Tagesform des eigenen Instruments

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Liebe Clavieristen,

ich habe oft den Eindruck, dass sich mein Instrument von Tag zu Tag anders anhört. Auf jeden Fall ist es so, wenn ich eine Erkältung habe, aber das ist ein Sonderfall. Auch sonst scheint sich der Klang, die Obertöne, nach Tagesform zu gestalten. Nicht nur auf meinem derzeitigen Flügel. Kennt ihr so etwas auch? Meinst Ihr, es liegt am Hörer/Spieler oder an der "Hardware"?

Eigentlich bilde ich mir ein, gar nicht so ein feines Gehör zu haben. Andererseits höre ich Töne, die andere nicht hören - ich meine zum Beispiel schreckliches Elektronik-Gefiepe von Leuchtsoffröhren oder Bildschirmen...

Habt Ihr ähnliche Erfahrungen?

Fragt
Die Drahtkommode
 
Die Frage nach der Tagesform habe ich mir auch schon häufig gestellt. Eine eindeutige Antwort weiß ich nicht.
Meine Vermutung geht allerdings eher in die Richtung, daß es an einem selbst liegt. Der Organismus, unsere Stimmungen, sowie das Wechselspiel zwischen beiden machen sicher viel mehr an Tagesform aus. Die sich obendrein z.B. im Anschlagsverhalten bemerkbar macht, somit wieder im Klang.
Gleiche Temperatur und Luftfeuchtigkeit vorausgesetzt sollte das Klavier doch eigentlich keine (hörbaren) Schwankungen haben.
Was meinen die anderen?
 
ich glaube, es liegt an beiden. Steht das Klavier perfekt temperiert, so wird wohl der Spieler den Löwenanteil tragen, während bei ungünstigeren Standorten auch das Instrument starke Schwankungen haben kann. Und es gibt auch Instrumente, die schwanken an relativ gleichbleibenden Standorten: Mein Musikschul-Yamaha wechselt quasi tagtäglich "sein Gesicht". Da die KL das ebenso hört und empfindet, liegts wohl wirklich am Klavier.
 
Meiner Meinung nach, wirken da mehrere Faktoren.

Je nach Verfassung nimmt man gewisse Töne und Klänge verschieden wahr. Ebenso produziert man auch verschiedene Klänge. Eventuell wirkt sich das bei jemanden der gut Klavier spielen kann, nicht so stark aus.

Das Instrument wird sich auch ändern, wenn sich die Luftfeuchtigkeit und/oder die Temperatur ändern.

[…]
Andererseits höre ich Töne, die andere nicht hören
[…]
Solange es keine Stimmen sind, finde ich das unbedenklich. :D :D

Grüße
Thomas
 
:) :) :)

Klaviere sind launische Wesen, manchmal sind sie richtig verstimmt :D:D:D:D
 
Mein Ibach ist manchmal "Bach", manchmal nur "i".:D

Scherz beiseite, wenn ich sehe, dass ich hier teilweise Luftfeuchteschwankungen von 10 oder 15% am Tag habe, dann ist irgendwas möglich...
 
Eigentlich bilde ich mir ein, gar nicht so ein feines Gehör zu haben. Andererseits höre ich Töne, die andere nicht hören - ich meine zum Beispiel schreckliches Elektronik-Gefiepe von Leuchtsoffröhren oder Bildschirmen...

Habt Ihr ähnliche Erfahrungen?

Fragt
Die Drahtkommode

Ich höre das Gequietsche unseres Kopierers. Es treibt mich in den Irrsinn. Das Ding quietscht und quietscht - und noch irrer macht es mich, dass es sonst niemand hört!!! Und heute hatte ich schon wieder den Klavierstimmer da. Sooo schlimm verstimmt war es gar nicht. Hat mich trotzdem kirre gemacht. Er hat mir mit auf den Weg gegeben, dass ich bis OKTOBER ausharren solle bis zum nächsten Mal. Da krieg ich einen an die Mütze!!! Gibt es zu gute Ohren??? Und ja... mein Klavier hat definitiv "seine Tage" da klingt es zum wegschmeißen. Aber vermutlich höre ich wirklich zu gut. Bin wohl eine Ohrenmimose. Ein Freund von mir ist ne Nasenmimose, den bringen Gerüche um. Mich Töne.
 
Ich bemerke 2 verschiedene Effekte.

Mein neuer alter C3 steht jetzt seit ca. 6 Wochen bei mir und ist vom Ortswechsel verstimmt, außerdem hat er einige wenige Töne, die mir noch nicht so richtig gefallen.

Bei Luftfeuchteschwankungen größer 10% merke ich schon deutlich, daß er vom Zustand "verstimmt" nach "sehr verstimmt" tendiert.

Aber wesentlich stärker ist folgendes: Wenn ich morgens zwischen 6 Uhr und 7 Uhr übe, finde ich meinen Flügel super und bemerke allenfalls am Rande, daß er verstimmt ist. Komme ich abends gegen 19Uhr von der Arbeit und setze mich (ermüdet) davor, stört mich jeder einzelne Ton, der nicht genau paßt (ganz abgesehen von meinem eigenen Spiel:D- ).

Und: Der zweite Effekt ist deutlich stärker, d.h. bei mir gilt: Die "Tagesform" des Instruments reflektiert eher meine eigene Tagesform oder "Hörtoleranz".

Ende Februar kommt mein Klavierhändler zur Erststimmung und soll dann mal auch die paar Töne richten, die noch nicht so richtig passen. Ich bin gespannt, wie gut er das hinkriegt und wie sich das Ganze danach anhört, und ob auch die Tagesformschwankung geringer wird ...

Gruß
Rubato
 
Liebe Klavierfreunde

Wenn man Stefan Knüpfers Aussagen in unten verlinktem Interview vor allem zum Thema "Gedächtnis" des Instruments liest, wird klar, dass Instrumente wohl tatsächlich ihren eigenen "Mikrokosmos" haben, auf dessen Veränderungen sie klanglich reagieren.

http://www.faz.net/s/Rub8A25A66CA95...DFA060D6B1422D44C1~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Da erscheint es logisch, dass, abgesehen von unserer Wahrnehmung, auch sowas wie unterschiedliche "Tagesformen" in Erscheinung treten.

Gruss

MuseQ
 


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