Andreas Kumm spielt Brahms Rapsodie opus 79 Nr 2 g-moll

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A

andreas.kumm

Guest
Hier meine Brahms-Rapsodie. Ich hab' mal wieder gemerkt, wie schwer es ist, so ein relativ leichtes Stück ohne Fehler und ungewollte Tempowechsel einzuspielen. Ist wohl auch Übungssache.
Bitte wieder um Lob und Kritik...

[MP3="https://www.clavio.de/forum/upload/mp3/1222113123.mp3"]https://www.clavio.de/forum/upload/mp3/1222113123.mp3[/MP3]

Gruß - Andreas
 
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Hallo Andreas - das findest Du ein leichtes Stück:confused:

Wirklich sehr ausdrucksstark gespielt - mit ein paar Unsicherheiten, aber über die sehe ich leicht hinweg.

Unser alter Kaiser hätte gesagt: Es hat mich sehr gefreut, es war sehr schön.;)

Liebe Grüße
Klaviermacher
 
Naja, als leichtes Stück würde ich die g-moll Rhapsodie aber auch nicht bezeichnen ;)

Die Tempoangabe ist "Molto passionato, ma non troppo Allegro"

Als ob er's geahnt hätte...

Diese Rhapsodie wird doch meist zu schnell gespielt Leidenschaftlichkeit und Geschwindigkeit sind aber völlig verschiedene Dinge.

Andreas, zusätzlich zum eh schon schnellen Tempo neigst du dazu, manche Stellen extrem zu beschleunigen, z.B. gleich im Takt 3 und dann auch die Parallelstelle Takt 7. Dadurch ist nicht mehr erkennbar, daß die Melodie sich über jeweils 4 Takte hinzieht - jeweils mit einem rit. am Ende und einer Fermate vor dem a tempo. Ab Takt 9 die drei Akkorde risoluto, also ordentlich krachen lassen - aber mit viel Luft dazwischen. Den 3. Akkord (D-dur) lang halten! Fermate ist zwar nicht notiert, ergibt sich aber eigentlich zwangsläufig aus dem Charakter der Stelle. Die folgenden sich jagenden triolischen Achtel dürfen deutlich schneller sein als das Grundtempo. Dann kommt die gesangliche Stelle, die für mich immer wie eine Violinsonate klingt und die ich auch vom Klang entsprechend gestalten würde. Einschmeichelnd. Dann der Totenmarsch, so gruselig wie es nur geht.. Keine Hektik. Aber unaufhaltsam.

Ich merke schon, das würde ein langer Aufsatz werden, das ganze Stück so durchzusprechen. Es ist ein super Stück, und es scheint dir ja nicht wirklich schwerzufallen. Einfach das Tempo und die Dynamik noch etwas ausbalancieren, dann wird das ganz toll.

Spielst du neuerdings auf einem Digipiano?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Andreas,
also, leichtes Stück :confused: würde ich auch nicht gerade so nennen.

Ich find es beeindruckend, sehr ausrucksstark, wie Klaviermacher schon schrieb.

Ansonsten schließe ich mich Haydnspaß an, am Anfang galoppierten Dir die Finger an einigen Stellen davon, insgesamt finde ich die Temporubati ein wenig zu viel. Weil das Stück auch an Macht und Stabiltät verliert dadurch.
Bei 2.40 zum Beispiel würde ich mich noch mehr auf den Bass setzen.
Und: bei Brahms lasse ich mir keineswegs Stellen mit Triolen gegen 4-er Grüppchen entgehen. Es reibt sich so wunderbar, und ich finde es sehr Brahms typisch.

Aber schon eine beachtliche Leistung, finde ich, Hut ab.

LG
violapiano
 
Hallo Andreas,

Ich schreibe mal meine Vorschläge zu dem Stück. Welches du im übrigen schon sehr schön gespielt hast!
Ist, ich wiederhol es gern nochmal, natürlich alles nur meine Meinung, muss niemand teilen und niemand so machen : ) )
Ich spreche mal in Taktangaben, das ist leichter als in Sekunden.

