An welchem Stück seid ihr gescheitert?

Kann man scheitern, wenn man's noch nicht probiert hat ? Also, vor 2 Jahren und 5Monaten (ca. 1 Monat nachdem ich angefangen habe, Klavier zu spielen), bin ich an der Partitur "Je crois entendre encore" aus Perlenfischer, gescheitert... Ehrfurcht vor dem Notentext, Hieroglyphen, die ich gar nicht mal lesen konnte - Seitdem liegen die Noten auf dem Irgendwann-mal-in-10-Jahren-Regal ....inzwischen ist dieser Regal auch ziemlich voll.....
Anfängliches Zögern zu melden beim Chopin Prélude 4...... 2 Monate liegen gelassen haben mich weitergebracht, ich kann ihn inzwischen zumindest auf mein Niveau spielen. Ich schätze aber, wie so viele andere, dass diese Musik zu den Stücken gehört, die ein Leben lang, vertieft, gelebt, gespielt werden wolllen und die eigene musikalische Entwicklung sehr gut begleiten und fördern können.
Gruß, Alia
 
Es gibt immer wieder Stücke, bei denen ich das Gefühl habe, so wie ich sie spiele, klingen sie einfach scheiße.
Ich kann dann nicht genau festmachen, woran es liegt, ich versuche alles mögliche, aber das Resultat bleibt: Scheiße!
Man kann es nicht beschönigen.
Solche Stücke erkläre ich dann meist irgendwann für gescheitert.
Der dritte Satz der Mondscheinsonate war so ein Fall.
Ich fass ihn nicht mehr an. Macht mich nur aggressiv, das Ding.

Chris
 
nimmst Du unterricht?
was Du mit "scheiße" meinst kann ich ganz gut nachvollziehen..
vll spielen die hände etwas asynchron oder iwie unmusikalisch (ja klar, darunter kann man natürlich auch wieder alles verstehen)? irgendeine schlüssige erklärung wirds da geben ;) ...
 
Ich hab mir gerade eine Version davon auf Youtube angehört und festgestellt, dass mich das Stück sogar aggressiv macht, wenn es jemand anders spielt.

Ich werde ganz wuschig wenn ich das höre.
Und ich spreche jetzt nicht von gut-wuschig.

http://www.youtube.com/watch?v=lFkwTlUEWlk

Wie schön, dass man über Geschmack nicht streiten kann.
:-D
 
Ach, ich hab 15 Jahre guten Unterricht gehabt, so ist es ja nicht...
Während des Studiums hab ich dann keinen Unterricht mehr genommen.
Aber vielleicht suche ich mir demnächst mal wieder einen guten Lehrer, mal gucken...

Ich hatte den oben erwähnten Eindruck allerdings teilweise schon, als ich noch Unterricht hatte. Auch manchmal wenn meine Lehrerin mit dem Stück zufrieden war. Keine Ahnung... Manchmal klingt es einfach nicht so, wie es klingen soll.
 
Ich bin schon oft an stücken gescheitert ._. aber ich glaube das liegt an meiner selbstüberschätzung^^ Nach 1em Jahr selbstbeigrachtem Klavierspiel mit La Campanella oder Chopins etüden anzufangen war dann doch eher sinnlos :D

wobei: Ein wort an die die behaupten dass ihre Stücke im vergleich zu Profipianisten scheiße klingen:
Ja das kenn ich auch. Ich hab den ersten teil von Chopins Etüde Opus 10 nr 3
gelernt. Aufm Keyboard klangs scheiße, auf nem Klavier noch schlimmer, und auf meinem E-piano genau so.
Aber dann hab ich mich getraut das in der Schule auf nem Steinway Flügel zu spielen. Ich hab gedacht mich trifft der schlag. Das hat sich so übelst geil angehört wie wenn Horowitz oder Cziffra für mich spielen würde ^^
naja vllt nciht ganz aber trotzdem. So sauber klang des und richtig gefühlvoll.
Naja :( bis ich mir mal selber einen anschaffe...

Stücke bei denen Ich noch geschietert bin :/ (Spiel jetzt fast 2 Jahre Klavier)
Chopin - Polonaise Heroique Op. 53 - steh da wo der Tonleiter nach oben gespielt wird
Liszt - Grand Galop Chromatique - komm nicht aufs tempo :/
Liszt - Campanellla - die linke hand versaut mir immer alles :/
Chopin - Nocturne Cis-moll - ab den triolen bin ich weg
Liszt - Friska (ausm hungarian rhaspody nr 2) das lied hat nichts mehr mit klavier SPIELEN zu tun ^^
Chopin - Etüde Op. 10 nr 1 - komm nicht aufs tempo
Liszt - Gnomenreigen - die tasten kommen nicht schnell genug wieder hoch... habs 5 Monate liegen glassen und vor ein paar tagen wieder fortgesetzt. Läuft im Moment gut
 
also ich würde an deiner stelle mit czerny-etüden beginnen!
auch theorie (tonleitern, dreigklänge, arpeggien in allen tonarten) ist oft sehr von vorteil...
 
