Zukünftiger Anfänger braucht Hilfe Teil 2

Hach, ich liebe diese Ich-Botschaften. :-D
Bei deinem Beruf ist das anders: du bist nicht lehrend unterwegs und bei dir reicht es, wenn du gut Dachdecken kannst.
Ich will das jetzt nicht weiter ausdiskutieren aber ich empfinde diesen Satz in mehrerer Hinsicht so falsch.
Außerdem kann man ziemlich schnell merken, ob der Dachdecker gute Arbeit leistet (hoffe ich jedenfalls)
Ich befürchte Du hoffst falsch.
Die wenigsten können nachvollziehen warum ein Handwerker was macht und was nicht macht. Selbst ich kann selten nachvollziehen, was der Elektriker oder der Rohrleger da gerade warum fabriziert, obwohl ich ständig mit denen zusammenarbeite. Interessierte fragen ab und an nach und man kann bissel was erklären, so wie Pianisten mitunter im Dialog mit einem Klaviertechniker sind. Aber vernünftige Beurteilung erfolgt daraus noch lange nicht.

Es ist doch so: Den Eindruck, ob jemand gut oder schlecht ist, bekommt man kurzfristig doch nicht über seine Arbeit oder Diplome sondern über sein Auftreten und die eigene Zufriedenheit, deren Rezept ganz individuelle Zutaten sind. Langfristig, also erst nach Jahren, kann man diesen ersten Eindruck überhaupt bewerten. Du wirst mir sicher zustimmen dass es ausreichend Handwerker, Ärzte, Klavierbauer und Klavierlehrer gibt, die trotz Qualifikationsnachweis zum Wegrennen sind. Qualifikationsnachweis ist für diverse Berufe richtig und wichtig, aber doch nicht für den Kunden*. Für den ist nur wichtig, wie derjenige sein Wissen (was oft nur zu einem geringen Teil aus Qualifikation besteht) in die Praxis umsetzt.

*) Nur mal wenige Beispiele: Handwerksrolle, Kettensägenschein, Winkelschleiferschein, FISAT-Schein, Transport..., Brandschutz...blabla... Würdest Du Dich ernsthaft freuen, wenn Du Dachdecker wärst und ein Kunde Dich nach diesen ganzen nötigen Qualifikationsnachweisen fragen würde? Oder hast Du schon mal einen Arzt gefragt: "Hamse das überhaupt studiert?"
 
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"Musikalische Früherziehung" ist überhaupt nicht "nötig".

Das ist lediglich a) durch den Großgruppenunterricht eine lukrative Einnahmequelle für Musikschulen, b) eine Möglichkeit für Mütter, das Gefühl zu haben, sie würden unheimlich was für ihren Nachwuchs tun.

Bringen tut der Kram nix, ist reine Geldverschwendung.

Da muss ich heftig wiedersprechen. Natürlich gibt es qualitativ große Unterschiede. Ich war ein halbes Jahr mit meiner 2-jährigen Enkelin in einem Gesangsverein in einem von einer Sängerin geleiteten Kurs mit 5 Kindern und Müttern, Väter und mir. Ihr Kurs lief relativ gleichförmig ab, wir sangen viel und haben mit verschiedenen Klanginstrumenten gespielt.

Inzwischen bin ich in einem Kurs, der von einer studierten Fagotspielerin geleitet wird. Normalerweise können bis 8 Kinder in diesen Kurs kommen, momentan sind es 4 Kinder plus Begleitperson. Sie legt viel mehr Wert auf Rhythmusspiele und erklört jedes neue Instrument. Die Kinder gehen alle begeistert dorthin, ich glaube nicht, dass dieser Kurs Geldverschwendung ist.
Selbstverständlich soll man auch an anderen Tagen mit den Kindern singen (was ich auch gerne mit meiner Enkelin tue), aber durch den Kurs bekommt man viele Anregungen.
 
@Peter
Ich verstehe, dass Du Dich wehren zu müssen glaubst.

Trotzdem ist es mir bei der Beauftragung wichtig, dass Qualifikationen vorliegen.

Auch wenn “Qualifizierte“ mitunter hinter den Erwartungen zurück bleiben. Gegenüber “Unqualifizierten“ hege ich gar keine Erwartung. Unqualifiziert bin ich selbst. :001:
 
Es ist doch wie mit Quereinsteigern in der Schule: Ebenso gilt für Instrumentallehrer: Manche können gut unterrichten, andere nicht. Manche haben von Natur aus die richtige Erkenntnisfähigkeit, das richtige Gespür für passende Methoden, das richtige Maß an Selbstreflexion, andere nicht. Hinzu kommen Neugier, der Wille sich ständig weiterzubilden, der Austausch mit Kollegen, das Lesen von Fachliteratur usw.