Was mir allgemein auffällt, ist, dass manchmal das Pedal etwas unsauber gebraucht wird, d.h. Töne/Akkorde/Harmonien verschmieren ein bisschen, die vielleicht getrennt gehörten oder manche Stellen klingen etwas unsauber und verwischt.

In Takt 2 ist auf dem f ein Akzent (zumindest bei mir, Henle), der geht bei dir ein wenig unter.
Wenn man das genau betrachtet kommt das Thema, dass die Rechte und Linke sich teilen, mehrmals hintereinander, jeweils eine Viertel Auftakt und danach nochmals 3 Viertelnoten.
Es klingt ein bisschen, als nähme man drei Anläufe (wie so oft in der Musik) und beim dritten Mal gelingt der Versuch, der Stein ist endlich ins Rollen gekommen oder eine ähnliche Vorstellung.
Alle drei Anläufe brauchen einen Bogen für sich, aber sie gehören trotzdem zusammen unter einen noch größeren Bogen, denn ab Takt 4 Ende kommt das ganze ja nochmal.
Eine Möglichkeit, das auszudrücken, wäre ein leichtes crescendo (und jeweils etwas leiser anfangen) pro "Versuch", dabei eine Steigerung in sich bis zu Takt 4.
Du wirst in Takt 3 deutlich schneller (evtl wegen dem folgenden Ritardando). Ich finde es gar nicht schlecht, das Tempo etwas anzuziehen, aber bei dir kommt mir das etwas zu plötzlich und nicht ganz verständlich.
Der erwähnte Akzent T.2 ist ein bisschen schwierig, finde ich. Einerseits ist das f der höchste Ton und möglicherweise ein Zwischenziel, andrerseits ein Auftakt, der nicht zu stark betont klingen sollte.

Das Ritardando in T.4 ist meinem Geschmack nach auch viel zu stark. Für mein Gefühl wird hier der Spielfluss des Stückes unterbrochen, was vielleicht nicht ganz zu rechtfertigen ist. Wir haben zwar einen kleinen Höhepunkt erreicht, aber keinen Zielpunkt, auf den wir seit einer Seite hinarbeiten. Es geht gleich weiter mit einem zweiten großen Anlauf, da stoppen wir doch nicht vorher.
=> Anders beim zweiten Anlauf (bis zu T. 8 ), hier steht nämlich eine Fermate, ein Abschnitt ist zu ende, es folgt etwas neues, das vom Charakter her anders ist.
(Übrigens auch das Rinforzando in T. 6 nicht übersehen :) )

Dieser folgende Abschnitt klingt wohl ein bisschen hektisch, was daher kommt, dass manche Pausen bzw. Notenwerte zu kurz gehalten werden.
So bspw. der Akkord in T. 9 (oder T. 11) vor der ersten Achteltriole. Das ist noch wie ein kurzes Verharren und Atemholen, bis es (im Auftakt, sozusagen mit Schwung) los geht in ein großes Gehüpfe und Gespringe.
Vergiss auch nicht, dass dort ein Haufen Pausen stehen, es muss also nicht alles mit dem Pedal gebunden werden, das kann ruhig ein bisschen spitzer klingen. In T. 11 bspw. ist der verharrende Atemzug anders notiert als in T. 9, nämlich nur mit einer übergebundenen Viertel + Achtel statt Viertel + Viertel.

Takt 13 kann dann nach meinem Geschmack ruhig noch etwas mehr "Pathos" vertragen. Immerhin ist das ein ziemlich würdiger Abgang bis in die tiefsten Tiefen, sogar mit Fermate am Ende.
Genieß das mal, ruhig ein bisschen Ritardando einbauen und schön in die Tasten werfen.

