unerfüllbare Weihnachtswünsche...

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kreisleriana

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29. März 2009
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Weihnacht ist vorbei, Silvester auch. Und nun blieben sicher manche Wünsche unerfüllt, banale und weniger banale.

Mein Wunsch wäre gewesen, wieder normal hören zu können, aber für derartige Wünsche ist leider weder das Christkind, noch sonst jemand zuständig, also wird er niemals erfüllt werden.

Es ist nicht so lange her erinnere ich mich, da ging ich im warmen Sommerwind die Weizen und Roggenfelder entlang und hörte dem Gezirpe der Grillen zu. Als dann der Abend gekommen war, konnte ich in der lauen Abendluft im Hof sitzen und noch immer hörte ich die Grillenstimmen wie leise Brandungswogen, mal lauter mal leiser aber unerschöpflich und wunderschön.

Ich möchte noch einmal Grillen hören können.

Im Park hörte ich den Vögeln zu, das tiwitt-tiwitt der Meisen, das tschipp-tschipp-tschipp der immer streitenden Sperlinge, beim Untergang der Sonne dann der Gesang der Amseln an den aufgehenden Mond, in der Toskana sogar der Schlag der Nachtigallen, wie voll von Tönen war damals doch die Welt!

Ich möchte noch einmal die Stimmen der Vögel hören können.

Es ist nun so still geworden rundum, und es wird still bleiben, kein "de profundis clamo ad te" kann etwas daran ändern.

Manchmal bin ich wütend und zornig, wenn ich sehe, wie junge Menschen sich in dröhnendem Diskothekenlärm ihre Ohren geradezu herausbomben lassen und doch tausendmal besser hören als ich trotz meiner panischen Angst vor jedem lauteren Geräusch im Wissen um ein teuflisches Erbe, das langsam meine Ohren zerstört.

Vielleicht wird in ein paar Monaten wenigstens mein bescheidenster Wunsch erfüllt: wieder einem Klavier oder Flügel zuhören zu können. Auch das ist seit einem unvermuteten Knall zu Silvester wieder einmal unmöglich, mein Flügel klingt wie 88 dröhnende, kreischende Kochtopf-Deckel, die Ohren sind wie blutende Wunden, wenn man mit der Hand vorsichtig über weichsten Samt streicht, ist es als würde man über Glasscherben und Rasiermesser streichen, so ähnlich fühlt sich jetzt eben der Klang von Tasteninstrumenten für die Ohren an.

Nur so ein paar Gedanken für alle, die vom Christkind leider doch keinen Flügel geschenkt bekommen haben, die leider auch nicht zum Wunderkind am Klavier befördert wurden, die aber normal hören können.
 
Man findet nur schwer tröstende Worte und kann nur gute Besserung wünschen.
 
Es tut mir schrecklich leid, das lesen zu müssen.
Gestern stand ich im Baumarkt auf der Rolltreppe hinter einer Dame, die ich mit einem freundlichen "Entschuldigung" bitten wollt, mich vorbeizulassen. Neben der ausbleibenden Reaktion bemerkte ich einen Verband auf dem mir zugewadten rechten Ohr.
Ich bin dann dahinter stehen geblieben und habe darüber nachgedacht, welch ein Segen es doch ist, normal hören zu können.
Dir wünsche ich von ganzem Herzen, daß Du wieder Klaviermusik genießen kannst.
 
Ich schließe mich dem Gesagten an. Vielleicht tritt eine Besserung auch mit der Zeit ein, hoffentlich.

CW
 
Es tut mir wirklich leid. Ich wünsche dir wirklich von ganzem Herzen, dass sich dieser Zustand wieder bessert. Gibt es da eine Chance?

Hilft es, wenn du dich auf deine anderen Sinne konzentrierst? Sehen, schmecken, riechen, fühlen?!

Ich bin sicher, es gibt auch mit diesen Sinnen wunderschöne Dinge zu entdecken.

Dennoch wünsche ich dir alles Erdenklich Gute!
 
Das tut mir leid zu lesen. In einem Interview hat Helmut Schmidt einmal gesagt, daß die schlimmste Bürde des Alter für ihn sei, daß er nicht mehr richtig Musik hören könne. Dir wünsche ich, daß Du sein Schicksal nicht auf Dauer teilen mußt, sondern bald die richtige ärztliche Hilfe findest, um es wieder zu können.
 
Liebe kreisleriana,

auch von mir unbekannterweise alle guten Wünsche für spürbare Besserung!