Es gibt zu dieser Frage keine pauschalen Antworten, sondern es hängt immer von der einzelnen Lehrperson ab. Ein Professor hat mal (sinngemäß) gesagt: „Bescheinigungen schaden nicht, aber sie sind keine Garantie dafür, dass wirkliche Qualifikation entsteht. Die eigentliche Arbeit kommt erst nach dem Studium.“ Lebenslanges Lernen, auch und gerade als Lehrer, ist viel wichtiger. Und im Zweifel würde ich mich eher für den oberflächlich betrachtet Geringqualifizierteren mit den oben genannten starken Entwicklungseigenschaften entscheiden als für denjenigen mit Studienabschluss, der aber danach stehen geblieben ist.

Ich möchte damit keineswegs Studienabschlüsse und ihre Wichtigkeit abwerten. Wie gesagt, es hängt immer vom Einzelfall ab.
 
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Und im Zweifel würde ich mich eher für den oberflächlich betrachtet Geringqualifizierteren mit den oben genannten starken Entwicklungseigenschaften entscheiden als für denjenigen mit Studienabschluss, der aber danach stehen geblieben ist.

Kannst Du aber nicht beurteilen bei jemandem, der Dir völlig fremd ist. (<= darum geht´s doch - als Kriterium, wenn man sonst keine hat!)

Den Peter würde ich selbstverständlich engagieren. Aber er wäre kein Unbekannter. Es gäbe Kriterien, die durchaus gewichtiger sind als ein Abschluss.

Ein Abschluss ist wichtig für Fälle, wo GAR KEINE Kriterien bekannt sind. Wenn ich von zwei alternativen Fremden absolut nix weiß, aber einer von beiden kann eine Qualifikation vorlegen, dann weiß ich wenigstens ETWAS von ihm, nämlich dass er irgendwann einen Leistungsnachweis erbracht hat.
 
Ein Abschluss ist wichtig für Fälle, wo GAR KEINE Kriterien bekannt sind. Wenn ich von zwei alternativen Fremden absolut nix weiß, aber einer von beiden kann eine Qualifikation vorlegen, dann weiß ich wenigstens ETWAS von ihm, nämlich dass er irgendwann einen Leistungsnachweis erbracht hat.
Richtig. Deshalb geht es ja auch immer um die Betrachtung der einzelnen Situation. Und daran sieht man eben auch, wie wichtig ein Ruf und Empfehlungen Dritter (die berühmte Mund-zu-Mund-Propaganda) sind. (Wobei dies tatsächlich schon weitere Kriterien sind)
 
Ich verstehe, dass Du Dich wehren zu müssen glaubst.
Hehe, nee muss ich nicht. :-)
In 25 Jahren hat mich, Behörden mal ausgenommen, noch kein Kunde (öffentliche Aufträge mal ausgenommen, aber da auch nur auf dem Papier) nach irgendwelchen Nachweisen gefragt.
Es geht mir nicht um Wehr sondern darum, mit welchem Kriterium man eine Auswahl trifft. Und da ist meiner Meinung nach ein Nachweis das Unwichtigste. Unzählige studierte KKL bestätigen das doch nur.

Den Peter würde ich selbstverständlich engagieren. Aber er wäre kein Unbekannter.
Ach so? Was weißte denn über mich? Kennst Du auch nur einen Kunden oder eine Referenz von mir? Habe ich den Meister? Oder bin ich nur Geselle? Oder gar nix von Beidem?
Merkste was? ;-)

nämlich dass er irgendwann einen Leistungsnachweis erbracht hat.
Das nutzt Dir halt nur nix. Ich könnte Dir Beispiele von Meistern nennen, die noch nie einen Lötkolben angefasst haben und deren Arbeit so zum Weglaufen ist, dass das schon an Betrug grenzt. Umgekehrt gibt es "Ungelernte", bei denen sich selbst Meister Rat einholen.
Du weiß halt nie, wie jemand zu seinem Schein gekommen ist.

Und jetzt mal zum Thema: Wie wählt man denn wirklich einen KL aus?
Man geht hin, stellt sich vor, der KL stellt sich vor, nach ner Stunde hat man haufenweise erste Eindrücke über den Lehrer und sein Konzept gesammelt, die zum Auswahlkriterium werden. Über den Diplomnachweis denkt doch da kein einziger Schüler nach. Im Leben nicht! Kann ich mir zumindest nicht vorstellen.
 
