Aktivurlaub i. S. Blüthner-Oberdämpfer

Autodidakt

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Im Zusammenhang mit dem Forumseintrag "Gut abgehangenes Blüthner-Klavier" (September 2011)

https://www.clavio.de/forum/klavier...hangenes-bluethner-klavier.html?daysprune=365

hatte ich mein Klavier kurz vorgestellt: ein 130er Oberdämpfer von 1908, den ich vor mittlerweile knapp zwei Jahren erstanden habe. Insbesondere mit den beiden oberen Oktaven war ich nicht zufrieden, darum entschloss ich mich - trotz entsprechender Forenbeiträge - die Hammerköpfe in Eigenregie zu erneuern. Da ich das eh nicht mal eben nach Feierabend erledigen konnte, habe ich mich entschlossen, dafür eine Woche Urlaub zu nehmen und i. S. v. "wenn schon, dann auch richtig" an der Mechanik alles das zu verbessern, was ich mir handwerklich zutraute.

Um es vorweg zu nehmen: Mindestens die Hälfte der investierten Zeit verbrachte ich mit Stahlwolle, Schleifschwamm bzw. einem leicht feuchten Lappen in der Hand, mit dem Ziel, Klaviatur und Mechanik zu reinigen!

Mit der Klaviatur habe ich begonnen:

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Danach die Mechanik auf den Tisch gestellt und sämtliche Mechanikteile abgebaut:

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So "knüselig" sah es vor der Demontage aus:

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Putzen hilft:

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Fortsetzung folgt ...
 
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Super, da bin ich schon sehr auf die Fortsetzung gespannt :)
 
Die Abhebestange läuft jetzt auch geräuschlos:

IMG_0103.jpg

Interessant finde ich die Größenunterschiede bei Mechanikteilen (hierr: Hebeglieder) zwischen meinem Oldie (links) und meinem 108er Yamaha (rechts). Die Kapsel beim Kleinklavier ist deutlich massiver ausgeführt:

IMG_0112.jpg

Der Rahmen ließ sich bislang nie spannungsfrei in den Oldie einsetzen:

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Jetzt schon:

IMG_0095.jpg IMG_0093.jpg

Ursache war u. a., dass er oben, anders als bei meinem modernen Klavier, mittels einer Querstrebe verbunden ist. Ich habe die Verschraubungen gelöst und den Rahmen angepasst, außerdem insgesamt minimal abgesenkt. Jetzt kann ich ihn einsetzten und sämtliche Halteschrauben (4 oben, 2 unten) greifen, ohne zu verkanten.

Fortsetzung folgt ;) ...
 
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Nach dem Reinigen der Mechanikteile Behandeln der Kapseln mit Protek CLP:

IMG_0146.jpg

IMG_0147.jpg

Das Entfernen der alten Hammerköpfe war noch easy:

IMG_0134.jpg IMG_0137.jpg

Danach gings für mich ans Eingemachte - siehe Fortsertzung ....
 
Zunächst einmal stellte ich fest, dass die Bohrungen in den Hammerköpfen zu eng waren. Nach hin- und herüberlegen entschied ich mich dafür, die Hammerstiele zu verjüngen:

IMG_0131.jpg

Mittlerweile weiß ich von dem Verkäufer meines Oldies (Dortmunder Klavierbauer- u. Händler), dass es ein spezielles Werkzeug zum Quetschen der Stiele gibt....

Anschließend baute ich die Hammerstiele mit Kapseln in den greinigten und neu gerichteten Mechanikrahmen ein. Jetzt ging es für mich ans Eingemachte. Die Hammerköpfe auf die Stiele leimen. Das machte ich bei eingebautem Rahmen, damit ich sie direkt auf Chor richten konnte, ohne nachzubrennen (musste ich bei einigen trotzdem):

IMG_0139.jpg IMG_0143.JPG

Die Fachleute werden die Nasen rümpfen, weil das Arbeitsergebnis bei einem geübten Handwerker natürlich sauberer aussieht, aber - nach einigem Nachregulieren (brennen) stehen sämtliche Hammerköfe so auf Chor, wie ich meine, dass sie stehen müssen.

Hapuh - Schweiß abwisch - Fortsetzung folgt ....
 
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Hallo Autodidakt, schau doch bitte nochmal Deine Postings an - da haut was mit den Anhängen nicht hin!
 
Besser jetzt - mit den Anhängen stehe ich auf Kriegsfuß
 
...und dadurch den Anschlagspunkt verändert, was sich im Diskant möglicherweise deutlich bemerkbar macht.

Grüße
Toni

Den Mechanikrahmen habe ich nur minimal nach unten gerichtet - halt so viel, dass er sich jetzt ohne Spannung einsetzen lässt. - Könnte mir vorstellen - Gehe davon aus, dass er ursprünglich auch spannungsfrei eingepasst wurde.

