Qualität des Lehrers

Flare

Flare

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6. Jan. 2022
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Hallo,
wollt mal Nachfragen ob sich euer Lehrer irgendwelche Notizen zu seinen Schülern macht.
Wenn ich meinen Lehrer nicht darauf hinweisen würde wo ich gerade dran bin, wüsste er es gar nicht.
Da frag ich mich manchmal nach dem Interesse an seinen Schülern.
Wie sieht das bei euch aus ?? Gibt es da auch einen roten Faden bzgl. des Lerninhaltes etc. ??
Gruss
 
Macht sich bestimmt keine Notizen. Einen roten Faden meine ich rückblickend trotzdem zu erkennen.

Was macht dich stutzig?
 
Ich mache mir in der Musikschule immer Notizen, sonst wäre ich aufgeschmissen. Da sind so viele auf einem ähnlichen Niveau, ich würde alles verwechseln.
Bei meinen fortgeschrittenen Erwachsenen mache ich das nicht, da kann ich mir das merken. Warum auch immer. Naja, es sind auch nicht so viele…
 
Da frag ich mich manchmal nach dem Interesse an seinen Schülern.
Insider nennen diese von Dir geschilderte Form der Unterrichtsvorbereitung nicht "keine", sondern sprechen von der sogenannten "Schwellenpädagogik": Beim Überschreiten der Schwelle, die zur Tür des Gebäudes gehört, in dem der Unterricht erteilt werden soll, beginnt die Lehrkraft mit der Überlegung, was man mal heute so durchnehmen könnte. An unserem Gymnasium gab es einen diesbezüglich beispielhaften Oberstudienrat (Englisch, Geschichte, Politik), über den in der Schülerzeitung eines Tages zu lesen war: "Kennen Sie schon den kürzesten Witz? OStR H. bereitet sich auf den Unterricht vor!!!".

Meine eigenen Erfahrungen vor dem Musikstudium? Ich hatte immer Privatunterricht und war nie an einer Musikschule. Im ersten geregelten Klavierunterricht schrieb der Lehrer in die von ihm vorgegebenen Notenbände jeweils das aktuelle Datum über die Stücke und wusste nach kurzem Blättern, wo wir zuletzt stehengeblieben waren. Nach Ortswechsel begann ich meine pianistische Ausbildung bei einem Professor der nächstgelegenen Musikhochschule, der bis zum Vorjahr noch der Rektor des Hauses war. Er war also nicht nur Pianist, sondern auch Verwaltungsfachmann, der mich mit einem exzellent organisierten Unterricht sehr gut auf das spätere Hochschulstudium und den Prüfungsbetrieb vorbereitete. Aus dieser Zeit habe ich noch zwei Aufgaben- und Merkhefte aufbewahrt, in dem mit Datumsangabe die Vorgaben für den nächsten Unterrichtstermin knapp festgehalten wurden. Soll heißen, Werktitel plus kurze Arbeitsanweisungen wie "anfangen", "dynamische Differenzierung", "Stimmeneinsätze herausarbeiten", "im Originaltempo" oder "auswendig lernen". Auch skizzierbare Strukturen wie der Aufbau einer Fugenexposition finden sich in den Aufzeichnungen.

Der Hinweis auf die knapp zu haltenden Vorgaben erfolgt mit Bedacht. Entscheidend ist nämlich nicht das umfängliche Erstellen unübersichtlicher Mitschriften, sondern Merkhilfen zum Erlernen einer gut funktionierenden Lern- und Übungspraxis: was man sich nicht merken kann, fixiere man schriftlich. Ellenlange Mitschriften und Stichwortsammlungen nehmen aber oft zu viel Zeit und Aufwand in Anspruch - darunter leidet wiederum die Zweckmäßigkeit. Man finde beizeiten heraus, wie viel dokumentierte Organisation man benötigt. Der Ersteller des Fadens beschreibt ein Beispiel, wie es offensichtlich gar nicht in der Unterrichtspraxis funktioniert. Ein offenes Wort gegenüber der Lehrkraft wäre da überfällig.

