Vielleicht ein paar Gedanken zur Vorbereitung auf Klavierunterricht seitens des Lehrers:
Generell bin ich der absoluten Überzeugung, dass sinnvoller Instrumentalunterricht vorbereitet werden muss. Allerdings kann man das differenzierter betrachten. Je erfahrener der Lehrer, je älter der Schüler und je besser die fachliche + persönliche Vertrautheit zwischen Lehrer und Schüler, desto weniger konkrete (also zeitlich intensive) Vorbereitung ist nötig. Es gibt auch Unterrichtsformen, die immer spontan sind, zum Beispiel Meisterkurse (mit der Ausnahme, dass man manchmal vorher die Stücke angibt). In diesem Fall verfügt der Lehrer über so ein breites Repertoire an Ideen und ist so erfahren im Spielen und Unterrichten, dass er spontan sehr gute Ideen bereitstellen kann, die zur Situation passen.
Auch im Unterricht mit
@méchant village (ich bin ihre Lehrerin) mache ich vorher nicht Plan und Zeichnung, weil ich vorher nicht wissen kann, welche Fragestellungen auftauchen. Ich weiß aber sehrwohl was sie spielt, wie wir miteinander umgehen, welche Fragestellungen grundsätzlich präsent sind - und ich weiß, dass ich mich im Unterrichtsmoment darauf verlassen kann, sofort helfen zu können.
Würde ich diese Spontaneität nicht wollen, könnte ich mich dennoch schriftlich oder gedanklich vorbereiten: Indem nämlich
ich vorher auswähle, womit wir uns im Unterricht beschäftigen. Zum Beispiel: Heute geht es überwiegend um die Form des Stückes, um Dynamik und Agogik und deren technische Umsetzung. Außerdem um die Besprechung der Hausaufgabe und Klärung von Fragen, die wir in der nächsten Woche besprechen können. Das hilft einem, Sicherheit im Unterrichten zu gewinnen, nimmt dem Unterricht aber auch etwas Flexibilität (was nicht per se schlecht sein muss!). Und natürlich gibt es auch Mischformen. Wir einigen uns oft gemeinsam darauf, worum es heute (oder nächste Woche) primär gehen soll.
Etwas anders ist das bei Anfangsunterricht, besonders mit Kindern: Hier braucht man einen genaueren Plan, was man mit dem Kind und in der Stunde vorhat, weil Anfänger und besonders Kinder mehr vorgegebene Struktur benötigen. Der "Plan" kann von Woche zu Woche schriftlich genau ausgearbeitet sein, oder durch kurze Überlegung vor oder während der Stunde eher grob erfolgen, je nach Erfahrung des Lehrers.
Wenn ich ein Tiramisu zubereite, weiß ich auch schon vorher, dass ich den Eischnee schlagen sollte, bevor die Mixerstäbe mit dem Fett der Mascarpone in Berührung kommen. Dafür muss ich kein Rezept mehr lesen. Aber auch nur, weil ich im Leben schon oft genug Eischnee geschlagen und Tiramisu gemacht habe, sodass ich das spontan richtig mache. Ok, der Vergleich hinkt etwas. Wird Zeit, dass ich mal wieder Tiramisu essen kann!