Aber dann hab ich mich getraut das in der Schule auf nem Steinway Flügel zu spielen. Ich hab gedacht mich trifft der schlag. Das hat sich so übelst geil angehört wie wenn Horowitz oder Cziffra für mich spielen würde ^^
naja vllt nciht ganz aber trotzdem. So sauber klang des und richtig gefühlvoll.
Naja bis ich mir mal selber einen anschaffe...
Schreib das mal in den Faden, in dem Wiseman behauptet, Steinway sein sein Geld nicht wert (Kawai k2 atx) :cool:
 
Hallo zusammen,

mich stört ja, wie ich zugeben muss, der Begriff "scheitern" ganz gewaltig (gelinde gesagt)! Dieses Wort gibt es in meinem Vokabular eigentlich nicht. Ich finde unbedingt, dass alles irgendwozu gut ist -gerade aus Krisen und Fehlern kann man am meisten lernen. Sowohl beim Klavierspielen als auch im Leben!

Deshalb sehe ich ein sog. "Scheitern" immer als Chance, viel zu lernen und mich weiterzuentwickeln. Es gibt keine Grenzen!

Wenn man ein Stück nicht so hinbekommen hat, wie man wollte, weiß man vielleicht
- woran man noch arbeiten kann
- wo im Moment! die eigenen Grenzen sind
- dass man beim Erkennen der momentanen eigenen Grenzen unwahrscheinlich viel gelernt hat, eben weil man an die persönlichen Grenzen gegangen ist
- wo der weitere Weg hinführt. Man hat etwas ausprobiert, was nicht geklappt hat und geht mit dieser Erfahrung einen anderen Weg.

- ........

Viele Grüße

chiarina (muss dringend weg!)
 
hallo Chiarina,

nehmen wir an, jemand übt seit einem halben Jahr täglich vier Stunden, z.B. an der "schwierig zu exequierenden Sonate" (O-Ton Beethoven) op.101. Nehmen wir weiter an, dass der Marsch und das Fugato im Finale trotz 6 mal 30 mal 4, also 720 (!!) Übungsstunden zuzügl. Unterricht nicht ins Tempo kommt, pauschal klingt (undifferenzeirt), irgendwie holperig und hölzern. In so einem Fall würde ich ganz eindeutig von gescheitert sprechen, da gibt es aus meiner Perspektive nichts zu beschönigen.
(nebenbei: op.101 ist nicht zu hoch gegriffen, gerade der Marsch wird gerne als Prüfungsstück gewählt)

die Gründe dafür (vielleicht war das Stück zu schwer? Gottes Verteilung der manuellen Talente ungerecht?) mögen Erklärungen bieten - aber darin steckt auch die Gefahr des Ent-schuldigens, ja sogar im Sinne von die Ursachen nicht bei sich selbst sehen (mein Lehrer überfordert mich, der Prüfungsdruck war zu groß) - - das positive im Scheitern kann Selbsterkenntnis sein, und in diesem Sinne ein aus Fehlern lernen. Aber ich glaube nicht, dass es in diesem Leben so wunderbar schöne glatte Biografien gibt, in welchen keinerlei, nicht ein einziges mal, das gescheitert sein vorkommt.

...ich habe gelegentlich solches "Scheitern" direkt vor Augen, z.B. heisst es dann Prüfung nicht bestanden. Und es ist - leider - nicht immer so, dass sich aus einmaligem "Scheitern" oder "nicht geschafft haben" automatisch bessere Wege ergeben.

Gruß, Rolf
 

Jep, holperig und hölzern, das trifft es in diesem Fall ziemlich genau...
Es gehört halt mehr dazu als Tempo.
Was nützt es, wenn man es zwar schnell, aber nicht schön spielen kann, einfach weil man zu schlecht ist?
Nix!
Das Ergebnis ist einfach: ich sitze auf meinem Klavierhöckerchen und ärgere mich, die Nachbarn kriegen Ohrenschmerzen und der arme alte Beethoven dreht sich meinetwegen noch im Grab um. Also spiel ich noch einmal ganz gechillt die ersten beiden Sätze, werfe dann die Sonate in eine dunkle Ecke und sage: "Nun höre sie auf, uns zu nerven! Für immer!"
 