So ein Szenario kenne ich nur aus wenigen Monat Gruppenunterricht in einer Heimorgelschule eines Musikhauses im Grundschulalter (gab es mal in diesem Lande vor Jahrzehnten), wo man mir nach kurzer Zeit meinte, nichts mehr beibringen zu können. Das sprach weniger für mich als vielmehr gegen die Schule, deren Lehrkräfte keinerlei akademische Ausbildung hatten. Allerdings existierte im Unterhaltungsbereich damals kaum so etwas wie ein geregeltes Ausbildungswesen, insofern hinkt der Vergleich ein wenig.

LG von Rheinkultur
 
Ob Notizen oder auswendig ist (mir) egal. Wichtig ist: jede Schwierigkeit, wie sie angegangen/ besprochen wurde, welche Übung/ Übungsweise sich daraus ergab und wie ich in der Zwischenzeit damit zurechtkam ist in der Folgestunde Thema. Das ist nicht nur ein roter Faden, das ist ein Seil!
Eine Unterrichtsstunde, die spontan wirkt aber bis ins Kleinste vorbereitet ist, ist für mich schon immer das Ideal gewesen. Das finde ich im Klavierunterricht wieder.
 
Frage an die Klavierlehrer unter Euch: Welche Schüler machen sich Notizen zu dem, was im Unterricht besprochen wird? (Zugegeben: von 6Jährigen und 7Jährigen kann man das nicht verlangen, aber Jugendliche und Erwachsene sollten dazu in der Lage sein.)
 
Dieser Impuls hat mich zur Entscheidung bewogen, den Faden zu verschieben, da die thematische Vorgabe weniger mit dem Klavierspiel zu tun hat als vielmehr mit dem Vorgang der Musikvermittlung. Auch die Fadenüberschrift führt in ihrer Formulierung nicht so recht zum eigentlichen Anliegen: "Qualität des Lehrers" kann auch bedeuten, dass eine durchaus am Instrument sehr kompetente Lehrkraft aufgrund von Desinteresse am Unterrichten einen halbherzigen und wenig engagierten Unterricht anbietet. Für eine bessere Formulierung des jederzeit änderbaren Fadentitels müsste man aber wissen, ob die Lehrkraft lediglich zunächst keinen Einstiegspunkt in den aktuellen Leistungsstand findet, nach Verständigung aber einen Unterricht mit "rotem Faden" erteilt oder ob man diesen auch im weiteren Verlauf der Stunde nicht erkennen kann.

LG von Rheinkultur
 
Bei einer erwachsenen Person sollte es dieselbe sein, die am Anfang ehrlich berichtet, von wo bis wo mensch geübt hat. Wäre ja noch schöner, wenn es so zuginge wie früher in der Schule, als sich die Lehrkraft vor einem aufbaute und, und, und menschlein ganz klein wurde und wisperte äh, welche Hausaufgaben, wenn es nicht gar hieß: "Zettel raus, Stifte raus, Hefte zu - Test". Nachher muss ich noch meine Fingernägel zeigen und wenn diese nicht geschnitten, Pech, Peng aus, Kackklavierschüler.

Meine ich. Schließlich habe ich nicht immer Zeit zum Üben vor lauter Prokrastinieren und hin und wieder Geld ranschaffen für den Klavierunterricht.
 
Notizen macht er sich nur dann, wenn er selbst etwas für die nächste Stunde vorbereiten muss.

Bei Kindern führt er ein Hausaufgabenheft, damit hat er bei mir auch angefangen. Aber beim Online-Unterricht hat sich eingebürgert, dass ich ihm kurz die letzte Stunde zusammenfasse oder auf die Frage "was willst du mir heute vorspielen" eben das Geübte nenne.

Ansonsten sprechen wir halt über ein neues Stück, bestimmen die Tonart, er erklärt die Besonderheiten (das ist harmonisch Moll, hier ist ein Quintfall...) und natürlich wiederholt sich da mal etwas. Das schadet aber nichts. Jedenfalls solange ich es noch nicht selbst sofort sehe, darf er das ruhig immer wieder ansprechen.

