Akkord brechen/arpeggieren oder Ton weglassen

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Es geht um Ravel, Valces nobles et sentimentales, Nr. 2.
Ich kann kein Bild reinstellen, aber wer es gespielt hat, weiß sicherlich um welche Stelle es geht:
Im 2. Teil, ab Takt 17 nach der Doppellinie (also Takte 49-52), der dynamische Höhepunkt dieses Walzers; es sind da Akkorde in der LH, die ich so nicht greifen kann. Bis jetzt habe ich die LH arpeggiert oder eine Brechung g-b-cis'/b' gespielt. Nun gefällt es mir nicht mehr so, da ich die Akkorde möglichst kompakt haben möchte, damit die Dissonanz ganz extrem betont wird. Das ungleichzeitige Erscheinen von Tönen beim Arpeggieren bzw. Brechen verwässert diesen Effekt mMn. Nun habe ich gedacht, in drei Takten den oberen Ton der LH ganz wegzulassen (im 3. Takt kann die RH aushelfen). Dadurch verschwindet wiederum die gr. Septime in der Mitte des Gesamtakkordes :-(. Dafür erklingt der Rest gleichzeitig. Momentan tendiere ich daher zu dieser Lösung. Wie würdet ihr denn entscheiden?

LG Anna

PS. Ravel selbst arpeggiert die Stelle, das ist mir bewusst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann die Akkorde greifen und musste mir bisher keine Gedanken darüber machen. Arpeggieren ist da tatsächlich blöd. Ich würde wahrscheinlich die unteren drei Töne zusammen mit der rechten Hand anschlagen und die obere Note dann so schnell wie möglich nachschlagen lassen. Das fände ich besser, als die obere Note ganz wegzulassen.

Aber wenn du das nicht greifen kannst - was machst du mit diesen Akkorden im ersten Walzer:

ravel.png

Die sind (jedenfalls für meine Hand) noch etwas schwieriger. Wegen des ff und Tempos kann man da weder arpeggieren noch nachschlagen, ohne die Stelle musikalisch völlig zu entstellen.

LG, Mick
 
Danke, @mick!
Ich würde wahrscheinlich die unteren drei Töne zusammen mit der rechten Hand anschlagen und die obere Note dann so schnell wie möglich nachschlagen lassen.
Das hatte ich bereits probiert und finde auch, dass es von allen Lösungen mit nicht gleichzeitigem Anschlagen die bessere ist. Der "nachklappernde" Ton stört mich trotzdem, aber vielleicht bin ich momentan zu sehr darauf fixiert. Ich sollte mal die Stelle aufnehmen und vergleichen.

Aber wenn du das nicht greifen kannst - was machst du mit diesen Akkorden im ersten Walzer
Noch gar nichts :-) (Im anderen Faden würde ich sagen: Ich grause mich davor!)
Ich habe mir die Nr. 2, 4 und 5 (da deren Gesamtdauer unter 5 Min. liegt und weil diese drei ohne großen Aufwand einzuüben sind ;-)) für das nächste Konzert meiner Erwachsenen, das an diesem Samstag stattfindet, ausgesucht. Ich spiele bei diesen Konzerten immer auch etwas und nutze sie als Gelegenheit für mich, mir etwas neues anzueignen, was ich noch nie gespielt habe. FALLS ich irgendwann den 1. Walzer auch spielen möchte, sind die erwähnten Akkorde für mich theoretisch machbar, wobei die RH problematischer ist, da die Spanne 1-5 etwas kleiner (der 5. Finger kürzer als in der LH). Schlimmer sieht es aus mit der Parallelstelle am Anfang - dort werde ich in der RH den unteren Ton definitiv weglassen müssen.
 
(Im anderen Faden würde ich sagen: Ich grause mich davor!)
(dieser Tipp ist kein Jux!)
In Skrjabins Klavierwerk finden sich etliche Akkorde, die niemand greifen kann (!) - gelegentlich hatte Skrjabin ausnotiert, wie man das machen soll (wenn er vermeiden wollte, dass durch arpeggieren ein salonmusikartiger Effekt entsteht) --- Vers la flamme und 10. Sonate sind schöne Beispiele.
Ravel war ein versierter Pianist (auch wenn er öffentliches spielen aus Befangenheit scheute) und kannte alle Tricks und Kniffe der virtuosen Literatur seiner Zeit, und er nutzte den "stockwerkartigen" Akkordaufbau bei ungreifbaren Akkroden ebenso wie Skrjabin und Rachmaninov.
 

Ja. Manchmal verteilt man das "Nachklappern" auch etwas kreativer. In diesem Beispiel spiele ich z.B. den zweiten Akkord im zweiten Takt (rechte Hand) f'-des''-f'' | as'-as'', damit die wichtige Melodienote as als Oktave wuchtig genug wird. f'-as'-des''-f'' | as'' würde da zu dünn klingen.

Den dritten Akkord in der linken Hand spiele ich dagegen des-f-as-des' | f', weil mich hier ein lautes f stören würde (das würde sich zwangsläufig bei des-as-des' | f- f' ergeben). Eine laute Terz in tiefer Lage klingt meistens blöd.

Akkorde.png

Es kommt also immer auf den Einzelfall an, wie man solche Sachen am geschicktesten verteilt. Am geschicktesten wäre es natürlich, wenn man die Akkorde einfach so greifen könnte. :-)
 
Am geschicktesten wäre es natürlich, wenn man die Akkorde einfach so greifen könnte. :-)
Oder man nimmt ein Disklavier dafür. :lol:

In Schumanns Träumerei ist in Takt 22 auch ein für mich ungreifbarer Dezimen-Akkord drin. Ich spiele dann in der LH zuerst die Baßnote als Vorschlag, bevor ich dann zusammen mit der H-Oktave die RH arpeggiere. Das klingt für mich noch einigermaßen annehmbar. Die vorgeschlagene Baßnote habe ich mir von Valentina Lisitsa abgeguckt. ;-)
 
So, habe jetzt entschieden, den oberen Ton der LH nachzuschlagen. Und zwar weil sich die Variante ohne den Ton manuell blöd anfühlt. Einen so mickrigen Akkord will die Hand an dieser Stelle einfach nicht spielen, weil im Kopf ja ein riesiger, breiter Akkord besteht und so auch erklingen soll. Das Nachklappern nehme ich in Kauf und gewöhne mich langsam daran :-)
 

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