5 pedale an einem Flügel?

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DerOlf

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Hallo,

In dieser Beethoven-Doku


Ist bei Zeitstempel 23:30 ein Flügel mit 5 Pedalen zu sehen.
Es ist mir gleich aufgefallen, und mir kam sofort die Frage, wozu die Fünf Pedale dienen.

Falls jemand mir sagen kann, für was man an einem Flügel 5 Pedale nutzen könnte oder einen link posten kann, der sich damit befasst (über google habe ich leider auch nichts erhellendes gefunden) wäre ich dankbar.
Es ist zwar nicht lebenswichtig, das zu wissen, aber es ist eine Lücke in meinem Wissen, die ich momentan gerne füllen würde.


Ich habe bei meiner Clavio-internen Suche keine passenden Themen gefunden, falls so etwas aber schon existiert (und ich es nur nicht gefunden habe), kann hier auch wieder zu.

Grüße und schon mal Danke für die Antworten.
 
Ich danke dir für die zwei links @agraffentoni.

Da es sich bei dem Instrument im Video scheinbar um ein historisches handelt, ging ich davon aus, dass das 5. Pedal kein pedale harmonique ist ... bleibt also noch der Moderator (Filz stelle ich mir bei liegenden Saiten allerdings schwierig vor) oder auch eine Dämpfer-Mechanik wie beim Pianino (funktioniert ja anders, als Una Corda beim Flügel).

Eins der 5 könnte ein Janitscharenzug sein ... keine Ahnung, ob Beethoven auf sowas stand ... in der Doku wird es so dargestellt, als wäre das eines seiner Instrumente gewesen.

Eventuell sollte ich ohnehin mal in die verschiedenen Beethoven-Museen fahren. da müsste es ja Leute geben, die wissen was diese 5 Pedale genau machen. Und zumindest Bonn ist jetzt nicht so weit weg.
Ich habe jetzt wenigstens schonmal so ungefähr eine Ahnung, wofür diese Pedalerie da ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist ein Graf Flügel, welcher folgende Pedale hatte:
- Una Corda
- Fagottzug (es wird Pergament zwischen Hammer und Saite geschoben)
- Moderator (es wird Filz zwischen Hammer und Saite geschoben)
- Dämpfungsaufhebung
- Janitscharenzug (Dschingdarassa Bumm, das durfte in keinem Wiener Flügel der Zeit fehlen)

Wenn Du das Beethovenhaus in Bonn Freitags nachmittags besuchst, kannst Du dort einer Live-Demonstration der Pedale beiwohnen, verbunden mit einem kurzen Konzert (ca. 30min). Zumindest war das vor Corona so und wird hoffentlich bald wieder so sein...
 
Man besuche mal die Ausstellung eines Kölner Musikverlegers in Bergheim-Ohe. Dort gibt es neben vielen Klavieren auch alte und uralte Sachen, teils auch Cembali. Der Eigner hat eines der wenigen Pleyel-Cembali aus den 20er Jahren, ein echtes 16-Fuß-Instrument, das nach einem Konzept eines unbekannten Meisters und Genies aus dem 17. Jahrhundert gebaut wurde, eines Menschen, der genau wusste, zu "seiner" Zeit geht das nicht, aber mit veränderten Techniken, z.B. der Rahmentechnik vom Konzertflügelbau werde es dann eines Tages realisiert werden klönnen... Dieses Cembalo, das Wanda Landowska spielte, hat sieben Pedale.

Moderne Flügel haben auch bis zu fünf Pedale... Neben den drei bekannten gibt es das "pedal harmonique", mit dem die Feurich-Flügel optional ausgerüstet werden können oder konnten, dann das Halbgang-Pedal bei Fazioli, das - zusätzlich zur Verschiebung - genauso wie beim Klavier funktioniert. Und der Italiener, der einen Doppelflügel baut, Borgato, hat auch irgendwas schlaues..., der baut einen Flügel, der oben normal ist (naja nicht ganz, die höheren 44 Töne sind vierfahc besaitet...) und unten um die 40 oder 45 Pedale hat, einen Pedalflügel, der mit den Füßen zusätzlich gespielt wird, wie bei einer Orgel.

Der Doppio Borgato. Zu gesalzenem Preise.
 
Mozart improvisierte wohl gerne auf so einem:
Donnerstag den 10ten März 1785 wird Hr. Kapellmeister Mozart die Ehre haben, in dem k. k. National-Hof-Theater eine grosse musikalische Akademie zu seinem Vortheile zu geben, wobey er nicht nur ein neues erst verfertigtes Forte piano-Konzert spielen, sondern auch ein besonders grosses Forte piano Pedal beym Phantasieren gebrauchen wird. Die übrigen Stücke wird der große Anschlagzettel am Tage selbst zeigen.
Hat ihm Anton Walter gebaut. Leopold Mozart fand das Ding "erstaunlich schwer". Das Autograph vom 20. Klavierkonzert in d KV 466 enthält einige Stellen, die nur sinnvoll mit einem Pedalklavier gespielt werden können (vgl. hierzu die Neue Mozartausgabe zu KV 466).
 
Wow ... ich danke euch.

Jetzt bin ich im Bilde.
Wie funktioniert der Janitscharenzug denn? Es klingt für mich, als wäre da etwas Schlagwerk verbaut (Trommel, Becken).
Wird das mit dem Tritt aufs Pedal einfach angeschlagen?

Ich habe auch kurze Zeit mit einer Orgelpedalerie herumexperimentiert ... allerdings beim Bassspiel (die Band wollte was mit Synth machen und ich bin durch Glück über ein altes MIDI-Orgelpedal gestolpert).
Einen Synth (irgendwas älteres von Ensoniq) haben wir eh schon lange im Proberaum, konnten ihn aber nie einsetzen (sind halt nur zu dritt).

Meine Füße tun sich recht schwer, wenn es um mehr als das "Abfeuern" von Samples geht oder in einer Melodie mal schnellere Noten auftauchen, als Viertel. Ich habe echt Respekt vor Organisten ... auch wenn die dabei wenigstens sitzen.
 
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Wie funktioniert der Janitscharenzug denn? Es klingt für mich, als wäre da etwas Schlagwerk verbaut (Trommel, Becken).
Bei denen, die ich bisher gesehen habe, sind da ein paar Schellen verbaut sowie ein "Hammer", welcher auf den Resonanzboden schlägt. Da es aber über mehrere Jahrzehnte Mode war (ohne das jetzt genauer nachzusehen, würde ich grob sagen ca. 1780 bis 1830) und von vielen verschiedenen Klavierbauern eingebaut wurde, gibt es wahrscheinlich auch unterschiedliche Implementierungen.

Wird das mit dem Tritt aufs Pedal einfach angeschlagen?
Genau.
 
Danke @Stefan379.
In dem Video sieht man sogar ein bisschen die Mechanik arbeiten.
 


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