Konzertgeschwätz

Es wird sich bestimmt auf technischer Seite in den nächsten Jahren einiges tun, um die Konzert-Tablets zu verbessern. Was ich absolut klasse finde ist, dass damit langsam ein Ende des zwanghaften Auswendigspielens eingeläutet wird. Dies sollte dem Pianisten freigestellt sein. Fast alle anderen Musiker nehmen auch Noten, warum also nicht Pianisten, wenn sie dies möchten.
 
Nochmal zu den Nebengeräuschen im Konzert: Alfred Brendel ist einmal mitten im Satz aufgestanden, an die Rampe getreten und hat zum Publikum gesagt: "Können Sie mich hören? Ich kann Sie sehr gut hören..."
Kürzlich war ich bei einem Klavierabend von Igor Lewit, da klingelte auch ein Handy. Lewit, der sowieso eine kleine Einführung in das nachfolgende Werk geben wollte, sagte: "Nicht wahr, dieser Saal hat eine fantastische Akustik! Ich kann sogar Ihr Telefon hören!"
Das Konzert war übrigens ein musikalisches Erlebnis der Extraklasse. Höhepunkt waren Beethovens Diabelli-Variationen.- Nie zuvor habe ich davon einbe packendere Interpretation gehört. Der gleichen Meinung war dann auch der Kritiker der STUTTGARTER ZEITUNG.
LG Martin
 
@Susanne: Nein, am 14,3, bin ich wieder in meiner zweiten Heimat Mallorca. Ich habe Sokolow, der zu meinen absoluten Favoriten gehört, bereits zweimal in der Liederhalle erlebt, es war jedes Mal großartig. (Und immer sechs Zugaben!)
Das Konzert, das ich dann am 16.3. in Palma besuche, dürfte nur ein schwacher Ersatz für Sokolow sein: Sergei Babayan (ein armenisch-russischer Pianist, der immerhin von Martha Argerich gefördert wird) spielt, begleitet vom Balearen-Sinfonieorchester, Rach III. Nach der Pause gibt's dann Respighi (Die Brunnen und die Pinien). Insgesamt ist die Konzert-Szene auf Mallorca nicht schlecht. Im August immer die vier Klavierabende im Rahmen des Festival Chopin mit zum Teil namhaften Pianisten; 15 Abo-Konzerte der Balearen-Sinfoniker; im Sommer viele kleine Festivals; regelmäßig Klavierabende in der Kultur-Finca Son Baulo; drei bis vier Opernproduktionen Pro Jahr im Teatre Principal. Also ich komme da schon auf meine Kosten.
LG Martin
 
@mmueller52 : Bist du dann am 14.3. auch beim Sokolov-Konzert?

LG Susanne[/QUOTE]

Wie war der Abend mit Sokolow?
Ich war heute in dem erwähnten Sinfoniekonzert in Palma. Sergei Babayan hat mich mit RachIII wirklich beeindruckt. Er spielte auf einem ungemein hart intonierten Steinway.

Sergei Babayan verkleinert.jpg

Technisch makellos.(Riesenapplaus, trotzdem keine Zugabe. Da war Sokolow sicher großzügiger...Um anzudeuten, dass er nichts mehr zu spielen gedenkt, hat Babayan nach dem zweiten Applaus demonstrativ die Klavierbank unter den Flügel geschoben...) Mir hat - vor allem im Orchester - ein bisschen das "große Kino" gefehlt. Nicht umsonst wollte mal ein Regisseur dieses Konzert (oder war's das Zweite?) als Musik in einem Film über einen Pianisten verwenden. Haben die Rachmaninow-Erben aber untersagt. Daraufhin hat man Richard Addinsell mit einer Komposition beauftragt, so enstand das "Warschauer Konzert". (Das wirklich an Rachmaninow erinnert!)
Aber insgesamt sind die Balearensinfoniker recht gut. Besser gesagt "gut geworden". Als ich sie vor zig Jahren das erste Mal hörte, klangen sie wie eine bessere Feuerwehrkapelle. Jetzt haben sie etwa das Niveau der Stuttgarter Philharmoniker. (RSO und Staatsorchester sind, finde ich, besser.)
Hier ein Bild von heute Abend:

Balearensinfoniker 01 verkleinert.jpg
Ich werde nächsten Donnerstag hier wieder ins Konzert gehen. Da gibt's dann die Zweite von Sibelius und das Requiem von Fauré.
LG Martin
 
Zuletzt bearbeitet:

@mmueller52:

Die kurze Antwort: Ich war total begeistert!

