Anregungen zur Interpretation: Rachmaninoff's cis-Moll-Prélude

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AlkanLiszt

Guest
Hallo alle beisammen,

Ich habe diesen Sommer mit der Unterstützung meines Opas und einer Erlaubnis meiner Schule (9. Klässler) ein kleines Drehprojekt begonnen just for fun. Sooo nun bin ich mir aber unsicher, wie das Präludium zu interpretieren ist und ob die Vorgabe meiner Lehrerin richtig ist. (Sie ist ein großer Freund von Gilels und liebt seine Interpretationen) Zur Erklärung wegen den Herzen im Hintergrund: Die Videos (insgesamt 6 Stück) wurden kurz nach dem Projekttag "Herz und Gesundheit" gemacht. Zugegeben der Ton ist auch nicht der beste, aber es ist für mich schon etwas schönes mich mal so sehen zu können ;). Aber nun zu meiner Frage: Was würdet ihr besser machen, was gefällt euch, was wären eure Anregungen -> Konstruktive Kritik bitte. Ich freue mich auf Antworten :)


 
Super!

Eine kleine Anmerkung, könnte es sein, dass du kraftvoll "drückst", statt "powerful" fallendes Armgewicht zu nutzen - wie etwa in folgendem Video ganz am Anfang zu sehen:

 
Aahh ja das kann ich machen. Die Glockenschläge zu Anfang müssen ja kraftvoll das unscheinbare ppp ankündigen.
 
Ich habe noch ein bisschen zum Anfang Vergleichsvideos geguckt, ich hab 2 gefunden, da wird mit Absicht am Anfang gedrückt,





Also was besser ist, kann ich nicht sagen, da müssten mal die Profis sich äußern.
:denken:

Also, dass einen gleich die ersten drei Töne in Verlegenheit bringen....:girl:
 
- besonders am Anfang exakt zählen, also gleichmäßig spielen
- den ersten Teil insgesamt una corda spielen und versuchen, noch leiser und melodiöser zu spielen
- keine sentimentalen Ritardandi im Mittelteil
- die geschüttelte Akkordpassage am Ende des Mittelteils sofort scharf im Tempo spielen (!!), die muss blitzschnell sein
- am Ende die kleine Coda nicht so bullig-laut, sondern feiner abtönen und exakt zählen (gleichmäßig)

also insgesamt: weniger "rubato" (ich weiß, dass es eine grauslich ungleichmäßige Aufnahme dieses Preludes von Rachmaninov selber gibt - da tut er sich keinen Gefallen (aber das Prelude hing ihm auch zum Hals raus, weil er es immer spielen sollte))
 
Ich habe noch ein bisschen zum Anfang Vergleichsvideos geguckt, ich hab 2 gefunden, da wird mit Absicht am Anfang gedrückt,




Mir hat doch der kraftvolle Einstieg in das Rachmaninov prelude keine Ruhe gelassen.

Mittlerweise bin ich zur Überzeugung gekommen, dass der Einstieg plötzlich heftig aufschrecken soll. @AlkanLiszt meinte er empfinde Glockenschläge. Das ist schon mal konträr zu dem was ich meine.
Glockenschläge im Bass müssen schwer behäbig und das Nachklingen muss wuchtig sein. Dazu passt das allgemein durch Armgewicht wie ein symbolisierter Klöppel der Unterarm fällt und mit den (verstärkten) Fingern eine Masse auf die Klaviermechik "fällt" und dadurch zumindest in der Vorstellung ein massiger, schwerer - aber nicht plötzlicher, sondern eher pseudo anschwellender Klang entsteht.

Dies ist im Video von dem ersten Post von mir in diesem Faden zu sehen.