Verzögern würde ich dagegen nicht mehr auf den ersten Oktaven des nächsten Themas, davon steht dort nichts. Die A-s erklingen und damit steht das Tempo, nicht erst einschleifen, das versteht man nicht.
Achte auch besonders in diesem Teil des Stückes darauf, dass das Pedal ab und an gelüftet wird :floet:
Und auch hier baut Brahms wieder ein dreistufiges Strecken nach dem Höhepunkt ein (T. 19 mit Auftakt). Auch das kann man genießen und die jeweiligen Akkorde ein bisschen bedeutungsvoller (ganz leicht verzögern, etwas lauter) spielen. Und dann den a-dur-Akkord auch wirklich forte spielen!

In dem Teil danach wirst du etwas langsamer. Es steht zwar dort mezza voce, aber nicht mezza Tempo (falls es das gibt).
Es beginnt jetzt ein ganz geheimnisvoller, broderlnder Teil, voller Spannung und total geladen, man hört doch irgendwie, dass da bald Explodiert...
Und wenn man da langsamer wird, nimmt man Spannung raus.
Aber nicht zu früh laut werden oder absichtlich beschleunigen. Wir wollen ja nichts vorwegnehmen. Das crescendo steht erst ab Takt 27.
Achte übrigens auf die punktierten achtel links, die sind manchmal nur triolisch punktiert in meinen Ohren, die zweite Oktave kommt nach der letzten Triole rechts (ich hoffe ich irre nicht).
Und den Höhepunkt ab Takt 31 auch wirklich schön dramitisch auskosten und ausspielen, da steht wieder ein forte!

(Der Teil danach war ja schon so ähnlich, da würde ich wieder weniger Temposchwankungen machen)

So ähnblich ab Takt 53: nicht zu langsam werden, dafür an den Höhepunktschnellen auf keinen Fall Hudeln oder irgendetwas überspielen. Zeit hat man, oder man nimmt sie sich, man sollte nur nicht stehenbleiben.
Obwohl natürlich das ein schmaler Grat ist, und er wird glücklicherweise dann recht breit, wenn man die verschiedenen Geschmäcker rechts und links anbaut... :D

Bedenke dann ab Takt 64 das dreifache ppp - das war noch nie vorher da, vorher gabs nur schlappes p. Also so leise wie du kannst, mit linkem Pedal und rechts oben kleine Tüpfcherchen.
Auch nicht unbedingt schon alle Akkorde betonen oder kurz verzögern, zumindest nicht zu arg, das ist doch hier nur ein leises geheimnissvolles Flüstern...
Das wäre dann eher angebracht beim ff (T. 79)(beachtlich, vom ppp zum ff!!! Das muss man noch stärker hören!), da kannst du ruhig einen draufmachen, den Akkord ein bisschen hinauszögern...
Dafür wirds aber dann zwei Takte später schon wieder piano!

Der Part ab dem pp Takt 82 ist dann noch leiser, wieder ziemlich leise, fast schon so leise wie der ppp Teil ab Takt 65. Das klingt ein bisschen mystisch, ein leises Ausplätschern...

Danach gehts wieder richtig ab (übrigens, Takt 87 und auch vorher ist links keine Terz sondern ebenfalls ne Quinte, falls ich das richtig falsch höre da)
Dann was mir noch auffällt gerade: Takt 96 ist auf der ersten Viertel ein Pünktchen... das will beachtet werden, auch wenns ganz klein ist.

Takt 98 ist unter den Oktaven links eine Pause, also aufpassen, dass nicht noch was vom Pedal nachklingt.
Teil 1 ist fertig, Teil 2 beginnt, da muss man nicht noch den Teil 1 im Teil 2 nachklingen hören...

Jetzt kommt das Finale, alles nochmal ein bisschen eingebaut, aus dem p bis schließlich zum ff. Da kannst du alles geben, da muss der Saal erzittern, für mich klingt das sehr leidenschaftlich und dramatisch und auch schmerzvoll.
(Achte auch hier auf die punktierten Achtel links, die sind etwas ungleichmäßig)
So, dann ab T.116 ist nochmal so ein Ausplätschern, diesmal allerdings ein längeres, das allerdings schon ziemlich schnell leise wird, nämlich ab mitte T. 117 schon und nicht später.
Das ganze läuft dann langsam aus....
Bis es ganz zur Ruhe kommt. Lass dir deshalb auf dem Akkord in Takt 122 genügend Zeit.
Es ist zwar keine Fermate notiert, aber immerhin drei Taktschläge, die voll und gut großzügig gezählt werden dürfen, keinesfalls zu kurz!!!!!!!!!

