Konzertgeschwätz

@mmueller52:

Ich bin nach den drei Stunden jedenfalls ganz selig nach Haus gefahren und hoffe, dass Sokolov auch in der nächsten Konzertsaison wieder den Weg nach Stuttgart findet.

LG Susanne
Ich hatte dasselbe Programm im März in Brüssel und kann mich nur anschließen. Aber ich bin eh eine Sokolov-Jüngerin und daher befangen :-) Anschließend hatte ich zudem noch die Gelegenheit, seine neue CD/DVD signiert zu bekommen und mit ihm so ca. 5 Worte auf Russisch zu wechseln :herz:

LG,
BabsSokolov2.JPG
 
Heute habe ich gelesen, dass Sokolow im August hier in Palma ein Konzert gibt. Eigentlich wollte ich im Juli für ein paar Wochen nach Deutschland fliegen, aber jetzt überlege ich mir wirklich, ob ich das nicht auf Mitte August verschiebe. Zumal ich Sokolow in Stuttgart verpasst habe. ...

Laut seiner Internetseite https://www.grigory-sokolov.com/program müsste Sokolov im August eigentlich noch das gleiche Programm wie in Stuttgart bzw. Brüssel spielen. Von daher würde ich für "hingehen" plädieren.
(Nach Stuttgart kommt Sokolov am 25.4.2018 wieder.)

LG Susanne
 
In den letzten Tagen und Wochen habe ich nochmals drei sehr unterschiedliche, erstklassige und interessante Konzerte in New York erlebt:

1.Dover String Quartet

Das Dover String Quartet habe ich in meiner Zeit in NYC mehrmals gehört und muss sagen, dass es vermutlich das beste Streichquartett ist, das ich bisher überhaupt je gehört habe. Tonqualität, Zusammenspiel, Sauberkeit und Technik ist perfekt und makellos. Die Interpretationen sind durchdacht, besitzen große Tiefe, sind emotional und intellektuell ansprechend und berührend. Gleichzeitig gibt es eine Lebendigkeit und Frische im Spiel, die nicht zuletzte auch auf die dynamische Moderation zurückzuführen ist, durch die man die Leidenschaft der Musiker noch stärker spürt. Ganz besonders der 1. Geiger, Joel Link, spielt ganz ausgezeichnet.

Ich hörte ein Fragment von Haydn - op. 103 - bei dem er erstaunlicherweise die beiden Mittelsätze komponierte: Andante und Minuet. Sehr schöne und fortgeschrittene Musik (komponiert 1803).
Anschließend wurde das zweite Streichquartett von Schostakowitsch gespielt. Die Musik ist einfach unglaublich ergreifend und vereinnahmend, und die Musiker haben das hervorragend rübergebracht. Mein Lieblingsstück des Abends.
Nach der Pause gab es das Quintett mit Klarinette mit dem Klarinettisten Richard Stoltzman, ebenfalls makellos und schön gespielt. Allerdings konnte ich da nicht mehr so gut zuhören, weil der Schostakowitsch schon meine ganze Musikbatterie leergemacht hatte :-D


2. Minimal Music von Steve Reich

In einem mittelkleinen Club in Brooklyn (House of Yes) erlebte (!) ich etwas später ein Konzert, vielmehr eine Darbietung ohnegleichen mit der Musik von Steve Reich. Ich hatte mich vorher kaum mit ihm beschäftigt, ein guter Freund hatte mich mitgenommen. Zunächst gab es zwei kurze Stücke (Music for Wood und ein Stück für Gitarre und Loop Station), anschließend "Drumming", das über eine Stunde gedauert hat. Es ist nur für Percussioninstrumente: Bongos, Marimba, Glockenspiel. Teilweise spielten 10 oder mehr Musiker gleichzeitig komplizierteste Pattern, die sich überlagerten und ändern, dass ich nur staunen konnte. Ich kannte einen der Spieler. Er sagte, sie hätten vorher drei Stunden geprobt - das wars. Unglaublich.

Besonders eindrücklich wurde das Konzert auch durch das Drumherum: Die Musiker befanden sich in der MItte des Raumes, das Publikum stand und saß drum herum - auch auf der Bühne. Dazu gab es eine fein ausgeklügelte Beleuchtung, um nicht zu sagen Light Show in der Düsternis aus Farben, Schatten und Rhythmen. Außerdem sausten Akrobaten an Seilen durch die Lüfte, wobei sie teilweise nur haarscharf an den Köpfen der Musiker vorbeischwangen und auch mal ein Seil auf deren Schultern landete. Die Musik bringt einen leicht in einen hypnotischen, halluzinogenen oder extatischen Zustand (Name des Konzerts: "Group Halluzination") und es ist unmöglich, sie nicht zu verstehen bzw. sich ihr zu entziehen. Die Rhythmen graben sich in den Körper ein, ohne einen Umweg über das Hirn nehmen zu müssen. Wer eine solche Konzerterfahrung machen kann, dem kann ich sie sehr empfehlen. Allerdings braucht man für solche hochkomplexe Musik leider wahnsinnig gute Musiker, sonst wird es zur Qual oder funktioniert überhaupt nicht.


