Umstieg auf Flügel - ein paar grundsätzliche Fragen

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Guterkoch

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1. Feb. 2019
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Hallo zusammen,
ich überlege mir ein Upgrade vorzunehmen.
Aktuell spiele ich auf einem Yamaha YU3 Klavier (131 cm Höhe) das bei uns im Wohnzimmer steht. Ich bin mit dem Klang recht zufrieden - es ist eben der typische helle, brilliante Yamahaklang.
Dennoch würde es mich reizen auf einen Flügel umzusteigen, den ich dann allerdings in eines der beiden Kinderzimmer stellen würde was dann somit zu einem Musikzimmer wird. Warum ein Flügel? Vorallem wegen dem besseren Spielgefühl (Triller), dem besseren Dynamikbereich (es dürfte leichter sein richtig leise zu spielen).

Das bringt mich schon zur ersten Frage: Bei einer Raumgröße von 15 qm - welche Flügelgröße wäre hier vernünftig? (Schön wäre ein Bösendorfer Imperial, aber der ist zu teuer...;-) Im Ernst - ist in einem so kleinen Raum ein kleinerer Flügel sinnvoll - oder wäre man mit einem Klavier tatsächlich besser dran?

Ältere Flügel sind zum Teil relativ günstig - vorallem von privat. Hier sollte man auf jeden Fall einen Klavierbauer als Berater mitnehmen - da wird wohl keiner widersprechen.

Mein Budget läge so bei maximal 25.000 €.

Wichtig:
- einwandfreie, leichtgängige Mechanik
- helles klares Klangbild (auf keinen Fall zu warm oder gar dumpf)
- Farbe ist egal, solange sie schwarz ist

Welche Marken fallen Euch da spontan ein? Oder ist die Frage unsinnig, da man eh selber anspielen muss um sich ein Urteil zu bilden?

Wo würdet ihr in München als erstes schauen?
 
Wie sind die Seitenverhältnisse des Raums, bzw. ist er quadratisch? Wie hoch ist die Decke? Die qm allein sind nicht entscheidend.
Wenn der Raum günstig bemessen ist, paßt meiner Ansicht nach ein Flügel bis zur Salongröße rein. Da gibt es durchaus unterschiedliche Meinungen, aber ich hatte gerade viel mit dem Thema zu tun und habe einige unmittelbare Versuche hinter mir. Wahrscheinlich sind akustische Maßnahmen in dem Raum sinnvoll, aber das wären sie dann auch bei einem Klavier bzw. Stutzflügel. Flügelgröße ist nicht Lautstärke, sondern ausgewogenes Klangbild.

Ich habe mich jüngst mit neuen bzw. jungen Shigeru Kawai, Yamaha S und Bösendorfer beschäftigt und kann sagen, daß sich alle drei Marken wunderbar spielen, mit Unterschieden, die es wirklich selber zu erfühlen statt zu beschreiben gilt. Klanglich gilt das natürlich ebenfalls, die Streuung schon unter den einzelnen Exemplaren ist groß, und was dem einen gefällt, mag der andere nicht. Junge gebrauchte Shigeru Kawai und Yamaha S der 180er Längen (SK-2, S3X) könnten mit Glück bereits an dein Budget herankommen.

Dort unten würde ich für diese Marken bei Piano Schweisser in Altdorf vorbeischauen. Das ist ein großer Laden und es stehen bestimmt ein paar junge Gebrauchte dort.
 
Merci für die Antwort. Der Raum ist quasi quadratisch und die Decke ist 2,60 m hoch. Piano Schweisser werd ich mir anschauen.
 
Hallo und sei willkommen im Forum der (nicht nur) Klavierverrückten.
;-) :-D

Welche Marken fallen Euch da spontan ein? Oder ist die Frage unsinnig, da man eh selber anspielen muss um sich ein Urteil zu bilden?

So ist es, denn Klang und Spielgefühl müssen Dir gefallen. Und bitte verabschiede Dich von der Fixierung auf eine bestimmte Marke. Ich habe vier neue Flügel einer Modellreihe angespielt und jeder war anders.

Ich habe zwei Flügel in sehr kleinen Räumen erlebt, einen Steinway B und einen alten 200 cm langen Bechstein. Beide Flügel haben gut geklungen, waren nicht zu laut und beim Bechstein war sogar der Deckel geöffnet. Eine geringe Raumgröße sollte also nicht als Ausschlusskriterium angesehen werden.


kann ich auch empfehlen.

Viel Erfolg bei der Suche!
:-)
 
Mein Arbeitszimmer hat etwa 16 m². Raumhöhe 3m. Da steht ein C3x von Yamaha (1,86). Sonst steht da noch mein Schreibtisch, Drehstuhl, Lesesessel, ein Regal mit Noten und der Ventra. Die Bücher hab ich komplett in einen Nebenraum verfrachtet. Ich finde, das geht. Sowohl akustisch als auch optisch. Unter dem Flügel liegt noch ein dicker Teppich. Mehr akustisches Raumdesign gibt es nicht. Aber: Die Bücher mußten raus, sonst wäre man optisch erschlagen worden.

Du hast nicht geschrieben, ob das Klavier dableiben darf, oder verstoßen wird. Wenn es dableiben darf, würde ich mir überlegen, ob das Instrument vielleicht einen deutlichen Nicht-Yamaha-Klang haben sollte. Unser großes Schimmelklavier durfte im Wohnzimmer bleiben und ich schätze die unterschiedliche Klangcharakteristik beider Instrumente. Wenn es verstoßen wird, kannst Du Dir Dein Budget ja etwas nach oben schönrechnen.