Die längere Antwort:

Begonnen hat Sokolov mit Mozart und zwar zunächst mit der Sonate C-Dur KV 545 (Facile), von der mein Konzertnachbar meinte, dass die doch wohl 80% der Zuhörer schon selber gespielt haben. Dann ging es nahtlos mit der Fantasie und Sonate c-Moll KV 475 / 457 weiter, die ich nicht kannte und ohne Ankündigung nicht unbedingt eindeutig Mozart zugeordnet hätte (vor allem die Fantasie). Für mich bildeten die beiden Sonaten einen schönen Kontrast.

Nach der Pause gab es dann zwei Beethoven Sonaten (Nr. 27 e-Moll op. 90 und Nr. 32 c-Moll op. 111), bei denen Sokolov alle Nuancen seines Anschlags zum Einsatz gebracht hat - von fetten Akkorden bis zu glöckchenhaften Trillern. Meine Konzertnachbarn und ich waren jedenfalls sehr beeindruckt.

Danach kamen noch die fast schon obligatorischen sechs Zugaben (Schubert, Scarlatti?, Chopin). Das abschließende Chopin-Prelude habe ich von Sokolov auch auf CD, aber live war es noch viel besser.

Ich bin nach den drei Stunden jedenfalls ganz selig nach Haus gefahren und hoffe, dass Sokolov auch in der nächsten Konzertsaison wieder den Weg nach Stuttgart findet.

LG Susanne
 

@Stilblüte , wie war eigentlich der Idomeneo? Ich bin noch sehr am Überlegen, ob ich reingehen soll. Ich bin am Samstag morgens und abends am Arbeiten, und dann habe ich mit Schrecken gelesen, dass das Kino "260 Minuten" für die Dauer notiert hat.
Ist es so, dass man die Oper auf keinen Fall versäumen sollte?
 
damit ist man immer gut beraten - aber welches soll man für Arietta und Variationen wählen? Czerny/Molscheles Taktdrittel = 60 oder Kolisch Taktdrittel = 52 oder Margulis/Gulda Taktdrittel = 40?
und wie deutet man die Taktwechsel? triolisch oder punktistisch? (letzteres begreift nur, wer tatsächlich Fachliteratur zu der Sonate kennt)

ist sie aber rechnerisch nicht, vgl. Uhde
hatte ich zwar schon vorher ...

Wer hat Beethoven spielen gehört? Ich glaube z.B. Gulda nicht. .
 
@Stilblüte , wie war eigentlich der Idomeneo? Ich bin noch sehr am Überlegen, ob ich reingehen soll. Ich bin am Samstag morgens und abends am Arbeiten, und dann habe ich mit Schrecken gelesen, dass das Kino "260 Minuten" für die Dauer notiert hat. Ist es so, dass man die Oper auf keinen Fall versäumen sollte?
Ich habe lieber nichts geschrieben, weil mir nicht so viel Qualifiziertes und Positives dazu einfällt.
Also, das Chagall-Gebäude der Metropolitan Opera ist wunderschön, für mich das schönste der vielen Konzertsäle im Lincoln center. Alles mit Rot und Gold, aber so elegant gelöst, dass es nicht kitschig wirkt. Highlight sind sicher die von Chagall inspirierten Kristall-Deckenleuchter, die aussehen wie gefrorene Schneeflocken oder Eisblumen... Und auch ein paar interessante Ausstellungsstücke von ihm, z.B. ein Papageno-Kostüm!

Die Oper wurde sehr qualitätvoll dargeboten und die Sänger waren gut. Das Bühnebild war toll (Griechischer Tempel) aber überhaupt nicht wandelbar, davon war ich eher enttäuscht. Das einzige was sich verwandelt hat, war die Rückwand. Da könnte man sich mal was bei einer Broadway-Show abgucken, nur ein kleines bisschen.

Ansonsten muss ich als Opernlaie sagen, dass mich das Stück nicht näher an die Oper gebracht hat. Mir sind 4,5 Stunden (inklusive Pausen) einfach zu lang für ein Konzert jedweder Art, die Musik ging mir nicht ins Ohr (weniger als z.B. in der Zauberflöte), es gibt kaum gespielte Handlung - es stehen immer nur Sänger auf der Bühne, die größtenteils solistisch (also einstimmig) sich gegenseitig anschreien. Der Chor klingt wegen des Tremolos wie ein Seniorenchor für mich. Steinigt mich jetzt nicht, das ist mein subjektiver Eindruck.
Mir sagte jemand, bekehrt wird man mit Puccini. Sicher war Mozart keine ideale Oper für die Met für mich, aber es ist schwierig, überhaupt an Karten zu kommen (die günstigsten Tickets ganz oben kosten 27$, Studententickets kosten 37$ das muss man sich mal vorstellen).