3. Murray Perahia in der Carnegie Hall

Zu guter Letzt hörte ich soeben Murray Perahia in der Carnegie Hall. In der ersten Hälfte spielte er die 6. Französische Suite von Bach und die vier späten Schubert-Impromptus D935. Die Qualität dieser ersten Hälfte war auf Weltklasseniveau. So eine Reinheit, Ruhe, Schönheit und Weisheit ist bei Klavierabenden für mich eine Seltenheit. Das Publikum hat es auch begriffen: Es war besonders still (die Pausen zwischen den Stücken dafür umso verräusperter) und noch vor der Pause bekam Perahia standing ovations.

Die zweite Hälfte hat mich dann nicht mehr ganz so überzeugt. Dort spielte er zunächst das Rondo in a-moll KV 511 von Mozart und danach Op. 111 von Beethoven. Irgendwie erschien mir das Rondo fehl am Platz. Die Sonate ist zwar nur eine knappe halbe Stunde lang, wäre aber als zweite Hälfte völlig ausfüllend. Der Mozart kam mir, obwohl sehr schön gespielt, etwas wie ein Zeitfüller vor. Vielleicht ist es Perahia aber auch zu unangenehm gewesen, eine Op. 111 direkt nach der Pause anzustimmen?

Beethovens letzte Sonate war natürlich meisterhaft gespielt, doch erstaunlicherweise fehlte mir da ein bisschen die Ruhe und Größe, die ich in der ersten Hälfte so bewundert hatte. Perahia spielte erstaunlich viele Fehler, die mehr als nur ein Vergreifen waren - eher Gedächtnislücken. Nicht tragisch, aber doch verwundernd. Manchmal fehlte etwas Klarheit, und zwischendurch war auch mal ein etwas massives, in meinen Ohren unnötig harsches Forte zu hören. Die Sonate drängte etwas vorwärts, das habe ich nicht ganz verstanden. Sie war, wie ich zugeben muss, aber auch das Stück, bei dem ich am genauesten zugehört habe, weil ich es gerade gespielt habe. Nach der Sonate spielte Perahia keine Zugabe, was mir sehr gefallen hat. Man muss nicht immer dem Drängen des Publikums nach Zugaben nachgeben. Manchmal passt es nicht, dann muss man es sein lassen dürfen. Nach op. 111 könnte man höchstens noch das Adagio für Glasharmonika von Mozart spielen :-)

Liebe Grüße!
Eure Stilblüte
 
Konzertgeschwätz neulich in der Philharmonie Essen, Tschaikowsky Rokoko Variationen und schostakowitsch 7. Nach dem Konzert sagte eine Frau zu ihrem Mann: es war schön, aber was hatte das mit Rokoko zu tun? :konfus:

:lol::lol::lol::lol:
 
Heute war ich schon wieder in einem tollen Konzert, und zwar im Lincoln Center:

In der ersten Hälfte gab es das Forellenquintett von Schubert, sehr schön gespielt. Allerdings saß ich recht weit hinten, da kam von den Feinheiten nicht mehr so ganz viel an.
In der zweiten Hälfte spielte dann Kavakos unter Gilbert das Violinkonzert von Brahms. Das war herausragend gut und die Leute haben im Stehen applaudiert.

In der dritten Hälfte von zwei... also genau genommen nach dem offiziellen Konzert, gab es dann noch ein Nachspiel, ein Post-Concert-Event: "Very Young Composers". Hier wurden Kompositionen von Kindern und Jugendlichen aufgeführt, wobei die Musiker ehrenamtlich quasi vom Blatt spielten. Die Besetzung war kammermusikalisch bzw. wie im Kammerorchester.

Die "Musical Postcards" standen unter dem Motto "From Children to Displaced Children in Distressed Areas". Neben drei New Yorker Komponistinnen gab es noch KomponistInnen aus Venezuela, Israel, Syrien und Afghanistan. Sehr beeindruckt hat mich die Komposition des neunjährigen (!) Mädchens aus Israel. Sie lernt an ihrer Musikschule das Orchestrieren, hat aber ihr Stück ganz allein komponiert. So fortgeschrittene Musik von einer Neunjährigen habe ich selten gehört. Hätte ich nicht Bescheid gewusst, hätte das ohne Weiteres ein gestandener Komponist geschrieben haben können.
Unter den "Kindern" war auch der nicht mehr ganz so junge Afghane, den ich vor einem Jahr auf seine Aufnahmeprüfung vorbereitet hatte und der jetzt an der Mannes School studiert. Sein Stück war das letzte mit dem Titel "Freedom". Es war sehr bewegend und hat ganz viel Applaus bekommen. Inzwischen hat er auch noch andere Kompositionsaufträge erhalten. Ich hoffe, dass ihm das Glück im Unglück zu einer inspirierenden Karriere verhilft, durch die er nicht nur musikalischen Botschaften Gehör verleihen kann.
 
