Unmögliche Handhaltung?!

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gameuno

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Hallo! Sehr gerne würde ich wissen, ob jemand seine Hand so halten kann, und darüber hinaus mit dieser Haltung spielen, wann immer der 5. Finger nicht gebraucht wird.
Mit persönlich ist das zumindest nicht möglich. Oder hat das schon einmal jemand bei jemand anderem gesehen?

Den vierten Finger so in die Taste zu drücken, gleichzeitig den fünften so einzuklappen dürfte doch eigentlich unmöglich sein nach allem, was man so über die fehlende Unabhängigkeit dieser beiden Finger sagt?

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Solche Kompensationsbewegungen sollten unter allen Umständen vermieden werden. Einmal unbewusst "eingelernt", sind sie kaum mehr zu eliminieren.
Ein sehr bekanntes Beispiel:

 
Da das Bild von einem sehr erfolgreichen Pianisten stammt, werde ich mir kein Urteil über Sinn und Unsinn dieser Haltung erlauben.
Wie ich geschrieben habe, möchte ich wissen, ob andere Leute (ich schon einmal nicht bis jetzt) diese Haltung überhaupt einnehmen können. Denn eine solche Unabhängigkeit zwischen Finger 4 und 5 wird spielerisch ja sicherlich Vorteile bringen (Chopins Terzenetüde etc.), auch wenn man vielleicht nicht immer die Hand so halten muss.
 
Solange der Finger zur rechten Zeit am rechten Ort ist, wenn er gebraucht wird, kann man damit leben, aber es können sich im Laufe der Zeit ernsthafte Probleme einstellen, wenn die Handmuskulatur nicht im Gleichgewicht ist, bis hin zu fokaler Dystonie.
"Sinn" fürs Klavierspiel ergibt eine solche Haltung nicht den geringsten, im Gegenteil sind möglichst ökonomische Bewegungen anzustreben. Ich selbst kann eine solche Haltung einnehmen, empfinde sie aber als sehr unangenehm.
 
Zuletzt bearbeitet:
Solche weggeklappten (quasi eingeparkt, kurz weggestellt) Finger sieht man häufiger, auch z.B. bei Geigern.
Vermutlich verhilft es denjenigen zu entspannterem Spielen, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht.
 
1. waren 4. und 5. Finger schon immer von einander unabhängig. Die Abhängigkeit besteht zwischen 3. und 4.
2. ist das Problem eine dauerhafte "Haltung" in dieser Weise. Aber wer die Hand "hält", macht eh was falsch. Wenn die Finger ausladende Bewegungen machen und rechtzeitig da ankommen, wo sie hin sollen, ist das m.W. nicht so problematisch.
 
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Einige Spieler bringen TROTZ verkorkster Technik tolle Musik zustande.

Das bedeutet nicht, dass deshalb diese Technik "doch gut ist, denn wer Erfolg hat, hat doch Recht" oder dass man Elemente dieser Technik nachmachen sollte.

Es gibt Grundsätze zweckmäßiger Bewegung, die nicht nur in der Musik, sondern auch in vielen anderen Bereichen gelten und anerkannt sind.
Unter anderem: Keine überflüssigen Muskelanspannungen, insbesondere keine antagonistischen Muskelanspannungen (d.h. ich will eine Bewegung in einer Richtung machen, spanne aber den antagonistischen Muskel auch an, so dass der eigentlich geforderte Muskel viel stärker arbeiten muss).

Dies wird verletzt, wenn man so komische Fingeranspannungen macht, weswegen das nicht mehr ist als eine doofe Angewohnheit.
Keith Jarrett ist trotz dieser doofen Angewohnheit ein genialer Musiker.
 
Schaut mal den Daumen der linken Hand und rechten Hand an, die sehen auch nicht normal aus.
Manche Menschen haben "überdehnbare" Sehnen, und da ist es wichtig, dass gerade sie darauf achten. Das kann nämlich irgendwann brutale Schmerzen verursachen, von Gelenkproblemen ganz zu schweigen.
Manche Pianisten werden trotz schlechter Handhaltung gut spielen können, aber die allerallermeisten werden das nicht!
Ich denke, dass sich gerade die "verkorksten" Finger in obigem Beispiel irgendwann rächen werden, denn so eine unnatürliche Haltung geht auf die Gelenke/Sehnen, das kann ich garantieren.