Ich würde mir das nie im Kino ansehen. Aber es kommt auf die Erwartungen an. Wenn man die Oper kennt und mag und kein abwechslungsreiches Bühnenbild erwartet, ist es sicher toll. :-D

Übrigens habe ich nichts gegen Sänger und Chöre, ganz im Gegenteil! Mir gefällt im Moment nur Lied und Oratorium deutlich besser wegen der Art zu singen. Wie ich schon oft sagte ist es aber gut möglich, dass sich meine Präferenzen da noch ändern, wenn ich älter und erfahrener werde.
 
Ich habe lieber nichts geschrieben, weil mir nicht so viel Qualifiziertes und Positives dazu einfällt.
Also, das Chagall-Gebäude der Metropolitan Opera ist wunderschön, für mich das schönste der vielen Konzertsäle im Lincoln center. Alles mit Rot und Gold, aber so elegant gelöst, dass es nicht kitschig wirkt. Highlight sind sicher die von Chagall inspirierten Kristall-Deckenleuchter, die aussehen wie gefrorene Schneeflocken oder Eisblumen... Und auch ein paar interessante Ausstellungsstücke von ihm, z.B. ein Papageno-Kostüm!

Die Oper wurde sehr qualitätvoll dargeboten und die Sänger waren gut. Das Bühnebild war toll (Griechischer Tempel) aber überhaupt nicht wandelbar, davon war ich eher enttäuscht. Das einzige was sich verwandelt hat, war die Rückwand. Da könnte man sich mal was bei einer Broadway-Show abgucken, nur ein kleines bisschen.

Ansonsten muss ich als Opernlaie sagen, dass mich das Stück nicht näher an die Oper gebracht hat. Mir sind 4,5 Stunden (inklusive Pausen) einfach zu lang für ein Konzert jedweder Art, die Musik ging mir nicht ins Ohr (weniger als z.B. in der Zauberflöte), es gibt kaum gespielte Handlung - es stehen immer nur Sänger auf der Bühne, die größtenteils solistisch (also einstimmig) sich gegenseitig anschreien. Der Chor klingt wegen des Tremolos wie ein Seniorenchor für mich. Steinigt mich jetzt nicht, das ist mein subjektiver Eindruck.
Mir sagte jemand, bekehrt wird man mit Puccini. Sicher war Mozart keine ideale Oper für die Met für mich, aber es ist schwierig, überhaupt an Karten zu kommen (die günstigsten Tickets ganz oben kosten 27$, Studententickets kosten 37$ das muss man sich mal vorstellen).

Ich würde mir das nie im Kino ansehen. Aber es kommt auf die Erwartungen an. Wenn man die Oper kennt und mag und kein abwechslungsreiches Bühnenbild erwartet, ist es sicher toll. :-D

Übrigens habe ich nichts gegen Sänger und Chöre, ganz im Gegenteil! Mir gefällt im Moment nur Lied und Oratorium deutlich besser wegen der Art zu singen. Wie ich schon oft sagte ist es aber gut möglich, dass sich meine Präferenzen da noch ändern, wenn ich älter und erfahrener werde.

Danke, das waren sehr hilfreiche Hinweise!
Ich glaube, ich werde verzichten, weil mir das einfach zu lange geht.

Wobei ich sagen muss, dass mir bisher die Übertragungen aus der MET gut bzw. sehr gut gefallen haben.
 
Ich hoffe ich vergesse es nicht, sonst erinnere mich gerne morgen noch mal dran.
 
@Peter nur kein Stress - wahrscheinlich isses eh wurscht und kommt nix, also blabla wie immer --- dann kann´s bleiben wie es ist...
 
Heute ist mir etwas Besonderes passiert. Eigentlich sollte ich am frühen Nachmittag mit einem Geiger ein Stück proben. Am späten Vormittag sagte er mir aber (über das Handy) ab. Zum selben Zeitpunkt, schrieb mir jemand (über das Handy), dass ich eine kostenlose Karte für Anne-Sophie Mutter in der Carnegie Hall haben könnte. Als ich das nächste Mal auf mein Handy geschaut habe war ich doch ziemlich überrascht, wie das Leben manchmal scharfe Kurven zieht
smiley88.gif


Sie trat mit ihrem langjährigen Pianisten Lambert Orkis (der mich an Horowitz erinnerte) auf und spielte folgendes Programm:

1. Sebastian Currier (*1959, amerikanischer Komponist) "Clockwork" (1989). Der Komponist war anwesend und kam auf die Bühne, das Stück fand ich wunderbar. Es hatte die Abschnitte "Lifeless - Turbulent - (Lifeless) - Searching - (Lifeless) - Restless - (Lifeless). Sehr abwechslungsreich, sehr viel leise Töne, aber auch "turbulent" zwischendrin. Teilweise impressionistisch (hach!). Die Geige trägt auch im leisesten Pianissimo, das fand ich immer wieder erstaunlich.
@mick ich hab sofort an dich gedacht, das Stück wäre sicher toll für euch!