Ich gehe morgen in ein eigenartiges Konzert: Klavierabend mit James Rhodes. Laut Vorbericht im Mallorca Magazin ist Rhodes Vergewaltigungsopfer, war drogenabhängig und in der Psychiatrie. Außerdem soll er sich das Klavierspielen weitgehend autodidaktisch beigebracht haben. Da fragt sich doch, ob dieses ganze Drumherum nicht einfach eine geschickte Vermarktungsstrategie ist. Die Älteren unter euch erinnern sich sicher an den Hype, der seinerzeit um den psychisch kranken David Helfgott gemacht wurde. (Bei dem kam als "special gag" noch eine Astrologoin dazu, die ihn angeblich aus seinem Tief herausgezogen hat und die er dann geheiratet hat. Und der Kinofilm "Shine".)
Die Karten für das Rhodes-Konzert sind mit 39 € für mallorquinische Verhältnisse teuer. Zum Vergleich: Der Klavierabend mit Sokolow im August kostet auch nicht mehr.
Nun, ich bin gespannt. Und werde dann hier berichten.
Hier noch der Link zur Ankündigung im Mallorca Magazin:

https://mallorcamagazin.com/veranstaltungen/klassik/klavierkonzert-mit-james-rhodes.html

Herzlichst Martin
 
[...]Die Älteren unter euch erinnern sich sicher an den Hype, der seinerzeit um den psychisch kranken David Helfgott gemacht wurde. (Bei dem kam als "special gag" noch eine Astrologoin dazu, die ihn angeblich aus seinem Tief herausgezogen hat und die er dann geheiratet hat. [...]

Hallo Martin @mmueller52 ,

Ganz kurz dazu: Helfgott ist ein wichtiger Mann. In bestimmten Bereichen hat er Vorschub / Referenzen aufgezeigt (dies hier zu erörtern, führt m.E. zu weit), aber worauf es mir ankommt, ist, die Krankheits-Sache: Ein Knackpunkt war sicher dies: Zitat aus
https://de.wikipedia.org/wiki/David_Helfgott

[...]Mit 14 Jahren bekam er das Angebot, in den USA zu studieren, was sein Vater ihm jedoch verbot.[...]

Tiefe Depressionen und Krisen finden wir auch noch bei anderen berühmten Namen, wie etwa Horowitz, aber auch Rachmaninow, Zitat aus
https://de.wikipedia.org/wiki/Sergei_Wassiljewitsch_Rachmaninow#Erste_Erfolge_und_Selbstzweifel

[...]tiefe Schaffenskrise und nachfolgende Depressionen. Er komponierte nicht mehr, sondern arbeitete stattdessen zeitweilig als Dirigent an der Moskauer Russischen Privatoper. Der Familie Satin gelang es schließlich, ihn dazu zu überreden, sich in ärztliche Behandlung zu begeben.

Hilfe fand Rachmaninow bei einem der russischen Pioniere auf dem Gebiet der Psychiatrie, Dr. Nikolai Dahl, dem es gelang, ihm sein Selbstvertrauen zurückzugeben. Dahl behandelte seinen berühmten Patienten mittels Hypnose. Rachmaninow schrieb hierüber später:[...]

und bestimmt noch bei mehreren anderen.

Helfgott gehört zu denjenigen, die das 3. Klavierkonzert von Rachmaninow beherrschen und erfolgreich aufführten. Bei seinem Hintergrund kann man dies (und noch weiteres) nicht genug "hypen", wie ich meine. :super:

LG, -REV.-
 
Hier mein versprochener Bericht über das Konzert von James Rhodes:


James Rhodes im TRUI Teatre in Palma

Der 42jährige englische Pianist und Entertainer(?) gastierte mit einem kurzen Programm in der Inselhauptstadt

Der vom Mallorca Magazin als „enfant terrible“ des Klavierspiels mit Chopin, Beethoven und Rachmaninow angekündigte, (weitgehend) autodidaktisch gebildete „Starpianist“ machte neugierig: Missbrauchsopfer mit Drogenkarriere, den mehrere Suizidversuche in die geschlossene Psychiatrie gebracht hatten – nun auf den Konzertpodien der Welt heimisch: da hörte man schon genauer hin.

Zunächst der Flügel: ein Steinway, von musicasa gestellt (das ist für Palma etwa das, was für Stuttgart Piano Fischer ist oder Matthaes war) mit einer eigenartigen Intonation. Im Diskant fast gläsern, in den Bässen dumpf und konturlos. Und ein Programm, das kein klares Konzept erkennen ließ. Von Beethoven und Rachmaninow kein Ton, dafür eine Klaviertranskription aus „Orfeo ed Euridice“ von Gluck, ein Original-Bach und ein von Busoni bearbeiteter, sowie die vierte Ballade von Chopin. Und das war’s auch schon, eine knappe Stunde. Da wird Sokolow (fürs gleiche Eintrittsgeld) im August wohl etwas mehr bieten…

Kein Zweifel, spielen kann der Rhodes. Was er bot, war handwerklich solide, bisweilen sogar inspiriert. Und einen passablen Moderator des eigenen Programms gibt er auch ab. Was er allerdings über Chopin zum besten gab, war plumpe Anbiederung an die Teenager im Publikum (die erstaunlich zahlreich vertreten waren): Dessen Balladen, so erfuhr man nämlich, seien sowas wie das facebook des 19. Jahrhunderts, die Mitteilung des eigenen Lebens, der eigenen Gefühle, nur eben musikalisch und nicht in den social media. Diese Gleichsetzung von Chopins (Bekenntnis-)Musik mit pubertärem Seelenstriptease im Internet ist denn doch gar zu billig. Aber sie kam an, die Teenies applaudierten wie verrückt.