Hmmm... Naja, dann klingt es natürlich gut...
Aber das ist ja irgendwie auch nicht im Sinne des Erfinder oder? Ich meine, da steht nunmal Prestissimo... Wat willste machen?
Ich glaub, ich könnte es sowieso nicht mehr, ich hab es seit mindestens 7 Jahren nicht mehr in der Hand gehabt und damals war ich halt mal ne Spur besser als jetzt, kann ich einfach nicht abstreiten...

Vielleicht sollte ich mich nochmal ransetzen. Jetzt besitze ich ja ein unbeschreiblich höheres Maß an geistiger Reife, was mir unter Umständen einen gewissen Vorteil verschaffen könnte...
Is klar ne?
8-)
 
Ich habe mir vor Jahrzehnten als blutiger Anfänger die 12. Variation von Mozarts "Ah, vous dirai-je" versaut, mit der ich damals schlichtweg überfordert war. Und obwohl ich heutzutage das Stück technisch packen müsste, ist da alles blockiert - obwohl ich inzwischen links nicht mehr den dämlichen Fingersatz von W. Georgii (51321231 statt 51212121) spiele. Das kann man wohl (endgültig) gescheitert nennen.
Warum diese Variationen immer als leicht eingestuft werden, ist mir sowieso ein Rätsel.
 
Hmmm... Naja, dann klingt es natürlich gut...
Aber das ist ja irgendwie auch nicht im Sinne des Erfinder oder? Ich meine, da steht nunmal Prestissimo... Wat willste machen?
Beethoven ist längst Staub. Er kann Dich zu gar nichts zwingen, selbst wenn die Verlage (in seinem Auftrag?) hundertmal Prestissimo hinschreiben.

Spiels so, wie es Dir gefällt und wie es gut klingt. Wer nackte Nonnen mit DD (schmerzlich vermisst) mag, dem sollte das doch wurscht sein:D
 
Hallo,
mich würde mal interessieren, an welchem Stück ihr sozusagen gescheitert seid. Sei es denn aus technischen oder musikalischen Gründen und wie sah das aus. Z.B.
"Ich habe dann eines Tages verstanden, dass ich dieses verflu..... Stück nie können werde, hab es bei Seite gelegt und bin zu ihm nie seitdem gekommen".
Interessant wäre auch zu erfahren, wie lange ihr zu dem Zeitpunkt schon gespielt habt und ob die Entscheidung das Stück zu spielen von euch kam oder von dem Lehrer.
Und natürlich die restlichen Details :)

P.S. Das Niveau ist völlig egal, Anfänger und Profis können sich trösten lassen :))

ich habe das Wort etwas hervorgehoben, da für mich der Begriff des Scheiterns nicht geläufig ist. Es trifft eher: "vorübergehend zur Seite gelegt" + nachfolgend vergessen und eingestaubt :cool: Da sind schon ordentliche Kaliber dabei, die zu bewältigen sind, aber bin ich einmal drin, dann wird das bis zum bitteren Ende durchgezogen. Ich spiele nicht alles, auch wenn einiges für die Mehrheit beliebt sein mag ... liegt wohl darin, dass mein Interesse dem Opernbereich gilt.

In diesem Sinne - frohes Schaffen!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
aber darin steckt auch die Gefahr des Ent-schuldigens, ja sogar im Sinne von die Ursachen nicht bei sich selbst sehen (mein Lehrer überfordert mich, der Prüfungsdruck war zu groß) - - das positive im Scheitern kann Selbsterkenntnis sein, und in diesem Sinne ein aus Fehlern lernen. Aber ich glaube nicht, dass es in diesem Leben so wunderbar schöne glatte Biografien gibt, in welchen keinerlei, nicht ein einziges mal, das gescheitert sein vorkommt.

...ich habe gelegentlich solches "Scheitern" direkt vor Augen, z.B. heisst es dann Prüfung nicht bestanden. Und es ist - leider - nicht immer so, dass sich aus einmaligem "Scheitern" oder "nicht geschafft haben" automatisch bessere Wege ergeben.


Hallo Rolf,

oh, so habe ich es nicht gemeint! Du hast absolut recht damit, dass es ( ehrlich gesagt GottseiDank) kaum Biografien ohne mehr oder weniger schwere Krisen gibt und dass sich aus Krisen niemals automatisch bessere Wege ergeben.

