Ernsthaftes Erraten von Klavierwerken

Gut, ich versuche mal ein Rätsel:

Gesucht werden zwei im Abstand von knapp 20 Jahren komponierte Opern verschiedener Komponisten, die inhaltlich weitgehend identisch sind. Dem Komponisten der später entstandenen Oper gefiel eine Arie aus dem früheren Werk so gut, dass er Klaviervariationen darüber komponierte.

Wie heißen die Komponisten, welche Opern sind hier gemeint und wie lautet der Titel der Klaviervariationen?

Viel Spaß beim Raten!

Grüße, Jörg
 

Da du so fragst, ist wohl "Transkription" die richtige Bezeichnung und das glaube ich dir auch, dennoch will ich erklären, warum ich das Stück als Paraphrase bezeichnet habe.

Einer der Unterschiede bei Liszt, im Vergleich zu z.B. Thalberg ist, dass Liszt häufig nicht nur das musikalische Material, sondern auch den tatsächlichen Inhalt der Oper berücksichtigt. Sehr eindrucksvoll geschieht das z.B. in der Don Juan-Fantasie, bei der die ganze Oper inszeniert wird, aber auch in der RIgoletto-Paraphrase.

Ähnlich ist es bei S.449. Der Inhalt der Schlussszene wird mehr oder weniger zusammengefasst. Dabei wählt Liszt mehrere Momente aus, die zu einer runden Sache sowohl musikalisch, aber eben auch inhaltlich zusammengesetzt werden. Grob gesagt erscheint zuerst aus dem Nebel Walhall als neuer Sitz der Götter, dann kommt die Prophezeiung des Untergangs (Schwert-Motiv) und schließlich der Einzug der Götter nach Walhall. Freilich werden diese einzelnen Momente eher transkribiert als paraphrasiert.

Ob der Umstand, dieser Zusammenfassung, statt einer stickten Arien- oder Ouvertüren-Transkription als Paraphrase bezeichnet werden kann, weiß ich nicht. Da du widersprichst, geht das anscheinend nicht.

Tatsächlich wird das Stück auch in der Literatur gelegentlich als Paraphrase bezeichnet.

Als Beispiel sei hier folgendes Zitat angeführt:

With the Ballad from The Flying Dutchman, Liszt alters the flow and structure of Wagner’s work so radically by rewriting sections and interpolating themes (e.g., the Dutchman’s motif) that one commentator wrote: “This transcription is, as it were, an imaginary staging of the Flying Dutchman fashioned after Liszt’s compositional technique on the basis of Wagner’s motifs.” Much the same reshaping occurs with the brief Walhall paraphrase in which Liszt condenses and molds the Ring’s Walhall and sword motifs to his own ends.
Quelle: Ben Arnold: “The Liszt Companion” S.188


Viele Grüße!
 
------------------------kleiner o-t Exkurs-------------------------
Da du so fragst, ist wohl "Transkription" die richtige Bezeichnung und das glaube ich dir auch, dennoch will ich erklären, warum ich das Stück als Paraphrase bezeichnet habe.
sagen wir so: für die meisten Liszt´schen Wagnerbearbeitungen ist (mit ein paar Vorbehalten) die Bezeichnung Transkription zutreffender als die Bezeichnung Paraphrase ((natürlich gibt es da auch eine Ausnahme, wie schon der Titel sagt: die Fantasie über Rienzi-Themen)) - Transkriptionen freilich nicht im Sinn der Herstellung eines Klavierauszugs, sondern im übertragen der Vorlage in pianistische Klangsprache; hierbei finden sich zwei unterschiedliche Verfahren: einmal das übertragen aufwändiger Orchesterabschnitte (von denen man zeitweilig glaubte, man könne sie nicht adaequat auf dem Klavier darstellen) wie die Tannhäuser Ouvertüre, Isoldens Liebestod, Einzug der Götter in Walhall, andererseits das übertragen "schöner Arien" in gut spielbare romantische Klavierstücke (Abendstern, Lohengrin-Arien) zum Zweck der Popularisierung. Bei aufwändigen großen Szenen als Vorlagen kürzt Liszt diese gelegentlich, was nun kein Sakrileg ist, sondern dem Umstand geschuldet, dass da notwendigerweise ein eigentlich integraler Teil eines größeren Ganzen eben herausgeholt und klavieristisch verwandelt wird (Wallhall, Parsifallmarsch)
Paraphrasen gehen weitaus freier mit dem Material um, schmücken aus, variieren, stellen allerlei Themen der jeweiligen Vorlage zusammen - so frei gehen die "Transkriptionen", auch wenn sie selten wörtlich oder eins-zu-eins sind, nicht mit ihrer Vorlage um. Schön vergleichen kann man das mit zwei späten der Lisztschen Klavierbearbeitungen: die Aida-Paraphrase umspielt und variiert die danza sacra des ersten Akts und das Duett des Finales im vierten Akt, die Walhall-Transkription überträgt die summarische orchestrale Schlußapotheose (welche etliche Leitmotive bündelt) des Rheingolds und ergänzt geschickt um das Schwertmotiv (das in der Oper ebenfalls prominent auftaucht)
Also: die Transkriptionen, wenn sie auch keine eins-zu-eins Übertragungen sind, bleiben enger an der Vorlage (auch wenn sie kleine Abweichungen - typisch Liszt (vgl. von Bülow) - enthalten, teils sogar Verdichtungen und "Neu"Inszenierungen sind), die Paraphrasen operieren weitaus freier.
____________genut o-t____________________
 
Gut, ich versuche mal ein Rätsel:

Gesucht werden zwei im Abstand von knapp 20 Jahren komponierte Opern verschiedener Komponisten, die inhaltlich weitgehend identisch sind. Dem Komponisten der später entstandenen Oper gefiel eine Arie aus dem früheren Werk so gut, dass er Klaviervariationen darüber komponierte.

