Stimmung bei täglichen Temperaturschwankungen

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Bernhard Hiller

Bernhard Hiller

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28. Aug. 2013
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Über die Probleme mit jahreszeitlichen Luftfeuchteschwankungen haben wir schon einen Thread. Aber mir scheint ein Thema wichtiger: wie gut verträgt es ein akustisches Instrument, wenn die Temperatur alltäglich schwankt?
Z.B. habe ich an Wintermorgen ca. 18-19° im Wohnzimmer, von Mittag bis abend 21-22°, also 3° innerhalb eines Tages rauf, und über Nacht wieder runter. Im momentan wolkenverhangenen Frühjahr ist die Schwankung auf 2° beschränkt, aber als vor ein paar Tagen die Sonne schien, habe ich gegen Mittag bereits 25° gemessen - 6° mehr als am Morgen. Im Sommer geht's nahe 30°, aber nachts fällt es dann auch nicht mehr unter 20° ab.
Meinem Digi ist das egal. Der Gitarre macht das auch recht wenig aus: sie interessiert sich mehr dafür, wie warm es zum Zeitpunkt ist, an dem ich spiele (und im Zweifelsfalle kann ich sie selbst stimmen ;-) ).
Aber was macht ein Klavier / Flügel in solch einer Umgebung? Wie sind da eure Erfahrungen?
 
Alles was du hier beschreibst sind Feinde des Klaviers. Nicht umsonst empfiehlt sogar Stiftung Warentest die 2-malige Stimmung pro Jahr. Wer es sich nicht leisten kann, sollte sich keine Drahtkommode zulegen, so Stiftung Warentest.

Gruß altermann
 
Aber was macht ein Klavier / Flügel in solch einer Umgebung?

Bei einer Zimmertemperatur von 200° sind diese Instrumente sehr schnell in der Lage sich selbst zu entzünden, da die Luftfeuchtigkeit rapide abnimmt und dem Instrument erheblich Wasser entzieht bis es leichtentzündliches Methan, Wasserstoff und Kohlenmonoxyd abgibt. Nach einer Oxidation von Klavieren/Flügel sind diese als Musikinstrumente nimmer brauchbar. :rauchen:

LG
Henry
 
Aber was macht ein Klavier / Flügel in solch einer Umgebung? Wie sind da eure Erfahrungen?

"Kirche im Dorf lassen". :idee:

Seit ich zwei Überlebende des 2. Weltkriegs bei mir aufgenommen habe, von denen der eine, das weiß ich positiv, Frankfurter Bombennächte bei guter Gesundheit überstanden hat - und überlege, dass es viele noch ältere deutsche Instrumente gibt, die sogar zwei Weltkriege auf dem hölzernen Buckel haben, die aber gleichwohl noch toll klingen, bin ich diesbezüglich gelassener geworden.

Mein 70er-Jahre-Klavier vegetierte jahrzehntelang in meinem Elternhaus im Wintergarten, abwechselnd volle Pulle beheizt bzw. von Eiseskälte umgeben, kalter und heißer Zugluft (Sommer, aufstellbare Dachfenster) ausgesetzt, und selbstverständlich wurde dort nie die rLf kontrolliert. Das tapfere Kerlchen überstand diese Tortur ohne Schäden, die mit Stimmung und Regulation der Mechanik nicht auszubügeln gewesen wären.

Bestimmte Stressfaktoren muss ein Instrument einfach aushalten. Man kann nicht mehr tun, als die Schwankungen möglichst gering zu halten und versuchen, das Umgebungsklima möglichst positiv zu beeinflussen.


Ich gebe allerdings zu, die meisten meiner Instrumente stehen in der "Klimakammer" im Souterrain, Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen minimal und gut kontrollierbar. :girl: Gestimmt werden müssen sie trotzdem.
 
@Barratt Endlich mal eine vernünftige Meldung in diesem Thread. Das gefällt mir sehr gut. Hoffentlich mkommen noch ein paar ernst zu nehmende Erfahrungsmeldungen weiterer Clavioten hinzu.
Vor den Zeiten der Zentralheizung - und das ist gerade mal ein paar Jahrzehnte her - waren die Temperaturschwankungen im Hause sicherlich höher als heute, und die Instrumente haben's überlebt.
Nur: wieviel Aufwand muß man hineinstecken, wenn man ein - zumindest in sich, wenn auch nicht absolut - stimmiges Instrument wünscht? Kommt man da noch mit zwei Stimmungen pro Jahr hin?
Wenn sich die Stimmung aller so 230 Saiten halbwegs gleichmäßig von 440 auf 443 oder 436 oder sonstwohin bewegt: stört mich nicht, da ich kein absolutes Gehör habe. Wenn sich aber - wie bei der Gitarre, deren Basssaiten umwickelt sind, die Diskantsaiten nicht - Gruppen von Saiten in anderem Maße verstimmen, dann klingt das halt... a weng schräg.
 