Vielleicht verstehe ich den Begriff "scheitern" rigider als manch andere: ich finde, er ist so endgültig! "Ich bin gescheitert" hat für mich den Beigeschmack "ich habe mich so angestrengt, aber alles war umsonst - es ist nichts geworden". Bei so einer Einstellung sehe ich doch nur das Ergebnis, nicht aber den Weg und damit verbundene Lernerfolge (selbst wenn ich gelernt haben sollte, wie man es nicht macht). Der Weg hat mich offensichtlich ans falsche Ziel gebracht, aber habe ich deswegen nichts gelernt? ( a la "Der Weg ist das Ziel"). Ist nicht Lernen am Wichtigsten, um voranzukommen und sich weiterzuentwickeln?

Und ohne sich selbst beim Wickel zu nehmen, kann ein Lernen aus Krisen natürlich niemals erfolgen. Da bin ich ganz deiner Meinung!!! Ich mag es gar nicht, wenn man keine Selbstverantwortung übernimmt und die vermeintliche Schuld auf andere abwälzt! Das passiert aber oft genau dann, wenn man das Scheitern nicht ertragen kann. Würde man es als einen schweren und harten, aber im menschlichen Leben völlig normalen Entwicklungsschritt verstehen, könnte man, so schwer es auch fallen mag, aus einer Krise neue Kraft schöpfen und einen anderen, neuen Weg beschreiten. Das kann natürlich dauern! Außerdem: wenn man große Angst hätte, zu scheitern, würde man doch keine Wagnisse mehr eingehen, das wäre aber bei der wunderbaren Lebensfülle, die sich uns bietet, sehr schade.

Ich habe, selten zwar, aber doch manchmal Schüler, auch Kinder, die jeden gemachten Verspieler als persönliches Scheitern empfinden. Und da kämpfe ich wie Don Quichotte darum, diese Einstellung zu ändern! Ich erkläre, dass man durch einen Verspieler eben gerade gelernt hat, wie es nicht geht, dass Edison tausende Versuche gemacht hat, bis er die Glühbirne erfunden hat u.v.a.m. ( abgesehen davon, dass natürlich das Gehör auf die Erkennung von klanglichen und musikalischen Fehler trainiert werden sollte ...). Das ist doch das Gleiche im Kleinen. Wenn dein Student die Prüfung nicht bestanden hat, so wird das für ihn, wenn er es nicht schon vorher ahnte, erstmal eine Katastrophe sein. Aber dann nach dem ersten Schock hat er die Chance, für sich Lehren und Konsequenzen zu ziehen. Offensichtlich hat ihm die op. 101 nicht gut getan zur Erreichung seiner Ziele. Vielleicht muss er nun andere Wege gehen. Vielleicht wird ihn diese Erfahrung immer wurmen, aber er hat es nun in der Hand, ob daraus tatsächlich ein Scheitern wird oder nicht. Vielleicht entdeckt er, das Liedbegleitung eher etwas für ihn wäre, vielleicht wechselt er den Lehrer, übernimmt aber trotzdem die Verantwortung.

Ich als Klavierlehrerin möchte auf jeden Fall meinen Schülern beibringen, so weit das in meiner Macht steht, dass es nicht schlimm ist, Fehler zu machen, dass es aber schlimm ist, nicht daraus zu lernen!

Viele Grüße

chiarina
 
liebe Chiarina,

eigentlich müsste ich Deinen kompletten Beitrag zitieren - und im Grunde gebe ich Dir auch recht.

Und ich finde Deine anspornende und aufbauende Perspektive prima!!

Wovon ich andeutungsweise erzählt hatte, das ist die - leider! - oft recht rigide Handhabung salopp gesagt auf den oberen Rängen. Man kann aus einer Meisterklasse herausfliegen - kommt oft genug vor. Man kann Prüfungen nicht bestehen, und wenn sich das (warum auch immer) wiederholt, ist irgendwann mal der Zug abgefahren. - - ok, das betrifft das Studium, und zwar jene Art, die zur solistischen Laufbahn neigt. Dort ist die Messlatte sehr sehr hoch, ebenso der Selektionsdruck.

Das alles ist schwierig, weil es sich auch nicht völlig erschöpfend und eindeutig in Worte fassen lässt. Ich möchte, quasi als "memento mori", darauf hinweisen, dass es echtes reales Scheitern und gescheitert sein tatsächlich gibt.

Aus dem Klavierunterricht mit Schülern würde ich, wie Du, das Wort "scheitern" auch komplett verbannen.

Was mir noch einfällt: dass man halt gelernt hat, wie es falsch ist, kann gravierende folgen haben - das Umlernen, Umgewöhnen ist ja nun wirklich kein leichter Prozess, umso weniger, je besser man vorher was falsch gelernt hat.

herzliche Grüße,
Rolf
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

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