Übungen zum "Harmonisieren der beiden Hände" - Blues

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2cond

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25. Okt. 2009
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Hallo zusammen,

habe nach einem Jahr traditionellem Klavierunterricht damit angefangen, mich dem Blues zu widmen. Die klassischen Stücke funktionieren eigentlich recht gut. (Bach etc)

Jetzt merke ich, dass ich große Herausforderungen habe, beim Blues die Hände unabhängig von einander zu spielen und wollte fragen, ob ihr Empfehlungen habt bzgl. Übungen?

Soll ich einfach an den Blues Stücken dran bleiben bis das besser funktioniert oder besser mit klassischen Stücken die Hände weiter "schulen"?

(mein Ziel ist allerdings dass Blues Piano)

Übe gerade anhand Tim Richards "Improvising Piano Blues"

Vielen Dank schon einmal für Rückmeldungen.
 
Ich glaube, sturen "walking bass" bzw. monoton hämmernde Akkorde lernst Du in der Klassik nicht. Ich würde schön beim Tim Richards oder beim Wierzyck bleiben und üben, üben, üben. Meine KL erzählt, dass auch gestandene Klassiker durchaus Probleme bei Blues/Boogie hätten und das nicht mal so eben vom Blatt spielen könnten ...?

Klassik DANEBEN schadet aber ganz bestimmt nicht :D
 
Für mich ist das Wichtigste beim Blues, dass der Groove stimmt und nie wackelt. Ich finde es hilfreich, und auch akustisch gut, wenn man den Bluesrhythmus kräftig mit dem Fuß mitstampft. Man muß sich ja nicht gleich Kronenkorken unter die Schuhsohlen klemmen wie John Lee Hooker, und auf einer Holzplatte stampfen, aber wenn es grooven soll wie die Hölle, ist das wirklich hilfreich. Also, ich finde es gut, wenn man vom Groovepattern der linken Hand ausgeht, und erstmal damit einen stabilen Bluesrhythmus hinbekommt.
Wenn das sicher steht, und erst dann, kann man mit der rechten Hand dazu übergehen, rhythmisch abweichende Dinge zu tun. Aber immer schön weiter dazu stampfen und mit der linken Hand den Rhythmus hammerhart halten - das ist sozusagen "Mandatory", alles andere ist "Optional". Das hilft, wenn du rhythmisch unabhängige Dinge mit der Melodie veranstalten möchtest.

Es kann auch nicht schaden, dass allseits und in diesem Forum insbesondere so verpönte Metronom herauszuholen. Der Bluesrhythmus (innerhalb einer Viertelnote eines Taktes) ist ja triolisch, beim elektronischen Metronom könnte man einen triolischen Rhythmus einstellen, der immer auf 1 und 3 tickt: tick, - ,tack,tick, - ,tack,tick usw.
 
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Ich glaube, sturen "walking bass" bzw. monoton hämmernde Akkorde lernst Du in der Klassik nicht.

nicht so ganz: die Bezeichnung martellato (hämmernd) ist älter, als Blues und Jazz ;) - - allerdings: Figuren mit gehämmerten perkussiven Akkorden finden sich innerhalb der "Klassik" auf einem manuell sehr hohen Niveau (Beethoven, Alkan, Liszt, Prokovev, Skrjabin, Strawinski usw.)

für die so genannte "Unabhängigkeit" wird es nicht falsch sein, lineare (polyphone) barocke Sachen nebenher zu üben - ansonsten finde ich hier, dass das Üben von Blues-gerechten Begleitfiguren am Geeignetsten ist: schließlich ist ja Blues hier das angestrebte Ziel.

am von Dir angedeuteten Vergleich des Schwierigkeitsgrades habe ich Zweifel - ich glaube nicht, dass repetierte Bluespatterns in der linken Hand so schwierig sind, wie weitgespannte rasante Begleitfiguren bei Chopin, Liszt etc. - - - zudem gilt es, zu bedenken, dass bei Blues und Boogie durchaus auch improvisiert werden soll: da braucht die Schwierigkeit nicht so hoch zu sein, wie in Konzertetüden, bei denen jede Note absolut festgelegt ist (und hoffentlich gespielt wird).

falls, was ich hier anmerke, mit Grimm bedacht wird: davon rücke ich erst ab, wenn man mir eine schnelle Begleitfigur aus Blues (seit wann rast man den? :D) oder Boogie zeigt, die wirklich schwieriger auszuführen ist, als die linke Hand in Skrjabins op.8 Nr.12 (und die ist "Standard" unter gestandenen Klasikern) - - - nicht missverstehen: technisch dürfte es für den, der alle Chopinetüden drauf hat, im Blues und Boogie keine Probleme geben - musikalisch kann es aber durchaus sein, dass sich welche ergeben (z.B. dass der Blues nicht so rüberkommt, wie es wünschenswert wäre, weil alles zu akkurat läuft etc.)

Gruß, Rolf
 
Merci allen Antwortenden

Danke für die schnellen Anworten. Dann werde ich mal weiter auf Tim Richards bauen und nebenher vielleicht ein zwei einfachere Bach Stücke angehen.

