Absolute Beherrschung und Vorspielfestigkeit bei einem Stück

  • Ersteller des Themas Dreiklang
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Beschreib doch mal, wie Du Dir die Campanella ohne professionelle Unterstützung angeeignet hast. Die Einspielung (unabhängig von den von Dir vorgenommenen Änderungen) klang "vorspielfest", so weit ich sie in Erinnerung habe, ohne (für mich) erkennbare Holperstellen, und unserem @Henry hast Du sie live vorgespielt.

Jetzt mal egal, wie lange Du dafür gebraucht hast und was Du verändert hast – irgendwie hast Du es doch hinbekommen. Wie? Du wirst doch sicher nicht ernsthaft das Metronom ausgehend von 30 bpm peu-à-peu hochgedreht haben. :konfus::denken:

Ohne Häme: Interessiert mich.
Im Prinzip: genau so war es aber. Ich fing an, wie wohl jeder anfangen würde: einfach mal die erste Seite spielen, mit den Augen in den Noten, bemüht, überhaupt erst mal die Noten in die Tasten zu bekommen. Ich bin ein ziemlich schlechter vom-Blatt-Spieler...

Das klappte dann natürlich irgendwann einigermaßen. Aber danach ging es trotz längeren Übens einfach nicht mehr voran: ich kam von manchen Verspielfehlern nicht wirklich weg, und erreichte keine höhere Geschwindigkeit, ohne immer wieder gehäuft Fehler zu machen. Ich steckte also richtig fest.

Irgend so eine Art "inneres Gefühl" riet mir dann, mal das eingebaute Metronom meines "V" anzuschalten, und dazu zu spielen. Ich nahm eine Geschwindigkeit, bei der alles weitgehend fehlerlos klappte (ich glaube, das war Achtel = 60, also immer zwei Sechzehntel auf einen "Tick" gespielt).

Das lief dann gut, und die logische Konsequenz war dann natürlich, es ein wenig schneller zu stellen, aber nur ein wenig, und auch das lief dann recht schnell fehlerfrei und klanglich gut.

Ein wenig seltsam war, dass ich am nächsten Tag nicht sofort bei der Geschwindigkeit "weitermachen" konnte, bei der ich am Vortag aufgehört hatte, sondern immer bei einer, die ein Stück darunter liegt. Das machte aber nichts, denn die "Grund-Geschwindigkeit", bei der ich gut einsteigen konnte, kletterte langsam nach oben.

Tja, und so ging das dann, über die Wochen und Monate, in denen ich mich mit diesem Stück beschäftigte (zumindest in denjenigen Wochen und Monaten, in denen ich überhaupt Klavier übte).

Ich spürte und sah, dass ich voran kam, und so machte ich nach diesem Prinzip einfach weiter. Ich hatte die Etüde in vier oder fünf "Übepassagen" eingeteilt, die ich quasi unabhängig voneinander "in der Geschwindigkeit hochzog". Bei manchen ging das schneller, bei anderen langsamer. Aber das machte ja nichts...

Irgendwann waren sie alle bei meiner angestrebten Zielgeschwindigkeit (ca. Achtel = 125), und ich konnte das ganze Stück zum ersten mal in Endgeschwindigkeit ganz durchspielen.

Dann habe ich alles noch eine zeitlang "gefestigt", und hier und da ein paar kleine Details gestaltet.

Das ist im Grunde die ganze Geschichte.
 
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Ich fing an, wie wohl jeder anfangen würde: einfach mal die erste Seite spielen, mit den Augen in den Noten, bemüht, überhaupt erst mal die Noten in die Tasten zu bekommen...

Ganz ehrlich... meinst du, dass das die optimale Methode ist, ein Stück zu lernen? Mir scheint, als ob du das ganze irgendwie als eine Art Sportart betrachtest.

Ich könnte jetzt ein paar ältere Fäden verlinken, aber ich erkläre es nochmal kurz grob zusammengefasst, da ich heute etwas Zeit habe. Genauere Beiträge zu den einzelnen Themen findest du denke ich, wenn du ein wenig suchst.

Du solltest dir von Anfang an zuerst einmal klar machen, worum es in einem Stück geht, d.h. was genau überhaupt los ist, welche Zusammenhänge es gibt und wie das Stück aufgebaut ist.

Dann würde ich das Stück so üben, dass du dir kleine überschaubare Abschnitte vornimmst, und zwar so, dass du erklären kannst, was da genau harmonisch, rhythmisch und kompositorisch passiert und auch, warum das so geschrieben ist und was der Komponist damit musikalisch bezwecken wollte. Bevor du das nicht kapiert hast, ist es meiner Meinung nach Zeitverschwendung, die Noten einfach nur abzuspielen, da du am eigentlichem Sinn - der Musik - vorbei übst.
Wichtig: die Abschnitte sind am Anfang sehr klein, da du dir nicht viel auf einmal einprägen kannst. Aber das hat den Vorteil, dass du einen kurzen Abschnitt sehr intensiv üben kannst.

