Ernsthaftes Erraten von Klavierwerken

Vollkommen richtig. Neben dem Harmonium, das nur den Chor ein wenig stützt, sind – Gott sei Dank – noch zwei Klaviere besetzt.

Geklaut hat Rossini die Musik des Christe eleison, und zwar aus dem Et incarnatus est der Messe solennelle seines Kollegen Louis Niedermeyer.

Um die Sache mit dem Paradies noch aufzuklären: Rossini schrieb eine ironische Widmung an den lieben Gott, in der er sich quasi für die opernhafte Musik der Messe entschuldigt und darum bittet trotzdem ins Paradies zu kommen:

"Bon Dieu. La voilà terminée cette pauvre petite messe. Est-ce bien de la musique sacrée que je viens de faire ou de la sacrée musique ? J'étais né pour l'opera buffa, tu le sais bien ! Peu de science, un peu de cœur, tout est là. Sois donc béni et accorde moi le Paradis."

Auf deutsch:
"Lieber Gott. Sieh, die arme kleine Messe ist vollendet. Ist es nun heilige Musik oder doch verfluchte Musik? Ich wurde für die Opera buffa geboren, das weißt du! Ein wenig Können, etwas Herzblut, mehr habe ich nicht. Sei also gepriesen und geleite mich ins Paradies."

Hier ist noch eine Aufnahme des Kyrie mit dem geklauten Christe-Teil:



LG, Mick
 
Da muss ich noch das Domine Deus aus derselben Messe ergänzen. Ich war wirklich von den Socken, als ich das das erste Mal gehört habe (wie in einem anderen Faden nachzulesen ist, war meine Vorstellung von Kirchenmusik bis dahin von Schütz, Bach, Haydn und allenfalls Mozart geprägt...)



Jetzt aber zum neuen Rätsel:

Zur Abwechslung mal wieder Klavierkammermusik. Auf die Idee hat mich mick's Abneigung gegen Bläserensembles gebracht... Der Komponist schrieb das mehrsätzige Werk ursprünglich für einen Pianisten und mehrere Bläser. Den Klavierpart hat der Komponist für sich selbst geschrieben und das Werk auch zusammen mit einem Bläserensemble aufgeführt. 14 Jahre später hatte er dann ein Einsehen und hat das Werk für Klavier und Streicher umgearbeitet. :-D

Gesucht sind wie so oft Komponist und Werk.
 
Das wird wohl Beethovens Quintett op. 16 sein:

Hier die Bläserfassung:



und hier (satzweise) die Streicherfassung:







LG, Mick
 
Das wird wohl Beethovens Quintett op. 16 sein:
Das ist völlig richtig.

Noch eine kleine Anekdote dazu:

Bei einer Aufführung mit Beethoven am Klavier spielte Friedrich Ramm aus der damals berühmten Mannheimer Hofkappelle die Oboe. Beethoven wollte ihn und seine Bläserkollegen wohl ein bisschen ärgern, folgender Bericht ist überliefert:

„Im letzten Allegro ist einige Mal ein Halt ehe das Thema wieder anfängt; bei einem derselben fing Beethoven auf einmal an zu phantasiren, nahm das Rondo als Thema und unterhielt sich und die andern eine geraume Zeit, was jedoch bei den Begleitenden nicht der Fall war. Diese waren ungehalten und Herr Ramm sogar sehr aufgebracht. Wirklich sah es posirlich aus, wenn diese Herren, die jeden Augenblick warteten, dass wieder angefangen werde, die Instrumente unaufhörlich an den Mund setzten und dann ganz ruhig wieder abnahmen. Endlich war Beethoven befriedigt und fiel wieder in’s Rondo ein. Die ganze Gesellschaft war entzückt.“

@mick: Du bist mal wieder an der Reihe mit einem neuen Rätsel.
 
Gesucht wird ein groß besetztes Kammermusikwerk – so groß und kompliziert, dass es einen Dirigenten benötigt.

Das Werk wurde mehrfach bearbeitet: Zunächst vom Komponisten selbst für Klavier zu vier Händen, später auch für großes Orchester.

Dann von einem berühmten Schüler des Komponisten für zwei Klaviere.

Schließlich arrangierte ein weiterer bedeutender Schüler des Komponisten zwei Klavierquintette – eines für eine gemischte Bläser- / Streicherbesetzung und eines für Klavier und Streichquartett.

Wer war der Komponist, welchen Titel hat das Werk, welche Schüler des Komponisten haben das Stück bearbeitet?

