Zum Tod von Maurizio Pollini

Pianojayjay

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Soeben wurde gemeldet, dass Maurizio Pollini im Alter von 82 Jahren verstorben ist,.. möge er in Frieden ruhen, er war ja bereits sehr angeschlagen... ein Idol meiner Jugend, ich hatte sein Poster in meinem Zimmer hängen, habe unzählige Konzerte besucht, als ich noch ein Schüler war wurde extra das eigentlich geplante Schulkonzert verlegt, damit ich gehen konnte.... ein großer Verlust!
 
Ein ganz großer Künstler, der für mich die perfekte Balance zwischen Leidenschaft und Contenance verkörpert hat.

Durch ein Konzert von Pollini irgendwann in den späten Neunzigern habe ich Salvatore Sciarrino kennengelernt, dessen 5. Klaviersonate er damals gespielt hat. Ein unvergessliches Erlebnis.
 
Im Winter 2015 habe ich ihn in der Kölner Philharmonie erlebt. In der zweiten Konzerthälfte hat er Chopins Préludes op. 28 gespielt. Es war hinreißend und die Zugabe auch, das Nocturne op. 27 Nr. 2.

Durch ein Konzert von Pollini irgendwann in den späten Neunzigern habe ich Salvatore Sciarrino kennengelernt, dessen 5. Klaviersonate er damals gespielt hat.

Salvatore Sciarrino war mir bisher nicht bekannt und das Aussehen des Notentextes hat meine Stirn in Falten gelegt (auch wegen der fehlenden Taktstriche). Dann habe ich hier gelesen, dass Sciarrino diese Sonate Pollini gewidmet hat.
 
Ein langes, erfülltes Pianistenleben, ein Mensch, der auch vor unbequemen Entscheidungen (musikalisch wie politisch) nicht zurückschreckte. Für Sentimentalitäten hatte er nichts übrig. Er kann durchaus als Vorbild dienen. Aber ob ihm Krokodilstränen gefallen würden? In dem Sinne R.I.P.
 
Im Winter 2015 habe ich ihn in der Kölner Philharmonie erlebt. In der zweiten Konzerthälfte hat er Chopins Préludes op. 28 gespielt. Es war hinreißend und die Zugabe auch, das Nocturne op. 27 Nr. 2.



Salvatore Sciarrino war mir bisher nicht bekannt und das Aussehen des Notentextes hat meine Stirn in Falten gelegt (auch wegen der fehlenden Taktstriche). Dann habe ich hier gelesen, dass Sciarrino diese Sonate Pollini gewidmet hat.
Hallo Marlene , war ich damals bei dem Konzert von Pollini auch dabei ? . Ich weiss das nicht mehr. Ich weiss nur ,dass ich ihn einmal erlebt habe in der Philharmonie .
 
Boh , das weißt Du noch ! Toll!. Danke Dir mein liebes Marlenchen . Ich wünsche Dir noch ein schönes Wochenende :kuscheln: :herz:
 
Ich hatte leider nie Gelegenheit, ihn im Konzert zu erleben, doch neben seinen Chopin-Einspielungen sind mir vor allem seine Schubert-Aufnahmen im Gedächtnis geblieben, die ich mir eine Zeit lang wieder und wieder angehört habe - zumindest ein kleiner Ausschnitt seines musikalischen Schaffens. Er scheint aber auch (ähnlich wie heutzutage Igor Levit) politisch deutliche Positionen vertreten zu haben.
Möge er in Frieden ruhen.
 

Witzig ... die Zugriffs-Statistik auf den Wikipedia-Artikel über Pollini. Sonst täglich zwischen 15 und 45 Zugriffe, der Median 28, hingegen gestern, als die Nachricht herumkam, über 7.700 Zugriffe.

Ein Fan Pollinis war Lotusblume. Bei einem Besuch hier benannte sie, dass Bekannte in Hamburg für jedes Konzert Pollinis Karten kauften, egal was auf dem Programm stand - sie waren spitz auf seine Standard-Zugabe, derdiedas Nocturne (m/w/d) op 27 #2.
Auf YouTube ist leider nur eine zwar formal perfekte, aber irgendiwe etwas "hingehuschte" Version zu haben, die mich so anmutet, als sei der Maestro von den immergleichen Erwartungen seiner riesigen Horde Fans schon ein bisschen angenervt. A la "Schnell durch" - und dann endlich Feierabend ...