Das Publikum erklatschte sich drei Zugaben, und der Pianist bescherte sich mit ihnen standing ovations.

Ich blieb sitzen.
 
Er hat deshalb bei Chopin schon Unrecht, weil facebook mittlerweile das Medium der älteren Leute ist. Kein Jugendlicher hat mit facebook mehr etwas am Hut, da wenn, die Eltern und Großeltern auch dort sind.
Instagram und snapchat, wobei die Stories verschwinden ja nach spätestens 24h und Chopins Musik ist immer noch da und sammelt immer noch likes, quasi die Zettelchen in der Schule früher. Willst du mit mir gehen? Ja. Nein. Vielleicht.
 

Sokolov in Palma
Hier mein lange versprochener Bericht über das Konzert von Sokolov im Auditorium von Palma de Mallorca. Reichlich verspätet, ich weiß, aber solche Eindrücke verjähren ja nicht:


"Sokolov im Auditorium (10.08.2017)

Die Bühne des Auditoriums lag in kontemplativem Halbdunkel, was sich auch nicht änderte, als er die Bühne betrat: Grigory Sokolov, den Kenner zum größten Pianisten unserer Tage gekürt haben. Es blieb so dunkel, dass man das Firmenlogo des Flügels nicht erkennen konnte. Steinway? Bösendorfer? Spätestens nach zehn Minuten verlor diese Frage jegliche Bedeutung; hier brachten magische Hände einen Mechanismus zum Singen, den man durchaus auch zu den Schlaginstrumenten zählen kann. Und spätestens bei den Forte-Zweiunddreißigsteln im Più allegro von Mozarts c-moll-Fantasie hätte man den Flügelbauern des 19.Jahrhunderts auf Knien dafür danken mögen, dass sie das Hammerklavier der Klassik weiter entwickelt und ihm sozusagen Gesangsstunden gegeben haben. Nur: der Flügel allein tut’s nicht, es braucht einen Pianisten, der das sangliche Potenzial eines modernen Flügels auch zum Leben erwecken kann. Einen Pianisten wie Sokolov, der in allen Registern über eine phänomenale Farbpalette verfügt. Wie er diese Fantasie mit ruhigem Atem zu kantablem Leben erweckte, war ein kleines Klangwunder.

Doch der Reihe nach. Der Abend begann mit der von Anfängern tausendfach zu Tode geklimperten Sonata facile, KV 545. Wie irreführend das Pädikat „leicht“ ist, zeigt sich, wenn ein Meister an das Werk herangeht. Sokolov gestaltete die Ecksätze bedächtig-bedachtsam, verlieh jeder Note, sogar den Alberti-Bässen der Linken, Bedeutung und nahm sich und schenkte dem Publikum die Zeit für sämtliche Wiederholungen. Das Andante kam wirklich „gehend“ daher und wurde nicht zu einem sentimentalen Adagio zerdehnt. Der Pianist nahm sich die Freiheit zu kleinen Verzierungen, wie sie auch bei Mozart selbst damals üblich waren. Die Anfangsterz des Finalrondos verkam nicht zum Glöckchen-Geklingel. So wurde gleich mit dem ersten Stück (das von weniger großen Geistern als Warmspiel-Etüde missbraucht wird) die Aura des Bedeutsamen geschaffen.

Dann, wie schon gesagt, die große c-moll-Fantasie KV 475. Die auf den ersten Blick kaleidoskopartig aneinandergereihten musikalischen Einfälle verband Sokolov zu einem großen formalen Ablauf. Die chromatisch aufsteigende Linie des Beginns stellt quasi eine Frage, die in den sechs Abschnitten unterschiedlich „beantwortet“, erneut gestellt, moduliert und in der Coda wieder aufgenommen wird. Dass diese Fantasie die spätere Niederschrift einer improvisierten Darbietung ist, für deren Kunstfertigkeit Mozart berühmt war, ist kaum denkbar, auch Sokolovs Spiel betonte bewusst das Strukturierte der Komposition. – Ohne Pause schloss sich die Sonate KV 457, in der gleichen Tonart, an. Die Nähe der beiden Werke zueinander beschränkt sich ja auch keineswegs auf die Tonart. Auch die Sonate beginnt mit einer aufsteigenden Linie, aber diatonisch und damit affirmativer als in der Fantasie. In dieser fast trotzigen Grundhaltung ist sie einzigartig in Mozarts Sonaten-Kosmos. Dieser singulären Bedeutung trug Sokolovs Interpretation Rechnung. Auch hier wirkte nichts hastig und übereilt, mit ruhigem Atem breitete der Pianist die formal gebändigten musikalischen Ideen vor dem Zuhörer aus. Und wieder einmal wurde deutlich, dass Mozarts Sonaten nicht als Übungsmaterial für seine Schüler missverstanden werden dürfen und durchaus auf dem Niveau der Klavierkonzerte dieser Schaffensperiode stehen.