Klavierspielen ist im Endeffekt auch eine Art "Sport", oder "Tanz", der sich auf den gesamten Körper auswirkt. Macht man da irgendwas falsch, rächt sich das über kurz oder lang.
 
Solche Kompensationsbewegungen sollten unter allen Umständen vermieden werden. Einmal unbewusst "eingelernt", sind sie kaum mehr zu eliminieren.
Ein sehr bekanntes Beispiel:


Och, wenn ich die Wahl hätte, ohne Kompensationsbewegungen so zu spielen, wie ich, oder mit Kompensationsbewegungen wie der junge Mann im Video: ich wüsste, wofür ich mich entscheiden würde...😁
 
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Jetzt bin ich neugierig, wer es ist. Kissin? Wäre für mich zumindest ein Beispiel für jemanden, dem ich gerne zuhöre, aber ungern auf die Hände schaue. Wobei das Bild natürlich auch eine (extreme) Momentaufnahme ist…
Trifonov höre ich demgegenüber nicht nur gerne zu, sondern schaue auch gerne auf seine Hände, wobei man von ihm sicher auch unglückliche Standbilder findet.
 
Kissin hat jedenfalls diese extreme Überbeweglichkeit und den Säbeldaumen glaube ich auch schon gesehen zu haben.
Auch Cziffra hatte einen ziemlich ausgeprägten Säbeldaumen.
Man kann sicher mit ungewöhnlichen Händen und Haltungen gut oder sehr gut spielen. Aber was sagt das dem normalen Sterblichen, der nach ökonomischen Bewegungen sucht, die sein Klavierspiel erleichtern?
Erinnert mich an den 100-jährigen superfitten Kettenraucher: geht schon, aber eher selten.
 
Kannst du die Timestamps der in die Hose gegangenen Stellen angeben?
Bei den Videos selbst ist nichts "in die Hose gegangen", aber sie zeigen die starken Einschränkungen deutlich. Mit "in die Hose gehen" meinte ich, was unter Umständen passieren kann, wenn man über solche Kompensationsmuster lange Zeit "hinwegspielt".
1. Video: 3:07
2. Video: 0:31
After the summer of 2010 he interrupted his concert activities because of a focal dystonia;
The first symptoms of Focal Dystonia appeared in her right hand in 2005, when Yasuyo was 17 years old.
3. Video: 1:38
 
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Vielen Dank für all die Antworten, einiges fand ich sehr gut nachvollziehbar.

Jetzt bin ich neugierig, wer es ist. Kissin?
Der ist es nicht. :) Den Namen möchte ich ungern nennen, weil ich bei ihm seit ein paar Monaten Klavierunterricht habe. Besonders erfolgreich bei Wettbewerben überall auf der Welt, wo sicherlich technische Perfektion eine sehr große Rolle spielt. Für die Juroren scheint diese Fingerhaltung also kein Negativpunkt zu sein.

Umso interessanter finde ich diese spielerische Besonderheit bei ihm und wollte ein paar unabhängige Meinungen dazu hören.
 
Für die Juroren scheint diese Fingerhaltung also kein Negativpunkt zu sein.
Wäre auch merkwürdig, wenn bei Wettbewerben etwas anderes zählt als das, was musikalisch klingend dabei herumkommt.

Aber wie Alter Tastendrücker treffend schrieb, manch einer kann trotz ungewöhnlicher Haltung sehr gut spielen. Ob das nachahmenswert ist, steht auf einem anderen Blatt und dürfte - die Pose in der Momentaufnahme des Standbildes betreffend - wohl zu verneinen sein.
Von einem einzigen Standbild lässt sich aber auch nicht auf eine generell ungewöhnliche Technik schließen.
 
Ja, ich denke, da hast du recht. Natürlich werde ich ihn auch selbst fragen, wie er das sieht.
 

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