A la manière de Maurice Ravel

Stilblüte

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Hallo an alle!

Ich habe ein kleines Schmankerl für euch, ein von mir komponiertes Stück: "A la manière de... Maurice Ravel". Dabei habe ich es so ähnlich gehandhabt, wie Ravel mit seinem "à la manière de Chabrier", das eigentlich eine Opernparaphrase über eine Arie von Gounod ist, aber eben im Stile Chabriers.





Ich ein Menuett von Haydn verfremdet - wer (er)kennt es? :005: Leider habe ich gerade keinen guten Flügel zur Verfügung, dieser hier ist ziemlich verstimmt. Deshalb ist das Video auf ungelistet gestellt. Vielleicht kann ich irgendwann noch eine bessere Aufnahme erstellen, auch mit einem gescheiten Aufnahmegerät.

Achja: Konstruktive Kritik zu Stil, Umsetzung und dem "Grad der Verfremdung" ist gerne willkommen. Es gibt tatsächlich ein, zwei Passagen, mit denen ich nicht so zufrieden bin, weil mir keine gute Lösung eingefallen ist...

Sobald jemand das Menuett von Haydn erraten hat, kann ich auch die Noten verlinken. Die Noten meiner Komposition hänge ich an.

viele Grüße!
Anne
 

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  • A la manière de Maurice Ravel - Anne Riegler.pdf
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Konstruktive Kritik zu Stil, Umsetzung und dem "Grad der Verfremdung" ist gerne willkommen. Es gibt tatsächlich ein, zwei Passagen, mit denen ich nicht so zufrieden bin, weil mir keine gute Lösung eingefallen ist...

Sobald jemand das Menuett von Haydn erraten hat, kann ich auch die Noten verlinken.

Mit konstuktiver Kritik kann ich bekanntlich nicht dienen, aber es wundert es mich, dass bisher niemand etwas geschrieben hat.
:konfus: :denken:
 
Dann mache ich mal den Anfang: Einwirklich sehr gelugenes und auch exzellent gespieltes Stück vorsätzlich epigonaler Musik. Die beiden Eckteile klingen wirklich wie ein echter Ravel der eher frühen Phase während die Dissonazhäufungen des Mittlelteils für meine Ohren eher untypisch sind. Um welches Haydn Menuett sich das hier handelt weiß ich nicht. Da müsste ich dann wohl sämtliche Sonaten durchfosten.... Vielleicht demnächst.
Ich habe mir das Stück aufs Ipad geholt und werde mich mal daran versuchen.
 
Um welches Haydn Menuett sich das hier handelt weiß ich nicht. Da müsste ich dann wohl sämtliche Sonaten durchfosten....
Die Mühe brauchst Du Dir nicht machen. Hier eine sehr schöne Interpretation der Vorlage:



Eine sicherlich nicht uninteressante Idee, im 21. Jahrhundert mit kompositorischen Mitteln des 20. Jahrhunderts (Mittelsatz der Ravel-Sonatine) ein Stück des 18. Jahrhunderts geschickt zu verfremden. In einem Konzertprogramm das Stück der "bürokratischen Sonatine" von Satie (die eine viel gespielte Clementi-Sonatine in die Gegenwart der vorletzten Jahrhundertwende transportiert) gegenüber zu stellen, das wäre mal richtig interessant.

Die beiden Eckteile klingen wirklich wie ein echter Ravel der eher frühen Phase während die Dissonazhäufungen des Mittlelteils für meine Ohren eher untypisch sind.
Das spricht eigentlich für das Stück: es soll sich eben konzeptionell nicht darauf beschränken, einfach nur eine Art Stilkopie zu sein. Ich hätte nicht den Eindruck, dass man an dem Stück irgendetwas unbedingt ändern müsste. Die ein oder zwei der Veränderung bedürfenden Passagen habe ich nicht finden können. Vielleicht wäre eine radikalere Veränderung mit noch dissonanteren Stilmitteln einen Versuch wert? Mauricio Kagel hat mit seinen "Variationen ohne Fuge" so einen Weg beschritten und lässt in seinem Orchesterwerk sogar Händel und Brahms in der Gestalt von Schauspielern auftreten, nachdem Kagel in einen imaginären Briefwechsel mit Brahms getreten ist. Dieser ersetzt die erwartete Schlussfuge und das Thema wird nachgeliefert:



LG von Rheinkultur
 
Ich finde das sehr originell gemacht, besonders, weil das, was hier kopiert wurde, auch schon ein Spiel mit Stilkopien ist. Der Titel müsste eigentlich lauten "A la manière de Ravel à la manière de Haydn".

Eine hübsche Ravel-Kopie, die sich etwas konkreter an einem Werk des Vorbilds (nämlich den Valses nobles et sentimentals) anlehnt, gibt es übrigens von Alfredo Casella:

 
Hm, scheint doch gar nicht so unkompliziert zu sein, sich mit so komplexen Stilen und musikalischen Nischen zu beschäftigen. Ich verrate nicht, welche mein zwei Zweifel-Stellen sind / waren. :005: Irgendwann hatte ich das Stück auch so oft durchgespielt, dass ich mich dran gewöhnt habe, und es nun von meiner Seite aus getrost so lassen kann, zumindest, bis mir möglicherweise noch was anderes dazu einfällt.

Ein (neutraler) Kritikpunkt eines Musiktheoretikers, den ich erhalten habe, beinhaltete den Vorschlag, schon den Anfang etwas stärker zu verfremden. Den habe ich wirklich maximal nah am Original gehalten, und mich erst im Verlauf des Kompositionsprozesses getraut, etwas größere Abwandlungen einzubauen. Bis ich mir schließlich eine kleine Coda erlaubt habe, die sich in den letzten Takten gänzlich vom da Capo verabschiedet. Natürlich könnte ich auch den Anfang noch etwas weniger obertonlastig gestalten. Andererseits ist es vielleicht auch ganz schön, wenn man zu Beginn das Original sehr klar und deutlich heraushört, um sich an die neue Tonsprache gewöhnen zu können.
 
