Stücke gleichzeitig, oder nacheinander üben?

Gerd

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Ich habe seit einem halben Jahr wöchentlichen Klavierunterricht.
Notenheft: "Die Russische Klavierschule", Bd. 1

Im Schnitt übe ich jede Woche zwei Stücke ein.

Nun zu meiner Frage: Ist es effektiver jedes Stück - in einer Übe-Einheit -
(bis das es "sitzt",) erst zu Ende zu üben, oder kann ich beide Stücke im Wechsel üben?

Auf diese Überlegung bin ich gekommen, nachdem ich den unten stehenden Artikel gelesen habe!

Hierzu einen interessanten Ausschnitt aus der Zeitschrift Piano News,"Wer übt, hats Nötig" .. (2004) von Ratko Delorko ".(Teil 2) ... (ich hoffe ich darf das ohne Verlagszusage zitieren?)

"Einzelstrategie: (...) Die Regel lautet: Der Abschnitt darf nicht länger als 20 Sekunden dauern, bitte nur in einem für Sie perfekt spielbaren Tempo mit aller Dynamik, Artikulation und - wichtig - dem Zieltempo entsprechenden Bewegungabläufen. Mehr als 20 Sekunden sind im Kurzzeitgedächtnis nicht zu speichern und daher unsinnig.
Viel hilft viel? Leider nein. Eine Stelle wird (...) acht mal wiederholt. Das sind gedächtnisgerechte Päckchen, welche das Gehirn für die Übermittlung an das Langzeitgedächtnis für würdig befindet. Dann folgen 30 Sekunden Pause, in denen man versuchen sollte, tunlichst nichts zu denken. (...)
In dieser Zeit tun Sie nicht etwa Nichts, sondern Ihr Gehirn leistet Schwerstarbeit und schaufelt das Erlernte vom Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis. Dann folgen wieder acht Wiederholungen der Stelle, bis man auf fünf Wiederholungsphasen kommt. Dabei sollten Sie so langsam spielen, dass a) keine Fehler oder Stockungen entstehen, b) die musikalischen orgänge sofort von Anfang an mitgelernt und kontrolliert werden können. (.... usw.)
 
Im Schnitt übe ich jede Woche zwei Stücke ein.

Nun zu meiner Frage: Ist es effektiver jedes Stück - in einer Übe-Einheit -
(bis das es "sitzt",) erst zu Ende zu üben, oder kann ich beide Stücke im Wechsel üben?
(...)
In dieser Zeit tun Sie nicht etwa Nichts, sondern Ihr Gehirn leistet Schwerstarbeit und schaufelt das Erlernte vom Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis. Dann folgen wieder acht Wiederholungen der Stelle, bis man auf fünf Wiederholungsphasen kommt. Dabei sollten Sie so langsam spielen, dass a) keine Fehler oder Stockungen entstehen, b) die musikalischen orgänge sofort von Anfang an mitgelernt und kontrolliert werden können. (.... usw.)
[/I]
Für mich kann ich nur sagen, dass ich es ziemlich anstrengend finde, nur an einem einzigen Stück gleichzeitig zu üben. Ich brauche da Abwechslung.
Ansonsten klingen die zitierten Übetipps sehr gut! (Wenn man das durchhalten kann - klingt für mich auch ziemlich anstrengend)
Viele Grüße, Dimo
 
Hallo Gerd,

der Artikel scheint ja sehr interessant zu sein. In welchen Heften von 2004 stehen sie denn? (Auf der Site von Ratko Delorko wird die Seite mit den Veröffentlichungen "gerade" überarbeitet, und aus der von PianoNews wird man auch nicht viel schlauer.)

So richtig verstehe ich aber nicht, was das Zitat mit deiner Frage zu tun hat. Es geht doch hier darum, wie man effizient kleine Notentextabschnitte "einschleift". Nichts spricht dagegen, dass diese aus verschiedenen Stücken stammen.

Tschüss
Wu Wei
 
Ich habe in letzter Zeit auch hier und da etwas über Regeln in Bezug auf die Länge der zu lernenden Abschnitte gelesen. Unter anderem höre ich auch von maximal sieben Sekunden langen Abschnitten.

Was die Dynamik angeht: Da wäre ich etwas vorsichtig. Wenn man sich von Anfang an bei einer Fortissimo-Passage auf das kräftige Spielen der Töne konzentriert, vergisst man dabei möglicherweise die Entspannung, was das mühelose Spielen dieser Passage erschwert. Zunächst sollte man sich meiner Meinung nach auf das Einüben der Noten und das Spielen der Passage an sich konzentrieren - wenn das mühelos vonstatten geht, sollte ein dynamisch variables Spiel kein großes Problem mehr darstellen.