Hehe, nee muss
Und jetzt mal zum Thema: Wie wählt man denn wirklich einen KL aus?
Man geht hin, stellt sich vor, der KL stellt sich vor, nach ner Stunde hat man haufenweise erste Eindrücke über den Lehrer und sein Konzept gesammelt, die zum Auswahlkriterium werden. Über den Diplomnachweis denkt doch da kein einziger Schüler nach. Im Leben nicht! Kann ich mir zumindest nicht vorstellen.

Ich bin also ein Exot :005:. Als ich auf der Suche nach einem Klavierlehrer war, habe ich sehr wohl auf die Qualifikation geschaut (War auch nicht schwer zu finden. Sie stand jeweils auf der Webseite.)

Schritt zwei war die Probestunde. Da ist der erste Klavierlehrer bei mir glatt durchgefallen. Das was ich mir unter Unterricht vorstelle und das was er sich darunter vorstellte gingen weit auseinander. Ich möchte Klavier spielen lernen und nicht zum Walzenklavier mutieren.

Also ging das Spiel von vorne los. Und wieder hatte ich als ersten Anhaltspunkt nur die Qualifikation von Lehrer und Musikschule. Dieses Mal war deckten sich meine Vorstellungen mit denen der Klavierlehrerin.

Ergebnis: Eine Qualifikation des Klavierlehrers schützt nicht vor einem Reinfall, erhöht aber sehr wahrscheinlich die Erfolgsaussichten einen guten Klavierlehrer zu finden.
 
Eine Qualifikation des Klavierlehrers schützt nicht vor einem Reinfall, erhöht aber sehr wahrscheinlich die Erfolgsaussichten einen guten Klavierlehrer zu finden.
Unbedingt und nicht nur das. Eine Qualifikation ist Grundvoraussetzung, so was überhaupt professionell anzubieten. Ob und wie diese Qualifikation nun auf einem Papier nachgewiesen wird nutzt einem in der Bewertung nur nichts, wie Dein Beispiel ja deutlich zeigt.
Mit Sicherheit gibt es sehr gute KLs, die Ihr Diplom aus gutem Grund weder an die Wand hängen noch eine Webseite haben oder das Diplom dort nicht erwähnen. Die fallen bei Dir schon mal alle von vornherein durch wegen etwas, was für Dich am Ende gar nicht wichtig ist.
Oder anders: Wenn Du zu nem fremden Bäcker gehst und Dir dort Schrippen kaufst dann vertraust Du darauf, dass er weiß, wie man die Dinger macht. Du fragst nicht nach nem Meisterbrief. Wenn die Schrippen Mist sind, kaufste dort nicht wieder. Warum vertraut man ausgerechnet bei einem KL nicht auch erst mal darauf, dass er von dem, wofür er Geld nimmt, Ahnung hat?
 
Warum vertraut man ausgerechnet bei einem KL nicht auch erst mal darauf, dass er von dem, wofür er Geld nimmt, Ahnung hat?

Weil Klavierlehrer keine geschützte Berufsbezeichnung ist und sich wirklich jeder so nennen darf. Selbst beim Bäcker ist das nicht erlaubt, da es ein Ausbildungsberuf ist.

Als echter Anfänger kann ich überprüfen, ob meine Vorstellung von den Unterrichtsinhalten mit denen des Lehrers überein stimmt. Zu dem, was ich am Klavier zu tun und zu lassen habe, kann ich nichts sagen - ich bin ja Anfänger und habe das Wissen nicht.

Wenn der Klavierlehrer Musikpädagoge ist oder Klavier im Haupt- oder Nebenfach studiert hat (Pianist), kann ich davon ausgehen, das er zumindest weiß wovon er spricht. Ob es bei Klavierlehrern so etwas wie einen zweiten Bildungsweg gibt, kann ich nicht sagen. Bei jemanden der "nur", so wie ich jetzt, eine Musikschule besucht hat und nun ohne Ausbildung Unterricht gibt, hätte ich Bedenken.
 

Bei jemanden der "nur", so wie ich jetzt, eine Musikschule besucht hat und nun ohne Ausbildung Unterricht gibt, hätte ich Bedenken.
Die auch völlig berechtigt sind.

„Dipl.-Klavierlehrer“ ist aber schon eine geschützte Berufsbezeichnung.

Es gibt genau die gleiche Diskussion übrigens auch im Bereich des Klavierbaus. Da sind teilweise sehr gute Handwerker ohne Gesellen- oder Meisterprüfung unterwegs. Manche haben sich einen guten Ruf aufgebaut, der die Notwendigkeit einer Gesellen- oder Meisterprüfung ersetzt.
 
