu machen.
Dieser Aspekt ist übrigens durchaus zutreffend. In Insiderkreisen spricht man dann vom sogenannten "sozialen Musizieren", da Musik nicht nur mit künstlerischen, sondern auch mit funktionalen Aspekten verbunden sein kann und darf. Da höre ich als Musiker schon mal das Lob, das betagte Instrument sei in der gesamten Geschichte des Hauses noch niemals zuvor so meisterhaft und begeisternd bespielt worden. Ich würde sogar noch weiter gehen und von einem professionellen Musiker verlangen, dass man ihm seine Professionalität auch dann abnimmt, wenn er an einer absoluten Klapperkiste spielt. Ansonsten muss er konsequent sein und den Auftritt eben ablehnen. Aus eigener Erfahrung habe ich das Publikum in Altenheimen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen als besonders dankbar und herzlich kennen gelernt - ein gar nicht so unbedeutender Aspekt. Auch darüber ist es wert, einmal ein wenig nachzudenken.

LG von Rheinkultur
 
Uebrigens: In einem Fuenfsterneschuppen wuerde ich natuerlich nur auf einem ebenso tollen Instrument spielen, sonst: Absage! Aber die heimliche Freude einer solchen Absage wird mir mangels entsprechendem Angebot und Bekanntheitsgrad leider nie zuteil werden. :teufel:

Aus eigener Erfahrung habe ich das Publikum in Altenheimen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen als besonders dankbar und herzlich kennen gelernt - ein gar nicht so unbedeutender Aspekt. Auch darüber ist es wert, einmal ein wenig nachzudenken.

LG von Rheinkultur

Diese Erfahrung teile ich und schaetze es besonders.

Ich würde sogar noch weiter gehen und von einem professionellen Musiker verlangen, dass man ihm seine Professionalität auch dann abnimmt, wenn er an einer absoluten Klapperkiste spielt.

Das ist es, was ich an wirklich groszen Pianisten so bewundere: Sie koennen scheinbar aus jeder noch so furchtbaren Kiste schoene Musik herausholen. Das ist wahre Klaviertechnik!

Trotzdem hoffe ich fuer alle natuerlich auf schoene Instrumente,
Jannis
 

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