Wie heißen die Komponisten, welche Opern sind hier gemeint und wie lautet der Titel der Klaviervariationen?

Viel Spaß beim Raten!

Grüße, Jörg

Die Opern sind Glucks Pilger von Mekka und Mozarts Entführung aus dem Serail.

Aus Glucks Pilgern stammt die Arie Unser dummer Pöbel meint, darüber komponierte Mozart diese Variationen:



LG, Mick
 
Alles richtig, wie sollte es auch anders sein!

Damit bist Du mit einem neuen Rätsel an der Reihe – und da Du Dich gerade in Pavarottis Heimatstadt aufhältst, dürfen wir sicher mit einer italienischen Opernfrage rechnen, oder? ;-)

Grüße, Jörg
 
-----------o-t----------------
@mick das "like" für den Foldes!!!!!
 

Ja, Foldes ist super. Kennst Du die Aufnahme mit den 32 c-Moll Variationen? Die finde ich noch besser als Kissin.

LG, Mick
 
Alles richtig, wie sollte es auch anders sein!

Damit bist Du mit einem neuen Rätsel an der Reihe – und da Du Dich gerade in Pavarottis Heimatstadt aufhältst, dürfen wir sicher mit einer italienischen Opernfrage rechnen, oder? ;-)

Grüße, Jörg

Ich bin zwar seit heute Mittag wieder in München, aber ein kleines Pavarotti-Rätsel habe ich trotzdem:

Von einer berühmten Tenorschnulze, die Pavarotti u.a. in dem legendär schlechten Film Geliebter Giorgio singt, gibt es eine Klaviertranskription, die man problemlos vom Blatt spielen kann.

Das ist insofern überraschend, weil man den Namen des Bearbeiters normalerweise mit hochvirtuosem Zeug in Verbindung bringt – und in der Tat gibt es etliche Transkriptionen von ihm, die als abenteuerlich schwierig gelten.

Wie heißt die Tenorschnulze, wer hat sie komponiert und von welchem Virtuosen stammt die Transkription, die noch leichter zu spielen ist als die originale Klavier-Begleitstimme?
 
Zuletzt bearbeitet:
Una furtiva lagrima aus dem Liebestrank von Donizetti.
Bearbeitung von Bertini
Lieg ich da richtig ?
LG Doc
 
Ich tippe mal auf die einfache Godowsky-Transkription von "Santa Lucia".
 
Das ist übrigens nicht die einzige Godowsky-Bearbeitung, die relativ leicht zu spielen ist. Auf seiner imslp-Seite finden sich unter "Arrangements" Bearbeitungen aus z.B. Carmen, Rigoletto, dem Troubadour und dem Tannhäuser, die zu Studienzwecken mit sehr überschaubarem Schwierigkeitsgrad (besonders natürlich im Vergleich zu Godowskys Ultrabrechern) erstellt wurden.

Ich muss noch ein bisschen nachdenken, dann kommt das nächste Rätsel...
 
Beim gesuchten Werk handelt es sich eher um ein Jugendwerk des Komponisten, wobei der genaue Kompositionszeitraum nur sehr vage eingegrenzt werden kann. Der Komponist ist sehr bekannt, das gesuchte Stück überhaupt nicht. Der Hauptgrund dürfte darin liegen, dass das Werk erst in diesem Jahrtausend veröffentlicht wurde, obwohl der Komponist schon einige Jahrzehnte verstorben ist. Demzufolge gibt es auch recht wenige Einspielungen.

Die Hintergründe sind etwas mysteriös. Der Komponist schieb das Stück unter einem Pseudonym. Manchen Quellen zufolge handelt es sich um Skizzen zu einem nie komponierten Ballett, manchmal wird es sogar als Ballett-Suite bezeichnet. Anderen Quellen zufolge handelt es sich um eine Art Tanzmusik für Zuhause.

Tatsächlich hat das Stück den Charakter von zusammengesetzten Skizzen. Der Marsch, mit dem das Stück beginnt, wurde noch mal unverändert ans Ende gesetzt.

Für den Komponisten ist das Klangbild eher untypisch. Würde ich nicht wissen von wem es ist, hätte ich es allein vom Höreindruck nicht erraten.

Viele Grüße!
 
Gut 20 Jahre später schrieb ein Landsmann dann tatsächlich ein Ballett in einem Akt unter demselben Namen, allerdings kannte dieser das gesuchte Werk wohl nicht.

Das Ballett, das eine avantgardistische Gemeinschaftsproduktion bedeutender Persönlichkeiten war, verursachte einen Skandal der Ereignisse nach sich zog, die letztendlich sogar zur Verhaftung des Komponisten führten.
 

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