Natürlich hatte Sokolov mehr zu bieten als nur „Formen“ in den musikalischen Raum zu stellen. Sein Klangsinn und der dynamische Nuancenreichtum seines Spiels machten Fantasie und Sonate zu einem (auch) kulinarischen Genuss.

Sokolov ist kein „glamour-boy“ wie etwa Lang Lang, kein Show-Mann, der mit virtuosen Effekten zu beeindrucken sucht. (Vielleicht war deshalb das Auditorium nicht ausverkauft.) Er kann „nur“ unglaublich gut Klavier spielen. Das ist kein Euphemismus, denn hinter diesem „nur“ verbirgt sich – neben einer phänomenalen Technik – absolut uneitle künstlerische Aufrichtigkeit, musikalische Leidenschaft, die sich nie durch publikumswirksames Auftrumpfen zur Schau stellt. Das macht das Besondere dieses Pianisten aus: dass es sich eben nie als Besonderes geriert, dass es nicht plakativ in den Vordergrund drängt.


Nach der Pause dann Beethoven: die jeweils zweisätzigen Sonaten op. 90 und op. 111. – Beethovens Sonatenwelt ist eine völlig andere als die zu Beginn noch stark vom Rokoko geprägte Mozarts: klassische Klarheit und Ausgewogenheit scheinen aufgegeben, der Ton wird rigoroser und schroffer, heftige Ausbrüche statt melodienseligen Wandelns in „lichten Höhen“. Das birgt für den Interpreten natürlich die Gefahr des Über-Pathetisierens.

Sokolov unterliegt ihr aber zu keinem Zeitpunkt. Sein Ton ist kraftvoll, vermeidet jedoch das Abgleiten ins vulgäre Überakzentuieren – und bleibt selbst im Fortissimo „schön“.

Den Beginn des zweiten Satzes von op. 90 hat man oft mit Schubert verglichen. Kein Wunder, dass diese Stelle Sokolov, der ja auch ein großer Schubert-Interpret ist, besonders (am Herzen) liegt. Für Momente eines kurzen Klavier-Glücks entführt er den Hörer in die luzide Impromptu-Welt der Schubertiaden.

Über op. 111, Beethovens letzte Sonate, haben sich alle möglichen (und unmöglichen) Exegeten die Köpfe zerbrochen. Von Thomas Mann bis Adorno wurde munter herumgedeutelt. Am ehesten einleuchtend ist noch die knappe Feststellung Alfred Brendels (selbst ein bedeutender Beethoven-Pianist), dieser Schlussstein in Beethovens Sonatengewölbe wirke „als abschließendes Bekenntnis seiner Sonaten und als ein Präludium des Verstummens“.

Beethoven hat dafür c-moll gewählt, die Tonart der „Pathétique“. An sie erinnert auch die Grave-Einleitung, der Sokolov nobles Gewicht verleiht. Das ganze Stück über bleibt der Ton edel, vernebelt aber nie die z.T. komplexen polyphonen Strukturen.

Das Finale ist ein Variationssatz und mit 20 Minuten doppelt so lang wie der erste. Natürlich war man auch an diesem Abend wieder gespannt auf die dritte Variation. Strawinsky fühlte sich bei ihr durch den Wechsel zwischen 32-teln und 64-teln in der Hand und der überbundenen Synkopen in der jeweils anderen Hand an einen Boogie-Woogie oder Ragtime erinnert. Da ist die Versuchung zu jazzen natürlich groß. Aber anders als beispielsweise der Jazz-affine Fazil Say vermeidet es Sokolov – dazu ist seine musikalische Haltung einfach zu vornehm – sein Publikum in den Bier- und Tabakdunst einer Honky-Tonk-Kneipe zu stoßen.

Frenetischer Beifall belohnte den Pianisten für zwei Stunden Klavierspiel auf allerhöchstem Niveau. Und Sokolov bedankte sich in gewohnt großzügiger Weise: sechs(!!!) Zugaben – darunter tut er’s selten. So bekam das Publikum in einem halbstündigen „Encore-Marathon“ noch Schubert und Chopin (u.a. das Regentropfen-Prélude, danach hielt es die Zuhörer nicht mehr auf den Sitzen) zu hören und verließ glücklich und reich beschenkt das Auditorium, hoffend, dieser großartige Pianist möge doch bald wieder nach Palma kommen. Diesem Wunsch schließt sich der Rezensent vollumfänglich an"

Dieser Abend war der Höhepunkt von insgesamt 12 Konzerten, die ich innerhalb von vier Monaten auf Mallorca besucht habe. Bin momentan in Deutschland, kehre aber rechtzeitig zu "Le nozze di Figaro" am 23.September in Palma auf "meine" Insel zurück.
Liebe Grüße
Martin
 
