Wie relevant sind technischer Anspruch/Virtuosität in JuMu?

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Maingold

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Vielleicht kann mit jemand in diesem deutschen Klavierforum weiterhelfen? Ja, ich möchte bei JuMu teilnehmen aus verschiedenen Gründen und finde das sinnvoll. Ich weiß natürlich, dass es auch Argumente dagegen gibt. Auch würde es natürlich schön finden, in die nächste Runde zu kommen.
Ich bin aber unsicher, was das Programm betrifft. Ich höre Unterschiedliches über die Anforderungen, die einen sagen, in den höheren Altersgruppen muss man zwingend Chopin/Liszt-Etüden spielen, um sich „durchzusetzen“ (wobei das ja nicht das vorrangige Prinzip von dieser Veranstaltung ist oder?). Die Ausschreibung sagt sowas wie „nur so leicht und schwer wie nötig“ oder so was alles und nichts heißt. Meine Klavierlehrerin (die ich seit 4 Monaten hab) meint auch, ohne das vorangestellte Grieg-Stück das Programm wohl zu wenig fordernd ist.

(ich möchte nicht erkannt werden und poste das Programm nicht detailliert)
Im Programm sind gerade
Grieg-Klavierstück (als technisch forderndes Werk, aber eher sperrig wie Regers frühe Klavierwerke als wirklich virtuos);
Beethoven-Sonatenallegro (kein Allerwelts-Werk wie 8, 14, 21, 26);
Brahms-Spätwerk (nein, nicht op. 118,2);
und eine erweitert tonale Fuge aus dem 20. Jh.

Ich habe aber Angst, dass irgendwas passiert (Hände zu kalt, Flügel schwerer als gewohnt) und ich das Grieg-Stück genau an dem Tag nicht einwandfrei spielen kann. Zwar hat meine Klavierlehrerin schon 2 Konzerte eingeplant (ich kann es auch an sich musikalisch überzeugend spielen), wo ich unter anderem dieses Stück spielen soll, aber da habe ich diesen Druck auch nicht, bloß keinen technischen Fehler zu machen.

Stattdessen überlege ich, aus Chopins op. 10 die 5. oder 8. zu spielen, weil diese viel besser von der Hand gehen (ich habe sie auch schon gespielt, wenn auch nicht konzertreif) und man sie auch gezielter üben und dann einfach abrufen kann. Meine Klavierlehrerin zeigte sich offen, aber ich muss mich auch langsam entscheiden. Lohnt es sich, das Grieg-Stück über Bord zu werfen und jetzt nochmal Zeit in eine andere Etüde zu investieren? (Vlt hat jmd noch andere Etüden-Vorschläge?)

Danke wenn sich jemand die Zeit genommen hat, es durchzulesen :)
 

Das technische und musikalische Niveau bei Jumu ist schon verdammt hoch, wenn man „weiterkommen“ will, egal in welcher Altersstufe. Aber ob man der Jury wirklich die x-te Version einer Chopin-Etüde zumuten will? Um Deine technische Souveränität unter Beweis zu stellen, gibt es für das 19. Jh. auch anderes. Ich schätze, von uns im Forum hat @mick den besten Literatur-Überblick, was sich lohnt.
 

Wenn du nicht verraten willst, in welcher AG du antrittst und um welche Stücke es sich genau handelt, kann die Antwort nur lauten: Vielleicht.
Das technische und musikalische Niveau bei Jumu ist schon verdammt hoch, wenn man „weiterkommen“ will, egal in welcher Altersstufe. Aber ob man der Jury wirklich die x-te Version einer Chopin-Etüde zumuten will? Um Deine technische Souveränität unter Beweis zu stellen, gibt es für das 19. Jh. auch anderes. Ich schätze, von uns im Forum hat @mick den besten Literatur-Überblick, was sich lohnt.

Danke dass ihr geantwortet habt und wäre es okay wenn ich das Programm privat schreibe, denn es wäre für mich schon wichtig anonym zu bleiben (vielleicht übertreibe ich auch)
 
vielleicht übertreibe ich auch

In der Tat.

Was soll denn schon passieren?
Es ist ein Musikwettbewerb.
Wenn man da gewinnen oder auch nur weiterkommen will, muss man besser sein als viele andere.
Wenn man sich nicht durchsetzt verliert man halt.
Ja und?
 