Hallo Stilblüte,
eine wunderbare Komposition hast Du uns hier bereitgestellt: Vielen Dank, dass wir daran teilhaben dürfen.
Besonders gefällt mit der Teil ab 0.4 Min. .
Der Beginn könnte in der Tat noch etwas farbenreicher (mutiger/impressionistischer) gestaltet werden. Aber Du hast bereits Gründe genannt, warum du dies nicht getan hast.
Möchtest Du nicht einen Zyklus mit weiteren Kompositionen dieser Art erstellen? Das wäre sicherlich ein spannendes Projekt, welches man dann auch unbesdingt zur Aufführung bringen sollte.

Gruß Presto
 
Möchte möchte möchte :005: Zeit muss der Mensch haben! Grundsätzlich möchte ich. Ich weiß aber nicht genau, wie einfallsreich ich in dieser Hinsicht weiterhin bin, oder ob sich alles gleich anhören wird. Ich hoffe, dass ich dieses Jahr Zeit habe, so etwas auszuprobieren. Dann müsste ich mir überlegen, welche Stücke ich noch als Vorlage nehmen könnte, falls es weiterhin Vorlagen sein sollten. Und es können auch nicht immer Menuette sein, das wäre langweilig.
Diese Komposition hat mir in jedem Fall viel Spaß gemacht, und ich würde gerne weiterdenken.

Tatsächlich finde ich es aber etwas schwierig, kaum tiefergehende Rückmeldung zu erhalten, die auch ein irgendwie geartetes Korrektiv für mich darstellt. Natürlich sagen mir Leute "das gefällt mir" und "hier gefällt es mir weniger" oder "das verstehe ich nicht genau" oder manchmal "probier hier mal folgende Idee aus". Aber das ist auch eher spontan und subjektiv. Objektive, musiktheoretisch bzw. -harmonisch begründete Hinweise wären, auch für das weitere Lernen, spannend.

Aber da ich bisher sämtliche Kompositionen quasi im Alleingang hergestellt habe, kann ich mich auch damit abfinden, das weiterhin so zu tun. Es sind dann eben Wildwüchse, die auf Basis des Inputs entstehen, den ich über früheren Musiktheorieunterricht, über Improvisationsunterricht und über Literaturspiel erhalte und erhalten habe. Falls jemand jemanden kennt, der mir hier noch anderweitig helfen könnte, sagt mir gerne Bescheid.
 
Es sind dann eben Wildwüchse, die auf Basis des Inputs entstehen, den ich über früheren Musiktheorieunterricht, über Improvisationsunterricht und über Literaturspiel erhalte und erhalten habe.
Das klingt so abwertend. Warum? Sind nicht Produkte von allen Komponisten Gewächse, die auf der Grundlage verschiedener, z.T. auch zufälliger, Einflüsse entstanden sind?

Zu deiner Frage nach systematischem Input: Könntest du dir vorstellen, mal richtig tief in die Jazzharmonik einzusteigen? Dieses Denksystem könnte für dich und deinen Kompositionsstil, der ja impressionistische Strukturen enthält, eine echte Bereicherung sein.
 

Vorstellen kann ich mir das in jedem Fall. Ich fürchte nur, dass ich aktuell keine Zeit dafür allokieren kann, weil andere Dinge Priorität haben. Aber eigentlich liebäugle ich damit schon länger. Ich behalte es im Kopf!
 
Das Zeitproblem kenne ich nur zu gut. Eine konstruktive Rückmeldung bei Kompsositionen ohne im direkten Kontakt zu sein, finde ich extrem schwierig. Denn einerseits gehe ich davon aus, dass Du als kreative Komponostin Dir bei Deiner Erstellung immer etwas gedacht hast (und sei es, dass Dir an der Stelle X der Akkord gut gefällt und Du nicht nach einer Regel komponierst). Andereseits habe ich als Kritiker ebenfalls eine Vorstellung und hätte Stelle Y anders gestaltet. Doch würde die Komposition dadurch zwangsläufig besser werden? Es gibt nahezu unendlich viele Möglichkeiten und Du solltest Dein Werk am Ende schlüssig und überzeugend finden.

Aber ich kann hier ja mal eine konkrete Frage in den Raum werfen: Betrachten wir mal die 2 letzen Akkorde.
Warum wählst Du das Ende so?
Was hast du Dir dabei gedacht?
 
Aber ich kann hier ja mal eine konkrete Frage in den Raum werfen: Betrachten wir mal die 2 letzen Akkorde.
Warum wählst Du das Ende so?
Was hast du Dir dabei gedacht?
Interessant, dass du das ansprichst. Tatsächlich hat mich jemand darauf aufmerksam gemacht, dass diese Akkorde bei Ravel so eher nicht vorkommen würden. Der Klaviersatz (Triller) ist natürlich 1A Ravel. Die Akkorde habe ich rein intuitiv gewählt, ich wollte einen kleinen Farbwechsel, platt gesagt "Stör-Akkord" vor dem Schluss. Vielleicht ändere ich es noch. Genau kann ich gar nicht begründen, woher dieser Akkord kommt.
 
@Stilblüte , dass man so was spielen kann :puh:. Schon bei dem Notenbild angucken ,wird mir ganz schwindelig . Super ! Ich bewundere jeden ,der so was kann:super:
 

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