Ich bin gerade wieder in New York und höre auf einem Klavierfestival viele Pianisten spielen. Gestern den letzten Van Cliburn Gewinner. Nach der Hälfte bin ich gegangen, weil ich nach 10 Stunden Dauerklavier nichts mehr ausgehalten habe; außerdem war es leider ziemlich langweilig, muss ich sagen.
Der Anlass für meinen Beitrag: Heute Abend habe ich einen der besten Klavierabende seit langem gehört, und zwar mit dem bereits erwähnten Jean-Efflam Bavouzet, bei dem ich auch eine Stunde Meisterkurs hatte und mehrere andere Unterrichte zugehört und beobachtet habe. Er spielte eine Haydn-Sonate, das Konzert ohne Orchester von Schumann und in der 2. Hälfte Debussy (Kleinkram und dann 7 Etüden). Das Publikum sprang auf nach dem Konzert, weil es so unglaublich gut war. Sehr energetisch, toll geformt, durchweg gut zu verstehen - was bei Schumann und Debussy eine echte Leistung ist - und sehr farbreich. Warum ist der nicht berühmter? Das ist einer der obersten Spitze. Toller Mann. Wenn der bei euch in der Nähe spielt, geht hin, es lohnt sich.
 
Ich bin gerade wieder in New York und höre auf einem Klavierfestival viele Pianisten spielen. Gestern den letzten Van Cliburn Gewinner. Nach der Hälfte bin ich gegangen, weil ich nach 10 Stunden Dauerklavier nichts mehr ausgehalten habe; außerdem war es leider ziemlich langweilig, muss ich sagen.
Der Anlass für meinen Beitrag: Heute Abend habe ich einen der besten Klavierabende seit langem gehört, und zwar mit dem bereits erwähnten Jean-Efflam Bavouzet, bei dem ich auch eine Stunde Meisterkurs hatte und mehrere andere Unterrichte zugehört und beobachtet habe. Er spielte eine Haydn-Sonate, das Konzert ohne Orchester von Schumann und in der 2. Hälfte Debussy (Kleinkram und dann 7 Etüden). Das Publikum sprang auf nach dem Konzert, weil es so unglaublich gut war. Sehr energetisch, toll geformt, durchweg gut zu verstehen - was bei Schumann und Debussy eine echte Leistung ist - und sehr farbreich. Warum ist der nicht berühmter? Das ist einer der obersten Spitze. Toller Mann. Wenn der bei euch in der Nähe spielt, geht hin, es lohnt sich.
passendes Interview, was eigentlich alles erklärt - sowohl seinen Debussy, als auch seine geringere Bekannheit beim Massenpublikum

Wenn sein Lebenslauf stimmt, ist er quasi Gift für alle Konservatorien etc., die den Nachwuchs ab dem Laufen können, drillen, und keiner nach rechts und links scauen darf.

Er scheint ja von Fachleuten und Kollegen genau so eingeschätzt zu werden, wie von dir, ist aber "nur" bei einem sehr exklusiven Independentlabel. Die bringen eben ihre Künstler nicht so leicht, bei Massenveranstaltungen unter, wie z.B Deutsche Gramophon. Beispiel: Letzte Tage Yuja Wang mit Dudamel in Ravinia, jetzt mit Berliner Philharmonikern BBC Proms. Alles was ich bisher von ihr gehört habe, klingt für mich als totalen Laien wie Helene Fischer - seelenlos, kalt perfektionistisch, steril, eben wie Sagrotan...aber sie hat ja Erfolg und auch hier unter den Kennern zahlreiche Anhänger, also irre ich mich wahrscheinlich.

Vielleicht will Herr Bavouzet auch gar nicht diesen Zirkus.

https://www.theguardian.com/music/2...heme-anna-netrebko-joseph-calleja-john-copley

"Even Barenboim would acknowledge that there are other fine pianists around. Jean-Efflam Bavouzet, who escapes the very celebrity on which Barenboim thrives, gave a tightly organised lunchtime recital at Wigmore Hall, embracing Beethoven’s Sonata in F sharp Op 78, Boulez’s Piano Sonata No 1, movements from Maurice Ohana’s Douze Etudes d’interprétation and three Debussy Etudes. Each of the works was linked, by inspiration or influence. Bavouzet’s playing has precision, finesse and fiery elegance, as expressive in the fluidity of Debussy as in the percussive vigour of the Boulez, written when the composer, 90 this year, was 21. An award-winning Debussy player, Bavouzet concluded with a dazzling account of L’isle joyeuse, leaping from the piano stool with a joyful twirl on the final note. I urge you to listen on iPlayer."
 
Ach zu Handy-Klingeln könnte ich viele Geschichten erzählen...
Was mich fast genauso ärgert ist übrigens lautes Husten und Räuspern während leiser Stellen oder kurz vor Ende eines Stückes. Erstens kann man sich auch noch 10 Sekunden lang zusammenreißen - jedenfalls meistens - und zweitens könnte man seine Körpergeräusche auch ganz leicht mit einem Taschentuch oder Ärmel dämpfen.

Eine Professorin von mir hat mal gesagt, dass berührende Musik bei den Leuten etwas "löst" und sie dann plötzlich das Gefühl haben, Husten zu müssen. Fand ich als Gedanken interessant und da ist sicher was dran. Und wenn's nur ne Übersprungshandlung ist...
musste heute morgen lachen...anscheinend sind Störer nicht nur im klassischen Bereich ein Problem und ich erinnerte mich an die Posts hier zum Thema.