Und dann kommt noch der schöne, gemeine Schocker, der alle Omis wieder aus dem Schlaf reißt, falls sie in den letzten drei Takten eingeschlafen sind.
Achtung nämlich, ich habe doch nicht aufgegeben, HA, hier bin ich noch, WUMMS! Und einen schönen Abend noch, ihr habt es mit mir zu tun... :floet:

So, das war etwas ausführlicher, ich hoffe, es hat dir weitergeholfen.

viele Grüße,
Stilblüte
 
Ui, Stilblüte, das ist ja schlimmer;) als eine klavierstunde!:D:D

LG
violapiano
 
Rhapsodie g-moll

Hallo Andreas,

prima erarbeitet. - Jetzt musst Du Dir nur noch überlegen, was Du mit der Rhapsodie machen willst. ;) Kommst Nr. 1 noch dazu?
Für ein weiteres Ausarbeiten und Ausfeilen (a la Stilblüte) müsste ich z.B. ein Ziel haben - den Vortrag im Konzert oder eine "endgültige" Studioaufnahme. (Für wen? Für Dich?) Was machst Du damit? Was machst Du überhaupt mit Deinen Stücken?

Willst Du ein Brahms-Konzert vorbereiten, zusammen mit den Balladen? - Das wäre klasse, würde auch mit als Nicht-unbedingt-Brahms-Fan interessieren.

Wünsche weiterhin ein fröhliches Durchtasten!

Mittaster Walter
 
Ein bisschen so ähnlich ist es bei mir (natürlich bin ich kein Prof, lol), und danach hab ich immer den Eindruck, jetzt bin ich einmal ganz grob drüber und das Grundgerüst ist besprochen... :confused:
Dauernd gibts noch was zu ergänzen.
Man kann sich doch immer wieder wundern, wie viel man an einem einzigen Stück bemerken kann.
 

Naja, als leichtes Stück würde ich die g-moll Rhapsodie aber auch nicht bezeichnen ;)

Die Tempoangabe ist "Molto passionato, ma non troppo Allegro"

Als ob er's geahnt hätte...

Diese Rhapsodie wird doch meist zu schnell gespielt Leidenschaftlichkeit und Geschwindigkeit sind aber völlig verschiedene Dinge.

Andreas, zusätzlich zum eh schon schnellen Tempo neigst du dazu, manche Stellen extrem zu beschleunigen, z.B. gleich im Takt 3 und dann auch die Parallelstelle Takt 7. Dadurch ist nicht mehr erkennbar, daß die Melodie sich über jeweils 4 Takte hinzieht - jeweils mit einem rit. am Ende und einer Fermate vor dem a tempo. Ab Takt 9 die drei Akkorde risoluto, also ordentlich krachen lassen - aber mit viel Luft dazwischen. Den 3. Akkord (D-dur) lang halten! Fermate ist zwar nicht notiert, ergibt sich aber eigentlich zwangsläufig aus dem Charakter der Stelle. Die folgenden sich jagenden triolischen Achtel dürfen deutlich schneller sein als das Grundtempo. Dann kommt die gesangliche Stelle, die für mich immer wie eine Violinsonate klingt und die ich auch vom Klang entsprechend gestalten würde. Einschmeichelnd. Dann der Totenmarsch, so gruselig wie es nur geht.. Keine Hektik. Aber unaufhaltsam.

Ich merke schon, das würde ein langer Aufsatz werden, das ganze Stück so durchzusprechen. Es ist ein super Stück, und es scheint dir ja nicht wirklich schwerzufallen. Einfach das Tempo und die Dynamik noch etwas ausbalancieren, dann wird das ganz toll.