LG, Mick
 
Wer war der Komponist, welchen Titel hat das Werk, welche Schüler des Komponisten haben das Stück bearbeitet?
Vermutlich Arnold Schönbergs 1. Kammersinfonie op. 9, von der Alban Berg eine zweiklavierige Fassung erstellt hat; dann hat Anton Webern das Stück in Quintettfassung übertragen, bevor der Komponist selbst eine großorchestrale Variante anfertigen sollte.

LG von Rheinkultur
 
Vermutlich Arnold Schönbergs 1. Kammersinfonie op. 9, von der Alban Berg eine zweiklavierige Fassung erstellt hat; dann hat Anton Webern das Stück in Quintettfassung übertragen, bevor der Komponist selbst eine großorchestrale Variante anfertigen sollte.

Genau so ist es!

Hier das Original:



Die Fassung für großes Orchester:



Für Quintett:



Und für zwei Klaviere:





Damit darf @Rheinkultur die nächste Aufgabe stellen!

LG, Mick
 
Damit darf @Rheinkultur die nächste Aufgabe stellen!
Das tut er gerne, verabschiedet sich aber zwischenzeitlich zu Proben mit drei Männerchören, die nur ungern ohne ihren Dirigenten proben möchten.

Daher auf die Schnelle folgendes Rätsel, das das Bearbeitungschaos rund um Schönbergs Opus Neun locker toppt. Ich suche nämlich einen Klavierzyklus, dessen Teile an unterschiedlichsten Stellen des Lebenswerks seines Urhebers wieder auftauchen - und zwar in praktisch allen denkbaren Gattungen und Formen jeweils in Einzelsätzen, die auch noch unterschiedlichen Widmungsträgern zugedacht sind. Der auch von fremder Hand bearbeitete Schlußsatz ist wohl der bekannteste - er sollte zum Requiem jenes Dirigenten werden, der kurz zuvor noch die Uraufführung der Orchesterfassung geleitet hatte. Wer komponierte den gesuchten Zyklus und wie ist dieser betitelt?

LG von Rheinkultur
 
Der auch von fremder Hand bearbeitete Schlußsatz ist wohl der bekannteste - er sollte zum Requiem jenes Dirigenten werden, der kurz zuvor noch die Uraufführung der Orchesterfassung geleitet hatte.
Noch keine Vorschläge?

Die "fremde Hand" gehörte übrigens einer der Personen, die im vorigen Rätsel namentlich genannt wurden. Es blieb nicht die einzige... .

LG von Rheinkultur
 

Die "fremde Hand" gehörte übrigens einer der Personen, die im vorigen Rätsel namentlich genannt wurden.
Vielleicht hat jemand eine Idee, wenn ich meine Frage etwas weiter präzisiere.

Zum weiteren Bekanntenkreis der im vorletzten Rätsel erwähnten Komponisten und Bearbeiter gehörte ein Komponist, der sich nicht nur als solcher und als Dirigent einen Namen machte, sondern in seiner langjährigen Lehrtätigkeit mehrere deutsche Komponisten-Generationen ausbildete. Dieser Komponist schrieb ebenfalls einen Klavierzyklus gleichen Namens (der eher nach einer literarischen als einer musikalischen Gattung klingt) und mit derselben Anzahl von Sätzen, die allerdings nicht eine solche "Eigendynamik" entwickeln sollten wie die im gesuchten Opus des "Vorgängers". Dessen zweiter Satz ist seinem weltberühmt gewordenen Schüler gewidmet, der sich besonders intensiv für das Klavierwerk seines Mentors einsetzte und auch den erwähnten Satz auf Schallplatte einspielte.

LG von Rheinkultur
 
In der Liste darf aber Eduard Steuermanns Bearbeitung für Klavier solo nicht fehlen:
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In der Liste darf aber Eduard Steuermanns Bearbeitung für Klavier solo nicht fehlen
Von dieser Transkription wusste ich auch noch nichts. Dass Steuermann etliche Werke von Schönberg (vielfach als erster Interpret überhaupt) eingespielt hat und das in höchster Qualität - das ist inzwischen im Netz gut dokumentiert. Oftmals agierte er an der Seite von Rudolf Kolisch, der auch eine vom Komponisten autorisierte Ersteinspielung seiner Streichquartette auf den Weg brachte, zum Beispiel hier:



Schön wäre es allerdings auch, wenn das aktuelle Rätsel zur Auflösung gelangen könnte. Kurz nach der Komposition und Premiere des im Video vorgestellten Stücks schrieb ein deutscher Komponist den erwähnten Klavierzyklus mit gleichem Titel und identischer Satz-Anzahl. Dieser Komponist kannte zwar Schönberg persönlich, nicht mehr allerdings den gesuchten Autor des "Vorläufers". Mit dem Werktitel verbindet man thematisch das Genre "Trauermusik", das es unter vielen ähnlich gearteten Überschriften aus der Feder von Britten, Strawinsky, Hindemith und anderen gibt.

