Steinway, SN 93781, Baujahr 1899 - Gussplattenbeschriftung

DAS ist DAS Thema für @Wiedereinaussteiger ;-)
 
Die "Likes" von damals waren Preise von (Welt-)ausstellungen, Patente und/oder Ernennungen zum Hoflieferanten. Das haben alle Hersteller damals (und teilweise noch heute) fleissig in Ihre Gussrahmenformen einbauen lassen (oder auf Abziehbildchen für den Reso). Steinway hat für die damalige Zeit bereits Unsummen legal und auch illegal (Bestechung, etc) investiert, um möglichst viele dieser "Likes" zu ergattern.

Von nix kommt nix...

Aber der Bernd wird da sicher viele Geschichten beisteuern können
 
So wie ich gehört habe, machten früher die Patente Steinway zu dem was sie heute sind.

Dass passt irgendwie zu den alten Gussrahmen. Ich finde neue Gussrahmen irgendwie langweilig, vorallem die Ornamente geben einiges her. Sehr edel.
 
Bernd wird mir dann sicher auch erklären können, wie die Buchstaben auf die Gussplatte kommen, wenn diese - laut diesem Thema - in Sand gegossen wird. Das Vakuumverfahren ist zu Zeiten des genannten Flügels vermutlich nicht zur Anwendung gekommen.
 
Das schöne Notenpult dieses Flügels möchte ich Euch nicht vorenthalten.

Notenpult.jpg
 
Sehr sexy, aber nur wenns Schellack ist. Sieht aber nach Polyester Verstümmelung aus.
Ich will auch so ein Brett haben, mein Schreiner muss mal meines bearbeiten. Ist schwierig bei Furnier ein passendes Notenpult im Netz zu finden.

Früher war alles besser. Nicht alles, aber vieles. Keine Ahnung warum es heute nur noch Bretter als Notenpulte gibt. Da kommt doch kein Klang mehr durch. Ich spiele meistens ohne Notenpult, da kann man den Klang so richtig geniessen. Meine Lehrerin sieht das natürlich nicht gern, aber ich kann mir die Stücke sehr schnell merken, Blattlesen mach ich am Digi.

PS: Hier wird immer wieder gesagt, alte Steinways (meiner 1901) haben eine Klangabstrahlung zur Seite. Das kann ich nicht bestätigen. Wenn man das Notenpult wegnimmt klingt der Klang an der Tastatur gleich wie im Raum, habe ich mit meiner Tochter getestet.
Wahrscheinlich kommt der Eindruck daher, dass der Rahmen mit der Hartplastikverkleidung nicht mehr mitschwingen kann und deshalb der Klang so kanalisiert wird, während bei Furnier und Schellack auch der Rahmen schwingt. So jedenfalls meine Idee, was sagen die Klavierbauer?
 
Der Flügel ist aber nicht von 1886, sondern von 1898/1900.
 
In der Liste der Seriennummern und Baujahre habe ich nicht nachgeschaut, ich hatte jemanden im Hotel gefragt.

Anscheinend habe ich einiges von Bernd gelernt, meine Schätzung lag bei 120 Jahre.
;-)

Danke für die Aufklärung.
 
Zuletzt bearbeitet:
wie die Buchstaben auf die Gussplatte kommen
Beim Sandgussverfahren wird eine Negativform aus Sand erstellt in welche dann der flüssige Stahl gegossen wird. Die Form wird mit Hilfe eines (positiven) Modells erstellt, das leicht grösser ist, als der gewünschte Gussrahmen. Zu diesem Zweck wird das Modell in einen Kasten montiert und dann Spezialsand hineingegeben und verdichtet. Dann wird das Modell entfernt und es bleibt eine Negativform des Gussrahmens.

Buchstaben, Ornamente usw. müssen einfach im Modell bereits vorhanden sein, dann sind sie später in der Negativ-Form und auch auf dem Gussrahmen drauf.
Damit das Modell nicht immer geändert werden muss, ist die Serienummer nur aufgemalt.
 

Warum hat sich S&S die Mühe gemacht das alles kundzutun?

Marketing! In den USA gab es zu der Zeit eine vierstellige Zahl von Klavierfabriken. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden von diesen Fabriken alle möglichen Dinge entwickelt und ausprobiert, um bessere Instrumente zu erhalten. Steinway war eine der innovativsten Hersteller und hat die Patente und Erfindungen auf dem Gussrahmen aufgeführt.

Ist heute ja nicht so viel anders: Man schaue sich einfach die Verpackung eines modernen TV-Gerätes an. Da werden all die technischen Begriffe aufgeführt, welche das Gerät auszeichnen.
 
Damit das Modell nicht immer geändert werden muss, ist die Serienummer nur aufgemalt.
Habe schon gehört, dass damit geschumelt wurde, dass nach der Restaurierung eine höhere Nummer aufgeklebt wurde.

Kann eigentlich der Gussrahmen rosten, bei mir hat es ein paar offene Stellen, dort wo die Saiten durch gehen.Keine Ahnung was die gemacht haben, Flügel wurde vor 30 Jahren restauriert.
 
Beim Sandgussverfahren wird eine Negativform aus Sand erstellt in welche dann der flüssige Stahl gegossen wird.

Unter Sand stelle ich mir in erster Linie etwas rieselndes vor, das man trocken nicht in Form halten kann. Also ist er vermutlich feucht, nur so können z.B. Sandburgen gebaut werden. Aber Stahl ist schwer und Flüssigkeiten bahnen sich ihren Weg. Wie wird gewährleistet, dass der Sand nicht vor dem einfließenden Stahl zurückweicht? Der Sand muss doch irgendwie in (der) Form gehalten werden.
 
Unter Sand stelle ich mir in erster Linie etwas rieselndes vor, das man trocken nicht in Form halten kann
Das ist natürlich kein normaler Sand, sondern sogenannter Formsand. Dieser enthält verschiedene Zusätze. Zudem wird der Sand mit Wasser oder Öl gebunden, so dass er formstabil wird. Die Form ist aber nur einmal verwendbar, da sie beim Herausnehmen des Guss-Stücks zerstört wird. .
 
...und @Marlene, sieh Dir mal die Gussrahmen an, wenn sie aus der Form kommen. Die sind nicht hübsch! Da wird noch viel gefräst und gefeilt.
 
Mich würde vielmehr interessieren, was es mit dem Instrument überhaupt auf sich hat; der Thread fing einigermaßen ohne Kontext an. Wo steht das Instrument, ist es zu verkaufen, gibt es Klangproben, wurde der schon einmal überholt etc.?
 

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