Pollini war einer der wenigen, den du nur auf die Bühne bekamst, wenn er mit seinem eigenen Klavier auftreten konnte - einen Steinway D, der in Hamburg gefertigt wurde, der dort wohl schon im Auswahlsaal eine außergewöhnlich feine "Wuchtbrumme" war, und dann vom italienischen Generalimporteur Fabbrini für ihn noch eigens modifiziert, intoniert etc. wurde.
Man raunt, dass dieser Flügel zu den zehn weltweit besten Klavieren zählen könne. Vielleicht ist es der klangschönste moderne Flügel überhaupt.
(Immer auch eine weitenteils subjektive Sache. Matter of taste.)
Er steckt nun im Erbe Pollinis. Bin gespannt, ob eine Info herumkommt, wer den Pollini-Flügel weiter nutzen wird.
Zu fürchten ist, dass er verkauft wird und bei irgendeinem unbekannten reichen Menschen in einer Sammlung, im Tresor, oder zum Protzen ungespielt, ungehört im Wohnzimmer fortan zu stehen kommt.

Friede seiner Seele.

= = =

Schreibe das nur, weil die 27-2 mein "allerbestes", längstes, heikelstes, liebstes, auch verfluchtes, weil immer noch lange nicht fertiges Stück ist. Das ich zu erlernen begann, als ich mir nach Ende meiner Berufstätigkeit ein paar neue Ziele suchte, über-ambitioniert, weit über das mir ausbildungshalber "verstattete" Niveau hinaus.

Und Maurizio Pollini irgendwann als den Meister dessen erkannte, was ich am Klavier anstrebe.
 
Im Winter 2015 habe ich ihn in der Kölner Philharmonie erlebt. In der zweiten Konzerthälfte hat er Chopins Préludes op. 28 gespielt. Es war hinreißend und die Zugabe auch, das Nocturne op. 27 Nr. 2.
Auch ich war in diesem Konzert. Es war am 19.2.2015. Das Konzert hat mich ebenfalls tief beeindruckt.
Pollini hatte dieses Filigrane.
Ach, das ist eine traurige Nachricht.
 
Zuletzt bearbeitet:

Nicht ganz, es war am Abend zuvor. Aber das ändert nichts daran, dass er uns sehr berührt und tief beeindruckt hat. Nach diesem Erlebnis wollten wir uns nicht einfach in die Bahn oder ins Auto setzen. Bei einem Umtrunk haben wir uns anschließend noch über unsere Eindrücke ausgetauscht.

Im Magazin der Philharmonie kann man auf Seite 11 u.a. das lesen:

"Man wird sich vielleicht einmal wundern über diesen Signore Pollini. Über sein unfassbares Können sowieso, und das auch schon heute. Aber in einigen Jahren wohl auch über den Verlauf dieser einzigartigen Karriere".
 
Ach komisch. Ich habe ein Foto gefunden mit ihm und mir, da signiert er seine Cd für mich, und es war datiert auf den 19.2.2015
Wir waren jedenfalls alle da und ich bin auch sehr dankbar ihn dort erlebt zu haben.
 
Als ich ein Kind war, hat mein geliebter Patenonkel, der selber ein wenig Klavier spielte, mir immer Noten mitgebracht. Eines Tages schenkte er mir einen Band mit sämtlichen Etüden von Frederic Chopin, und er spielte mir daraus sogleich die erste Etüde vor.
Mein Onkel hatte keinerlei Klaviertechnik, daher gab es sehr viele falsche Noten, und das ganze Stück dauerte in des Onkels "Interpretation" rund 10 Minuten. Ich saß brav daneben, sagte nichts, dachte aber: Mein Gott, ist das eine langweilige Musik.....
Zufällig nur wenige Tage später drehte ich das Radio an und hörte, wie der Radiosprecher ankündigte: "Zum Abschluss der Sendung hören Sie noch von Frederic Chopin die Etüde in C-Dur, op.10 Nr.1 in der Interpretation von Maurizio Pollini".
Ich war in eine Begeisterung versetzt, die an Wahnsinn grenzte. Ich werde dieses Radioerlebnis NIE vergessen. Was für ein GRANDIOSER Pianist (und was für eine herrliche Musik plötzlich.....!)
Zum Geburtstag, zu Weihnachten: ich wünschte mir peu a peu alle Schallplatten von Maurizio Pollini (so hörte ich schon als Kind Schönberg, auch Nono). Pollini war mein Idol, ja geradezu mein Klavier-Gott. (Und der bislang freundliche Respekt vor dem Können des Onkels bekam einen furchtbaren Riss).
 
Vorhin habe ich nachgeschaut, ob er vielleicht an beiden Tagen aufgetreten ist. Das war nicht der Fall, aber zu diesem Klavierabend habe ich noch das gefunden:

Vielen Dank für diesen Artikel!
Jetzt kommt noch mehr Erinnerung an diesen Abend zurück.
(Mein Fotoapparat hat einfach falsch datiert-da hatte ich noch kein Smartphone. Kaum vorstellbar, aber irgendwie auch schön, ohne dieses Gerät gewesen zu sein).
 

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