Nach und nach kannst du Abschnitte zusammenfassen und dir zutrauen, etwas größere Teile des Stückes zu bearbeiten. Aber es gilt: lieber "weniger und richtig" als "viel und oberflächlich".

Das Tempo muss natürlich immer so gewählt werden, dass du alles möglichst sicher und fehlerfrei durchführen kannst, und zwar auch die musikalischen Dinge. Irgendwann kommt das Tempo von ganz alleine - vorausgesetzt, du hast den Rhythmus und den Puls verstanden.

LG, Joh
 
Ganz ehrlich... meinst du, dass das die optimale Methode ist, ein Stück zu lernen? Mir scheint, als ob du das ganze irgendwie als eine Art Sportart betrachtest. (...)
Sport ist nicht ganz dasselbe wie Musik (obwohl man manchmal geneigt ist zu glauben, nicht jedem sei der Unterschied wirklich klar).

Mein einziges Ziel ist, Musik hoher Qualität zu machen. Dazu muss man geeignet üben (tue ich) und geeignet gestalten (tue ich auch...). Mehr ist eigentlich gar nicht wichtig dabei...

Schönen Gruß
Dreiklang
 
Du könntest doch zur besseren Zeitausnutzung beim Üben Zeitung lesen!?
 
... Du meinst, dann wird das Ergebnis des Klavierübens besser...?
Weder besser noch schlechter (bei dir), könnte jedoch einen Zusatznutzen bringen. Vielleicht ist Zeitung nicht das Richtige, Wiki lesen wär doch eher was?
Du hast wohl weniger Ahnung von Klavierspiel, als ich bisher dachte...
Man ist nie vor neuen Erkenntnissen sicher.
 
Na, mal wieder in Troll-Laune...? ;-) Du entschuldigst mich - noch ein wenig Klavierüben, und dann ab in's Bettchen... :schlafen:
 
Mein einziges Ziel ist, Musik hoher Qualität zu machen.
Und ich möchte schöne Orgeln bauen.
Das Material dafür ist mir aber egal, weil es auch mit Spanplatten und Weißblech funktionert.
Die Tasten können ruhig aus Plastik sein, Hauptsache ich kann mich dabei verwirklichen.
Einen Plan dazu brauche ich nicht, denn es ergibt sich Alles im Prozess des Werdens.
Wenn etwas nicht ganz so klappt, gehe ich zum nächsten Bauabschnitt über, schließlich muß man ab und zu auch etwas weglassen können. Schön finde ich auch, wenn am Schluß das DC-Fix zum Einsatz kommt. Da gibt es so schöne Designs die echt zu Herzen gehen.
 
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Und ich möchte schöne Orgeln bauen.
Das Material dafür ist mir aber egal, weil es auch mit Spanplatten und Weißblech funktionert.
Die Tasten können ruhig aus Plastik sein, Hauptsache ich kann mich dabei verwirklichen.

Wenn Du vom Orgelbau leben willst, funktioniert das natürlich nicht, denn jeder Kunde zeigt Dir den Vogel.
Der Hobby-Orgelbauer kann sich das aber leisten, 30 Jahre in seinem Keller mit Spanplatten und Plastik an seiner Orgel zu werkeln, ohne daß sie jemals fertig wird.

Er kann auch "hohe Qualität" definieren, wie er will, denn sein einziger "Kunde" ist er selber.

So lange er nicht meint, damit auch noch herumprahlen zu müssen...
 

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Mosert ihr nur :-)
zum Glück kann man als hobbytreibender Klavier-Autodidakt (-> HTKA) ja einfach so sein Ding durchziehen.
 
Ohne die geht's hier nicht ;-)
 
Jetzt wärme ich mal den ollen Thread wieder auf. In puncto "Vorspielfestigkeit" (was für ein Wort!) gibt es natürlich nichts Sichereres als das Auswendiglernen eines neuen Stückes von Anfang an.
Da ich nun in der Phase bin und recht intensiv, wenn auch mit weniger verbrachter Zeit am Klavier, das neue Stück dergestalt in mich hinein fresse:angst:, dass ich drin quasi versinke und immer neue Teile darin inmitten der Beschäftigung damit mich mehr und mehr faszinieren.
Das ist ja alles schön und gut, aber geht an meine für den dummen Rest des Lebens benötigte Substanz! Habt Ihr etwa so etwas auch mal erlebt, dass Ihr in der Neulernphase anderweitig Probleme hattet, Eure Gedanken zu bündeln? Fortwindungsschwierigkeiten :blöd: etc. hattet? Bisher ging mir das bei Bach-Stücken so (bin schonmal ein Stockwerk zu hoch gelaufen). Beim Neuen steht aber oben "Beethoven".... der geht mir viel schneller in die Birne, aber ich bin ansonsten dermaßen plemplem.
Geht das wieder weg oder muss ich mir ne Anstalt suchen?
Wollte nur mal wissen, ob es Leidensgenossen gibt. Ansonsten ist das aber ein schöner Zustand. :heilig:

Klavirus
 
Kenne ich auch, nicht nur vom Befassen mit Klavierstücken.
 

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