Die einfacheren Klassikstücke waren bisher für mich sehr gut "nach zu vollziehen"; bei den Blues Stücken ist die Emotion für mich etwas schwieriger zu lesen - dementsprechend sind die Figuren aktuell sehr "mechanisch§

Mit jeder kleinen Steigerung kommt man sich irgendwie wieder wie am ersten Tag vor.... Hilft aber nichts - muss man dran bleiben

Danke noch einmal!
 
Moin 2cond

Hör Dir vielleicht mal Memphis Slim an:


http://www.youtube.com/watch?v=U0Bafql7ZuI

http://www.youtube.com/watch?v=2-6tmLt7ywU&feature=related

http://www.youtube.com/watch?v=yJYy2l8CVBk


Hier lernst Du ne Menge über den Zusammenhang von ostinaten
Figuren und Gesang - BluesNBoogie....


gruß

stephan


Nachtrag:


Aber immer schön weiter dazu stampfen und mit der linken Hand den Rhythmus hammerhart halten - das ist sozusagen "Mandatory", alles andere ist "Optional"

Das sieht dann natürlich mäschtisch authentisch aus -
das Folgende allerdings sieht noch ein bissel authentischer aus:

http://www.youtube.com/watch?v=ntpwXgA6sSM&feature=related

http://www.youtube.com/watch?v=4Q23LimQkvc&feature=related

Ob Memphis Slim dazu im Takt mit dem Schwanz wackelt, weiß ich
leider nicht - dazu ist nichts überliefert.
 
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pppetc: Geile Links. Danke!
 
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Jetzt merke ich, dass ich große Herausforderungen habe, beim Blues die Hände unabhängig von einander zu spielen und wollte fragen, ob ihr Empfehlungen habt bzgl. Übungen?

2cond, dass geht nicht nur dir so. Es ist das A und O, dass der Groove und Rhythmus stimmt beim Blues. Alles, was dabei hilft, mit der linken Hand nicht "aus dem Tritt" zu kommen, wenn die rechte Hand Synkopen, Akzente und rythmische Verschiebungen oder sonstwas veranstaltet, ist willkommen.
Daher mein Tip, mit einem Fuß, oder abwechselnd mit beiden (je nach Tempo unterschiedlich sinnvoll) zu stampfen. Dies hilft, den Rhythmus beizubehalten, und dient darüberhinaus bei einigen Bluesrichtungen auch als willkommenes perkussives Element. Dabei denke ich z.B. an den Delta Blues, dazu gibt es Videos vom alten Son House, oder (andere Richtung) z.B. John Lee Hooker und vielen anderen. Ob man nun den Blues auf dem Klavier oder der Dobro zelebrieren möchte, ist meiner Meinung dabei unerheblich, und die Pedale wird man beim Bluesklavierspiel ohnehin kaum brauchen.

Dass man Blues spielen kann (wenn man's kann), auch ohne mit dem Fuß zu stampfen, ist natürlich klar und wurde von mir auch nie bestritten (bezugnehmend auf den Schwachfug, der bezugnehmend auf mein aus dem Zusammenhang gerissenem Zitat von einem Poster hier geschrieben wurde). Meine Aussage ist nur, dass ich es für erstrangig halte, den Rhythmus konstant zu halten, und dass es eine Hilfe ist, dies zum Beispiel mit Fußstampfen zu unterstützen - nicht nur wegen der Herausforderung der Unabhängigkeit der Hände, sondern weil es auch musikalisch / akustisch Sinn machen kann. Insbesondere, wenn man alleine den Blues spielt, ohne Schlagzeug oder rhythmisches Begleitinstrument.
 
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Alle alten Bluesheros wie Robert Johnson, Son House, Charley Patton (um ein paar vom Delta Blues zu nennen), aber auch mancher heutiger Nachfolger, werden im Laufe eines Bluesssongs meist schneller (bei Studioaufnahmen mit Rhythmusgerät im Ohr natürlich nicht - leider). Das Metrum muß daher nicht stur eingehalten werden, man kann schneller werden. Was alle Bluesmusiker obiger Charge gemeinsam haben: sie fallen jedoch niemals aus dem Groove, egal welche melodischen Kunstgriffe angewendet werden. Bei dieser Art von Blues ist der Groove das Allerwichtigste.

Und bezüglich Rhythmus und Fußklopfen noch eines: Um beim Bluesstil obig genannter Künstler zu bleiben, schon beim Fußklopfen kann man erkennen, ob der Rhythmus stimmt: so wie die Bassfigur triolisch ist innerhalb einer Viertelnote, genauso macht das am besten der Fuß mit (weil es ungemein hilft): genau bei der 3. Triolennote geht der Fuß nach oben, bei der folgenden 1.Triolennote nach unten. Wenn der Fuß "lasch" im Rhythmus klopft, macht die Basshand den Rhythmus auch lasch, sprich, nicht genau triolisch, und schon verwässert dieser typische Bluesrhythmus.

Von daher, das Metrum muß nicht zwanghaft konstant bleiben, der Groove und der Rhythmus unbedingt (z.B. beim Delta-Blues (es gibt so viele unterschiedliche Bluesstile, dies gilt nicht für alle Varianten)).
 

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