Allerdings hat sich die Anschlagslinie tatsächlich verändert, und zwar um mehrere Millimeter nach oben: Die neuen Hammerköpfe - obwohl von Abel speziell für Blüthner-Oberdämpfer produzuiert - stehen in einem etwas anderen Winkel zum Hammerstiel als die alten. Die alten standen nicht 90°, sondern waren, stärker als die neuen, nach unten geknickt. Dadurch kam es sich mit den obersten Diskantdämpfern sehr knapp aus, klappte so gerade noch. - Zum Klang schreibe ich später etwas.

Gruß
Autodidakt
 
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Der Tastentiefgang war etwas unregelmäßig, im mittleren Bereich des Manuals bei teilweise 10,5 mm. Er liegt jetzt bei gleichmäßigen 10 mm:

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Rahmen nochmals raus, Klappleiste und Hammerruheleiste neu befilzt:

IMG_0040.jpg

Rahmen wieder rein, unterstellen,

IMG_0002.jpg

anschließend die Auslösung einstellen. Da die noch nicht eingebaute (Ober-)dämpfung die Sicht von oben nicht behinderte, quasi wie bei einem Unterdämpfer:

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Die Dämpfung

Die alten einchörigen Dämpfer hatten sich geweitet und rieben aneinander, wodurch sie nach dem Abheben nicht schwungvoll, wie gewünscht, auf die Saite zurück "fallen" konnten. Ich habe mich entschieden, alle 1- und 2-chörigen Dämpfer zu ersetzten. An die 3-Chörer traute ich mich nicht heran, da sie oben und unten eingefasst sind.

IMG_0153.jpg IMG_0149.jpg

Jemand im Forum hatte mal geschrieben, er betrachte nicht "die Dämpfung" als Gesamtheit, sondern jeden "einzelnen Dämpfer" einzeln. Dem entsprechend bin ich dann beim Einbauen / Einstellen vorgegangen:

Ersten Bass-Dämpfer rein, Dämpferhebel in die Waage stellen, danach unbedingt Abhebestange einstellen! Erst anschließend Schritt für Schritt die weiteren Dämpfer:

Rahmen abkippen, den 2. Dämpfer einbauen, Rahmen ran, 2 Dämpfer einstellen, erneut Rahmen abkippen, 3. Dämpfer einbauen ... und immer schön, bei satt aufliegendem Dämpfer auf den Saiten, den gleichen Abstand des Dämpferhebels zur Abhebestange wahren ... ich brauchte zwei Durchgänge, beim ersten Durchgang war's nicht gleichmäßig, also Alles noch mal raus und Nerven bewahren ...


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Probleme Dämpfung

Dass der Rahmen nicht sauber eingerichtet war, zeigte sich u. a. auch daran, dass die Abhebestange lediglich zu 2/3 auf der "Nase" (so bezeichne ich das Teil mal) auflag. Nach Einrichtung der oberen Querstange, welche die Dämpfung inklusiv Abhebestange trägt, liegt diese nun wieder satt auf dieser "Nase" auf (es existierte noch eine "Schmutzmarkierung", welche die ursprüngliche Lage der Querstange anzeigte):

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Derjenige, der die Querstange seinerzeit seitlich (nach rechts) versetzt einbaute, hat dies kompensiert, indem er sämtliche Dämpferdrähte zunächst nach links, anschließend nochmals nach rechts abknickte, ansonsten hätten die Dämpfer nicht vernünftig die Saiten getroffen:

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Also, mit Hilfe einer Spitz- und einer Kombizange, sämtliche Drähte wieder gerade gebogen:

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Und siehe da: Es passt! Nach Einbau der Dämpfungsglieder nur machmal und nur leichtes erneutes Biegen der Dämpferdrähte erforderlich:

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So gefällt mir das Ganze schon besser:

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Letzte Einstellungen / Klang

Nach Einbau der Dämpfung

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habe ich an dort, wo es erforderlich war, die Bändchendrähte passend gebogen - die kamen sich bislang sehr gerne ins Gehege mit den "Vogeklkäfigdrähten", was zu unschönen Reibungen führt, anschließend den Halbgang eingestellt - das ist nicht nur einfach von der Ausführung (durch Drehen der "Vogelkäfigdrähte"), sondern auch schön optisch zu kontrollieren. Beim Unterdämpfer wahrscheinlich fummelig (keine Ahnung), aber bei meinem Oldie aus meiner Sicht sehr angenehm einzustellen. Habe mehrere Eistellungen ausprobiert, verglichen mit meinem "Referenz-Yamaha", bis ich zufrieden war.

Irgendwann zwischendurch stellte ich noch die Leichgängigkeit / Schwergängigkeit der Hammerstiekapseln ein. Diese sind hier aus Messing und haben eine entsprechende Stellschraube. Hier ein Bild vor dem Auseinandernehmen der Mechanik:

IMG_0013.jpg

Konnte so für jeden Hammer das Optimun zwischen Leichtgängigkeit und Stabilität einstellen. Auf die Idee kam ich durch einen Beitrag aus dem Ursprungsthreat - genial.

