Spinett Zungen selber bauen

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BeneLo90

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26. Okt. 2020
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Hallo liebe Freunde der Tasteninstrumente,

ich heiße Benedikt, bin neu hier im Forum und mein Interesse gilt besonders der alten Musik, sprich Orgel und Cembalo.

Ich bin im Besitz eines Spinetts von Sperrhake. Es ist ein einem ordentlichen Zustand.
Das einzige wirkliche Problem sind die Zungen und die Lederkiele, weshalb das Instrument derzeit unspielbar ist.

Ich würde gerne auf Holzzungen mit Delrin-Kielen umrüsten. Da mir für professionelle Hilfe derzeit die finanziellen Mittel fehlen,
würde ich mich gerne selber daran versuchen. Es ist mit bereits recht gut gelungen aus Birnen/Elsbeeren-Holz probehalber eine neue Zunge in
entsprechender Größe zu Basteln. Das klappt also... Nun hätte ich aber zwei Fragen:

1) Ist das dieses Material (Birne/Elsbeere) für Cembalozungen das Richtige, oder gibt es da geeignetere Holzsorten? Ich habe z.B. mal von Buchsbaum gelesen....
2) Wie bekomme ich den feinen Schlitz zur Aufnahme des Delrin-Kiels in die Zunge? Durch Dr. Google konnte ich in Erfahrung bringen, dass
diese Schlitze wohl gestanzt werden, aber wie genau geht das, welches Werkzeug wird dafür benötigt und wo bekomme ich diese her?

Wäre super wenn mir hier jemand helfen könnte! Ich versuche schon seit über einem halben Jahr an Infos zu kommen.
Leider findet man auf diesem Gebiet kaum Hilfe, und Cembalobauer geben verständlicherweise nur ungerne Ratschläge....

Liebe Grüße! ;-)
 
Wie bekomme ich den feinen Schlitz zur Aufnahme des Delrin-Kiels in die Zunge?
Schneide den Lederkiel bündig ab und bohre ein Loch für den Delrinkiel.
Das Loch kannst du mit einer präparierten Lötkolbenspitze schlitzförmig nachbrennen.
Den Kiel reinstecken und hinten etwas überstehen lassen.
Nach dem Intonieren bündig abschneiden.
 
Hallo, vielen Dank für die Antwort!
Eigentlich hatte ich vor, die alten Plastikzungen ganz zu ersetzen.
Einige sind auch schon sehr brüchig und wieder aus Anderen ist der
Ledekiel schon komplett herausgefallen.
Daher will/muss ich einmal alles neu machen.
Geht das mit dem Lochbohren und dem Lötkolben bei einer neuen
Holzzunge auch?
 
Gerhard Krämer (von dem das berüchtigte Buch "Cembalo - selbst entwerfen und bauen" stammt) weiß darauf auch keine Antwort, wie es professionelle Cembalobauer machen, behilft sich aber mit einem Drillbohrereinsatz, den er auf 0,5 mm Dicke und 2 mm Breite zurechtgeschliffen hat. Zunächst bohrt er ein Loch mit 0,5 mm Durchmesser in die Zunge, setzt dann die Spitze des Bohreinsatzes in das Loch und stößt ihn mit einem leichten Hammerschlag durch die Zunge. Als geeignetes Holz nennt er Weißbuche, Ahorn und Birnbaum.
 
Hallo, ich habe auch immer noch das selbe Problem. Ich wollte mir in (hoffentlich) naher Zukunft ein paar Delrinkiele bestellen und dann schauen wie ich sie in die alten Lederkiele integrieren kann, bzw auch versuchen komplett neue Zungen anzufertigen. Ich werde die Methode die @agraffentoni erwähnt hat auf jeden Fall bei den noch vorhandenen Lederkielen probieren, da mein handwerkliches Geschick nicht das größte ist, kann ich mir aber vorstellen dass ich dabei ein paar von den alten Lederkielen zerstören könnte xD Deswegen suche ich auch gerade nach Möglichkeiten selbst Zungen herzustellen.