LG von Rheinkultur
 
Das Vorläuferwerk könnten Busonis 7 Elegien von 1908 sein, das neuere Werk die 7 Elegien von Wolfgang Fortner aus dem Jahr 1951.

LG, Mick
 
Das Vorläuferwerk könnten Busonis 7 Elegien von 1908 sein, das neuere Werk die 7 Elegien von Wolfgang Fortner aus dem Jahr 1951.
Nach dem Mittagessen habe ich mit Freude zur Kenntnis genommen, dass mick mich mit der richtigen Antwort erlöst hat. Danke!

Alles richtig, der zu den Mitbegründern der Darmstädter Ferienkurse gehörende Komponist, Dirigent und Hochschullehrer Wolfgang Fortner (bei dem Henze, Kelemen, Zender, B.A. Zimmermann, Rihm und viele andere studiert haben) hat diese sieben Elegien im Gegensatz zu Busoni von Anfang an als Zyklus konzipiert.

Gesucht waren allerdings diese Stücke:



Die Sätze finden sich vielfach als Teil anderer Werke wieder, unter anderem der vierte als Abschnitt in der Oper "Turandot", die allerdings nicht die Popularität der gleichnamigen Puccini-Oper erlangen sollte. Den zweiten Satz gibt es sowohl in der originalen Einspielung durch den Widmungsträger als auch als Fragment aus dem Klavierkonzert, in dem einem diese Elegie wieder begegnet:





Der später dazu gekommene Schlußsatz hat als Orchesterwerk einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht, nachdem Gustav Mahler wenige Tage vor seinem Tod die Uraufführung dirigiert hat:



Der Kreis schließt sich mit der Tatsache, dass Arnold Schönberg von der Komposition seines Vorgängers an der Berliner Musikhochschule eine Kammerfassung erstellt hat, die ebenfalls gelegentlich aufgeführt wird. Ein Zeitdokument aus der unmittelbaren Nachkriegszeit an der vormaligen Wirkungsstätte von Komponist und Bearbeiter:



Mick, machst Du weiter?

LG von Rheinkultur
 
Bleiben wir noch mal bei dem schönen Thema Bearbeitungen:

Gesucht wird ein mehrsätziges Werk, das ursprünglich für ein Streichinstrument geschrieben wurde. Der Komponist selbst hat die Musik des ersten Satzes für ein solistisches Tasteninstrument und Orchester bearbeitet und dann mehrfach verwendet. Diese Bearbeitung des Komponisten war dann Grundlage für (mindestens) zwei Klaviertranskriptionen - eine davon durch einen berühmten französischen Pianisten und Komponisten, die zweite (spätere )durch einen deutschen Kollegen. Aber damit nicht genug: Ein russischer Kollege hat sich dem Original des ursprünglichen Werkes angenommen und einige Sätze daraus für Klavier transkribiert. Und damit unsere Kirchenmusiker nicht zu kurz kommen, gibt es auch noch eine Orgeltranskription eines französischen Spätromantikers.

Interessant ist vielleicht noch, dass das ursprüngliche Werk des Komponisten und seine eigene Bearbeitung in unterschiedlichen Tonarten stehen. Dasselbe gilt auch für die späteren Adaptionen.

Wer kann das Durcheinander dieser Bearbeitungsorgie entwirren?

Ich hoffe, die Lösung trifft diesmal etwas zügiger ein als bei Rheinkulturs Rätsel - ich muss nämlich um 18:00 Uhr zu einem Vorspielabend aufbrechen, anschließend ausgiebig feiern (morgen ist letzter Schultag vor den Ferien, da läuft eh nichts mehr) und morgen nach der Schule nach Würzburg zu einem Polterabend fahren. Samstag mache ich noch Musik auf der zugehörigen Hochzeit und ab Sonntag bin ich in Südtirol im Skiurlaub. Man kommt aus diesem Feierstress einfach nicht heraus! :-D

LG, Mick
 
Das riecht nach BWV 1006. Ich kenne bloß die französischen und russischen Bearbeitungen nicht.

Edit: Rachmaninoff hat es verwendet. Das muß es sein!

Ich kenne:
BWV 1006 für Violine solo, E-dur
BWV 1006a für Laute, E-dur (übrigens in E-dur praktisch unspielbar, die meisten spielen es in F-Dur)

Eingangssatz BWV 29 für Orgel und Orchester, D-dur
 
Zuletzt bearbeitet:
Marcel Dupre hat BWV 29 bearbeitet, damit hätten wir die Orgel.

Dito Saint Saens und Wilhelm Kempff.

Damit müßten wir durch sein, oder?
 

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