Vielleicht kann mit jemand in diesem deutschen Klavierforum weiterhelfen? Ja, ich möchte bei JuMu teilnehmen aus verschiedenen Gründen und finde das sinnvoll. Ich weiß natürlich, dass es auch Argumente dagegen gibt. Auch würde es natürlich schön finden, in die nächste Runde zu kommen.
Ich bin aber unsicher, was das Programm betrifft. Ich höre Unterschiedliches über die Anforderungen, die einen sagen, in den höheren Altersgruppen muss man zwingend Chopin/Liszt-Etüden spielen, um sich „durchzusetzen“ (wobei das ja nicht das vorrangige Prinzip von dieser Veranstaltung ist oder?). Die Ausschreibung sagt sowas wie „nur so leicht und schwer wie nötig“ oder so was alles und nichts heißt. Meine Klavierlehrerin (die ich seit 4 Monaten hab) meint auch, ohne das vorangestellte Grieg-Stück das Programm wohl zu wenig fordernd ist.

(ich möchte nicht erkannt werden und poste das Programm nicht detailliert)
Im Programm sind gerade
Grieg-Klavierstück (als technisch forderndes Werk, aber eher sperrig wie Regers frühe Klavierwerke als wirklich virtuos);
Beethoven-Sonatenallegro (kein Allerwelts-Werk wie 8, 14, 21, 26);
Brahms-Spätwerk (nein, nicht op. 118,2);
und eine erweitert tonale Fuge aus dem 20. Jh.

Ich habe aber Angst, dass irgendwas passiert (Hände zu kalt, Flügel schwerer als gewohnt) und ich das Grieg-Stück genau an dem Tag nicht einwandfrei spielen kann. Zwar hat meine Klavierlehrerin schon 2 Konzerte eingeplant (ich kann es auch an sich musikalisch überzeugend spielen), wo ich unter anderem dieses Stück spielen soll, aber da habe ich diesen Druck auch nicht, bloß keinen technischen Fehler zu machen.

Stattdessen überlege ich, aus Chopins op. 10 die 5. oder 8. zu spielen, weil diese viel besser von der Hand gehen (ich habe sie auch schon gespielt, wenn auch nicht konzertreif) und man sie auch gezielter üben und dann einfach abrufen kann. Meine Klavierlehrerin zeigte sich offen, aber ich muss mich auch langsam entscheiden. Lohnt es sich, das Grieg-Stück über Bord zu werfen und jetzt nochmal Zeit in eine andere Etüde zu investieren? (Vlt hat jmd noch andere Etüden-Vorschläge?)

Danke wenn sich jemand die Zeit genommen hat, es durchzulesen :)
Liebe(r) Maingold,

Ich schließe mich @mick an: mit so wenig Informationen ist es schwierig, dir weiterzuhelfen. Ich schreib trotzdem mal ein paar Dinge, die mir auffallen:

1. Ich bin davon überzeugt, dass die Einstellung "bloß keinen technischen Fehler machen", "Ich habe Angst, dass irgendwas passiert" und das Ziel "möglichst in die nächste Runde zu kommen" unfrei macht und einem Weiterkommen entgegensteht. Wenn du beim diesjährigen Chopinwettbewerb zugehört hast, wirst du gemerkt haben, dass im Moment des Musizierens, der Performance wirklich nur die Musik im Vordergrund stehen sollte und nicht etwas außerhalb der Musik. Dein Ziel sollte sein, dich so gut und professionell wir möglich vorzubereiten und im Moment des Auftritts dich in die Musik zu versenken. Was dabei rauskommt, weiß man bei Wettbewerben sowieso nie - aber dann hast du davon profitiert, egal ob du weiterkommst oder nicht. Natürlich will man so gut wie möglich dort spielen, aber es kann immer irgendwas passieren. Das passiert auch anderen. Manchmal hat man es nicht in der Hand, auch wenn man sich gut vorbereitet hat. Wenn du akzeptierst, dass dies passieren kann, nimmst du dir den Druck und kannst dich auf die Musik konzentrieren.

2. Man muss keine Etüde spielen, man sollte aber so viele Facetten wie möglich zeigen. WENN du eine Etüde spielst, sollte die super sein. Aber auch hier gilt: ein Fehler ist überhaupt kein Problem. Da brauchst du dir wirklich keine Sorgen zu machen. Aber die Brillanz, klangliche Umsetzung, die musikalische Gestaltung und Beherrschung der technischen Anforderungen ist wichtig! Da werden hohe Anforderungen gestellt.