Mark Andreas Giesecke empfiehlt in seinem Buch "Clever üben, sinnvoll proben, erfolgreich vorspielen" zum Beispiel auch, von Anfang an mit Pedal zu üben, was ich als zusätzliche Schwierigkeit empfinde. Warum sollte ich mich auf das korrekte Benutzen des Pedals konzentrieren, wenn die Finger noch nicht einmal die Passage spielen können, eventuell noch technische Schwierigkeiten überwunden werden müssen, ich die Passage aber auf alle Fälle schon ohne Pedal nicht perfekt spielen kann?

Insofern ist der Tipp, vollkommen musikalisch zu üben, sicherlich nicht falsch, aber wenn eine Passage noch nicht sitzt, muss sie in meinen Augen erst einmal geübt werden, wobei man sich dabei nicht ständig auf alle Aspekte der Musik konzentrieren kann, sondern erst einmal einen Teil technische Arbeit leisten muss, um anschließend mühelos seine volle Aufmerksamkeit der musikalischen Interpretation widmen zu können.
 
Hallo Wu Wei,

leider kann ich auf der mir vorliegenen Kopie nur den Jahrgang - 2004 - ablesen, aber nicht den Monat.

Das Zitat hat mit meiner Frage naürlich nichts zu tun.
Ich wollte nur bei dieser Gelegenheit auf den interessanten Artikel mal hinweisen.
 
Also mehrere Stücke gleichzeitig ist meiner Meinung nach besser. Das wird nicht so langweilig. Ich kriege immer zu viel wenn ich immer das gleiche spiele.
Aber pass auch auf, dass Du nicht zu viele gleichzeitig übst. Ich übe meist 3 bis 4 gleichzeitig...
 
Zwei Stücke auf einmal, in der Form, daß man abwechselnd je einen Takt einübt, würde ich nicht empfehlen. Mal abgesehen davon, daß beide Stücke in unterschiedlichen Tonarten stehen können, verliert man den Bezug zum jeweiligen Stück und übt nicht mehr im Zusammenhang.

Ich wüßte aber nicht, warum man nicht nacheinander erst an einem und dann an einem zweiten Stück üben sollte. Das einzige Problem für das zweite Stück ist natürlich die Tatsache, daß man nicht mehr ganz so frisch ist und die Konzentration vielleicht schon nachläßt. Es macht also mehr Sinn, Stücke nebeneinander zu üben, die in unterschiedlichen Stadien sind und mit dem zu beginnen, das die meiste Konzentration erfordert.

Ich wollte auch einiges zu der Idee schreiben, "alles auf einmal" für ein Stück zu üben oder eben nicht. Das hängt aber doch zusehr davon ab, wie gut man schon spielen kann, wie schwer das Stück ist und mit wieviel Energie man ans Üben gehen kann. Der Idealfall ist meiner Meinung nach, daß man technische Schwierigkeiten im Vorwege durch technische Übungen (oder andere Stücke) beseitigt und dann gleich "richtig" übt. Wenn man erst alles einzelhändig übt, dann zusammen, dann mit Pedal und dann dynamisch, hat man vier unterschiedliche Versionen des selben Stückes eingeübt, die alle während des Spielens versuchen werden, zur Geltung zu kommen. Fehler sind da schon vorprogrammiert.
 
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@ Gerd:

Danke für das Zitat aus der Zeitschrift. Es erscheint mir sehr plausibel, erfordert aber auch ziemliche Übedisziplin. Scheint aber dafür sehr viel Zeit zu sparen - Zeit, die man dann z.B. zum genußvollen Spielen übrig hat. Wirklich sehr interessant...

Ob man nun Fragmente aus einem oder aus mehreren Stücken in dieser Weise übt, scheint mir unerheblich. Aber die Art des vorgestellten Übens klingt überzeugend. Ich erwische mich so oft, dass ich Stücke durchspiele, und an den ewig gleichen Stellen die ewig gleichen Fehler mache. Und leider ist es ja soooooo viel schwerer, ins Muskelgedächtnis bereits eingravierte Fehler zu korrigieren (z.B. einen unergonomischen Fingersatz oder falsche Noten) statt von vorneherein alles richtig zu üben.
 
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