Was hat das Ganze gebracht?

Zunächst blicke ich, wenn ich das Instrument öffne, auf eine saubere Mechanik. Das allein erfreut mich durchaus.

Die Spielweise ist flüssig geworden. Bei kräftigem Spiel war es nicht so störend, aber bei leisen Passagen spürte ich immer wieder Unregelmäßigkeiten, "Hakeleien", Zähigkeit.

Vollkommen leichtgängig, wie Oberdämpfer an anderer Stelle schon mal gepriesen werden, ist die Mechanik nicht. Kann meiner Meinung auch nicht gehen, denn die einzelnen Dämpferglieder sind ganz schön mit Blei beschwert, damit sie mit genügend Druck die Saiten abdämpfen.

Bislang funktionierte die Dämpfung insbesondere im Bereich der Einchörer unsauber. Das ist jetzt vorbei.

Die Hämmer habe ich NICHT intoniert - kann ich gar nicht. Dennoch ist der Klang über die gesamte Klaviatur angenehm weich und, wie ich finde, ausgewogen.

Was nicht geklappt hat: die obersten Töne - etwa ab dem F, haben wenig bis gar keinen Sustain. Das liegt aber, wie ich inzwischen denke, an dem dortigen Stegdruck. Daran kann ich nichts ändern - traue ich mich nicht dran.

Vergleich zum "modernen" Klavier: Trotz aller Bemühungen kommt die Mechanik nicht an die Flüssigkeit und Ausdruckfähigkeit des kleinen Yamaha heran. Der Sound ist für Blues und Rock & Roll genial, für zartere Sachen spiele ich nach wie vor lieber das Yamaha.

Habe beim Schrauben / Putzen viel über den Oldie gelernt. Er wird nie mehr so perfekt spielen wie einst im Neuzustand, aber er ist mir natürlich ein Stück näher ans Herz gewachsen. Diesen "Aktivurlaub" werde ich nicht mehr vergessen - aber auch so schnell nicht wiederholen, war schon heavy, insbesondere die fummelige Putzerei :)

Schöne Grüße vom
Autodidakt
 
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Alle Achtung ! Aber : die "Tonschwäche" im Diskant hat ihre Ursache wahrscheinlich auchh aus den veränderten und unrichtigen Anschlagspunkten durch das Verstellen der Mechanikposition . Die Hämmer sind bei einem Pianino NIEMALS 90Grad sondern etwas weniger ( cca. 88 Grad zum Stiel ) eingeleimt . Dies auf Grund der sogg. Stielschräge und damit verb. Repetition . Die Pianinomechanik ist IMMER auf Spannung eingebaut , vis á vis der Diskantspreitze sitzt am Mechanikbalken eine Stellschraube ,die leicht gg.die Gusspreitze drückt und dadurch die Mechanik auf Spannung hält . Aber sonst , " nicht ohne " , besonders ohne richtiges Werkzeug !
 
Danke Klaviermacherwien

Dies war, neben normalen Schraubendrehern und Zangen, mein "Spezialwerkzeug":

IMG_2009.jpg

Bzgl. der Rahmenspannung: ich hatte zuvor Probleme, die Schrauben ohne zu verkanten einzuführen, irgendwann hätte ich ein Gewinde zerdeppert. Das meinte ich mit spannungsfrei. Der Effekt, den Du beschrieben hast, existiert schon noch.

Den Rahmen habe ich vielleicht 1 mm runter gesetzt. Der neue Hammerwinkel macht vielleicht 2 - 3 mm nach oben aus, so dass die Linie insgesamt ca. 1 - 2 mm höher gekommen ist. - Hier ein Bild mit einem alten und einen neuen Hammerkopf im Vergleich -leider verwackelt, aber man kann die unterschiedlichen Hammerkopfwinkel erkennen:

IMG_0126.jpg

Das mit dem mangelhaften Sustain hatte ich auch schon vor der "Renovierung." Die oberen Saiten hatte ich bereits vor Einbau der Mechanik durch Anschlagen mit einem ausgebauten Hammer getestet. Egal, in welcher Höhe ich die obersten Saiten anschlage, es kommt lediglich ein ping .... kein pinnnnnnggggg. - Mein "Referenz-Yamaha" singt dagegen bis ins oberste C.

Ich habe auch mal ein kurzes Lineal an den Steg gehalten und meine, erkannt zu haben, dass die obersten Saiten stärker vom Steg abknicken als die anderen. Aber ohne richtiges Messwerkzeug bin ich mir nicht sicher.

Bei dem obersten Hammer habe ich übrigens den Stiel etwas abgelängt ...

IMG_3004.JPG

... leider zu viel - und diesen verkürzten Hammer auch an die anderen "toten Stellen" probeweise angebaut - das brachte keine Verbesserung.

Schönen Gruß
Autodidakt
 

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