2. Mozart Sonate A-Dur KV 526 - War toll gespielt, und besonders der letzte Satz hat es in sich. Rhythmisch und vom Aufbau her raffiniert.

3. Respighi Sonate H-moll - Lange, große Sonate, soll wohl teilweise an Franck erinnern. Sehr eindrucksvoll, aber mir ging sie beim ersten Hören nicht so gut ins Ohr.

4. Saint-Saens - Introduktion und Rondo Capriccioso. Das macht Laune, quasi das Stück das jeden Besucher glücklich entlässt.

Danach zwei kurze Zugaben.

Mutter stand direkt neben dem Pianist, der sie immer ganz lieb und lächelnd angeschaut hat und überhaupt ein sehr ausdrucksstarkes Gesicht hatte - aber sehr dezent, überhaupt nicht aufgesetzt. Sie hatte keinen Notenständer, las die Noten manchmal am Klavierpult mit. Eine interessante Lösung. Vor allem zeigte sie durch ihre Position, dass sie und der Pianist gleichwertig sind und kommunizieren. Schön!

Zu ihren Fähigkeiten brauche ich sicher nicht viel zu sagen, die sind allgemein bekannt und umwerfend. Hat sie auch dort wieder bestätigt. Außerdem sieht sie klasse aus. Sie ist schlank wie ein Model und bewegte sich sehr anmutig. Dem zitronengelben Kleid konnte ich allerdings nicht so viel abgewinnen, und die Frisur erinnerte stark an ihre Grundschulfreundin U. v.d. Leyen
biggrin.png


Ihr Pianist Lambert Orkis spielt ebenfalls in aller oberster Liga, ich war sehr beeindruckt. Wunderbarster Anschlag, feinste Spielweise, höchste Empfindung, schönstes Pianissimo. Ein Genuss, ihm zuzuhören. Er war für mich eine echte Entdeckung!

Das Publikum in der Carnegie Hall ist nicht so ruhig wie man sich das wünscht, trotz aggressiver Ausschalt-Werbung klingelten mehrere Handys, und in den Pausen wurde lazarettgleich gehustet, dass Mutter sich einmal ein Lachen nicht verkneifen konnte. Neben mir filmte eine gestylte Frau heimlich mit dem Handy und ich habe mich mehr als einmal gefragt, ob ich meine Hand davorhalten soll
cursing.png
In solchen Situationen weiß ich immer nicht, wie man sich am besten verhält. Ich bin ja auch kein 2 Meter großer Mann, der hätte sicher mehr Autorität.

Meine Konzertbegleitung, deren Mann kurzfristig nicht konnte, sagte Dinge wie "den Mozart muss man sich verdienen, nachdem man das erste Stück ausgehalten hat". Mich dagegen hat das erste am meisten beeindruckt und mitgerissen. Aber wie soll man auch unbedarftem Publikum Neue Musik so schnell schmackhaft machen? Sie fragte mich, warum das immer so sein muss. Ich habe dann erklärt, dass es eine neue Erscheinung ist, dass man fast nur noch tote Komponisten spielt; früher hätten ganz viele Komponisten für sich selbst komponiert. Wenn man das nicht aufrechterhielte, würde die Musik aussterben. Ja, so hatte sie das noch nie gesehen...
smiley94.gif


Nach dem Konzert stürmte das gierige Publikum durch die engen Gänge zum CD-Tisch und ich hab fast drauf gewartet, dass irgendwelche Omas mit Handtaschen um sich schlagen. Mei...
smiley50.gif


Apropos Mai: Im Mai gehe ich in ein Konzert von Peraiha. Hat mir auch jemand geschenkt weil er nicht kann. Ich habe manchmal wirklich Glück
smile.png
 
Heute habe ich gelesen, dass Sokolow im August hier in Palma ein Konzert gibt. Eigentlich wollte ich im Juli für ein paar Wochen nach Deutschland fliegen, aber jetzt überlege ich mir wirklich, ob ich das nicht auf Mitte August verschiebe. Zumal ich Sokolow in Stuttgart verpasst habe. Zum Vergleich: in Deutschland kostet er auf den besten Plätzen rund 80€, hier 32!!! Das Programm für Palma steht noch nicht fest. Mein Traum wäre eine späte Schubertsonate. Aber mit Beethoven wäre ich auch zufrieden :musik::musik::musik:
 

Zurück
Top Bottom