Also, erst einmal gibt es ja Multitrack-Aufnahmen mit bis zu 48 Spuren auf Magnetbändern wesentlich länger. Dabei erhielten doch wohl unterschiedliche Instrumente oder Instrumentengruppen eigene Mikrofone. Der Sinn dahinter war doch wohl, dadurch Studioqualität zu erreichen, weil die Abmischung mit Mischpulten erfolgte, und eben möglichst wenig Instrumentenbrei (Stimmenbrei) vorher aufgezeichnet werden sollte. Dieses Prinzip wurde dann doch später nur für DAWs in digitaler Form übernommen, wodurch die Anzahl der Spuren noch einmal beinahe beliebig erhöht werden konnte. Und selbstverständlich hätte man in einer DAW drei Instrumente, wie Trompete, Saxophon und Posaune ebenfalls in drei Spuren.
Was Du da als "nerviges Rumgefrickel" bezeichnest, würden andere wohl eher in den Bereich Mixen und Mastering einordnen.
Hab schon etliche Produktionen mit 24-Spur recordings gemacht, und auch schon etliche Produktionen mit 24 oder mehr Spuren abgemischt/gemastert.
Natürlich haben Mehrspuraufnahmen ihre volle Berechtigung, aber Spurenanzahl ist nicht gleichbedeutend mit der Frage von gleichzeitig oder nacheinander.
Man kann nacheinander aufnehmen, je ein Mikro nehmen und am Ende >24 Spuren haben, oder auch mit >24Spuren und entsprechend vielen Mikrofonen/Di-Boxen gleichzeitig aufnehmen.
Zudem ist auch das gleichzeitige Aufnehmen von zB 3 Bläsern nicht daran gebunden 3 Spuren zu verwenden. Da besteht durchaus Spielraum von 1-7 Mikrofonen.
Bei gutem Raum und sehr guten Musikern klingen bei Bläsern sparsam mikrofonierte Settings oft weit besser und druckvoller als aufwändige Multimikrofonierungen (siehe zB ältere Blue Note Recordings). Damals war natürlich auch mehr Studiozeit eingeplant, und es kam zB vor, dass ein ganzer Tag nur zur Positionierung eines(!) Mikrofons und zB einer Bläsergruppe verwendet wurde.
Es ist ja zu bedenken, dass es immer zu Übersprechen zwischen den Mikrofonen kommt, was den Sound i.d.R. verschlechtert und nicht etwa verbessert (von optionalen Raummikros oder passend zugemischten 'Stützen' mal abgesehen).
Das schließt natürlich nicht aus, dass zB für großes Orchester auch mal
40 - >60Mikros angemessen sind. Kommt halt drauf an.
Für akustische Musik (Klassik/akust.Jazz, etc.) lässt sich m.E. eine klare Regel aufstellen:
je besser die Aufnahme ist, desto weniger muss hinterher 'gefrickelt' werden, und desto besser klingt am Ende das Resultat.
Die Entscheidung nacheinander aufzunehmen hat i.d.R. vor allem ökonomisch/organisatorische Gründe, keine klanglich/künstlerischen, wobei Gesang oft (nicht immer) ne Ausnahme darstellen kann.
Oder die Musiker sind halt einfach zu schlecht bzw. zu schlecht vorbereitet, so dass zu selten mal alle x-Beteiligten überhaupt fehlerfrei performen, was im professionellen Bereich aber eigentlich nie oder kaum mal der Fall ist. Sowas entsteht eher bei Amateuren, wenn die Sachen nicht sitzen, aber dennoch eine perfekte Aufnahme entstehen soll. Das ist dann SEHR mühsam, nervig und 'frickelig'.