Versuch einer Stilkopie (Bach): Was Gott tut, das ist wohlgetan - GL 294 (ö)

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Hallo zusammen,

ich habe am Freitag ein kleines Handbüchlein erworben, dass die eigene Satztechnik und das Stilempfinden so Schulen soll, dass man fähig ist Stilkopien von Chorälen im Stil von Bach und Kantionalsätzen im Stil von Schütz zu schreiben.

Ich hatte heute ein paar Freistunden zwischen Latein-LK und Altgriechisch und bin mal so frei, das Ergebnis meiner ersten "Tappversuche" auf diesem Gebiet zu posten.

Bitte seit nicht zuuuu kritisch - Stilkopien sind immer heikel, da sie in gewisser Weise einer Hybris gleichen! :D :D :D

Den Anhang Was Gott tut, das ist wohlgetan- GL 294 (ö) - Partitur.pdf betrachten
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Lieber Lisztomanie,

bis auf wenige Stellen finde ich das schon sehr gelungen! Hier sind meine Anregungen zu Stellen, die ich möglicherweise noch ändern würde:

Takt 2, 4. Viertel: Bach hat, wo immer möglich, einen vollen, vierstimmigen Klang bevorzugt. Deshalb würde ich Bass und Tenor nicht zusammenfallen lassen. Wenn Du im Bass c statt c' nimmst und im nächsten Takt H-a (die Sept aufwärts ist kein Problem, hat Bach auch oft gemacht), ist das klanglich wohl besser.

Takt 7 gefällt mir nicht, aus mehreren Gründen. In Takt 6 ist die zweite Zählzeit harmonisch sehr stark, und das sollte im sequenzartigen Takt 7 eine Entsprechung haben. Außerdem ist es eher untypisch, einen kontrastierenden Melodieabschnitt auf der gleichen Harmonie weiterzuführen.

In Takt 9 finde ich den harmonischen Verlauf nicht so glücklich. Die Dreifachdominante auf dem 1. Viertel sollte für mein Gefühl über die Doppeldominante zur Dominante führen. Die Modulation nach h-Moll ist sehr gegen den Melodieverlauf gesetzt. Wenn das so trotzdem so bleiben soll, müsste auf jeden Fall auf der Zählzeit 4 ein anderer Basston kommen (G wäre gut).

In Takt 10 finde ich das 4. Achtel nicht optimal. Ich weiß, es ist ein h-Moll-Sextakkord, aber man hört ihn nicht als solchen. Das fis' im Alt klingt als schwacher Durchgang, so dass G-Dur als Harmonie im Ohr bleibt. Und dann macht das d im Bass daraus einen "gefühlten" Quartsextakkord, der da so nicht stehen darf.

Das klingt jetzt alles sehr kritisch und beckmesserisch, aber Du musst wirklich nur wenige Töne ändern, um einen Satz zu bekommen, der überall nach Bach klingt. Wenn Du eine Finale-Datei von dem Ding hast, kann ich die Änderungsvorschläge auch gerne posten, dann wird es anschaulicher.

Gruß, Mick
 
Hallo Lisztomanie,

für die ersten "Tappversuche" auf diesem Gebiet finde das schon sehr gut!

Was mir aufgefallen ist: Bei diesen Chorälen achtet man i.d.R. mehr auf eine Gleichberechtigung der Stimmen.
In deiner Version lässt Du den Bass recht viel in Achteln laufen, was etwas von der Melodie ablenken könnte. Der Tenor hat hingegen manchmal wenig zu tun (Takt 3, 4 und 9).

Interesssant vielleicht auch, auf welche Lösung Pachelbel gekommen ist:
Audio und Noten: https://www.youtube.com/watch?v=mOcXmNl7vpA

Bei der Deiner Notation im letzten Takt vor dem Wiederholungszeichen den Auftakt abziehen. Entsprechend auch den zweiten Teil ändern.

Viele Grüße
Niko
 

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