Jamie Cullum und Joss Stone traten bei den Stuttgart Jazzopen auf und die Geräuschkulisse, das Geschnatter auf der Sitztribüne im Rücken der stehenden wahren Musikans seitens der VIPs muss extrem gewesen sein. Nach Post zum Konzert auf fb, wurde sich direkt mehrfach öffentlich beschwert und der Veranstalter gebeten, dass doch in Zukunft irgendwie zu unterbinden :)
 

Es gibt doch augenscheinlich verschiedene Settings – da dürfte für jeden etwas dabei sein.

Ich persönlich finde es nicht soooo toll, wenn während Wotans Monolog in meinem Hörumfeld Urlaubserlebnisse oder vor/bei "E lucevan le stelle" Pläne zur weiteren Abendgestaltung ausgetauscht werden.
kommmalherfreundchen.gif
Die Geräusche von Essens- und Getränkeaufnahme, das kauen, Schmatzen, Schlucken will ich nicht hören. Ich will den grausamen Gestank des zwiebligen Mettbrötchens nicht riechen müssen.
Kotz.gif


Die Dame, die während Tannhäuser an ihrer Perlenkette dreht oder den Kerl, der mitsummt/mitdirigiert, möchte ich gern ... :schweigen: naja, woanders hinschicken halt. Ich habe auch kein Bedürfnis und auch nicht die Fähigkeit) mich zu bewegen, wenn Wagner, Mahler oder Beethoven gespielt werden.

Ich will "ganz Ohr" sein.

Ist doch prima, wenn diejenigen, die das anders empfinden, im Zuge vieler Festivals o.ä. auf ihre anders orientierten Bedürfnisse kommen. Die Achte von Bruckner wollte ich nicht hören, während mir einige Ameisen das Bein hochkrabbeln, in der Ferne ein paar Typen herumgrölen und Bier- und Grillgestank umeinander wabern.
sick.png
wuerg.jpg


Jeder wie er mag, findest Du nicht? :super:
 
Es gibt doch augenscheinlich verschiedene Settings – da dürfte für jeden etwas dabei sein.

Ich persönlich finde es nicht soooo toll, wenn während Wotans Monolog in meinem Hörumfeld Urlaubserlebnisse oder vor/bei "E lucevan le stelle" Pläne zur weiteren Abendgestaltung ausgetauscht werden.
kommmalherfreundchen.gif
Die Geräusche von Essens- und Getränkeaufnahme, das kauen, Schmatzen, Schlucken will ich nicht hören. Ich will den grausamen Gestank des zwiebligen Mettbrötchens nicht riechen müssen.
Kotz.gif


Die Dame, die während Tannhäuser an ihrer Perlenkette dreht oder den Kerl, der mitsummt/mitdirigiert, möchte ich gern ... :schweigen: naja, woanders hinschicken halt. Ich habe auch kein Bedürfnis und auch nicht die Fähigkeit) mich zu bewegen, wenn Wagner, Mahler oder Beethoven gespielt werden.

Ich will "ganz Ohr" sein.

Ist doch prima, wenn diejenigen, die das anders empfinden, im Zuge vieler Festivals o.ä. auf ihre anders orientierten Bedürfnisse kommen. Die Achte von Bruckner wollte ich nicht hören, während mir einige Ameisen das Bein hochkrabbeln, in der Ferne ein paar Typen herumgrölen und Bier- und Grillgestank umeinander wabern.
sick.png
wuerg.jpg


Jeder wie er mag, findest Du nicht? :super:
Ich habe diesen Artikel erst einmal völlig wertfrei verlinkt und kann deine Argumente auch sehr gut nachvollziehen.
Genauso bin ich aber auch immer wieder bei Konzertbesuchen von der blasierten Spießigkeit vieler Konzertbesucher, der sich teilweise schon im Dressing zeigt.
Warum denken viele, dass man klassischer Musik in feiner Garderobe folgen soll. Wenn ich die Staffage, das Prominieren der VIP's in Bildern aus Bayreuth, da könnte ich kotzen.
Wie wäre es, wenn Bayreuth, die Berliner Philarmoniker, beim Wiener Neujahrskonzert erst einmal 10% der Karten an klassisch interessierte Punks oder was auch immer verteilt werden.
Warum muss der Musiker im Kleid oder Anzug auftreten, und nicht in den Sachen, die sein persönliches Ich verkörpern, in welchen er sich wohlfühlt.
Wobei ich es auch gut fände, wenn in normalen Konzertsäälen die Performance, wenn möglich in der Mitte stattfände, und das Publikum um Musiker im Kreis gruppiert wird.

Mehr Open Air Konzerte, mehr zwanglose Konzerte (was ja nicht bedeutet, dass die Zuschauer unaufmerksam sind, es nicht auf ihre Art genießen), wäre toll.

Als ich - bis jetzt erfolglos auf youtube - ein gutes Video zum Rhapsody in Blue Konzert in Chicago am 4. Juli suchte, fand ich dies...


View: https://www.youtube.com/watch?v=e7LRONmAVqc
 
Warum muss der Musiker im Kleid oder Anzug auftreten, und nicht in den Sachen, die sein persönliches Ich verkörpern, in welchen er sich wohlfühlt.

