Steinway ist Porsche
Frag mal einen Durchschnittsdeutschen nach bekannten Klavierherstellern. Die Antwort wird sich meistens (und in der Reihenfolge) auf Schimmel, Steinway und Yamaha beschränken. Da ist ein Stück Marketing dahinter (und es kennen alle den gläsernen Schimmel Flügel von Udo Jürgens), mal die Qualität, die sich herumgesprochen hat (S&S ist dafür bekannt, aber das heisst ja nciht, dass keine anderen Sterne am Klavierhimmel genauso hell oder heller leuchten) und dann auch mal die pure Masse (schau in ebay und du siehst hunderte Yamaha Klaviere).
Steinway & Sons hat Qualitativ seit sicher 120 Jahren diskussionslos die obere Region erreicht und gehalten. Daran waren die Firmengründer mit ihrer kompromisslosen Suche nach dem bestmöglichen Konzertflügel bestimmt mit schuldig.
Der 2. Weltkrieg hat eine starke Zäsur im Klavierbau gesetzt. Viele Hersteller wurden durch das Kriegsgeschehen geschädigt oder komplett zerstört, das meist männlich besetzte Handwerk Klavierbau hat viele erfahrene Klavierbauer verloren. Die Produktionsstätten wurden häufig für Kriegsbedarf genutzt und deswegen zerbombt. Mühsam über Jahrzehnte angelegte Holzlager wurden geplündert oder verbrannten.
Davon war Steinway & Sons in Hamburg wohl auch betroffen. Sie hatten aber die zweite Produktionsstätte in New York, die nur wenig abbekommen hat. So konnten Kompetenz und Material ganz schnell nach Deutschland eingeflogen werden und Steinway gelang es dadurch, schnell wieder in Europa Fuß zu fassen. Dadurch entstand eine weltumspannende Klaviermarke, als alle anderen (damals fast ausschließlich in Europa befindlichen) Hersteller noch damit kämpften, wieder auf die Füße zu kommen.
Diesen Vorteil baute Steinway damals geschickt aus durch konsequente Qualitätswahrung, die Verknüpfung mit kompetenten Service und einem gutem Händlernetz. Auch in der Produktion wurde geschickt gehandelt. Die Verarbeitung von hochwertigem Material, überdurchschnittliche Bezahlung der Mitarbeiten, Nachwuchsförderung durch beste Ausbildung... Dazu kommt die intensive Betreuung der Künstler. In den Verträgen der Künstler stehen für Auftritte häufig von vorneherein Steinway Flügel (zum Teil mit Baujahrvorgabe) drin. Da wollen die Veranstalter doch das bieten, was die Künstler wollen. So entstand eine Premium-Marke, die ihresgleichen sucht.
Sie hat aber mittlerweile doch wieder einige ernstzunehmende Mitbewerber, die aber meist kleiner sind (Fazioli, Steingraeber & Söhne) oder unglückliche Managementfehler überstehen mussten (Bösendorfer). Meines Erachtens stellen diese Hersteller alle Flügel her, die Steinway durchaus das Wasser reichen können. Auch Yamaha mit Ihrer S Serie oder dem CF-III S als Flaggschiff kann gut mithalten, konnte sich aber nie von Ihrem "Toyota-Image" lösen. Die Lösung dafür war 2007: Yamaha kauft Bösendorfer. Dann gibt es noch Kawai mit dem Shigero Flügel, oder Aussenseiter wie Stuart aus Australien.
Die Tastenhelden beginnen wieder vermehrt nach einer Klangvielfalt zu suchen und öffnen sich für die Alternativen. Es bleibt zu hoffen, dass mehr Sterne am Himmel sichtbar werden!