Technik-Bootcamp - wie?

Meine frühere Lehrerin meinte immer wieder, dass ich bestimmte Finger "stärken" sollte.
Damit meinte sie sicher keinen Kraftsport (man kann ja auch ohne Liegestütz z.B. das Gedächtnis stärken).

Cortot hat in seiner "Klaviertechnik" in einem der ersten Kapitel Übungen für die Unabhängigkeit der Finger (etwas umstrittene Fesselübungen). Die für die betreffenden Finger zu machen, halte ich für sinnvoller, weil zutreffend.

Kontrolle heißt das Zauberwort, nicht Kraft.
 
Gezielte Stärkungsübungen für einzelne Finger halte ich am Klavier ebenfalls für wenig zielführend (milde ausgedrückt).

Ich kenne es aber von Gitarristen, dass sie "Pinky" (den kleinen Finger) gern vernachlässigen.

Ich spiele selbst nur ein Stück auf der Gitarre, bei dem ich den kleinen Finger der Zupfhand wirklich benutze (ein Gondellied von Mendelsohn) ... alles andere geht "vierfingerig" (die Greifhand nutzt eh nur vier, denn der Daumen hat einfach nicht wirklich was auf dem Griffbrett zu suchen).
Aber Trillern mit Ringfinger und Pinky ... Au weiha ... das klingt bei vielen Gitarristen eher nach "kind mit erster Mundharmonika". Die meisten Trillern lieber mt Zeige-, Mittel- und/oder Ringfinger.
Der kleine ist oft gerade bei fortgeschrittenen Anfängern auf der Gitarre mehr sowas wie "ein beinahe störendes Anhängsel".

Beim Klavier gibt es eigentlich keinen technischen Grund, einzelne Finger so zu vernachlässigen, wie viele Gitarristen das mit ihren kleinen Fingern tun.
 
Czerny wurde mir immer eher als "Geläufigkeitstraining" empfohlen ... und das hat mich abgeschreckt, weil ich dabei immer an das Tonleitergedudel denken musste
Hast Du schon mal auch nur eine Czerny-Übung gespielt? Das hat nichts mit Tonleiterübungen zu tun. Schon Nr. 1 ist ein richtiges kleines Stück, das mir auf Anhieb ungeheuer gut gefallen hat und das ich deshalb auch gar nicht so als Übung betrachte, sondern mehr wie ein Stück, an dem man etwas lernen kann. Ich spiele die Übung sehr gern. Nicht alle sind so schön, aber viele sind eher kleine Lieder als Übungen. Sehr zu empfehlen.

Und übrigens gibt es auch sehr interessante Arten, Tonleitern zu üben. Das muss weder langweilig noch Gedudel sein. Ich spiele die alternativen Tonleiterübungen sehr gern. Das macht richtig Spaß.
 
Ich spiele die alternativen Tonleiterübungen sehr gern.
Das klingt interessant. Welche alternativen Tonleiterübungen meinst Du denn?

Ich war heute übrigens bei einem Klavierhändler und habe einen Yamaha-Flügel angespielt. Es ist wirklich vom Anschlag her und einfach insgesamt etwas ganz anderes, als auf einem e-Piano zu spielen. Es hat sehr viel Spaß gemacht.
Auf einem "richtigen" Flügel/Klavier macht sicher auch das Techniktraining bzw. überhaupt das Üben wieder mehr Freude. Am E-Piano empfinde ich es manchmal einfach als sinnlos.
 
Ein bisschen Stärkung von 3-4-5 kann helfen, allerdings würde ich geeignete Übungen dafür hier nicht publizieren, sondern nur persönlich zeigen. Die Gefahr, dass man es falsch macht (aus Ungeduld und Unkenntnis) ist zu groß. Grundsätzlich ist aber nicht angestrebt, dass alle Finger gleich stark werden. Das ist sogar unmöglich. Die unterschiedliche Beschaffenheit der Finger kann man a) nutzen, wo möglich und b) ausgleichen durch geschickte Fingersätze und geschickte Bewegungsführung von Arm und Hand.
 
Ein bisschen Stärkung von 3-4-5 kann helfen, allerdings würde ich geeignete Übungen dafür hier nicht publizieren, sondern nur persönlich zeigen.
Liebe Stilblüte, es kann gut sein, dass ich, nach absolviertem Klavier- oder Flügelkauf (und erstmal Umzug und wenn sich mal ein ruhigeres Zeitfenster auftut) als Schülerin bei Dir anklopfe.

Bei Gelegenheit mache ich einmal eine Liste der Punkte, die mich an meinem Spiel stören und die meiner Ansicht nach nicht funktionieren oder blöd klingen. Diese Liste ist lang. Die könnte ich dann einem Lehrer zur Beurteilung vorlegen, der/die aber vermutlich schon nach wenigen Tastendrückern meinerseits weiß, wo die Probleme liegen.
 
Ein bisschen Stärkung von 3-4-5 kann helfen
??? seit wann braucht der Mittelfinger "Stärkung"?
Grundsätzlich ist aber nicht angestrebt, dass alle Finger gleich stark werden.
das müssen sie auch nicht, denn für einige grundlegende (natürliche) Bewegungen & Reaktionen sind sie alle "gleichstark" (ziehen, halten, stützen)
 
Für den Mittelfinger braucht‘s nur ein bißchen Mut (Stinkefinger) …
 

Und sicher meinst du mit "Stärkung" auch Kontrolle und nicht Muskeltraining.
Denk mal über deine Wortwahl nach, sonst könnte man dich vielleicht missverstehen (zum Beispiel als mitlesender Anfänger).
Ich glaube, intuitiv versteht jeder, was gemeint war und ist. Wir müssen ja keine Worte klauben. ;-)

Neben der Koordination glaube ich schon, dass es auch ein bisschen um die Ausbildung der feinen Muskeln geht. Wenn man sich die Arme von professionellen Pianisten anschaut, dann sieht man da ein sehr feines Muskelspiel.
 
Nö, im Gegenteil!
 
@Kalivoda
Ich entschuildige mich für den Vergleich von Sankt Czerny mit Tonleiterübungen.
Natürlich habe ich einige Stücke von Czerny auch selbst gespielt ... das ist zwar nichts "komplett anderes", hat aber einen weitaus musikalischeren Anspruch als jedes noch so alternative Tonleitergedudel. Czerny hat sich die Mühe gegeben, Musik zu schreiben, statt sein Opfer einfach mit verschiedenen Mustern durch alle möglichen Tonleitern zu scheuchen.

Mich hat nur einfach die Präsentation als "musikalisch etwas ansprechendere Geläufigkeitsübungen" abgeschreckt, weil ich diesen Begriff (Geläufigkeit) aufgrund meiner Erfahrungen im Gitarrenunterricht mit Skalengedudel verbunden habe.
Dass der Fehler da bei mir lag, habe ich gemerkt, als ich Czerny tatsächlich angespielt habe ... aber das hätte auch viel früher passieren können, wenn mein Czerny-Empfehler auf den Begriff "Geläufigkeit" verzichtet hätte.

Das war eher rückblickend anekdotisch gemeint, und gibt nicht meine derzeitige Meinung über Czerny wieder.
 

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