Die beiden anderen aber entwickeln auf unterschiedliche Art eher Explosionen Liberace vor allem aus der Hand, Jun Asai aus dem Unterarm mit verstärktem Fingersatz (sie setzt mehrere Finger für eine Taste ein), aber beide mit Konzentration wie vor einem Karateschlag und dann ein plötzlicher Kraftakt. Vor diesem Hintergrund ist das theatralisch wirkende Hochfliegen der Hände von Liberace kein Firlefranz, sondern der unmittelbar auf den explosionsartigen Ausbruch erfolgende Aprall und dann die Entspannung, der Ton wird weiter mit Pedal gehalten. Asai dagegen verharrt, was bedeuten könnte, dass sie nicht mit Pedal den Ton mit anderen mitklingenden Saiten verfärben möchte. Den Abprall fängt sie mit elastischem Handgelenk auf und entspannt dann bei aufliegenden Fingern.

Ich finde das sehr interessant und würde mich freuen, wenn noch mehr Reaktionen dazu kommen könnten,:bye:
 
Mir hat doch der kraftvolle Einstieg in das Rachmaninov prelude keine Ruhe gelassen.

Mittlerweise bin ich zur Überzeugung gekommen, dass der Einstieg plötzlich heftig aufschrecken soll. @AlkanLiszt meinte er empfinde Glockenschläge. Das ist schon mal konträr zu dem was ich meine.
Glockenschläge im Bass müssen schwer behäbig und das Nachklingen muss wuchtig sein. Dazu passt das allgemein durch Armgewicht wie ein symbolisierter Klöppel der Unterarm fällt und mit den (verstärkten) Fingern eine Masse auf die Klaviermechik "fällt" und dadurch zumindest in der Vorstellung ein massiger, schwerer - aber nicht plötzlicher, sondern eher pseudo anschwellender Klang entsteht.

Dies ist im Video von dem ersten Post von mir in diesem Faden zu sehen.


Ich finde das sehr interessant und würde mich freuen, wenn noch mehr Reaktionen dazu kommen könnten,:bye:


Nun, erstmal ist

a) Technik immer nur Mittel zum Zweck und niemals Show. Sie hat zu funktionieren - übrigens sollte man den ganzen Körper einsetzen können.
Einen richtig guten Pianisten interessiert Technik nicht, (da sie funktioniert) sondern immer nur die Musik.

Musik zu machen bedeutet Menschen emotional anzusprechen - du kannst es vergleichen mit einem Film, wo du vergisst, dass du z.B. im Kino sitzt und die Handlung dich so anspricht, dass du dich daran lange Zeit noch erinnerst.

b) der Pianist in dem Video (Alessio Nanni) spielt unrhythmisch und differenziert die Stimmen nicht, ausserdem spielt er viel zu sehr die einzelnen Akkorde und verdeutlicht nicht den übergeordneten musikalischen Zusammenhang.

Auch soll der Einstieg nicht die Zuhörer aufschrecken, sondern der Charakter des Stückes ist auf erschütternde Weise dramatisch. (deswegen auch sicher kein Bravourstück )
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für all die Vorschläge! Das freut mich sehr! :)
@elli Ich hoffe auch das dieses Thema noch weiter bestehen bleibt :)
 

Nun, erstmal ist

a) Technik immer nur Mittel zum Zweck und niemals Show. Sie hat zu funktionieren
@Rubinstein
das ist sehr schön gesagt und auch völlig richtig - aber braucht man diesen Hinweis für den Beginn des cis-Moll Prelude?

Da gilt doch nur: sich Klang und Tempo vorstellen, notfalls vorauszählen (lento - 1 und 2 und so weiter) und dann einfach spielen: der erste Teil ist kinderleicht.
 
Einen richtig guten Pianisten interessiert Technik nicht, (da sie funktioniert) sondern immer nur die Musik.

Sicher ein guter Pianist hat die Technik drauf, aber natürlich interessiert sie, da mit unterschiedlicher Technik, unterschiedliche Wirkungen erzielt werden.