Von Herzen alles Gute

Judith
 
Gute Besserung auch von mir! - Und falls es Dich in irgendeiner Form tröstet: Musik innerlich hören, Musik komponieren oder sich theoretisch mit ihr auseinandersetzen macht auch Spaß - und man muss dafür noch nicht mal hören können...Dennoch hoffe ich natürlich inständig, dass sich Dein Zustand wieder bessert!

Und auch, wenn Du meinst, dass es nichts hilft, so vertraue ich persönlich zumindest doch auf die Botschaft dieser Musik:



Man verzeihe mir die unglaublich schlechte Aufnahmequalität - in echt klang das tausendmal besser! Aber es geht ja um die Aussage...:D

Herzliche Grüße

Dein Lisztomanie

P.S.: ...surdi audiunt...:D
 
Ich schließe mich an. Ich wünsche dir einen ersten von vielen Morgenden, an dem du von einem zaghaften Sonnenstrahl geweckt wirst und dir eine Amsel oder ein paar Spatzen auf unnachahmlich hämmernden Vogelstakkato ein Morgenlied singen, dass Dich sicher sein lässt, alle Hörprobleme überwunden zu haben. Und ich wünsche Dir anschließend, dass dieses Glücksgefühl bleibt. Vogelgebrüll kann herrlich sein.
Nein, im Ernst ... Gute Besserung!

Jauchzerle




PS. Ich wünsche mir Heinzelmännchen!
 
Vielen Dank, Kreisleriana, das ist sehr traurig und sehr berührend.
Ich wünsche Dir alles erdenklich gute.
Und hab ne Frage: Wie ist das, hast du Musik im Kopf, so zum imaginieren?


Es grüßt
Die Drahtkommode
 
Ich hatte das schonmal geschrieben, is aber weg, wegen des Datenbankausfalls. Drum nun nochmal:
Lieber Kreisleriana,
ich bin echt schockiert über das, was Du da schreibst. Leider weiß ich nur zu gut worüber Du klagst, denn mir geht es genauso, schon seit einigen Jahren. Mein linkes Ohr ist mittlerweile fast völlig taub und gleichzeitig dröhnt ein dicker Tinnitus, der manchmal unerträglich wird. Es ist wie Du sagst, der Flügel klingt grässlich und schmerzt in den Ohren. Für einen Musikmachenden ist es die Hölle. Auch mir geht es so, dass ich es lange Zeit oft nur am Digi aushalten kann, aber das ist frustrierend. Daher immer wieder meine Suche und Hoffnung auf akzeptable Digitalinstrumente, aber bisher weitgehend vergebens. Gesellschaften mit mehreren Menschen oder Kneipen sind mir ein Greuel, da ich nichts und niemanden mehr verstehe.
Es tut mit wirklich leid, dass ein so toller Musiker wie Du da durch muss. Ich drück Dir die Daumen, dass es reversibel ist, dass Du wenigstens wieder auf den Stand von vorher kommst.

Alles Gute,

Wolf
 

Lieber Kreisleriana,

mir sind die Tränen gekommen als ich Deinen Beitrag gelesen habe und es hat eine Weile gedauert bis ich mich wieder beruhigen konnte. Welche Qual muss es sein für einen Musiker auf die wundervollen Klänge verzichten zu müssen. Der Gedanke an diese Verzweiflung hat meine Augen feucht werden lassen.

Du möchtest noch einmal Grillen hören können. Ich höre sie jeden Tag, Hunderte, Tausende. Aber mein Tinnitus ist nichts gegen Dein Hörproblem wenn ich meine Flügel noch in all ihrer Klangschönheit hören kann. Und zu hören was Dir widerfahren ist lässt mich meinen Tinnitus besser ertragen. Inzwischen lerne ich in zu akzeptieren als etwas, das zu mir gehört und sich wohl auch nicht mehr ändern wird.

Seit einiger Zeit durchlebe ich einen belastenden Lebensphase die meine Kräfte teilweise überfordert. Dein Beitrag hat mir vor Augen geführt, dass Gesundheit das höchste Gut ist und dass es noch schlimmere Dinge gibt als die, welche mir Sorgen bereiten. Somit danke ich Dir, dass Du Deine Sorgen und Nöte mit uns geteilt hast und mir damit geholfen hast.

Für Deine Genesung wünsche ich Dir alles Gute und ich bin sicher, dass hier bei Clavio jeder mit Dir fühlt und Dir nur das allerbeste wünscht. Auch Dir, Wolf, wünsche ich einen Weg heraus aus dem Dröhnen und den grässlichen Klängen. Sieben Ärzte halten einen 45jährigen am Leben, der dem Tod näher ist als dem Leben. Da muss es doch auch für Eure Ohren einen Weg geben... Mann, Leute... ich krieg schon wieder feuchte Augen.... Das Leben ist nicht gerecht!

