Stirbt klassische Musik aus?

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garcia7711

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30. Apr. 2025
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Gestern habe ich ein Studienkonzert für Violine auf einer Musikuniversität besucht. So etwas gibt es scheinbar überall auf den Musikhochschulen, was ich so im Internet gesehen habe. Diese Studienkonzerte sind nichts anderes als eine Möglichkeit, für Studenten was vorzuspielen, bei gratis eintritt. Mit mir waren dort genau 4 Zuschauer und eine davon war die Professorin der Studenten. Irgendwie hat mir das das Herz gebrochen. Die jungen Studenten haben so schön gespielt, klar, kein Anne-Sophie-Mutter Niveau, auch ich habe als Laie ein paar Fehler bemerkt, aber trotzdem hat ihr Vorspielen mich berührt und ich hätte locker dafür sogar Eintritt bezahlt. 4 Zuschauer für junge klassische Musiker, die ihr Alles geben.

Ist das die Zukunft von klassischer Musik? Bald einfach kein Publikum mehr, weil die alten alle wegsterben und keine jungen Zuschauer mehr nachkommen? Was passiert mit den ganzen ambitionierten Musikstudenten?
 
Bald einfach kein Publikum mehr, weil die alten alle wegsterben und keine jungen Zuschauer mehr nachkommen? W
Nur weil beim kostenlosen Konzert, wahrscheinlich nachmittags um 14.30 Uhr, kaum einer da war?

Solange die Kölner Philharmonie bei den Big Shots rappelvoll ist, braucht man da nichts zu befürchten. Klassische Musik ist nunmal Musik für Minderheiten.

CW
 
Ich war schon oft auf solchen Klassenvorspielen an der Musikhochschule in Frankfurt. Da kommt immer ein gewisses Mindestpublikum zustande, zumindest nach meiner Erfahrung. Man muss sich halt vor Augen halten, dass die Hochschulen wahnsinnig viele Konzerte anbieten. Selbst ein passionierter Klassikhörer kann das nicht alles mitnehmen :015: ein Blick in den Veranstaltungskalender der lokalen Musikhochschule lohnt sich aber immer! Ich habe diese Konzerte auch weiterempfohlen, als ich noch an der Uni unterrichtet habe.
 
Ähnliches hatte ich letztes Jahr auch erlebt, es war sogar ein Semester-Klassen-Abschlusskonzert an einem Donnerstag so 18 oder 19 Uhr … es waren gemischte Beiträge, 3-4 Solo Klavier, aber auch ein Abschluss von einem Gruppenprojekt Gesang und Violie war auch nochmal eins, war ein bisschen wie Bund in die klassische Instrumentenkiste gegriffen … Unsere Musikklasse war als Zuschauer da, dann vielleicht 10 Eltern und die Professoren dazu… Es waren effektiv mehr vorspielende als Zuschauer … Und in der Stadt hingen gefühlt überall Plakate das das Konzert da ist…
 
Die Frage ist in etwa genauso seltsam wie „Stirbt klassische Literatur irgendwann aus?“ Solange es mindestens einen Menschen gibt, der sie spielt und mindestens einen, der sie hört, stirbt sie auch nicht aus.
 
Solange es mindestens einen Menschen gibt, der sie spielt und mindestens einen, der sie hört, stirbt sie auch nicht aus.
Grundsätzlich stimmt das natürlich.
Aber wenn wir in Deutschland weiter klassische Sinfonieorchester hören wollen, funktioniert das nur, wenn es Menschen gibt, die das lehren und lernen wollen und wenn es auch in der Gesellschaft die Bereitschaft gibt, das finanziell zu unterstützen.
Ich muss da immer an den Bürgermeister denken, der sagte, wenn eine Umfrage machen würde, ob seine Bürger lieber 10 € im Monat für das Theater aufbringen wollen oder ob die Stadt jedem Bürger ein Netflix-Abo bezahlen soll, dann würde wohl die Mehrheit für das Netflix-Abo stimmen.
Jetzt ist Theater keine klassische Musik, aber das Prinzip ist das gleiche.
 
ob seine Bürger lieber 10 € im Monat für das Theater aufbringen wollen oder ob die Stadt jedem Bürger ein Netflix-Abo bezahlen soll, dann würde wohl die Mehrheit für das Netflix-Abo stimmen.
Jetzt ist Theater keine klassische Musik, aber das Prinzip ist das gleiche.
Und das ist genau die Begründung, weshalb Basisdemokratie nicht unbedingt eine Errungenschaft ist, die die Menschheit voranbringt. Denn - sorry - die meisten sind bequem und faul. Und da nehme ich mich nicht aus.
 
Wir denken vielleicht zu sehr europazentriert. Vielleicht geht die Post längst woanders ab (China, Thailand, Türkei, Russland, Kirgistan, Ukraine, ...).
Und: Netflix <-> Klassik ? Persönlich würde ich sagen: 1. Ravel - 2. Netflix - 3. Mozart. :teufel:

(Ein Weinkenner wurde mal gefragt, was ihm lieber wäre - Sex oder Wein? Er darauf: "Bordeaux oder Burgunder?")
 

Als ich jung wsr, war die Mehrzahl der Besucher klassischer Konzerte eher älter, das ist bis heute so geblieben. Es gibt also offenbar neue Alte!
 

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