Er hat mich aber schon ab und an gebeten, ihm eine Aufnahme zu schicken (die mache ich eh gelegentlich), so dass er so den Fortschritt verfolgen kann (und auch sieht, wie ich am vertrauten Piano spiele).

Und grundsätzlich weiß er schon sehr gut, auf welchem Stand ich bin und sucht entsprechende Stücke aus, die mich weiter bringen.
 
Wenn ich meinen Lehrer nicht darauf hinweisen würde wo ich gerade dran bin, wüsste er es gar nicht.

Keiner meiner KL hat sich etwas notiert. Und alle drei waren voll konzentriert und mitten drin im Unterricht.

Da frag ich mich manchmal nach dem Interesse an seinen Schülern.

Keiner meiner KL hat mir je das Gefühl gegeben nicht an meinen Fortschritten interessiert zu sein.

Gibt es da auch einen roten Faden bzgl. des Lerninhaltes etc. ??

KL 1 und 3: Kein Lerninhalt im eigentlichen Sinn, ich habe die entsprechenden Stücke gespielt und mit seiner Hilfe verbessert. KL 3: Ja!

Frage an die Klavierlehrer unter Euch: Welche Schüler machen sich Notizen zu dem, was im Unterricht besprochen wird?

Ich bin zwar keine KL aber ich antworte trotzdem. Ich habe mir immer - aber erst zuhause - Notizen gemacht. Noch heute schaue ich bei Problemen in mein Klaviertagebuch. Davon habe ich kürzlich wieder profitiert, als ich mich mit einer "Problemstelle" beschäftigt habe.
 

Ich unterrichte zwar nur Gitarre (und ein bisschen Mathe), hatte nie besonders viele Schüler und weiß bei meinen eigenen Lehrern nicht, ob die sich Notizen gemacht haben, aber ich gebe trotzdem mal meinen Senf dazu.

Ich mache mir bei meinen Gitarrenschülern immer direkt nach der Stunde Notizen dazu, wo ich beim nchsten mal weitermachen sollte. Wahrscheinlich auch, weil ich es aus dem Studium gewöhnt bin, bei jedem "Feldgang" anschließend ein kurzes Gedächtnisprotokoll anzufertigen.
Auf diese Notizen schaue ich dann bis zur nächsten Stunde auch öfter mal drauf, und mache mir weiterführende Gedanken dazu. Der Schüler bekommt davon nichts mit (ehemals alte Gewohnheit - "teilnehmende Beobachtung").

Manchmal (OK - eigentlich nur bei einem einzigen Schüler) hat das allerdings nicht viel gebracht, weil er sich meine "to do's" für die nächste Stunde oft schon in der Woche dazwischen draufgeschafft hatte. Der hatte wohl irgendwie einen ähnlichen Plan wie ich (oder ist beim Üben von selbst drauf gekommen) ... aber ich glaube sowas ist in Lehrer-Schüler-Beziehungen doch eher selten.

Ich habe aber natürlich auch immer noch einen Alternativplan im Kopf, den ich allerdings selten detailliert ausgearbeitet habe. Natürlich vor allem durch den einen Schüler, bei dem ich für meinen Geschmack etwas zu oft etwas vorberetet hatte, was er dann höchstens noch zur Vertiefung brauchte (ist ja auch OK ... wenn ich das als sinnvoll erachtet habe, habe ich ihm die Übungen dann da gelassen - mit der Bitte um Verständnisfragen).
Manchmal war ich bei dem fast erleichtert, wenn er am Anfang der Stunde gesagt hat, dass er in der letzten Woche nicht viel zum Spielen/Üben gekommen ist.

Von "Schwellenpädagogik" halte ich nicht so viel ... aber bei diesem einen Schüler (im nachhinein eigentlich Schade, dass es bisher nur einer war) ist es von Zeit zu Zeit auch mal dazu gekommen.


Ich habe nur ein Treffen mit einem Schüler, zu dem ich wirklich nichts vorbereite ... und das ist die erste Stunde, in der ich erstmal sehen will, wo der Schüler steht und wo ich ihn abholen sollte.