Traurige Grüße
Marlene
 
Kreisleriana - wie sagt man so schön: Unter jedem Dach ein Ach. Und: Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Meine Leidenschaft (wen wunderts) war das Reden. Beruflich zwingend notwendig. Und: Ich habe furchtbar gerne gesungen oder Dialekte und Promis imitiert. Dank einer netten Erkrankung ist das Singen komplett passée - und Reden fällt mir schwer. Zum Leidwesen etlicher Freundinnen mussten sich auch der feurige Juan, der süße Angelo, der bärbeißige Iwan und natürlich auch der wütende Mudjahedin für immer verabschieden. ZUm Leidwesen meines Bankkontos ist auch der sonore Überzeugungs-Bass dahin ;-). Nicht, dass ich nicht mehr reden könnte - aber es strengt an. Es bleibt uns nichts anderes, als damit zu leben. Und Du hast ja auch schon einen Zugang gefunden, das zu verarbeiten. ES wird immer wieder wehtun, wenn man sich den Verlust vor Augen hält - aber man sollte nicht ganz die Chance vergessen, die darin liegt. Ich glaube, Du bist auf einem guten Weg!
 
Hallo Kreisleriana,

als ich eben den Titel las dachte ich nicht, dass sich da so ein trauriges Thema hinter verbirgt. Es tut mir sehr leid, was Du zur Zeit erdulden musst und Deine Prognose liest sich ja eher pessimistisch. In so einer Situation darf man den Glauben an eine Heilung oder zumindest deutliche Verbesserung nicht aufgeben. Ich sage das nicht nur so dahin, sondern aus eigener Erfahrung (Schlaganfall im Alter von 28, hat fast 1 Jahr gedauert bis ich wieder Klavier spielen konnte) in tiefer Überzeugung.

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du bald entgegen der jetzigen Situation wieder die Musik und die Natur genießen kannst.

Liebe und aufbauende Grüße
Christian
 
Lieber Kreisleriana,

ich habe Deinen Beitrag gestern am späten Abend schon gelesen und war erstmal geschockt und sprachlos. Deine berührende Schilderung Deiner Pein ist besonders tragisch, kennen wir Dich doch als einen besonders der Musik verfallenen Menschen, der sich begeistert auch anspruchsvollster Klaviermusik widmet und dafür auch noch ein Spitzeninstrument zur Verfügung hat. Auch an die einfühlsamen Schilderungen Deiner „Chopin-Reisen“ zeugten von Deiner Faszination zur Musik.
Da ist es nicht verwunderlich, daß Dein empfindsames Klangempfinden sich auch für Vogelgesang u.a. begeistert hat. Wie tragisch, daß nun ein so kurzes Knallereignis Dich solcher Wohlklänge beraubt. Da kann man große Gliedmaßen, Körperteile nach großen Unfällen oder Krankheiten ersetzen, aber ein Knall zerstört ein Teil des Gehörs praktisch unwiderruflich.

Wenn ein Cembalo erstmal Deinen Flügel ersetzen muß, ist dann vielleicht auch ein Clavichord eine Alternative? Der Klang ist wohl noch leiser, sehr schön und kommt vielleicht auch einem Wunsch nach Klanggestaltung noch näher.

Nun erfahren wir, daß es noch mehr Clavio-Mitglieder mit solchen oder ähnlichen Störungen des Gehörs gibt und auch diese nicht unbeträchtlich leiden.
Auch wenn die Chancen auf anhaltende Besserung eingeschränkt sind oder viel Zeit benötigen, wünsche ich Dir und allen anderen Leidenden alles Gute und auf irgendeine Weise Freude an der Musik.

Liebe Grüße
Manfred
 
Hallo liebe Kreisleriana,

auch ich möchte ich Dir von Herzen alles erdenklich Gute wünschen, dass Du wie ein Vorschreiber hin schon gepostet hat, zumindest wieder den status quo vor dem Knalltrauma erreichen kannst.

Ich habe seit einigen Jahren auch eine mittelgradige Innenohrschwerhörigkeit, die mit Hörgeräten noch sehr gut ausgeglichen werden kann. Aber ohne hab ich auch schon die Beschwerden , wie sie pille auch beschrieben hat...... Tinnitus, Hyperakusis, wenn viele Durcheinander reden versteh ich auch den Redner nicht mehr und und und. Aber das ist natürlich alles nichts im Vergleich zu Deinen aktuellen Beschwerden.

Aber als selbst auch Betroffener kann ich Deine Ängste und Hoffnungen zumindest gut verstehen und wünsche Dir nochmals von Herzen das Beste für die kommende Zeit und dass Du hoffentlich wieder Deine heißgeliebte Musik geniessen kannst.