So jetzt habe ich Gilels Aufführung gefunden, wie am Anfang schon von @AlkanLiszt erwähnt:


Klar ist, er setzt Armgewicht ein, aber da ist auch gleich wieder ein Gegenbeispiel



Explosion mit durch den entlastenden Apraller hochschnellenden Arm.
 
Nun, erstmal ist

a) Technik immer nur Mittel zum Zweck und niemals Show.

Die Frage nur ist, was ist Show und was ist das innerliche Fühlen durch Gesten ausgedrückt.



Die ausholenden Armbewegungen hier sind m.E. nicht theatralisch gemeint, sondern Ausdruck der im Raum stehenden - hier z.B. - Wuchtigkeit der Töne.
Später wird auch eine zurückhaltendere Stelle (ab ca. 3:19)zart mit der gerade freien Hand in der Luft nachgefühlt - dies ist eher ein Bedürfnis des Pianisten und nicht gezielt eingesetzte Luftakrobatik, um dem vom Zuschauer erwarteten Habitus eines "Star"-Pianisten zu bedienen.....

Überhaupt ist diese Interpretation eine ganz andere als von Gilel, Gilel erzeugt von Anfang bis Ende eine durchgehende Spannung oder sogar Anspannung, körperlich auch von ihm ausgedrückt durch dieses was krampfartig mit Oberkörper sich Reinziehen in die Töne. F(Gilel ab 0:52 z.B.)
 
Die Frage nur ist, was ist Show und was ist das innerliche Fühlen durch Gesten ausgedrückt.

Die ausholenden Armbewegungen hier sind m.E. nicht theatralisch gemeint, sondern Ausdruck der im Raum stehenden - hier z.B. - Wuchtigkeit der Töne.
Später wird auch eine zurückhaltendere Stelle (ab ca. 3:19)zart mit der gerade freien Hand in der Luft nachgefühlt - dies ist eher ein Bedürfnis des Pianisten und nicht gezielt eingesetzte Luftakrobatik, um dem vom Zuschauer erwarteten Habitus eines "Star"-Pianisten zu bedienen.....

Überhaupt ist diese Interpretation eine ganz andere als von Gilels, Gilels erzeugt von Anfang bis Ende eine durchgehende Spannung oder sogar Anspannung, körperlich auch von ihm ausgedrückt durch dieses was krampfartig mit Oberkörper sich Reinziehen in die Töne. F(Gilels ab 0:52 z.B.)


Als Kind sagte meine Lehrerin mir immer: " Gute Pianisten spielen an der Taste".
Und wie recht sie damit hat! Wenn du dich verbessern willst, würde ich dir raten, auf keinen Fall das Werk mit Gesten zu inszenieren, sondern ganz ruhig einfach da zu sitzen, aufmerksam zuzuhören und die Musik ihre Wirkung selbst entfalten lassen.

Und Gilels ist ganz sicher kein bisschen verkrampft, der hat alles voll im Griff. Und bei besagter Stelle will er die Intensität der Oberstimme ändern.

Ganz im Gegensatz zu dem anderen, der noch ein bisschen "grün" dagegen ist. Ganz ehrlich, der Unterschied zwischen beiden ist enorm!
Georgii Cherkin hat Probleme mit der Gewichtung der Stimmen, dem Rhythmus und auch technisch wohingegen bei Gilels jede Nuance ganz genauso gewollt ist.
 
Ich habe 2 tutorials zum prelude gefunden, die sicher verschiedene Focusse setzen aber allemal interessante Aspekt beleuchten:

 
@elli:

Habe mir die beiden Videotutorials angesehen - wobei mich die Qualität des zweiten Bsp. überrascht hat.
Dieser Josh Wright ist richtig gut und spricht gerade die vielleicht nicht so offensichtlichen Dinge an, wie auf strukturell wichtige Noten hinzuspielen - was im Endeffekt wirklich sehr viel ausmacht.
Das erste Video jedoch würde ich mir lieber nicht anschauen, sie macht wirklich alles falsch, leider.
 

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