Das mit dem Drillbohrer was @Stefan379 erwähnt hat, werde ich mir auch mal näher anschauen, danke für den Tipp! Dieses Buch von Gerhard Krämer finde ich auch sehr interessant, könntest du es (oder jemand anderes) empfehlen? Ich fände es interessant für die Instandhaltung des Instruments, selbst bauen würde ich mir wohl eher nicht so schnell ein Instrument.... Falls jemand noch andere Bücher kennt die sich mit Cembalo(auf)bau oder Pflege beschäftigen wäre ich sehr froh über jede Empfehlung (gerne auch englische Bücher).

Ich habe auch herausgefunden, dass es auch die Möglichkeit gibt, sich neue Zungen bei Neupert anfertigen zu lassen. Aber da der Preis dafür doch ganz ordentlich ist, wollte ich auf jeden Fall erstmal versuchen, etwas rumzubasteln. Wenn alle Stricke reißen, werde ich aber wohl darauf zurückgreifen. Aber prinzipiell sollte es ja möglich sein die alten Lederkiele umzufunktionieren da man ja sofern ich das richtig verstanden habe, da einfach nur einen kleinen Spalt reinmachen muss, wo die Delrinkiele reinpassen und fest drin sitzen. Und passende Zungen herzustellen sollte ebenso kein Hexenwerk sein, wenn auch vermutlich etwas komplizierter.

Abgesehen von der altmodischen und ungünstigen Bekielung ist mein Instrument eigentlich in einem ziemlich gutem Zustand, und für ein Sperrhake klingt es auch ziemlich gut. Ich hoffe wirklich dass ich es in den nächsten Wochen/Monaten wieder spielbar habe....
 
Dieses Buch von Gerhard Krämer finde ich auch sehr interessant, könntest du es (oder jemand anderes) empfehlen? Ich fände es interessant für die Instandhaltung des Instruments, selbst bauen würde ich mir wohl eher nicht so schnell ein Instrument.... Falls jemand noch andere Bücher kennt die sich mit Cembalo(auf)bau oder Pflege beschäftigen wäre ich sehr froh über jede Empfehlung (gerne auch englische Bücher).
Im Buch von Gerhard Krämer kann man viel über den Aufbau eines Cembalos erfahren, und in der letzten Auflage rät er auch dezidiert von der Verwendung von Spanplatten ab, die er noch in der ersten Auflage empfohlen hatte, für den Fall, dass man sich verschneidet.
Für den Eigenbau ist aber doch viel handwerkliches Geschick nötig, es gibt vielfach auch keine konkreten Anweisungen, der Autor will dazu animieren, selbst Maß zu nehmen und sich mit alten Bauplänen zu beschäftigen.
Dem Intonieren ist ein eigenes Kapitel gewidmet, für das Stimmen gibt es z. B. das Standardwerk Anweisung zum Stimmen von Tasteninstrumenten in verschiedenen Temperaturen von Bernhard Billeter.
Ein erster Überblick über Cembaloliteratur:
https://de.wikipedia.org/wiki/Cembalo#Literatur
 
ich habe einen alten Post von mir eieder gefunden, in dem auch ein Video zum Umbau von Lederzungen auf Delrin Zungen verlinkt ist:

Was die Kiele betrifft war nicht die Rede von Plektren anfertigen lassen, sondern die Zungen (die Teile im Springer, in denen die Plektren stecken.
Die Frage ist, was Du bei deinem Cembalo willst. Wenn Du weiter mit Leder Plektren spielen willst dann gibt es hier ein Video, in dem der Ersatz von diesen gezeigt wird:

Vorteil : man muss nichts am Instrument ändern
Nachteil : Sehr leise, nicht sehr haltbar, schwierig geeignetes Leder aufzutreiben

Wenn man sich entschließt, die Plektren durch Deren oder Federkiele zu ersetzen, dann muss die Zunge im Springer entweder ersetzt oder umgebaut werden, da die Plektren viel dünner sind, als die Leder Plektren.

Drei Varianten habe ich zum Umbau bis jetzt gesehen:
1) Die Leder Plektren werden abgeschnitten, mit einer Stanze wird in das Leder eine Passende Öffnung für die Delrin Plektren gestanzt.
2) Die Leder Plektren werden abgeschnitten, vom verbleibenden Rest wird ein bisschen abgeschnitten und man erhält so einen Keil, der das Delrin Plectrum festhält. Siehe folgendes Video:



Habe ich probiert, ist ungeheuer mühsam und jedesmal, wenn ein Kiel abbricht ein Problem.