Alles Liebe sendet Dir

guido
 
… ja auch ich wünsche dir schnelle und gute Besserung …

Es ist doch schon eher tragisch wie die Gaudi der einen zum Schmerz der anderen werden kann. Wenn ich bedenke, was mein Sohn alles eingebunkert hat um Sylvester zu verknallen, kann ich als Vater froh sein dass weder ihm, noch all den mitspielenden Kameraden mit samt den zusehenden Eltern nichts geschehen ist.

Beim Überlesen der Beiträge fällt aber auch auf welche Solidarität unter den Clavio-Mitgliedern steckt und auch die Offenheit mit welcher sie über ihr eigenes Schicksal berichten: ein Funken Humanität in der anonymen virtuellen Welt.

Beste Grüße an alle Menschen vor ihren Bildschirmen übermittelt
PiRath
 
nochmals danke für alle- besonders auch die durch den Systemabsturz leider verschwundenen- Antworten.

".... säh' ich nicht Kenner meiner Leiden
so mitleidsvoll am Wege steh'n "

heißt es ja bei Mozart.

Wie gesagt, die feinen Laute der Natur kommen nicht wieder, das ist ein Gen-Defekt, aber ich bin doch zuversichtlich, in ein paar Monaten wieder den Flügel berühren zu können, Medikamente haben mir da schon einmnal geholfen und mit Akupunktur hab ich nun auch begonnen.

Das letzte Mal dauerte es ohne Therapie ja 12 Monate und ich konnte es kaum glauben, als ich eines Tages den Flügel anspielte und die Klangfarben wieder unverzerrt hören konnte, vielleicht geht's diesmal schneller.
Das Cembalo ist für Bach ja sehr schön, aber die klanglichen Möglichkeiten sind natürlich am Flügel völlig anders.

Wenn das Knalltrauma wenigstens wieder vorbei gehen sollte, nehm ich euch wieder mal was auf ;)
 
Auch von mir - unbekannterweise, da ich im Forum noch nicht allzu lange dabei bin - ganz herzliche Grüße und die besten Wünsche der Besserung ! Dafür, dass das akute Problem sich eher binnen Wochen als binnen Monaten lösen soll, und dass die langfristige Hörverschlechterung im deutlich geringerem Tempo voranschreitet !

Auch ich kann zumindest ansatzweise nachvollziehen, wie sich das anfühlt. Bis Mitte 40 war ich eigentlich völlig gesund, dann hat, von einem Moment auf den anderen beim Frühstück, ein hoher Pfeifton im linken Ohr eingesetzt und sich zunächst wochenlang nicht vertreiben lassen (durch die üblichen Maßnahmen, Cortison, Durchblutungsförderung, etc.). Tinnitus-Geplagten mag das nicht besonders erscheinen, aber mich überkamen insbesondere Nachts regelrechte Panikanfälle, denn man hat plötzlich etwas "im Kopf drin", was man nicht beeinflussen und auch nicht abschalten kann, auch nicht für kurze Zeiten der Ruhe oder Entspannung. Diese erste Phase hat wohl jeder mit Ohrgeräuschen einmal durchgemacht. Zum Glück hat sich das Phänomen dann nach einigen Wochen zumindest beidseits manifestiert, ja, beidseits empfinde ich als angenehmer und erträglicher, und ich habe mittlerweile gelernt, damit umzugehen bzw. es einfach zu überhören. Aber auch hier geht etwas verloren, nämlich der Genuß wirklicher Stille in der Natur oder einfach nur beim Schlafen.

Der nächste "kleine Schlag" kam dann ein Jahr später, als plötzlich mit einem heftigen Hexenschuß chronische Rückenschmerzen einsetzten, die mich trotz ärztlicher Behandlung, Reha-Maßnahme und Eigeninitiative (Muskeltraining, ergonomische Büroausstattung, etc.) täglich erheblich plagen, und die das Sitzen und Üben am Klavier (zu) oft zum kleinen Martyrium machen. Auch hier will ich nicht klagen, gerade Rückenprobleme sind ja ein von vielen geteiltes Volksleiden. Was ich sagen will, ist: Man sollte tatsächlich jeden Tag genießen, der halbwegs unbeschwert ist, und einer hatte es kürzlich in einem anderen Zusammenhang geschrieben: Es ist sicher besser, im Regen tanzen zu lernen, als vergeblich auf Sonne zu warten. Aber gerade in Deinem Fall ist das sicher besonders schwierig, und ich drücke Dir die Daumen und freue mich, bald einen Einspieler von Dir zu hören !

Nachdenkliche Grüße
H.W.
 
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