Das YUS3, das Du derzeit spielst. ist ja ein ziemliches Trumm. Es könnte daher sein, dass ein Flügel mit vielleicht 1,70 oder drunter, klanglich gar keine Verbesserung darstellt, aber es ging Dir ja um die Mechanik. Dazu kann ich wenig sagen, da nicht gut genug. Bedenke aber, dass ein ziemlich kleiner Flügel klanglich vermutlich dem YUS nicht das Wasser reichen kann und Du dann doch wieder im Wohnzimmer sitzt und das Klavier spielst, weil der Flügel in den Bässen vergleichsweise jämmerlich klingt.

Noch einen Tipp: Wir hatten so eine Filzmatte von Yamaha mit den Umrissen der einzelnen Modelle zum "auf-den-Boden-legen". Das fand ich hilfreich, aber noch besser war es, das ganze dreidimensional mit leeren Umzugskartons nachzubauen. Das muß nicht zentimetergenau sein, aber man bekommt einen Eindruck, ob man in dem Raum dann noch tief ein- und ausatmen will, wenn das Instrument drinsteht.
 
Du hast nicht geschrieben, ob das Klavier dableiben darf, oder verstoßen wird.
Gute Frage, hatte ich ganz vergessen. Nein, zwei Klaviere brauch ich nicht. D.h. Das Yamaha Klavier würde ich verkaufen. Da es ein Silent ist rechne ich mit mind. 5000 €. Somit müsste ich noch 20 k drauflegen.

zum KlangVolumen: Müsste es nicht so sein, dass sogar ein 160er Flügel voller klingt als das 131er Klavier? Denn das Volumen ist bei einem 160er Flügel doch immer noch größer und die Länge der Bass Saiten auch.

Grundsätzlich denke ich aber schon an einen 180er Flügel, also ein Salonflügel. Das wäre vermutlich das richtige.
 
zum KlangVolumen: Müsste es nicht so sein, dass sogar ein 160er Flügel voller klingt als das 131er Klavier? Denn das Volumen ist bei einem 160er Flügel doch immer noch größer und die Länge der Bass Saiten auch.
Ich erinnere mich an die Daumenregel, 40 cm. von der Länge des Flügels abzuziehen, um einen Anhaltspunkt für die äquivalente Klavierhöhe zu haben. Die Mechanik beim Klavier nimmt ja nichts von der Rahmenhöhe des Instruments weg. Aus Neugier hab ich das gerade nachgemessen: Bei unserem Klavier ist der oberste Stimmwirbel etwa 2 cm vom Rahmenende entfernt, beim Flügel 35 cm. bis zum Anfang des Instruments.
 
Vielen Dank für die Richtigstellung. Dann ist klar - wenn ich mich von 131-Klavier hinsichtlich Resonanzvolumen und Saitenlänge verbessern will muss der Flügel wenigstens 175- 180 cm Länge haben. Das würde dann auch noch zur Raumgröße passen.
 
Jetzt hab ich noch eine grundsätzliche Frage zum Flügelkauf. Es gibt ja im Prinzip drei Varianten:
A: Ein neues Instrument im Fachgeschäft
B: Ein gebrauchtes Instrument vom Fachgeschäft (in der Regel überholt/restauriert)
C: Ein gebrauchtes Instrument von privat

Die Variante A ist mir etwas zu teuer. Ich denke man zahlt schon einiges extra nur dafür, dass ein Flügel neu ist. Garantie und einwandfreie Qualität hab ich auch bei Variante B.

Bleibt also B oder C. Wenn ich von privat ein Flügel kaufen will, sollte ich einen Klavierbauer mitnehmen, der sich das Instrument genau anschaut. Wo finde ich einen solchen in München?

Generell: Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Ich vermute für die Variante B muss ich einige Tausender mehr ausgeben, hab aber dafür eine Garantie auf den Flügel. Beim Privatkauf kann man sicher einen Glücksgriff machen - aber das ist eben nicht selbstverständlich. Und es dauert länger was zu finden.

Aktuell gibt es von privat ein Bösendorfer Flügel, 190, BJ 1930. VHB: 16.000 €. Den sollte ich mir mal anschauen und anspielen. Vorausgesetzt er ist in gutem Zustand - wäre sowas interessant? Oder ist BJ 1930 eigentlich nur was für Fans alter Instrumente?
 

1930 ist mittendrin bzw. in der Endphase der "Guten Alten Zeit". Man sagt, so 1900-1940. Bei den richtigen Herstellern und Modellen auch schon etwas eher. S.w.u.

90 Jahre jung. Man hat, wenn man sowas kauft, auch den Charme, den 100. Geburtstag des Instrumentes angemessen vorzubereiten und zu begehen. Z.b. mit einem Hauskonzert.

Man ahnt es nicht, aber die Verfügbarkeit eines guten Flügels verbessert ganz enorm die eigene Kunst.

Mein zartes Flügelchen, ein 270er Konzertgerät, ist vom September 1877, jetzt also 143 Jahre alt - und voll fit. Ein uralter Flügel, jedoch von moderner Konstruktion. Quasi der Großvater aller. D.h. auch, vor 1875 würe ich nicht unbedingt empfehlen - da müsste man flügeltechnisch schon sehr spezial verdrahtet sei.

Obwohl es Menschen gibt, die mit sehr guten Gründen einen 1810er Broadwood, einen 1842 Pleyel, oder einen 1866 Erard haben. Genau diese Zusammenstellung hatte ich mal in Südengland. Träumchen. Aber der Inhaber beschäftigt einen eigenen Klaviertechniker... Das tut (und kann) eben auch nicht jeder.
 

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