Spielst du neuerdings auf einem Digipiano?

Ja, das Tempo nicht zu halten ist eine alte Krankheit... gerade bei Vorspielen oder bei Aufnahmen. Danke für die Tipps - ich werd's irgenwann noch mal einspielen.
Gruß - Andreas
 
Hallo Andreas,
also, leichtes Stück :confused: würde ich auch nicht gerade so nennen.

Ich find es beeindruckend, sehr ausrucksstark, wie Klaviermacher schon schrieb.

Ansonsten schließe ich mich Haydnspaß an, am Anfang galoppierten Dir die Finger an einigen Stellen davon, insgesamt finde ich die Temporubati ein wenig zu viel. Weil das Stück auch an Macht und Stabiltät verliert dadurch.
Bei 2.40 zum Beispiel würde ich mich noch mehr auf den Bass setzen.
Und: bei Brahms lasse ich mir keineswegs Stellen mit Triolen gegen 4-er Grüppchen entgehen. Es reibt sich so wunderbar, und ich finde es sehr Brahms typisch.

Aber schon eine beachtliche Leistung, finde ich, Hut ab.

LG
violapiano

Meinst Du die Stellen Triolen gegen punktierte Viertel? Wenn ja, hört man das bei mir nicht sauber, dass die letzte Sechzentel NACH dem letzen Triolenachtel kommt? Das soll auf jeden Fall so sein. Wenn es nicht hörbar ist, bzw. man die letze Sechzehntel und das letzte Triolenachtel zusammen hört, dann muss ich nochmal einspielen. Es gibt manchmal einen Unterschied zwischen dem, was man glaucbt zu spielen und dem, was man dann tatsächlich spielt....
Vielen Dank für die Hinweise!
Gruß - Andreas
 
Hallo Andreas,

Ich schreibe mal meine Vorschläge zu dem Stück. Welches du im übrigen schon sehr schön gespielt hast!
Ist, ich wiederhol es gern nochmal, natürlich alles nur meine Meinung, muss niemand teilen und niemand so machen : ) )
Ich spreche mal in Taktangaben, das ist leichter als in Sekunden.

Was mir allgemein auffällt, ist, dass manchmal das Pedal etwas unsauber gebraucht wird, d.h. Töne/Akkorde/Harmonien verschmieren ein bisschen, die vielleicht getrennt gehörten oder manche Stellen klingen etwas unsauber und verwischt.

In Takt 2 ist auf dem f ein Akzent (zumindest bei mir, Henle), der geht bei dir ein wenig unter.
Wenn man das genau betrachtet kommt das Thema, dass die Rechte und Linke sich teilen, mehrmals hintereinander, jeweils eine Viertel Auftakt und danach nochmals 3 Viertelnoten.
Es klingt ein bisschen, als nähme man drei Anläufe (wie so oft in der Musik) und beim dritten Mal gelingt der Versuch, der Stein ist endlich ins Rollen gekommen oder eine ähnliche Vorstellung.
Alle drei Anläufe brauchen einen Bogen für sich, aber sie gehören trotzdem zusammen unter einen noch größeren Bogen, denn ab Takt 4 Ende kommt das ganze ja nochmal.
Eine Möglichkeit, das auszudrücken, wäre ein leichtes crescendo (und jeweils etwas leiser anfangen) pro "Versuch", dabei eine Steigerung in sich bis zu Takt 4.
Du wirst in Takt 3 deutlich schneller (evtl wegen dem folgenden Ritardando). Ich finde es gar nicht schlecht, das Tempo etwas anzuziehen, aber bei dir kommt mir das etwas zu plötzlich und nicht ganz verständlich.
Der erwähnte Akzent T.2 ist ein bisschen schwierig, finde ich. Einerseits ist das f der höchste Ton und möglicherweise ein Zwischenziel, andrerseits ein Auftakt, der nicht zu stark betont klingen sollte.