:konfus: Ich habe kein gutes Gefühl dabei, wenn das Panegyrikon der Ungelernten angestimmt wird... Es kommt so rüber, als gebe es keinen vernünftigen Grund, auf Qualifikationen zu achten.


Ich habe schon mal recht ordentlich Pflastersteine verlegt. Also ... mir hat´s jedenfalls gefallen, und seinen Zweck hat´s erfüllt. Vielleicht sollte ich meine Dienste als GaLa-Bauer anbieten? :denken: Wenn mich ein potenzieller Kunde fragen sollte "Haben Sie eine Qualifikation?" könnte ich antworten "Und wie! Sogar promoviert!" :021::021:
 
:konfus: Ich habe kein gutes Gefühl dabei, wenn das Panegyrikon der Ungelernten angestimmt wird... Es kommt so rüber, als gebe es keinen vernünftigen Grund, auf Qualifikationen zu achten.
Das behauptet doch keiner. Aber es gibt eben auch noch andere Wege sich zu qualifizieren bzw. sich als Gelernter zu disqualifizieren. Das ist die Dynamik des Lebens selbst.
 
Es kommt so rüber, als gebe es keinen vernünftigen Grund, auf Qualifikationen zu achten
Richtig: Aus Kundensicht meiner Meinung nach nicht!
Für geschützte Berufe* achten mehr als nur eine Behörde da drauf, ständig, immer zu, permanent, voll nervig, mit viel zu viel Papierbergen (wenn ich ein öffentliches LV ausfülle muss ich neben 1000 anderen überflüssigen Sachen auch noch ein polizeiliches Führungszeugnis beilegen....). Und wenn ich so einen Auftrag bekomme, achten wieder andere Behörden und Gutachter vor Ort wiederholt darauf, dass ich auch meiner Qualifikation entsprechend handel.
Da muss der Kunde nicht auch noch drauf achten, zu mal es für ihn völlig unwichtig ist. Dem Kunden kann ich was vom Storch erzählen, wenn ich will.
Und für nicht geschützte Berufe braucht man erst Recht nicht drauf achten. Vertrauensvorschuss muss man eh immer geben. Ein Q-Nachweis ist (für mich!...ich übe mich in Ich-Aussagen :-D) ein denkbar schlechter Grund dafür. Da finde ich z.B. die ersten 5 Minuten der persönlichen Begegnung viel gewichtiger.

*) was da schützenswert ist und was nicht ist noch mal ne ganz andere Baustelle. DE ist da so was von gestern und gerade dabei zu beschließen, von vorgestern sein zu wollen...
 
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Die auch völlig berechtigt sind.

„Dipl.-Klavierlehrer“ ist aber schon eine geschützte Berufsbezeichnung.

Stimmt, und Diplome erwirbt man an einer Uni oder FH. Diese Berufsbezeichnung ist in meiner Gegend nIcht verbreitet.

Ganz pragmatisch, bin ich bei meiner Suche vorgegangen:

Schritt 1
Ich habe versucht alle Klavierlehrer in meinem Ort per Internet zu ermitteln, da ich niemand kannte, der mir eine Empfehlung geben konnte. Die Summe lag zwischen 30 und 40 Einzelpersonen und Schulen. Das waren eindeutig zu viele um überall eine Probestunde zu nehmen.

Schritt 2
Die Menge der Unterrichtsmöglichkeiten eingrenzen. Meine Kriterien waren: die Erreichbarkeit von meiner Wohnung. Zielgröße unter 30 Min. Fahrzeit für die einfache Strecke.

Die Menge reduzierte sich auf 10 - 15 .

Schritt 3
Spezialisierungen beachten. 2 Schulen hatten sich auf musikalische Früherziehung spezialisiert. Dafür ist es für mich zu spät.

Schritt 4
Was sagt die Webseite über die Lehrmethode aus? Was über die Qualifikation des oder der Lehrer. Kann ich über die unterrichtende Person etwas im Internet finden z. B. Auftritte ( Das war bei keinem der Fall). Natürlich interessierte mich auch der Preis der Stunde. Hier erlebte ich eine Überraschung, denn je geringer die angegebene formale Qualifikation war umso höher war der Preis der Stunde.

Schritt 5
Dort wo ich einen guten Eindruck hatte , habe ich eine Probestunde vereinbaren. Jeweils nur eine Schule bzw. Lehrer zur Zeit.
 
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