Für mein Klavier war der Winter relativ hart. Bei Minusgraden draußen ist die rLf und Temperatur im Keller gewesen. Nach nem Tag hat das Klavier nicht reagiert, aber nach n paar Wochen so säbelt es schon ziemlich daneber. Also die halbjährliche Stimmung ist in diesem Zusammenhang eine realistische Forderung. Ich glaube du wirst es ausprobieren müssen.
 
Luftfeuchtigkeitsschwankungen sind hier schon sehr dominant. Wenn dem Instrument aber ansonsten nichts fehlt, sollten sich die Verstimmungen im Rahmen halten, so daß man getrost ein Jahr auf die nächste Stimmung warten kann. Halbjährliches stimmen ist beim professionellen Einsatz von 6 h und mehr am Tag Klavier spielen sinnvoll. Für den Hausgebrauch reicht einmal im Jahr stimmen. Nun gibt es allerdings auch Kollegen, welche es so stimmen daß es ned lang hält...da braucht es dann eben öfter mal ne Stimmung....:rauchen:

LG
Henry
 
Kommt man da noch mit zwei Stimmungen pro Jahr hin?

Auf jeden Fall. Zumal wenn man, wie Du schreibst, kein Absoluthörer ist und auch ansonsten die Größe der Musik auch jenseits zarter Unstimmigkeiten wahrzunehmen imstande ist.

So schlimm wie die deutsche Nationalhymne dieser Tage in Ägypten dargeboten wurde, klingt es meistens noch nicht einmal nach mehrjähriger Nichtstimmung. ;-)

http://www.focus.de/politik/videos/...t-das-orchester-noch-am-ueben_id_6739612.html
 
Auf jeden Fall. Zumal wenn man, wie Du schreibst, kein Absoluthörer ist und auch ansonsten die Größe der Musik auch jenseits zarter Unstimmigkeiten wahrzunehmen imstande ist.

Wenn sich ein Kunde bei uns nach einem halbertem Jahr wieder meldet zum stimmen, bin ich am grübeln was ich wohl falsch gemacht oder übersehen haben könnte - gut, bei Cembalis muß man schon öfter mal antanzen, aber bei Klavieren?

LG
Henry
 
Naja, kommt ja auch auf das Klavier an und wo es steht. Wir hatten früher zwei Klaviere in der gleichen Wohnung, den selben Stimmer, bei Klavier a hat er jedesmal die vierfache Zeit gebraucht wie bei Klavier b. Klavier b klang nach 2 Jahren noch gut, Klavier a nach 3 Monaten schon nicht mehr.
 

Naja, kommt ja auch auf das Klavier an und wo es steht.

Freilich, wenn die Wirbel nimmer so recht fest sind oder es katastrophalen klimatischen Bedingungen ausgesetzt ist...ich red ja auch von völlig intakten Instrumenten (mit Gußplatte) unter normalen Umständen. Sind die Wirbel nimmer so recht fest oder die LF ist zu arg, sagt man dies ja auch vorher dem Kunden. Ich hab auch schon Instrumente stehen gelassen, weil die Wirbel derart lose waren daß es die Stimmung selbst nach dem einschlagen dieser nicht länger als 3 Tage gehalten hätte.

LG
Henry
 
Zum großen Teil ist es abhängig um welches Fabrikat es sich bei dem Klavier/Flügel handelt, im Außendienst ist ganz deutlich zu sehen welche Fabrikate empfindlich oder deutlich unempfindlicher bei klimatisch schwierigen Situationen reagieren.
 
Ähm, ab wann ist die Luftfeuchte zu arg? Ich habe recht viel Grünzeug in der Wohnung, die trockenste Phase des Winters war bei 45% (ganz ohne Venta & Co). Zu feuchten Zeiten im Sommer/Herbst letzten Jahres wurden auch die 70% überschritten. Ab wann wird das für nen Flügel problematisch?


Unter 40% und über 60%.....wenn es zwischendurch mal an die 70% geht, ist es noch nicht weiter dramatisch, unter 40% allerdings schon.

LG
Henry
 

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