Hm, ich weiß ja nicht. Für mich klang das eher so, als wenn das P120 für ihn ganz ok war, aber das andere (T122) ihn dann doch ein wenig mehr angesprochen hätte. Und dann kam der Klavierlehrer.
Du hast damit auf jeden Fall einen Punkt. Tatsächlich habe ich mich von meinem KL nochmal vom P120 überzeugen lassen.
Für mich lief das so ab: Ich habe das erste Mal im Laden einmal das ganze Sortiment durchgespielt und beim P120 direkt den Wow-Effekt gespürt.
Wie gesagt, das klang für mich wie ein komplett rundes Studioklavier mit seinem vollen und kräftigen Klang und hatte gefühlt keine Schwächen, dafür aber im Umkehrschluss auch nicht einen allzu "besonderen" Charakter, den es ja doch bei manchen Klavieren gibt, der aber auch häufig mit anderen Defiziten einhergeht (ein leicht verstimmtes Bar-Klavier mit gelben Tasten hat auch viel Charakter und macht bestimmt richtig Laune beim Spielen, aber das will man vielleicht auch nicht als Hauptinstrument spielen^^).
Das T122 hatte ich ja auch mal in diesem Beitrag geteilt, das stand da in seiner völlig unkonventionellen Holz-Optik und hat dadurch natürlich auch meine Aufmerksamkeit stark auf sich gezogen. Der Verkäufer mochte das T122 auf jeden Fall auch sehr gerne und hat auch gesagt, dass er in seinen ersten Jahren bei Bechstein das P120 bevorzugt hat und jetzt irgendwie mehr auf das T122 steht.
Dieser Bias von ihm hat mich sicherlich auch ein wenig beeinflusst. Das T122 klang wirklich sehr klar und differenziert, sofort auch sehr melodisch und ausgewogen, das hat mir total zugesagt und dadurch das die Tasten relativ leicht gewichtet waren, war das Gefühl auch mehr wie auf meinem CLP-785 und dadurch natürlich erstmal etwas vertrauter. Nur manche Höhen haben für meinen Geschmack etwas zu stark im Ohr gelegen und der Bass war verhältnismäßig zurückhaltend, was sicherlich auch die Charakteristik des Klaviers ausgemacht hat und der Grund war, warum die Melodie so stark herausstechen konnte.
Das P120 musste man erstmal etwas mehr zu beherrschen lernen ganz zu Beginn, aber mir wurde dafür auch zunehmend klar, dass mir die Kontrolle der Dynamik schlussendlich auf dem P120 sogar deutlich besser gelungen ist, als ich es dann öfter bzw. mehr als nur für 5min angespielt hatte.
Ich war insgesamt bestimmt 5 Mal für mehrere Stunden bei Bechstein (teilweise ungelogen noch bis 22 Uhr, der Verkäufer hat für mich ordentlich Überstunden abgeleistet und hat mir noch alle anderen Klaviere und den Klavierbau im Allgemeinen erzählt) und habe diese beiden Instrumente gespielt. Letztendlich war es für mich einfach abhängig vom Stück, das man gerade spielt. Mal klang das eine besser, mal das andere.
Das habe ich dann auch auf meiner kleinen Klavier-Odyssee gelernt: Das "perfekte" Klavier gibt es für mich glaube ich tatsächlich nicht. Denn so schön beispielsweise ein weicher und warmer Klang für mich im ersten Moment bei einem langsamen und getragenen Stück ist, nervt er mich dann dennoch wieder, wenn ich mal ein schnelleres Stück spielen möchte und plötzlich nur noch ein Matsch aus Tönen in mein Ohr dringt.
Genauso anders herum fehlte mir dann wieder die Wärme und Intimität eines solchen Klaviers bei eher schärferen und klareren Klavieren.
Kann einen doch auch ganz gut um den Schlaf bringen.
Für mich war das P120 dann - neben der Empfehlung meines Lehrers - das beste aus allen Welten. Anschlag, Klang und Dynamik-Verhalten waren einfach alle zu meiner vollen Zufriedenheit erfüllt und das hatte kein anderes Instrument bis dato so vollumfänglich geschafft.
Ich bin mir zu 100% sicher, dass ich mit dem T122 auch glücklich geworden wäre, aber das wäre ich mit dem YUS1 am Ende sicherlich auch , weil all diese Instrumente auf einem klanglichen und spielerischen Level waren, das sich für mich irgendwie richtig angefühlt hat.
Es war hier eine Entscheidung auf einem sehr hohen Niveau und ich bin gerade wirklich froh, dass die Suche jetzt auch ein Ende gefunden hat.
Man kommt ja gar nicht mehr zum Üben bei all diesen Ausflügen in Klavierläden!
Das einzige was mir zu denken gibt: Die Produkte aus dem Hause Bechstein haben kein ordentliches Silent-Syste, zu bieten … und das war doch die ganze Zeit ein wesentlicher Bestandteil der Überlegungen.
Ja, das war auch eine schwere Entscheidung für mich.
Yamaha klingt im Silent-System einfach deutlich besser, wobei mir neben dem "Ballad-Grand" die anderen Samples eher mittelmäßig gefallen haben.
Hätte ja gereicht bzw. langfristig wären sicher auch VSTs möglich gewesen.
Ich habe dann aber mal wirklich in mich reingehört und musste feststellen, dass mir die W. Hoffmanns wegen ihrer Klaviatur und Klangfarbe einfach besser in den Fingern lagen. Das Yamaha fühlte ich einfach etwas "enger" an beim Greifen von Akkorden und beim Spiel zwischen den schwarzen Tasten. Nicht, dass ich da nicht hätte drin spielen können, es war einfach etwas unkomfortabler für mich.
Auch klanglich war das YUS wirklich stark in Ordnung, aber der Funke sprang im Nachhinein nicht ganz so stark über, wie bei den Hoffmanns.
Für mich bedeutet das jetzt zwar, dass ich immer zwei Instrumente brauche, aber ein ordentliches Stage-Piano wie das FP-90x wird reichen um nachts neue Passagen zu lernen und sobald man dann die Feinheiten reinbringen möchte, kann ich am nächsten Tag ja dann auch direkt wieder an das akustische Klavier ran.
Auch hier galt also wieder: Die eierlegend Wollmilchsau gibt es wahrscheinlich nicht für mich und irgendeinen Kompromiss musste ich machen, bei dem Preis habe ich mich dann entschieden mit dem akustischen Klavier zu gehen, was mir besser lag.
Ich finde es übrigens schön, dass ihr euch so um mich sorgt, ich wertschätze das wirklich!