1. Niemand weiß, ob ein Künstler etwas anzieht, worin er sich wirklich nicht wohlfühlt. :teufel:

2. Das Anlegen einer bestimmten Klamotte ist auch ein Ritual zur "Einschwingung" des Gesamtorganismus. Ein bisschen wie das Anlegen eines bestimmten Geschirrs beim Spürhund.

3. Bayreuth ist eigentlich der Blaumann unter den großen Festivals. Geh mal nach Salzburg. ;-)

4. Die Zeiten strenger Kleiderordnung sind sowieso vorbei. Niemandem wird der Zutritt zum Konzert oder zur Oper verweigert, weil er nicht im Smoking und sie nicht in bodenlang aufkreuzt. Die Garderobe ist nicht erst heutzutage bunt gemischt. Ob das Muckishirt und die vermaledeiten "Turnschuhe" wirklich das geeignete Premierenoutfit für erster Rang, erste Reihe Mitte sind, darf jeder frei für sich entscheiden. Wenn er sein Ticket ordnungsgemäß bezahlt hat, wird er nicht der Tür verwiesen. Mach doch mal den Selbstversuch. :-D

5. Die Krittelei an festlicher Garderobe ist ebenso uncool wie die Krittelei an Garderobe, die "nicht festlich genug" sei. Beides gibt sich nix. Beides ist gleichermaßen oberflächlich und irgendwie bäh.
 
1. Niemand weiß, ob ein Künstler etwas anzieht, worin er sich wirklich nicht wohlfühlt. :teufel:

2. Das Anlegen einer bestimmten Klamotte ist auch ein Ritual zur "Einschwingung" des Gesamtorganismus. Ein bisschen wie das Anlegen eines bestimmten Geschirrs beim Spürhund.

3. Bayreuth ist eigentlich der Blaumann unter den großen Festivals. Geh mal nach Salzburg. ;-)

4. Die Zeiten strenger Kleiderordnung sind sowieso vorbei. Niemandem wird der Zutritt zum Konzert oder zur Oper verweigert, weil er nicht im Smoking und sie nicht in bodenlang aufkreuzt. Die Garderobe ist nicht erst heutzutage bunt gemischt. Ob das Muckishirt und die vermaledeiten "Turnschuhe" wirklich das geeignete Premierenoutfit für erster Rang, erste Reihe Mitte sind, darf jeder frei für sich entscheiden. Wenn er sein Ticket ordnungsgemäß bezahlt hat, wird er nicht der Tür verwiesen. Mach doch mal den Selbstversuch. :-D

5. Die Krittelei an festlicher Garderobe ist ebenso uncool wie die Krittelei an Garderobe, die "nicht festlich genug" sei. Beides gibt sich nix. Beides ist gleichermaßen oberflächlich und irgendwie bäh.
zu 1. wenn du deine Musik im privaten am liebsten auch in einem Konzertkleid spielts gerne, ich habe bei einem Auftritt des Künstlers ja jetzt auch nicht an Schlabberlook gedacht..aber ne modische Klamotte der Zeit, sei es selbst Jeans.

2. du wilst wir aber jetzt nicht erklären, dass man diese meistens an Schützenköniginnenkleider erinnernden Tineff als Einschwingung in der Vorbereitung braucht. Wenn ein Kleid so gar nicht die Persönlichkeit austrahlt , nicht authentisch ist...so ist es eben völlig deplaziert...wir leben nicht mehr im 18./19. Jahrhunder..kein Mensch würde heute noch im Privaten diese Klamotten anziehen. So teuer und so "angebracht" in den Augen des Klassik Establishments solche Kleider sind, z.B. @Stilblüte mit überkandideltem Rot bei Ravel, also in über 90% der Fälle - am Besten noch mit ganz viel Puff, Schleppe, Rüsche, Kitsch (also @Stilblüte hat nichts mit dir zu tun!!!) da lach ich immer nur und schüttel den Kopf.
3. Wenn es in Salzburg noch blasierter, spießiger ist...so what, was ist Salzburg?
4. wenn sich jemand aus Liebe zur Musik in normaler Kleidung in die erste Reihe setzt, hat er alles richtig gemacht...die Menschen, die es nötig haben sich zu kostümieren...wenn sich jemand in dieser Aufmachung wohlfühlt gerne, aber um völlig veralteten Erwartungen zu entsprechen???

Die Musik ist das einzig Wichtige, wie jemand sie für sich am besten genießt, sollte jedem selber überlassen werden. Wenn also jemand das genießt auf engen Sitzen in Hitze in Bayreuth Wagner zu ertragen, gerne...aber warum bietet Bayreuth nicht genauso nicht störende Plätze an, wo man steht, liegen, reden, sich austauschen kann...gut die momentanen Konzerthäuser sind dafür nicht konzipiert, das müsste sich eben ändern.

P.S. Das Geschirr des Kettenhundes soll ihn ja ausdrücklich dressieren, gefügig machen..ist vielleicht für Künstler und Publikum im Rahmen einer künstlerischen Veranstaltung fragwürdig. ;)
 
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