Eine Möglichkeit, dem Lehrer "auf die Sprünge zu helfen" könnte es sein, zu Beginn der Stunde den aktuellen Stand bei den "Hausaufgaben" einmal anzuspielen. Eventuell ist die Lehrkraft dann auch sofort "wieder drin".

Wenns zu blöd wird, ansprechen und auf Änderung hoffen ... kommt die nicht, ist wohl ein Wechsel angesagt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der rote Faden bin ich. Das, was ihm bei mir auffällt an Falschem/Ungenügendem, technisch, musikalisch, haltungstechnisch/physiologisch, thematisiert er, macht Übungsvorschläge dazu und lässt sich das beim nächsten Mal vorspielen zur Kontrolle der Übungsfortschritte.
Stückauswahl ist flexibel, wir sprechen darüber, welches Stück ich gern spielen würde und ob ich es technisch bewältigen kann. Er bringt auch Vorschläge, würde aber nicht darauf insistieren, wenn ich es nicht spielen will.
Bin mir sicher, dass er sich nicht vorbereitet, hat er nicht nötig, für mich ist es so perfekt.
Ich selbst mache mir natürlich Notizen.
 
@Flare Weiß er das wirklich nicht? Wie fängt denn der Unterricht an, wenn du gar nichts sagst, und ihn nur erwartungsvoll ansiehst?
ABER vielleicht will er auch nur sehen, ob Du weißt, wo Ihr seid, und was gerade aktuell ist.
Ich lass manchmal Schüler auch selber anfangen, um zu sehen, ob geübt wurde. Wenn sie recht rumblättern müssen, ist das ein schlechtes Zeichen.
Ich notiere nur in die "Aufgaben"-Hefte der Schüler, welche Stücke, was zu beachten ist, was intensiviert werden sollte.
Ich kann mir merken, was jeweils gemacht wurde.
Ein roter Faden? Naja, man nimmt unterschiedliche Sachen durch, je nach Fortschritt und Können, da ist Flexibilität angesagt, auf beiden Seiten. Manche Sachen müssen intensiver behandelt werden als andere.
 
Keiner meiner KL hat sich etwas notiert. Und alle drei waren voll konzentriert und mitten drin im Unterricht.
so gehe ich auch vor. Während des Unterrichts esse ich nicht, und mache mir auch keine Notizen. Ich unterrichte.
Hausaufgabenhefte bei den Schülern finde ich wunderbar - wie hier ja auch schon erwähnt.
Schwellenpädagogik wende ich oft an. Allerdings nicht, dass ich über die Schwelle gehe und mir dabei Gedanken mache, was ich heute unterrichten will, sondern das Schülerlein kommt über die Schwelle und ich reagiere darauf. Das kann erheblich davon abweichen, was ich eigentlich im Unterricht machen wollte.
Wichtig ist, dass man als Lehrer allgemein weiß, mit wem man es zu tun hat und sich merkt, wie der Fortschritt so läuft.
Meine Studenten zeichnen die Stunden sehr häufig auf - eigentlich die Regel.
Bei sehr jungen Schülern mache ich mir genaue Pläne, was so circa in der Stunde vorkommen soll.
Das hilft mir, weil ich ein Skelett habe, an dem ich mir die Konzentration der Winzlinge immer wiederhole.
Ich bin selbst ein sehr spontaner Typ, also ist diese Erdung gut für mich.
Grundsätzlich führe ich aber Buch über alle meine Schüler, was aber eher eine Gedächtnisstütze ist.
 
Ja, das ist so. Meistens Audioaufnahmen als mp.3
Es ist ja oft so, dass man nach der Stunde denkt: Öhm, was war nochmal genau mit dieser Stelle? Ich weiß genau, da war doch was...
Dann kann man es nochmal eben nachhören und speichert es dabei richtig ab.
Während online Stunden lasse ich die Lieben die Sitzung aufzeichnen, wovon sie sehr gerne Gebrauch machen.
 

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