Das Ritardando in T.4 ist meinem Geschmack nach auch viel zu stark. Für mein Gefühl wird hier der Spielfluss des Stückes unterbrochen, was vielleicht nicht ganz zu rechtfertigen ist. Wir haben zwar einen kleinen Höhepunkt erreicht, aber keinen Zielpunkt, auf den wir seit einer Seite hinarbeiten. Es geht gleich weiter mit einem zweiten großen Anlauf, da stoppen wir doch nicht vorher.
=> Anders beim zweiten Anlauf (bis zu T. 8 ), hier steht nämlich eine Fermate, ein Abschnitt ist zu ende, es folgt etwas neues, das vom Charakter her anders ist.
(Übrigens auch das Rinforzando in T. 6 nicht übersehen :) )

Dieser folgende Abschnitt klingt wohl ein bisschen hektisch, was daher kommt, dass manche Pausen bzw. Notenwerte zu kurz gehalten werden.
So bspw. der Akkord in T. 9 (oder T. 11) vor der ersten Achteltriole. Das ist noch wie ein kurzes Verharren und Atemholen, bis es (im Auftakt, sozusagen mit Schwung) los geht in ein großes Gehüpfe und Gespringe.
Vergiss auch nicht, dass dort ein Haufen Pausen stehen, es muss also nicht alles mit dem Pedal gebunden werden, das kann ruhig ein bisschen spitzer klingen. In T. 11 bspw. ist der verharrende Atemzug anders notiert als in T. 9, nämlich nur mit einer übergebundenen Viertel + Achtel statt Viertel + Viertel.

Takt 13 kann dann nach meinem Geschmack ruhig noch etwas mehr "Pathos" vertragen. Immerhin ist das ein ziemlich würdiger Abgang bis in die tiefsten Tiefen, sogar mit Fermate am Ende.
Genieß das mal, ruhig ein bisschen Ritardando einbauen und schön in die Tasten werfen.

Verzögern würde ich dagegen nicht mehr auf den ersten Oktaven des nächsten Themas, davon steht dort nichts. Die A-s erklingen und damit steht das Tempo, nicht erst einschleifen, das versteht man nicht.
Achte auch besonders in diesem Teil des Stückes darauf, dass das Pedal ab und an gelüftet wird :floet:
Und auch hier baut Brahms wieder ein dreistufiges Strecken nach dem Höhepunkt ein (T. 19 mit Auftakt). Auch das kann man genießen und die jeweiligen Akkorde ein bisschen bedeutungsvoller (ganz leicht verzögern, etwas lauter) spielen. Und dann den a-dur-Akkord auch wirklich forte spielen!

In dem Teil danach wirst du etwas langsamer. Es steht zwar dort mezza voce, aber nicht mezza Tempo (falls es das gibt).
Es beginnt jetzt ein ganz geheimnisvoller, broderlnder Teil, voller Spannung und total geladen, man hört doch irgendwie, dass da bald Explodiert...
Und wenn man da langsamer wird, nimmt man Spannung raus.
Aber nicht zu früh laut werden oder absichtlich beschleunigen. Wir wollen ja nichts vorwegnehmen. Das crescendo steht erst ab Takt 27.
Achte übrigens auf die punktierten achtel links, die sind manchmal nur triolisch punktiert in meinen Ohren, die zweite Oktave kommt nach der letzten Triole rechts (ich hoffe ich irre nicht).
Und den Höhepunkt ab Takt 31 auch wirklich schön dramitisch auskosten und ausspielen, da steht wieder ein forte!