3) Man kann auch die zweite Variante abwandeln, indem man einen passenden Holzkeil anfertigt. Wurde einmal von einem Forumsmitglied gemacht, habe den Faden gerade nicht gefunden.

Alle drei Varianten halte ich persönlich für eher umprofessionelle, nicht dauerhafte Lösungen. Und weil ich gerade kein lange abgelagertes Buchsbaumholz zur Verfügung hatte und nicht milimetergroße Teile in großer Zahl mit hoher Präzision herstellen wollte habe ich mich entschlossen, die Zungen anfertigen zu lassen. Ich würde auch nicht Teile einer Klaviermechanik selbst schnitzen - bei aller Liebe zum Basteln.

Der Einbau, das Bekielen und die Intonation ist immer noch genügend Arbeit, macht aber Spaß und loht sich, vor allem spricht für ein selber machen, dass bei einem Cembalo laufende Nacharbeiten notwendig sind, die man viel besser beherrscht, wenn man es einmal in größerem Umfang gemacht hat.

Auch die von mir verwendeten vorintonierten Kiele müssen noch nachbearbeitet werden, sparen aber Arbeit im Vergleich zu den anderen - sind aber eine Spur weniger lang haltbar.

Auf jeden Fall viel Freude bei der Renovierung


vielleicht ist das eine Hilfe.
 
Für den Eigenbau ist aber doch viel handwerkliches Geschick nötig, es gibt vielfach auch keine konkreten Anweisungen, der Autor will dazu animieren, selbst Maß zu nehmen und sich mit alten Bauplänen zu beschäftigen.
Steht da auch was über Clavichords drin? Vom Titel her vermute ich eher weniger, aber wer weiß... Ich habe ehrlich gesagt überhaupt kein größeres Interesse ein Cembalo selbst zu bauen, allein schon weil ich abgesehen von der Bekielung mit meinem Instrument komplett zufrieden bin. Aber ein Clavichord würde ich echt gerne mal bauen (mit meinem Vater zusammen, der Schreinermeister ist und ziemlich komplizierte Möbel designt... Er würde am ende wahrscheinlich auch die meiste Arbeit machen :D) Wahrscheinlich werden wir uns aber erstmal einen Bausatz besorgen, die sind ja teilweise gar nicht mal soo teuer... Aber wer weiß vielleicht ist ja danach auch noch Lust auf ein Cembalo vorhanden, weißt du zufällig wo man diese älteren Baupläne finden kann?

Den Beitrag von @Zweitfluegel habe ich damals schon mal gefunden, habe mich, wie er, dazu entschlossen neue Zungen anfertigen zu lassen, aber andererseits wurde auch irgendwie mein Bastelwille erweckt. Ich hab das Geld für neue Zungen mehr oder weniger zusammen, aber ich möchte vorher auf jeden Fall zumindest mal versuchen das anders zu lösen, wäre nämlich schon irgendwie toll, wenn man 400€ sparen könnte :D

Ich glaube hier hat jemand mal neue Zungen, bzw. Haltemöglichkeiten für die Delrinkiele aus Schaschlikspießen angefertigt, leider finde ich den Post nicht mehr... Vermutlich hat die Person Schaschlik anders geschrieben als ich, und deswegen versagt die Suchfunktion .-.
 
Schade, über Clavichords gibt es leider nur sehr wenig Literatur, obwohl ich sie wesentlich spannender finde als Cembali, und sie auch teilweise praktischer sind (leichter zu transportieren), und man scheinbar auch besser darauf spielen lernen kann (oft wird gesagt dass ein guter Clavichordspieler auch ein guter Cembalist ist, umgekehrt eher weniger...).

Ich habe mal im Musiker-Board eine ähnliche Frage gestellt, da meinte jemand dass Sperrhake die Lederkiele in die Zungen geklebt hat, und dass die Zungen generell sehr empfindlich sind. Und da die Kiele eingeklebt sind, besteht eine große Gefahr dass die Zungen an den empfindlichen Stellen brechen bzw. kaputt gehen. Ansonsten soll das Material der Zungen über die Jahre oft ziemlich spröde geworden sein. Kann das hier jemand bestätigen? Ich habe das eigentlich nur bisher von dieser Person gehört. Kann mir schon vorstellen dass das Plastik spröde geworden ist, aber eingeklebte Kiele hört sich etwas paradox an xD
 

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