Ich kann nicht beurteilen, wie du die genannten Etüden spielst, aber du solltest sie nur dann spielen, wenn du sie wirklich in allen Dingen beherrschst. Wie gesagt, ein Fehler ist kein Problem.

Technische Brillanz kannst du aber auch außerhalb von Etüden zeigen. Was sind deine Stärken? Die solltest du zeigen. Manche zeigen ihre Virtuosität mit den Abegg-Variationen von Schumann oder den Etudes-tableaux/Préludes von Rachmaninoff. Oder Bach. Oder Etüden von Kapustin oder Skrjabin.

3. Wenn du weiterkommen willst, solltest du jedenfalls viele Facetten zeigen. Lyrische und dramatische Qualitäten, eine sehr differenzierte und variable Klanggestaltung,Virtuosität, musikalisches Verständnis, Persönlichkeit, eine fesselnde Interpretation ... . Mir persönlich ist auch immer wichtig, aus mehreren Epochen Werke zu spielen. Ich weiß, JuMU verlangt nur zwei Epochen. Abheben tut man sich aber, wenn man drei Epochen bedienen kann.
>>>edit: Habe erst später gesehen, dass du ja eine Fuge aus dem 20.Jhd. spielst! Ich habe dir mal das Programmheft unseres Wettbewerbs angehängt, vielleicht findest du da was.

4. Aber natürlich musst du auch den Zeitfaktor bedenken. Du hast nur noch etwa drei Monate (knapp?), wenn ich das richtig sehe - ich persönlich würde kein gerade frisch erarbeitetes Stück in einem Wettbewerb spielen. Und ich würde auf jeden Fall Stücke spielen, die du wirklich liebst. Mit denen du dich ausdrückst. Du solltest voll und ganz hinter der Auswahl stehen.

Ob dir das jetzt etwas bringt, weiß ich nicht. Ich drücke dir aber die Daumen und wünsche dir vor allem viel Freude bei der Vorbereitung und deinen Auftritten. Viel Vorspielen, das hilft auch!

Liebe Grüße

chiarina
 

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Also ich muss ehrlich sagen, dein Programm klingt super vielversprechend, und das nicht nur für den Regionalwettbewerb. Du musst einfach deine Stärken kennen und diese durch dein Programm möglichst gut präsentieren.

Für manche ist Technik die Stärke und für andere Musikalität. Bei dir scheint es die Musikalität/ Stimmführung zu sein.

Und wenn du schon sagst, dass du eine Chopin Etüde vorbereiten KÖNNTEST, dann würde ich mir an deiner Stelle echt keine Sorgen machen.. du bist auf jeden Fall gut genug und wirst eine Runde weiterkommen.
 
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Für manche ist Technik die Stärke und für andere Musikalität. Bei dir scheint es die Musikalität/ Stimmführung zu sein.

Und wenn du schon sagst, dass du eine Chopin Etüde vorbereiten KÖNNTEST, dann würde ich mir an deiner Stelle echt keine Sorgen machen.. du bist auf jeden Fall gut genug und wirst eine Runde weiterkommen.
Es lebe die Glaskugel! Und ein Hoch auf die Unterscheidung "Technik" - "Musikalität". Tiptop!
 
Entscheidend bei JuMu ist die Jury! Wenn dort 'Interessen' vorherrschen, dann kannst Du wie Trifonov spielen und wirst mit 12 Punkten abgespeist.
Warum willst Du da teilnehmen?
 
Im Bund wohl am wenigsten, das wird doch recht gut beobachtet!
 
Das sehe ich auch wie Nick.
Aus eigener Juryerfahrung kann ich sagen:
Spielt jemand ausschliesslich zirzensisch und offebart deutliche Lücken im musikalischen Verständnis, dann wird er keinen Blumentopf gewinnen.
Das Ergebnis des Vortrags sollte ein rundes sein. Wichtiger als die Beherrschung des Notentextes ist immer der musikalische Umgang damit.
Das gilt auch für die jungen Altersgruppen.
Aber Tipps kann ich Dir aufgrund Deiner spärlichen Infos auch nicht geben.
 

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