(Der Teil danach war ja schon so ähnlich, da würde ich wieder weniger Temposchwankungen machen)

So ähnblich ab Takt 53: nicht zu langsam werden, dafür an den Höhepunktschnellen auf keinen Fall Hudeln oder irgendetwas überspielen. Zeit hat man, oder man nimmt sie sich, man sollte nur nicht stehenbleiben.
Obwohl natürlich das ein schmaler Grat ist, und er wird glücklicherweise dann recht breit, wenn man die verschiedenen Geschmäcker rechts und links anbaut... :D

Bedenke dann ab Takt 64 das dreifache ppp - das war noch nie vorher da, vorher gabs nur schlappes p. Also so leise wie du kannst, mit linkem Pedal und rechts oben kleine Tüpfcherchen.
Auch nicht unbedingt schon alle Akkorde betonen oder kurz verzögern, zumindest nicht zu arg, das ist doch hier nur ein leises geheimnissvolles Flüstern...
Das wäre dann eher angebracht beim ff (T. 79)(beachtlich, vom ppp zum ff!!! Das muss man noch stärker hören!), da kannst du ruhig einen draufmachen, den Akkord ein bisschen hinauszögern...
Dafür wirds aber dann zwei Takte später schon wieder piano!

Der Part ab dem pp Takt 82 ist dann noch leiser, wieder ziemlich leise, fast schon so leise wie der ppp Teil ab Takt 65. Das klingt ein bisschen mystisch, ein leises Ausplätschern...

Danach gehts wieder richtig ab (übrigens, Takt 87 und auch vorher ist links keine Terz sondern ebenfalls ne Quinte, falls ich das richtig falsch höre da)
Dann was mir noch auffällt gerade: Takt 96 ist auf der ersten Viertel ein Pünktchen... das will beachtet werden, auch wenns ganz klein ist.

Takt 98 ist unter den Oktaven links eine Pause, also aufpassen, dass nicht noch was vom Pedal nachklingt.
Teil 1 ist fertig, Teil 2 beginnt, da muss man nicht noch den Teil 1 im Teil 2 nachklingen hören...

Jetzt kommt das Finale, alles nochmal ein bisschen eingebaut, aus dem p bis schließlich zum ff. Da kannst du alles geben, da muss der Saal erzittern, für mich klingt das sehr leidenschaftlich und dramatisch und auch schmerzvoll.
(Achte auch hier auf die punktierten Achtel links, die sind etwas ungleichmäßig)
So, dann ab T.116 ist nochmal so ein Ausplätschern, diesmal allerdings ein längeres, das allerdings schon ziemlich schnell leise wird, nämlich ab mitte T. 117 schon und nicht später.
Das ganze läuft dann langsam aus....
Bis es ganz zur Ruhe kommt. Lass dir deshalb auf dem Akkord in Takt 122 genügend Zeit.
Es ist zwar keine Fermate notiert, aber immerhin drei Taktschläge, die voll und gut großzügig gezählt werden dürfen, keinesfalls zu kurz!!!!!!!!!

Und dann kommt noch der schöne, gemeine Schocker, der alle Omis wieder aus dem Schlaf reißt, falls sie in den letzten drei Takten eingeschlafen sind.
Achtung nämlich, ich habe doch nicht aufgegeben, HA, hier bin ich noch, WUMMS! Und einen schönen Abend noch, ihr habt es mit mir zu tun... :floet:

So, das war etwas ausführlicher, ich hoffe, es hat dir weitergeholfen.

viele Grüße,
Stilblüte

Whow. Das ist eine der ausführlichsten Analysen, die ich je gelesen habe. Ich finde das toll, dass sich jemand freiwillig so intensiv mit meiner (zugegeben, etwas schlampig "ich nehm' das mal eben schnell auf...") Einspielung auseinandersetzt.
Vielen Dank, und ich werde mich mit Deinen Kommentaren in nächster Zeit beschäftigen. Danach gibt es dann eine neue Einspielung.
Gruß - Andreas
 
Hallo Andreas,

prima erarbeitet. - Jetzt musst Du Dir nur noch überlegen, was Du mit der Rhapsodie machen willst. ;) Kommst Nr. 1 noch dazu?
Für ein weiteres Ausarbeiten und Ausfeilen (a la Stilblüte) müsste ich z.B. ein Ziel haben - den Vortrag im Konzert oder eine "endgültige" Studioaufnahme. (Für wen? Für Dich?) Was machst Du damit? Was machst Du überhaupt mit Deinen Stücken?

