Naja, rhythmisch ist das sehr einfach. Es swing nur, wenn du von einem Triolenpaar (drei Noten in einem bestimmten Zeitraum) immer die zweite Note weglässt. Am Schlagzeug würde man zeurst zwei Viertel betonen und dann in einem Dualismus weiterfahren:
Ta -- Ta - taTa -- Ta - taTa -- Ta - taTa --
Nun hat man jedoch noch Möglichkeiten bei der Betonung. Man könnte beispielsweise nur immer den Off-Beat stark betonen und dann zwischendurch nur immer den Down-Beat usw.
Man ferner zwischendurch mal durchgehend Triolen spielen:
Ta -- Ta - taTa -- Ta - taTa -- TatataTatataTa - ta - - taTa...
Rhytmisch ist man da sehr frei.
Zu deiner Frage. Wenn du nun durchgehend Triolen/Sextolen spielst, wie es oft in der Klassik vorkommt, swingt natürlich noch nichts. Nut durch das Wechselspiel von Off-Beat und Down-Beat entsteht der typische Swing-Groove.
Den Groove fühlt man aber mit der Zeit von alleine und entwickelt seine eigenen Patterns. Ich will demnächst mal mit Bongos anfangen ternäre Patterns zu spielen. vielleicht kann ich dann was einspielen.
Doch nochmals zurück zu deiner Frage. Theoretisch gesehen haben vielleicht die Klassiker ein weniger gutes Gespür für dieses Wechselspiel zwischen Off-Beat und Down-Beat. Man muss sich halt wirklich lösen von jeglicher Theorie und es einfach so spielen wie man es fühlt. Rhythmus sollte man nicht zu sehr theoretisieren. Das sich ein Klassiker immer an Noten bindet, führt natürlich rhythmisch nie wirklich zu einer frei, improvisierten Musik. Ich habe schon viele Klassiker gehört, die Jazz machen und immer öfters, auch bei renomierten russischen Klavierpsielern, hört man ihre eingeübten Schemen raus. Schematisch spielen ist gut, aber irgendwann muss man sich rhythmisch lösen um eine neue Fülle an Variationen zu erlangen. Man muss sie kombinieren. Neue Flüsse erreichen. Man kanns irgendwie nur schwer in Worte fassen. Man übt ein Stück und spielt es immer und immer wieder. Aber irgendwann lösst man sich beim lauten spielen in der Band und gelangt in eine vierte Dimension, in der Ausrutscher normal sind. Nur durch diese Ausrutscher weisst du, was besser und schlechter ist. Jazz lebt sowieso nur in einem Combo. Wenn du solierst, wird das nie so klingen wie in einem Combo. Hör dir Bill Evans an, er hat haufenweise einstudierte Schemen, die er zwar exzellent mischt und variiert, doch auch bei ihm gefallen mir die Comboaufnahmen meist besser, wie seine Solo-Alben.
Das erinnert mich an einen Abend in einem Nobelhotel. Da warn Pianist aus dem Osten. Ich habe zwischendurch mit ihm ein wenig über Jazz philosophiert und der war echt eine Klasse für sich. Nicht nur technisch, sondern auch melodisch konnte er in den genau gleichen Standart, doch so viel Neues hineinbringen. Er hat mir drei mal den Song: My funny valentine in komplett anderen Variationen vorgespielt. Man hätte meinen können, es seien drei verschiedene Standarts und doch hörte man den goldenen Faden heraus.
Ihm hat jedoch die Arbeit als Barpianist nicht wirklich gefallen. Er meinte zu viel Prostitution.