Stücke, die begeistern

Diese häufig anzuteffende Unterscheidung zwischen „Üben“ und „Musizieren“ befremdet mich. Für mich ist „Musizieren“: das Ausloten und Perfektionieren der Stücke in technischer und gestalterischer Hinsicht. Jedesmal auf‘s Neue die Frage: Was geht mittlerweile? Was geht noch nicht? Auch das schließliche Präsentieren ist letztlich ein Ritt über den Bodensee: Gelingt es mir, das dem Publikum zu vermitteln, was mir vorschwebt? Schaffe ich es, die Spannungsbögen zu halten? Breche ich wohlmöglich ein? Ohne diese Herausforderungen, dieses Austesten meiner Möglichkeiten, den Wunsch, Grenzen zu verschieben, fände ich Klavierspielen ausgesprochen langweilig. Wie einer meiner Lehrer sagte: Das Musizieren beginnt, wenn Du mit Bewußtsein und Klangwillen einen Ton erzeugst.
 
Im übrigen finde ich die Aussage „Das Stück mag ich nicht“ ausgesprochen infantil. Wenn man sich eingehend mit der Materie beschäftigt hat, kann man durchaus zu der Einsicht gelangen: Ich finde keinen Zugang zu den Intentionen des Komponisten. Aber nach meinen Erfahrungen ist oft genug das Gegenteil der Fall: Die Stücke, die sich meinem Zugang anfangs gesperrt haben, wo ich mich fragte: „Sonate, que me veux-tu?“ (Sonate, was willst Du mir sagen? [La Cepède]), diese Stücke sind nachher meine besten Freunde geworden, die mich über Jahre hinweg begleiten.
 
Im übrigen finde ich die Aussage „Das Stück mag ich nicht“ ausgesprochen infantil.
Echt? Warum? Es ist doch erst mal nur eine Aussage über mich, nicht über das Stück. So gesehen ist es eigentlich eine sehr erwachsene Aussage.

Und wie ich dann damit umgehe, ist auch erst mal noch offen. Ich kann versuchen, mir das Stück trotzdem zu erschließen (falls ich denke, dass es sich lohnen könnte) oder ich lasse es einfach und wende mich Stücken zu, die ich auf Anhieb mag (um dann evtl. zu merken, dass sich eine längere Beschäftigung damit doch nicht lohnt) oder oder oder ...
 
Ich glaube auch, dass für die meisten Menschen nur die harte Arbeit zum Ziel führt. Die kleinen Mozarts dürfte es wohl eher seltener geben.
 
Ich habe noch von keinem Pianisten gehört, der von sich behauptet hat viel Talent zu besitzen. Wohl aber, dass er viel üben müsste. Das er Talent hat, das sagen immer andere Personen.
 
"Als junger Mensch war ich faul. Ich hatte Talent, aber es gab vieles in meinem Leben, was mir wichtiger war als Üben. Gutes Essen, gute Zigarren, große Weine, schöne Frauen ...“ - Arthur Rubinstein
 
Schau Dir mal von Granados 'Danza de la Rosa' an. Nicht schwer, mit Übergreifen ganz originell und sehr hübsch.
 

Hallo liebe Leute, danke für die ganzen Antworten :) jetzt finde ich endlich die Zeit zu antworten.

Erstmal, ich versuche wirklich nicht die "Schuld" für mein nicht-Weiterkommen (das es nicht gibt, ich habe schon das Gefühl, dass ich weiterkomme) auf irgendjemanden oder die Stücke abzuwälzen. Ich weiß nicht, wie manche von euch anhand der Frage auf die Idee gekommen sind. War auf jeden Fall nicht so gemeint :) Wie gesagt, die Übemotivation ist schon da und ich lege die Stücke, die ich spiele auch nicht einfach zur Seite, weil sie mir gerade zu anstrengend werden.
Viel mehr Übernahme von Selbstverantwortung ist angezeigt, zumal bei erwachsenen Schülern!
Versuche ich ja, deswegen dachte ich, ich hole mir von euch Anregungen für tolle Stücke ;)

Dich wird es sehr weiterbringen, wenn du dich mal durch die Klavierliteratur hörst.
1. lernst du die Genre- und Epochen-typischen Wendungen kennen, das hilft später beim Spielen
2. wirst du selbst entdecken was dir gefällt
Ja hast Recht, ich finde das ist nur so ein Wust an hunderten Stücken, da weiß ich gar nicht wo ich anfangen soll. Aber wahrscheinlich lohnt sichs, einfach mal anzufangen. Danke!

Und @rolf du hast vollkommen Recht! Ich habe, vor ein paar Monaten ca. zwei Monate daran gearbeitet mit meiner KL. Jetzt hole ich es nur noch ab und zu mal raus. Meine KL meinte, ich sollte es ein bisschen ruhen lassen und nach einem Jahr wieder rausholen um zu sehen, was ich neues entdecke :) Also das Stück werde ich auf jeden Fall nochmal angehen, nur gerade habe ich das Gefühl, dass es einfach technische und musikalische Schwierigkeiten hat, die für mich erstmal nicht lösbar sind. Ich werde aber auf jeden Fall dranbleiben, weil ich das Stück wie gesagt liebe. Und das ist auch die Art von Anregung, die ich mir ursprünglich von dem Post erhofft habe. Welche Stücke euch damals oder halt gerade, je nachdem wo ihr steht, motiviert haben und richtig begeistert haben.

@Tastatula @AlterTastendrücker , danke für die Anregungen! Ich werd gleich mal reinhören und mir die Noten anschauen!
 
Bei mir hat es geholfen, mal weg von der Klassik zu gehen und mich mal in Richtung Rock umzusehen.
 
Auch ich spiele am Liebsten Stücke, die ich auch privat gerne höre oder an die ich schöne Erinnerungen verbinde
 
ea kann ganz einfach sein: du hörst ein Stück und es gefällt dir. Du möchtest es auch können und beginnst für dich allein oder mit einem Lehrer das Stück in den Griff zu kriegen. Es bleibt nicht aus, daß Schwierigkeiten auftauchen. Jetzt gibt es
a) die Möglichkeit, daß deine Motivation die in dir steckt reicht, um optimistisch weiter daran zuüben und irgendwann den Erfolg zu ktiegen. Da kann es auch mal eine Pause geben.
b) schiebst du deinen aktuellen Misserfolg auf das Klavier, den Lehrer, das schlechte ( oder gute ) Wetter , dann wirst du diesen Mechanismus öfter erleben und von vornherein die "Schuld" woanders suchen.
Gehe mit all deiner Kraft und mit Freude an das nächste Stück - vielleicht klappts!
 

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