Willst Du ein Brahms-Konzert vorbereiten, zusammen mit den Balladen? - Das wäre klasse, würde auch mit als Nicht-unbedingt-Brahms-Fan interessieren.

Wünsche weiterhin ein fröhliches Durchtasten!

Mittaster Walter

Hallo Walter,
ja, das ist einen gute Frage, was macht man damit. Auf jeden Fall weiter feilen (bzw. eher raspeln). Die Rapsodie soll zusammen mit Brahms' C-Dur-Sonate, der Waldsteinsonate, der Wandererfanatsie, den Chopin-Etüden und einigen Rachmaninov-Preludes in mein Standardrepertoire. Das möchte ich eines Tages "abrufbar" haben.
Wozu, weiss ich auch nicht. Wahrscheinlich aus Spaß an der Freude. Oder mal in Clavio einstellen und sich über die überwiegend positive Resonanz freuen.
Ein Konzert als Amateur zu geben, ist wohl schwer zu organisieren. Wer hört schon einem Amateur bei so einem Programm zu?

Wie ist es bei Dir? Du spielt ja auch sehr sehr gut. Gibts Du Konzerte oder Vorspiele?

Gruß - Andreas
 
Ein bisschen so ähnlich ist es bei mir (natürlich bin ich kein Prof, lol), und danach hab ich immer den Eindruck, jetzt bin ich einmal ganz grob drüber und das Grundgerüst ist besprochen... :confused:
Dauernd gibts noch was zu ergänzen.
Man kann sich doch immer wieder wundern, wie viel man an einem einzigen Stück bemerken kann.

Ja, man kann viel bemerken und entdecken, weil bei Brahms noch mehr 'drinsteckt. Ich spiele allein diese Rapsodie seit über 20 Jahren. Trotz aller Fehler und Unsauberheiten, die dann beim Vorspielen immer wieder entstehen, ist sie jedes Mal neu zu entdecken. Deshalb gibt es wohl auch keine "alleingültige" Aufnahme.
Gruß - Andreas
 
Meinst Du die Stellen Triolen gegen punktierte Viertel? Wenn ja, hört man das bei mir nicht sauber, dass die letzte Sechzentel NACH dem letzen Triolenachtel kommt? Das soll auf jeden Fall so sein. Wenn es nicht hörbar ist, bzw. man die letze Sechzehntel und das letzte Triolenachtel zusammen hört, dann muss ich nochmal einspielen. Es gibt manchmal einen Unterschied zwischen dem, was man glaucbt zu spielen und dem, was man dann tatsächlich spielt....
Vielen Dank für die Hinweise!
Gruß - Andreas

Hallo Andreas,
Ja, ich konte hören, dass da etwas in dieser Brahms-typischen Art standfand, das wirds sein.. Es war nicht so deutlich zu hören in meinen Ohren.

Lg
violapiano
 
Konzert?

Hallo Andreas,

mein letztes Konzert war eben am 30.9.08 in meiner Schule. Im selben Thread sind vier Stücke wiedergegeben ....

Ergänzung: Wie ich meine Leidenschaft betreibe, habe ich in meinem Blog beschrieben. Dort sind noch weitere Aufnahmen.

Grüßle Walter
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Mir stellt sich eine Frage zur harmonischen Analyse der Rhapsodie:

In Takt 1 haben wir es-dur mit Terz im Bass. Dies deute ich als Tonika-Gegenklang mit Terzbass. In Takt 14 erklingt d im Bass, dazu b, d und f als Akkordbrechung und in der Melodie gis. Würde man den Akkord ebenfalls als Tonikagegenklang deuten, dann wäre das gis eine hochalterierte Sexte. Das gis höre ich aber eher als hochalterierte Quarte, der Akkord hat dann das d als Grundton. Und deshalb komme ich auf eine Molltonika mit tiefalterierter Sexte statt Quinte. Also praktisch ein Neapolitaner, aber nicht auf der Subdominante, sondern auf der Tonika.

Denke ich da richtig? Gibt es überhaupt eine Molltonika mit tiefalterierter Sexte statt Quinte?


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